Jess
Cramp
Geboren 1979
Meeresbiologin
und Mitinitiatorin
eines bedeutenden
Haischutzgebiets
Auf den Cookinseln, wo
sie lebt, ist Jess Cramp
oft die einzige Frau
an Bord, wenn sie von
kommerziellen Fischer-
booten aus Forschung
betreibt. Als Mee-
resbiologin mit dem
Schwerpunkt Haie ist es
für ihren wissenschaft-
lichen Erfolg wichtig,
sich bei Besatzungen
Respekt zu verschaffen.
Lange bevor Cramp
das erste Mal ein Schiff
betrat, hatte sie Mühe,
eine Mentorin in ihrem
Bereich zu finden. Mit
anderen zusammen
richtete sie im Süd-
pazifik eines der größ-
ten Haischutzgebiete
der Welt ein. Doch die
Worte „Sie sehen gar
nicht aus wie ein Wis-
senschaftler“ höre sie
noch immer viel zu oft,
findet Jess Cramp.
„Oft komme ich irgendwo an, und
die Leute glauben mir nicht, wenn
ich sage: Ich bin Dr. Wynn-Grant“,
sagt die Ökologin. Sie ist die einzige
Raubtierspezialistin in den USA mit
afroamerikanischen Wurzeln und
einem Doktortitel. Naturdokus im
Fernsehen öffneten ihr die Tür zum
Umweltschutz, doch die Moderato-
ren waren „ganz anders als ich – oft
ältere weiße Briten oder Australier, die
in der Wildnis aufgewachsen zu sein
schienen“. Sie dagegen unternahm ihre
erste Wandertour erst mit 20.
Ihre Überlebenskünste in der
Wildnis hat sie längst perfektioniert.
Heute untersucht sie Mensch-Raub-
tier-Konflikte am Beispiel von Grizzlys
im Yellowstone-Nationalpark, Löwen
in Kenia und Tansania sowie Schwarz-
bären im Großen Becken der USA.
RAE WYNN-GRANT
Geboren 1985
Ökologin mit Schwerpunkt
Konflikte zwischen Menschen
und großen Raubtieren
Bevor sie die erste
Meeressäugerbiologin
Sri Lankas mit einem
Doktortitel wurde,
träumte Asha de Vos
davon, einmal „Dinge
zu sehen, die sonst
niemand sah, und an
Orte zu gehen, an die
sonst niemand ging“.
Jahre später führte der
Traum sie auf ein Schiff
im Indischen Ozean, wo
sie Blauwale studierte.
„Als Frauen müssen wir
härter arbeiten als Män-
ner“, sagt sie. „So hart,
dass die Leute nicht
mehr nur Geschlecht
oder Herkunft wahrneh-
men, sondern unsere
Fähigkeiten.“
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m ersten Jahrhundert des Bestehens von NATIONAL GEOGRAPHIC waren die wenigen
Entdeckerinnen, Fotografinnen und Wissenschaftlerinnen auf seinen Seiten fast immer
weiße Amerikanerinnen oder Europäerinnen. Die heutigen Mitarbeiter sind so divers wie
die Orte, Menschen und Arten, die sie untersuchen. Doch immer noch sind viele von ihnen
- Asha de Vos aus Sri Lanka etwa – eine Ausnahme in ihrem Beruf. Auf dieser Doppelseite stellen
wir einige Forscherinnen vor, die die National Geographic Society vertreten und den Weg für
eine neue Generation abenteuerlustiger Frauen ebnen.
Asha
de Vos
Geboren 1978
Pionierin der
Walforschung im
Indischen Ozean
FOTOS (IM UHRZEIGERSINN V. L. O.) DIESE SEITE: ANDY MANN, TSALANI LASSITER, SPENCER
134 NATIONAL GEOGRAPHIC LOWELL; GEGENÜBER: ELIZABETH DALZIEL, JACKIE FAHERTY, IAN BALAM, THEODORA RICHTER