Chappattes WeltEU-Kommission
Strafen für Fake News EU-Vizekommissionschefin Věra Jouro-
vá wirbt dafür, im Kampf gegen die Ver-
breitung von Falschmeldungen aufzurüsten.
»Gesetzesänderungen könnten denkbar
sein bei sicherheitsrelevanter Desinforma-
tion – beispielsweise beim Verbreiten von
Nachrichten, die Panik schüren könnten«,
so Jourová, die diese Woche auch mit
Facebook-Chef Mark Zuckerberg über das
Thema geredet hat. »In manchen Mit-
gliedsländern gibt es strafrechtliche Verbo-
te dafür, das könnte ein Weg für diejeni-
gen EU-Staaten sein, wo dies noch nicht
verboten ist.« Jourovás Beamte prüfen, ob
eine entsprechende Regelung in Tsche-
chien Vorbild sein könnte. In Deutschland
ist die Verbreitung von Fake News nicht
als solche strafbar, unter Umständen
kommt eine Strafbarkeit wegen anderer
Tatbestände, etwa übler Nachrede, Volks-
verhetzung oder Störung des öffentlichen
Friedens in Betracht. In den kommenden
Monaten will Jourová, die zuständig für
Werte und Transparenz ist, den EU-Mit-
gliedern Vorschläge unterbreiten, wie
sie sich und ihre Bevölkerung besser vor
Fake News schützen können.MBE, MP24Schule
»Wichtige Vorbilder«Astrid Henke, 58, Kieler
Landesvorsitzende
der Gewerkschaft für
Erziehung und Wissen-
schaft, über Teilzeit -
lösungen für Referendare
mit BehinderungenSPIEGEL:In Lübeck sorgt der Fall einer
Frau für Aufruhr, die ihr Lehramtsstu -
dium erfolgreich absolviert hat, aber das
Referendariat nicht in Teilzeit machen
darf – obwohl sie schwerbehindert ist.
Henke:Ohne den konkreten Fall zu
kennen: Wenn jemand eine Ausbildung
zur Lehrerin angefangen hat, sollte der
Staat ihm die Möglichkeit geben, diese
auch zu vollenden. Klar, Lehramts -
absolventen mit Behinderung müssen
die Anforderungen erfüllen, aber der
Arbeitgeber muss mithelfen, dass auf
ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen
wird – etwa mit einer Teilzeitlösung.
SPIEGEL:Das Kieler Bildungsministe -
rium argumentiert mit dem Beamten-
recht: Referendare haben nur dann An -
spruch auf Teilzeit, wenn sie Kinder ver -
sorgen oder Angehörige pflegen müssen.
Henke:So lautet die Regelung, ja. Ich
vermisse dennoch, dass auch Menschen
mit einer Behinderung berücksichtigt
werden. Ich sehe da eine Lücke im
Beamtenrecht.
SPIEGEL:Der Deutsche Beamtenbund
sagt, Menschen dürften ohnehin nicht
aufgrund einer Behinderung diskrimi-
niert werden. Deshalb müsse der Dienst -
herr im Einzelfall entscheiden. Eine
Behinderung sei aber nicht immer Grund
genug für eine Teilzeitlösung.
Henke:Es kann aber im Einzelfall sehr
wohl eine Lösung sein! Ein Referen -
dariat in Teilzeit klappt bei pflegenden
Angehörigen und jungen Eltern offen-
sichtlich gut. Man darf nicht vergessen,
dass die Betroffenen zwar weniger
arbeiten, das Referendariat dafür aber
auch über einen längeren Zeitraum bei
weniger Gehalt absolvieren.
SPIEGEL: Der Fall hat auch wegen des
Lehrermangels für Kritik gesorgt.
Henke:Das darf hier nicht das schlagen-
de Argument sein. Jeder Mensch mit
Behinderung hat das Recht, seine Aus-
bildung zu beenden, im Zweifel eben
in Teilzeit. Das ist auch wichtig, damit
es in den Lehrerkollegien eine größere
Vielfalt gibt und Kinder sehen: Men-
schen mit Behinderung können genauso
wie andere einen Beruf ergreifen. Für
Schülerinnen und Schüler, die selbst
eine Behinderung haben, können solche
Lehrkräfte wichtige Vorbilder sein. FOKGEWUS-Botschafter
Downgrade statt Upgrade Die Ernennung des amerikanischen
Botschafters Richard Grenell zum kom-
missarischen Geheimdienstdirektor der
Vereinigten Staaten stößt in Berlin auf
Kritik. Grenell will den Botschafterposten
offenbar zunächst nebenbei aus Washing-
ton weiterführen. »Das wäre Ausdruck
einer Geringschätzung für Deutschland«,
sagt der außenpolitische Sprecher der
SPD-Frak tion Nils Schmid. »US-Präsident
Donald Trump sollte einen Nachfolger
bestimmen, der keine einseitige Propagan-
da macht, sondern auch in Washington für
deutsche Positionen wirbt.« Der stellver-
tretende FDP-Fraktionsvorsitzende Ale-
xander Graf Lambsdorff sagt, für Grenell
sei der zusätzliche Posten ein »Up grade«,
für Deutschland dagegen ein »Down -grade«. Lambsdorff: »Selbst bei größtem
Einsatz ist es nicht möglich, 17 Geheim-
dienste zu koordinieren und gleichzeitig
die deutsch-amerikanischen Beziehungen
zu pflegen.« Auch Unionsfraktionsvize
Johann Wadephul findet, »gerade in
diesen Zeiten braucht das transatlantische
Verhältnis einen Fulltime-Botschafter«.
CSU-Außenpolitiker Christian Schmidt
weist darauf hin, dass Grenell auch noch
den Job des US-Sondergesandten für
den Westbalkan bekleide. »Drei Full time-
Jobs«, das sei »nahezu übermenschlich«,
findet Schmidt, der selbst zeitweise zwei
Bundesminis terien leitete. »Aus eigener
Erfahrung weiß ich, wie fordernd solche
Aufgaben sind. Dabei be trägt die Distanz
zwischen Verkehrs- und Landwirtschafts-
ministerium in Berlin ge rade mal 1800
Meter, Grenells Büros liegen zehn Flug-
stunden auseinander.«CSC