FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen DONNERSTAG, 5.MÄRZ 2020·NR.55·SEITE 19
D
ie Verbreitung des Coronavirus
stürzt die SchifffahrtinTurbu-
lenzen und wirdzur Gefahr für
die globale Versorgung mit Gü-
tern.Zwarhaben vieleFabriken in China
wieder die Arbeit aufgenommen. In den
HäfenderVolksrepubliklaufendieProzes-
se aber nur schleppend an,weshalb weiter
viel weniger Frachter nachEuropa able-
genals üblich. Das wirkt sichbis ins deut-
sche Hinterland aus,wo Unte rnehmen
über einen Mangel an Stahlboxenklagen,
die sie für den Exporteigener Produkte
brauchen. „Die Leercontainer werden
knapp,weil weniger Schiffe aus China
kommen. Das heißt, dieVersendungvon
Warenwirdschwieriger“, sagt Jens-Oliver
Niklasch, Analyst der Landesbank Baden-
Württemberg(LBBW). Solche logisti-
schen Störungen imWelthandelträfen
Deutschland erfahrungsgemäß „mitgro-
ßer Härte“.
Da die Schiffe vonAsien nachEuropa
vier bis sechsWochen brauchen, sind bis-
lang nurersteAnzeichen der Krise zu spü-
ren. Zudem überlagertsichdie Infektions-
welle mit denFolgen deschinesischen
Neujahrsfestes, einerPeriode, in der jedes
Jahr wenig Warenverschifft werden. In
den nächstenWochen dürften die Effekte
aber deutlichsichtbarwerden. Die Analy-
se- und BeratungsgesellschaftMaritime
Strateg ies Internationa lschätzt, dassdie
Zahl der transportiertenStandardcontai-
ner(TEU) alleinimwestwärtsgerichteten
Verkehr,alsovonChina in Richtung Euro-
pa, im ersten Quartalgegenüber derVor-
jahreszeit um 20 Prozent sinken wird.
Auchim VerkehrinRichtungOstengabes
zuletzt Einbußen,vorallem imTransport
vonRohstof fen, die wegender Fabrik still-
stände weniger gebraucht wurden.
Reedereienwie MærskLine oderHa-
pag-LloydhabenaufdiesinkendeNachfra-
ge reagier tund Frachter aus demVerkehr
gezogen.Nach Be rechnung des Branchen-
dienstesAlphaliner zählenaktuell mehr
als 370 Containerschiffe mit einerKapazi-
tätvon mehr als zwei Millionen TEU zur
Auflieger flotte,die vorübergehend oder
dauerhaftohne Beschäftigung ist. Dasent-
spricht knapp neun Prozent derglobalen
Kapazität, der höchste Stand seit den Ein-
brüchen nachder Finanzkrise im Jahr
- Alan Murphy, Geschäftsführer der
MartkforschungsgesellschaftSea Intelli-
gence, schätzt, dassdie Ladungsverluste
den Reedereienbis heuteUmsatzeinbu-
ßen vonfastzweiMilliarden Dollar be-
scher thaben. Zwarstabilisiere sichdie
LageinTeilendes Marktes, sagt er.„Das
bedeutet abernicht,dassdieSchockwellen
im Seetransportvorbei sind, im Gegen-
teil.“
In den europäischenNordseehäfenwa-
renzuletzt nachMarktschätzungenetwa
80bis90HafenanläufevonundnachFern-
ostausgefallen. Allerdingskämpfendiese
Standor teimMomentmitetlichenSchwie-
rigkeiten, die nichts mit Corona zu tun ha-
ben, weshalb dieUrsachen nichtganz klar
sind. MehrereSturmtiefsüber Nordeuro-
pa hatten in denvergangenenWochen die
Liefer ketten durcheinandergeworfen und
dazugeführt, dasssichinHamburgundan
anderenStandortenContainerfürdenEx-
portstauen. „Wir arbeiten mitgroßer In-
tensität daran, diesenStauaufzulösen“,
sagt ein Sprecher der HamburgerHafen-
und LogistikAG (HHLA),größter Hafen-
betrieb derStadt.Zuden genauenFolgen
des Coronavirus macht die HHLAnoch
keine Angaben, aber klar ist, dassHam-
burgmit seinemhohen Anteil an China-
transportenstarkbetroffen sein wird.
Mehr als einViertelder 9,3 Millionen
TEU,die 2019 in der Hansestadt umge-
schlagen wurden, entfiel auf Ladung aus
diesemFahrtgebietund dorthin. Damit ist
die Volksrepublik dergrößteHandelspart-
ner desStandorts.
Auch Duisburg, Europasgrößter Bin-
nenhafen,stellt sichauf Störungen ein.
„Bereitsheutehatdie AusbreitungdesCo-
ronavirus in der globalenTransportwirt-
schaf tfür erheblicheRückgängeimHan-
delsvolumengesorgt“, sagt derVorstands-
vorsitzende der Eigentümer-und Betrei-
bergesellschaftDuisport, ErichStaake.
„Die negativenAuswirkungen beiUmsatz
und Ertragwerden in dergesamten Bran-
cheundauchindenGeschäftszahlenspür-
bar sein.“Auch Duisburg isteng mit Chi-
na verbunden. Als Projekt derNeuen Sei-
denstraßeverkehren im Moment jedeWo-
chegut 35 Zügezwischen der Stadt im
Ruhrgebietund Zielen in China. Dieses
Geschäftist für Duisportein Baustein, um
wegbrechendeLadungdurchdenKohleab-
schied, die Krise imStahl und diegenerel-
le konjunkturelle Abschwächung aufzu-
wiegen.
In derverarbeitendenIndustrie und im
Handel schauen dieFachleutemit Sor ge
aufdieEinschnitte,diesichwegenderTur-
bulenzen in den Logistikkette nabzeich-
nen. Wegenausbleibender Container be-
kommen Modegeschäftemöglicherweise
nur einenTeil der nächstenKollektionge-
liefert .Den Autokonzernenkönnten Bat-
teriezellen für ihreElektrooffensivefeh-
len, denKunststo ffherstellerndie Vorpro-
dukte. In dieser Situationversuchen viele
Branchen umzusteuern. „UnsereUnter-
nehmen arbeiten unter Hochdruckdaran,
AbhängigkeitenvoneinzelnenUnterneh-
menzureduzierenundKonzentrationsrisi-
kenzuminimieren“, sagt der Hauptge-
schäftsführerdes Bundesverbands der
Deutschen Industrie (BDI), Joachim
Lang. NegativeEffekteseien aber nicht zu
vermeiden,weshalbder BDI ein „koordi-
niert es wi rtschaftspolitischesVorgehen
derBundesregierung“fordert .Notfallssei-
en „Impulse für eine Belebung desWachs-
tums“nötig,hattederVerbandzuletztmit-
geteilt, ohneweiter ins Detail zu gehen.
Nach Angaben des Statistischen Bun-
desamtes wurden im vergangenen Jahr
WarenimWertvon fast206 Milliarden
EurozwischenChinaundDeutschlandge-
handelt.Damit wardieVolksrepublikzum
vierten Mal inFolgeder größteHandels-
partner der Bundesrepublik.Ein großer
Teil des zugrundeliegenden Warenv er-
kehrswirdvia Schiffstransportabgewi-
ckelt, der auchglobal gesehen der wich-
tigste Lastenträger imWelthandel ist. See-
schif fe transportierenrund 90 Prozent al-
ler Wareniminternationalen Handelsver-
kehr.KommteszuStörungen,sinddieFol-
genwegen der langenFahrtzeitenrund
um die Erde oftüber Monatezuspüren.
Ein Riesengeschäft, aber anfällig:Chinesisches ContainerschiffimHamburgerHafen FotoBloomberg
bü. DÜSSELDORF.Nacheinem Ge-
schäftsjahr mit durchwa chsenen Ergeb-
nissen durchforstet derChemikalien-
händler Brenntagseine Abläufeund
Strukturen.„Damitwerdenwireineent-
scheidendeVoraussetzungfürlangfristi-
gesorganischesWachstum schaffen“,
sagteder zu Jahresbeginn angetretene
neue Vorstandsvorsitzende Christian
Kohlpaintner.Die trübeKonjunktur hat
Spurenhinterlassen.DieWachstumszie-
lefür2019seiennichtganzer reicht wor-
den, gleichwohl habe derKonzernseine
Widerstand sfähigkeit bewiesen.Unter
der Annahme „eng begrenzter“Folgen
des Corona-Risikos rechnetKohlpaint-
ner für 2020 mit einemsteigenden ope-
rativen Betriebsergebnis, gababer keine
Zahlen vor.
„Das Jahr 2020 wirdfür Brenntag ein
Jahr derVeränderungen sein“,kündigte
er an. ImVorstand sei man sichdarüber
imKlaren,„dassderKonzerninderVer-
gangenheit Maßnahmen und Initiativen
zurE ffizienzsteiger ungbesserhätteum-
setzen müssen“. Bisher sei es nichtge-
lungen, die Größenvorteile als Welt-
marktführer in „nachhaltiges organi-
schesWachstum“ zuverwandeln. Mit
rund 17 500 Mitarbeiternist der vonEs-
sen ausgeführteKonzernin77Ländern
unter wegs. Fast 200 000Kunden aus
Branchen wie Kosmetik,Kunststoff,
Landwirtschaft, Pharma,Nahrungsmit-
telund Reinigungsindustrie beziehen
vonBrenntag Vorprodukteund Inhalts-
stoffe.„Wirwerden investieren, um die-
ses Potential zu nutzen“, sagteKohl-
paintner.Einzelheiten für denUmbau
nannteernicht, verwies nur auf einzel-
ne Aspektewie eine zukomplexe Orga-
nisationund Verwaltung.
Der Gesamtumsatz hat sichimvori-
genJahr mit12,8MilliardenEurokaum
verändert, der Betriebsgewinn (Ebitda)
lag mit1Milliarde Euroleicht unter
dem Vorjahresergebnis. Dafürglänzte
Brenntag mit einem deutlichgestiege-
nen Zuflussder freien Mittelvon
auf 837 MillionenEuro, wasvon Ana-
lysten als positiveÜberraschunggewer-
tetwurde. Unterdem Strich verdiente
der Konzern469 Millionen Euro.Vom
Nettoer gebnis sollen 41,1 Prozent an
die Aktionäreausgeschüttet werden.
IhreDividende soll um5Cent auf 1,
EurojeAktie steigen. Damit istes
Brenntaggelungen, in jedem Jahr seit
dem Börsengang 2010 dieAusschüt-
tung anzuheben.
joja. DÜSSELDORF.Nachdem Ver-
kauf der SB-Warenhauskette Real
durch den Großhändler Metro sollen
schon innerhalb deskommenden Jah-
resdie er sten siebenFiliale nschließen,
wovongut 650 Beschäftigtebetroffen
wären. Die Gewerkschaf tVerdi kriti-
siertdas scharf. „Das istein bitterer
Tagfür die Beschäftigten beiReal, und
es sindwohl leider nicht die letzten
schlec hte nNachrichten nach diesemde-
sast rösgeführt enVerkaufsprozess“, sag-
teStefanie Nutzenberger, die Mitglied
im Verdi-Bundesvorstand is t. Die Käu-
fer, ein Konsortium aus demFinanzin-
vestorSCPGroup unddem Immobilien-
investor X+Bricks,hatten mitgeteilt,
dassvon denrund 276Filialen rund 30
mangels Zukunftsperspektiven ge-
schlossenwerden sollten. Ein Großteil
soll an Interessenten wie Kaufland
oder Edekaverkauftwerden.
Metro-Chef OlafKoch hatteden Ver-
kauf auf der Hauptversammlung als
„schmerzhafte Entscheidung“ bezeich-
net, die aber nötiggewesensei,weil das
Geschäftmit den SB-Warenhäusernfür
den Großhändler jahrelang Verluste
eingefahrenhatte. Koch betonteaber
immer wieder,dassdie Verträge der
Mitarbeiterbei Übergaben an andere
Händlerweiter geltenwürden.SCP-Che-
finMarjorie Brabet-Friel hatteange-
kündigt, Schließungen und Entlassun-
gensoweit wie möglichvermeiden zu
wollen. Die Gewerkschaf tenfürchten
jedochden Verlustvon bis zu 10 000
Stellen. Verdi-Vorstandsmitglied Nut-
zenbergerkritisiertauchdie Politik,die
sichihrer gesellschaftlichenVerantwor-
tung nicht bewusst sei. „Überhaupt
nichts zu tun istunverantwortlichund
einUntertauchen istvollkommenunan-
gemessen“, sagteNutzenberger. Verdi
will nun zunächstmit Real über einen
Sozialtarifvertrag verhandeln, mittel-
fristig dürften dann die anderen Eigner
hinzukommen.
„Seit über zwei Jahren hat OlafKoch
dieBeschäftigtenanderNaseherumge-
führt, jetzt machen das andere“, sagte
Orhan AkmanvonVerdi. Ergehe nicht
davonaus, dass200 Real-Märkteimlau-
fendenGeschäftanandereHändle rauf-
geteilt undrenoviertwerdenkönnten,
ohne dassdie Beschäftigten schlechter
gestellt würden. Die Gewerkschaf tbe-
fürchtetvor allem, dassdie künftigen
Eigner Beschäftigtenkündigten,wenn
sie Warenhäuser über längereZeiträu-
me umbauen oderVerkaufsflächenver-
kleinernund aufteilen.
Schuler bremstAndritz
Die schwächelndeAutoindustrie belas-
tet weiter den Pressenhersteller Schuler.
2019 entfielen auf ihn dreiViertelder
Restrukturierungskostenvon113Millio-
nen Eurodes Mutterkonzerns Andritz.
„Die Restrukturierung läuftnachPlan“,
sagteder VorstandschefWolfgang Leit-
ner am Mittwochanlässlichder Bilanz-
vorlage. DerPersonalabbau sei nochim
Gange. DerUmbau dürfteEnde 2021
abgeschlossen sein. Insgesamtwerden
700 Stellen abgebaut–rund einZehntel
des Personalstandes in Deutschland.
Schuler bilanzierte 2019 einenVerlust
von121,9 Millionen Euro. ela.
Bahn legt Hand an Arriva
Die Deutsche Bahn legt bei ihrerToch-
tergesellschaftDBArriva, die ursprüng-
lichraschverkauftwerden sollte, doch
nocheinmal Hand an. Sowohl in der
operativenFührungdesUnte rnehmens,
in dem die Bahn ihrAuslandsgeschäft
mit Bussen und Bahnengebündelt hat,
als auchimAufsichtsgremium wirdes
in den nächsten MonatenVeränderun-
gengeben, wie ausAufsichtsratskreisen
verlautete. Danachsoll die Neubeset-
zungdesFinanzressortsfüreineNeuord-
nung der Arriva-Spitzegenutzt werden.
Zudem kommt das Portfolio auf den
Prüfstand. enn.
Stada schließtÜbernahme
StadahatdiegrößteÜbernahmederUn-
ternehmensgeschichte besiegelt. Der
hessische Pharmakonzernhabe den
Kauf eines Medikamentenportfolios der
japanischen Takeda Pharmaceutical für
660MillionenDollarabges chlossen,teil-
te Stada am Mittwoch mit. Mit dem
Deal, der 20rezeptfreie undverschrei-
bungspflichtigeMedikamenteumfas st,
stärke mandasGeschäftgerade inRuss-
land. Mit demAbschlus swechselnrund
450 Mitarbeiter zu Stada. dpa
tih. FRANKFURT. In der Elektronik-
branche sinken üblicherweise die Preise.
Werwartet, bekommt seinen neuenFern-
seher meistens billiger.Ind er aktuellen
Lagekönntedas aber die falscheStrategie
sein. Corona-bedingt droht der Produkt-
nachschub aus China insStocken zu gera-
ten. Unddas dür ftesichaufdie Preise aus-
wirken. Diese Einschätzungvertritt der
Aufsichtsratsvorsitzende der Industriever-
einigung GFU,Hans-JoachimKamp.Der
langjährigefrüherePhilips-Manager hat
als Branchenlobbyistzwarein großes In-
teresse, die Kundschaftmöglichstschnell
in die Läden und Online-Shops zu lotsen.
Trotzdem sind seine Argumentenicht ein-
fach vonder Hand zuweisen.
Das CoronaviruswerdeAuswirkungen
auf das Geschäfthaben, sagtKamp und
verweistauf die Lieferwege.Engpässe
machten sich, je nachProduktkategorie,
unterschiedlichschnell bemerkbar.Noch
relativ entspanntgestaltet sichdie Lage
im TV-Bereich.Die großen Gerätegelan-
genüblicherweise mit dem Container-
schif fvon Asien nachEuropa. Im Schnitt
dauertdieseReiseinsgesamt35 Tage,rech-
netKampimGespräc hmit der F.A.Z. vor.
Das bedeutet: Aktuell sind nochreichlich
Gerät eunter wegs, dievorBeginn der Co-
rona-Turbulenzengebaut wurden.
Dochirgendwann dürftedieser Nach-
schubversiegen.Noch schnellerkönnten
EngpässebeiSmartphonesauftreten–sie
werden üblicherweise im Flugzeug trans-
portiert. Händlerkönnten dieseVerknap-
pungen nutzen, um in demvonPreissen-
kungen geprägten GeschäftWaren auch
malteurer zuverkaufen.Vorallemgutge-
fragteBestsellermodelle dürften da von
betrof fensein. Geschäftsprognosen für
die Unterhaltungselektronik in diesem
JahrmagdieGFUzumjetzigenZeitpunkt
nicht abgeben. Mangeht lediglichdavon
aus, dasssichdie aufgestauteNachfrage
nachder Viruskrise entlädt. Umfragen
zeigten eine nachwie vorhohe Kaufbe-
reitschaftder Verbraucher.
Unabhängige Analysten glauben unter-
dessen nicht, dassSmartphoneswegen
derCorona-Kriseteurerwerden. Dafürsei
der Markt zustarkumkämpft, betont das
Marktforschungsunternehmen Gartner.
Im zweiten Quartalwerdeman jedochdie
Produktionsengpässe auchinternational
zu spüren bekommen, erwartet Analyst
Anshul Gupta.Die Arbeitsausfälle in Chi-
na behindertenauchdie Arbeit an neuen
Modellen,die er st in eini genMonaten auf
denMarktkommensollen.Soistbeispiels-
weise fraglich, obAppledas für 2020 er-
wartete5G-iPhone wie üblichimS eptem-
ber vorstellt.Diese Veranstaltungkönnte
durchaus auf Oktober oderNovember ver-
schobenwerden, glaubt Analystin Annet-
te Zimmermann.
ApplesAuftragsfertigerFoxconn arbei-
tetderzeit nur mit einemBruchteil seiner
Möglichkeiten. In China erreiche manak-
tuell die Hälfte der saisonalen Produkti-
onskapazität, sagt Vorstandschef Liu
Young-Way.BiszumMonatsendesollwie-
der normal produziertwerden.Für das
ersteQuartalerwartetFoxconn einUm-
satzminusvon15Prozent oder mehr.
Ob 2020 für die Konsumelektronik
wirklichein Jahr desAufschwungs wird,
istalso fraglich–nachdem 2019voral-
lem in Deutschlanddurchwachsen war.
Hierzulande ging derUmsatz mit Produk-
tender Branche um 1,5 Prozentauf 27,
Milliarden Eurozurück. Vorallemdas Ge-
schäf tmit Fernsehgeräten enttäuschte.
Der Absatz sank umfast 5Prozent auf 6,
MillionenStück,der Umsatz ging sogar
um 9Prozent auf 3,7 Milliarden Eurozu-
rück. Ein Gerätkostetedamit im Durch-
schnitt 572 Euro; 2018warenesnoch
Eurogewesen. „Wir leben letztlichdavon,
dasswir ein Wachstum bei immergröße-
renGeräten haben“, sagt GFU-Manager
Kamp.Vor allem beigroßen Fernsehern
mit Oled-Displays bleibennachseinen
Angaben die Preisestabil hoch.
Ebenfalls enttäuschend lief derVer-
kauf vonBluray-Playern und Videospiel-
konsolen. Das Stückzahlminus vonje-
weils 25 Prozent dürfteteilweise auchmit
dem WachstumstrendStreaming zusam-
menhängen. Einen Sprung nachoben
machten dagegenKopfhörer und Head-
sets.SiegehörenzudenbeliebtestenElek-
tronik-Kaufartikeln der Deutschen. Mehr
als 14,5 MillionenStückwurden imver-
gangenen Jahr abgesetzt, zu deutlichhö-
heren Preisen als 2018: Mit 64 Euroga-
ben dieVerbraucher im Durchschnitt 40
Prozent mehr aus als im Jahr zuvor.
Deutlichbesser als dieKonsumelektro-
nik entwickeltesichdaneben das Ge-
schäf tmit Elektrogroß- und -kleingerä-
tenwie Waschmaschinen oder Saugrobo-
tern.Sie sorgten dafür,dassder Gesamt-
bereic hHeimelektronik 2019 sogar noch
einenleichtenZuwachsaufwies: DerUm-
satz in Deutschland summierte sichauf
42,6MilliardenEuro, dassind 0,6Prozent
mehr als imVorjahr.
Corona zerreißt die Lieferketten
hpe. MÜNCHEN.Die Deutsche
Pfandbriefbank (PBB)rechne tmit ei-
ner Eintrübung der wirtschaftlichen
Lage. Nicht zuletztwegendes sich
ausbreitenden Coronavirus will sich
das aus der notverstaatlichten Hypo
Real Es tate (HRE) hervorgegangene
Geldhaus in derFinanzierungvon
Hotels und Einkaufszentren zurück-
halten. Diese Branchen dürften von
der heraufziehendenKrise besonders
getrof fenwerden, sagtePBB-Chef
Andreas Arndt am Mittwochbei der
Bilanzvorlage. Die PBB hat zum Jah-
resende bereits die Risikovorsor ge
von14auf 49 Millionen Euroaufge-
stockt –ohne Kenntnis des neuarti-
genVirus. „Stand heutewürden wir
das genauso entscheiden“, sagte
Arndt.
Die schlechteren Marktaussichten
begründetder Vorstand auchmit den
Wirren um den Brexit.Essei immer
nochunklar,obeszwischen der EU
und Großbritannien bis Ende 2020
eine Einigunggebe. Großbritannien
istfür die PBB nachDeutschland und
denVereinigtenStaaten der wichtigs-
te Markt .Dortentwickle sichdas Ge-
schäf tmit Einkaufszentren zwar
schwächer,gleichzeitigstiegen aber
die Büro-MieteninLondonweiter.
„Es is tein Spagat, und wir bleiben
vorsichtig“, sagt Arndt.Das Er gebnis
vorSteuernblieb mit 216 (215) Mil-
lionen Eurostabil. In diesem Jahr
rechnet der Vorstand mit einem Ge-
winn vorSteuernzwischen 180 und
200 Millionen Euro. Die Aktionäre
sollen einevon1Euroauf 0,90 Euro
gekürzte Dividende erhalten.
ErsteReal-Märkteschließen
Verdikritisiertden Verkaufsprozessscharf
KurzeMeldungen
rit. ZÜRICH. DieSchweizer Maschi-
nen-, Elektro- und Metallindustrie
(MEM)blickt besorgt auf dieAusbrei-
tungdesCoronavirusinEuropa. Eswer-
de kaum nochzuvermeiden sein, dass
sichauchMitarbeiter in denUnterneh-
men anstecken, sagteHans Hess, Präsi-
dent des Branchenverbands Swissmem,
im Gesprächmit JournalisteninZü-
rich.Dies werdedie Me tall- und Elek-
troindustriestärkertreffen als andere
Branchen,wo die Mitarbeiter auchvon
zu Hausearbeitenkönnten.„Wenn un-
sereLeutenicht arbeiten,steht dieFa-
brik still“, sagteHess.
Wenn dieWertschöpfungskettenin
der Schweiz und in derenNachbarlän-
dernunterbrochen würden,wärendie
Konsequenzen ungleichgravierender
als imFall der Lieferengpässe in China.
Denn die Schweizer Industrie seistark
vernetzt mit den umliegendenRegio-
nen in Deutschland (Baden-Württem-
berg, Bayern), Ös terreich(Vorarlberg),
Italien (Piemont,Nord -und Südtirol)
und Frankreich. „Insgesamt bilden die
Schweiz und ihreNachbarregionen im
Herzen Europas ein sehr leistungsfähi-
ges, grenzüberschreitendes Produk-
tions- undForschungsnetzwerk“, sagte
Hess. Für die Schweizer Hersteller sei-
en dieseRegionen nicht nur wichtige
Absatzmärkte, sondernspielten auch
eine zentraleRolle in der Beschaffung.
Der Verbandspräsident wies auchdar-
aufhin,dass10Prozentder325 000 Be-
sch äftigten außerhalb der Schweiz leb-
ten. „Ohne diese Grenzgänger lassen
sichunsereFabriken nicht betreiben“,
warnte Hessmit Blickauf etwa ige
Grenzschließungen.
Zusätzlicherschwert wirddie Lage
der Maschinen- und Elektrobauer
durch die Aufwertung des Schweizer
Frankens,dieebenfallsmitderCorona-
Krise zusammenhängt: Investoren steu-
ernindieser unsicherenZeit wieder
den sicheren Hafen Schweiz an. Der
starke Frankenverteuertdie Produkte
der Schweizer Hersteller imAusland
und zwingt diese zu Preisnachlässen.
Das wiederum zehrtanden Gewinn-
margen, die ohnehin unter Drucksind,
weil dieNach frag eaus demAusland
konjunkturbedingtnachlässt.Diesergif-
tigeCocktail, so deutete Hess an, konn-
te in diesem Jahretliche Unternehmen
finanziell in die Bredouille bringen.
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Corona-Krise trifftElektronikindustrie–und dü rfte sichaufdiePreiseniederschlagen
BrenntagimWandel
Chemikalienhändler willGrößenvorteile ausspielen
Reeder eien undHäfen
bekommendie Folgen
desVirus mitWucht zu
spüren.Die Störungen in
derLogistik treffenauch
diedeuts cheIndustrie.
VonChristian Müßgens,
Hamburgund Jonas
Jansen, Düsseldorf
PBB erhöht
Risikovorsorge
Giftcocktail für
Schweizer Industrie
Coronavirus undFrankenstärkebelastenschwer