Der Spiegel - 22.02.2020

(C. Jardin) #1

DER SPIEGEL Nr. 9 / 22. 2. 2020 89


 Fitnesstraining boomt. In den vergange-
nen 15 Jahren hat sich die Zahl der
Mitglieder in den Studios fast verdrei-
facht. Mehr als elf Millionen Deutsche
trainieren ihre Muskeln an Geräten
und den Kreislauf auf dem Laufband.
Doch leider, sagt Stephan Geisler, Lei-
ter des Fachbereichs Fitness und Gesund-
heit an der IST-Hochschule in Düsseldorf,
gebe es in der Fitnessbranche bis heute
Missstände. Es herrsche eine »Allgegen-
wart des Unseriösen«. Nur langsam habe
die Muckiszene ihr Image, das lange Zeit
von »Muskelprotzen und Hupfdohlen«
geprägt gewesen sei, zu einer gesundheits-
orientierten Branche entwickelt. Aber
noch immer könne jedermann unabhän-
gig von seiner Qualifikation einen Fitness-
klub eröffnen oder als Trainer arbeiten.
Anlässlich des 2. Fitnesswissenschafts-
kongresses, der kommende Woche in Düs-
seldorf stattfindet, haben Geisler und
Kollegen in der »Deutschen Zeitschrift für
Sportmedizin« die Ergebnisse von mehr


als drei Dutzend Studien zusammen -
gestellt, die den gesundheitlichen Nutzen
von Fitnesstraining diskutieren. Sie entlar-
ven etwa den Mythos, dass Krafttraining
nichts für Kinder ist. Sie belegen, wie

nützlich Training für Tumorpatienten ist
und wie wichtig Fitnessübungen beim
Abnehmen sein können. Eine Studie zeigt,
dass die Einnahme von Eiweißpräparaten
zu einem Kraftanstieg führen kann.
Ziel des wissenschaftlichen Austausches
sei es, so Geisler, »die Fitnessbranche auf
ein seriöseres Level zu heben« und die
Zusammenarbeit mit Krankenkassen und
Medizinern zu verbessern.
Ungelöst ist weiterhin die Frage, wie
die Erkenntnisse in der Praxis der rund
10 000 Fitnessstudios ankommen können.
Derzeit fehlen Kriterien, wie die Fitness-
studios ihre Kunden betreuen müssen. In
Deutschland gibt es keine Statistik darü-
ber, wie hoch die Zahl der Überlastungs-
schäden ist, es existierten nicht einmal
Zahlen, wie viele Sportler »sich ernsthaft
verletzen«, so Geisler.
Zumindest diese Wissenslücke will der
Sportwissenschaftler nun schließen. Dazu
entwickelt er in Zusammenarbeit mit zwei
weiteren Universitäten einen Fragebogen.
Die Antworten aus den Studios sollen
einen Überblick darüber geben, wie häu-
fig es in deutschen Fitnessklubs zu trai-
ningsbedingten Verletzungen kommt. ULU

»Die Allgegenwart des Unseriösen«


Gut zu wissenWarum sind manche Fitnessstudios nicht zu empfehlen?


83 85 86 86 93 93 96 102 111 118
Mio. €

Bayern München Real Madrid Atlético Madrid Paris Saint-Germain Manchester City Manchester United Juventus Turin Tottenham Hotspur FC Liverpool FC Barcelona

Die zehn höchsten Uefa-Prämien
für die Teilnahme an der Champions League 2018/19


Einnahmenaufteilung der zehn umsatzstärksten Fußballklubsin Europa


Vermarktung44,3 % Medienrechte39,5 % Ticketverkäufe16,2 %

Quellen: Uefa, Deloitte

Manchester City wurde in der vergangenen Woche für zwei Spielzeiten aus der Champions League ausgeschlossen –


die Briten hatten gegen Regeln des europäischen Fußballverbands verstoßen. Wie teuer die Strafe für den


englischen Meister werden kann, zeigen Zahlen aus der abgelaufenen Saison. Einige Vereine kommen auf Ein -


nahmen von mehr als hundert Millionen Euro aus der Champions League. Den größten Posten machen für


Topklubs die Erlöse aus der Vermarktung aus. Dagegen erzielen sie aus den klassischen Ticketverkäufen nur noch


zwischen 10 und 19 Prozent des Umsatzes.


Sport


DIETMAR WÄSCHE / FUNKE FOTO SERVICES
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