Frankfurter Allgemeine Zeitung - 03.03.2020

(Michael S) #1

SEITE 10·DIENSTAG, 3.MÄRZ 2020·NR. 53 FZeitgeschehen RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


F

rankreichsPräsident Emmanu-
el Macron hat in den letzten
zwei Jahrendie wichtigenstra-
tegischenFragen unsererZeit
ins Zentrum der europäischen Debatte
gebracht.Dafürsind wir ihm dankbar.
Denn Europakann nicht einfach so wei-
termachen wie bisher,wenn sichdie
Weltlag eändert, teilweiseradikal.
Immer mehrBürgerspüren, dassdie
Epoche, die auf denKalten Kriegfolg-
te,zuEnde geht.Auf dieseVerunsiche-
rung reagierenPopulisteninganz Euro-
pa mit einer Flucht nach innen undAb-
schottung. Aufdiesem Bodenwächst
ein Nationalismus, der unpatriotischist,
weil die Probleme ungelöstfortbeste-
hen. Dochwie jeder Epochenwandel
bringt auchdieser außer Gefahren auch
Chancen mit sich. Diese Chancenge-
meinsam zu nutzen, mit Mut und Selbst-
vertrauen :mit dieserHaltung solltesich
Europa in den neuenWettbewerb der
Systeme begeben.
Handlungsfähigkeit er weistsichim
Konkreten. Welche Projekte können
Berlin undParisgemeinsamverfolgen,
wo kann und musseseuropäische Lö-
sungen fürgemeinsame Herausforderun-
gengeben, wie erreichen wir sie? In ei-
ner Zeit wachsender Großmachtkonkur-
renz wirdesimmer wichtiger,die EU zu
konsolidieren und außenpolitischhand-
lungsfähig zu machen. Europa muss
sichvon innen herausstärken, um sich
global behauptenzukönnen. Das bedeu-
tetzunächst, dasswir den Eurostärken
müssen. Je enger wirFinanz-und Wirt-

schaftspolitik der Mitgliedsländer des
Euroskoordinieren, umsostabiler wird
die gemeinsameWährung. Einestarke
Währung,die globaleineRolle spielt,
kann es nurgeben, wenn sichalle Teil-
nehmer derWährungsunion sowohl ver-
antwortlichverhalten als auchzuSolida-
ritätverpflichten. Einstarkes Europa
muss sichaußenpolitischbesser koordi-
nieren. Die SchlüsselmächteinE uropa
müssen sichenger abstimmen–und
ihre Ressourcenstärkerinden Dienstei-
ner gemeinsamenAußen-und Sicher-
heitspolitikstellen.
Europa handlungsfähig zu machen
heißtauch, es zusammenzuhalten. Das
isteine besonderedeutscheVerantwor-
tung. Gemeinsam mitFrankreich auf Po-
len zuzugehen, das in Mitteleuropa eine
Schlüsselrolle spielt–das wäre eine In-
itiative, die dem Auseinanderdriftenin
Ostund West entgegenwirkenkönnte.
Der Aufstieg Chinas, das nicht nur
Partner,sondern vorallem auch Wettbe-
werber und systemischer Rivale ist,
zwingt Europa zur Zusammenarbeit.
China droht,Europa in die Defensive
zu bringen: mit seiner ökonomischen
Kraft, mit seinentechnologischen Ambi-
tionen und einemwachsendengeopoliti-
schen Ehrgeiz. Um seine Souveränität
zu schützen und internationalwettbe-
werbsfähigzubleiben, mussEuropa
eine gemeinsame Antwort finden. Eine
China-Strategie der EU istüberfällig,
scheitertaber bisher nochzuoft am Un-
willen, dasgemeinschaftlicheInteresse
in denVordergrund zu rücken. Präsi-

dent Macron hat einenWeg zurÜber-
windungdieser Blockade aufgezeigt, als
er die deutscheKanzlerin und den Präsi-
denten der Europäischen Kommission
zum Treffenmit demchinesischen Präsi-
denten inParishinzugeladen hat.Im
Umgang mit China solltedas zu einer
deutsch-französischen Selbstverständ-
lich keit werden. Auch hier bietetess ich
wiederan, Polen mitzunehmen.
Europakann imWettbewerb mit Chi-
na nurgemeinsambestehen: als politi-
sche Gemeinschaft, in der alle füreinan-
der einstehen, als ökonomischer und
tech nologischerRaum, der willensist,
sichinder digitalen Ärazubehaupten.
Daherkann die Antwortbei 5G und
schon jetzt mit Blickauf 6G nur lauten:
Wirmachen es europäisch, aber mindes-
tens als deutsch-französischesTandem,
um dann andere mitzuziehen.
Auch mit Blickauf den Süden gibt es
weit mehr Gemeinsamkeit zwischen
Deutschland undFrankreich, als esgele-
gentlich scheint.Die Migrationswellen
der letzten JahrehabenBerlin die Dring-
lichkeit einer regionalenStabilisierung
in Nahostund Nordafrik abis hin zur Sa-
helzone deutlichvor Augengeführt.
Deutschland sieht ein, dassessichin
der Sahelzonestärkerengagieren muss,
wenn di eRegion nicht zu einem neuen
Sammelbeckenfür islamistischenTerro-
rismus werden soll. DiesesEngagement
mussüber einereine Militärpräsenz hin-
ausgehen, indem wir wirtschaftliche, di-
plomatische und humanitäreZiele ver-
folgen.

Damit wir als Europäer unsereInter-
essenverteidigenkönnen, müssen wir si-
cherheitspolitischhandlungsfähigerwer-
den. Nichtgegendie VereinigtenStaa-
ten, die für ein sicheres Europa unver-
zichtbarsind, sondernals europäischer
Pfeile rinnerhalbder Nato.Die Ständige
Strukturierte Zusammenarbeitist be-
wusst langfristig und breit und damit
langsamangelegt.Warum beginnen ein-
zelne Länder nicht einfachmit gemein-
samen militärischenÜbungen? Das wür-
de denZusammenhaltstärken undKom-
mandostrukturen angleichen.Auch hier
könnten Deutschland undFrankreich
den Anfang machen.
Europa istkein Museum.Eshat auch
im 21. JahrhundertenormesPotential.
Die Fundamente der freiheitlichen Ord-
nung sind trotzaller Anfechtungen soli-
de; Europas wirtschaftliche Leistungsfä-
higkeit, seine wissenschaftliche und
tech nologischeIntelligenz sind immens.
Wasfehlt, istder politischeWille, all
das zu einer Strategie zusammenzufüh-
ren. Wenn sic hParis und Berlin enger
zusammentun,wenn sie inFragen der
Geopolitik wie auchder Erhaltung der
natürlichen Lebensgrundlagen–insbe-
sondere des Klimaschutzes–mehrGe-
meinsamkeit entwickeln, dannkann Eu-
ropa auchimhärter werdenden globa-
len Wettbewerb Er folgsmodellbleiben
und zur Gestaltungsmachtwerden.

DerAutor istCDU-Bundestagsabgeordne-
terund Vorsitzender desAuswärtigen
Ausschusses.

D

ie AfD tut derzeit alles, um
den Verdacht zu zerstreuen,
sie sei einFall für denVerfas-
sungsschutz.Nach dem MordanWal-
terLübcke sah sie dazu nochkeinen
Anlass, erst die Kritik nachdem Mas-
senmordinHanau hat dieFührung
aufgeschreckt.Auchdabei sieht sie
sichindessen als OpfervonSchmä-
hungen und macht dasvorallem an
de nAngriffen auf ihreFunktionäre
fest.Der Anschlag auf dasAuto des
VorsitzendenTino Chrupalla in Sach-
sen is teine besorgniserregende Fort-
setzung solcher Angriff e, die mutmaß-
lichauf dasKontovon gewalttätigen
„Antifas chisten“ gehen. Die sind ihrer-
seits Ziel solcher Attacken. Wasfür
rech ts gilt, giltauchfür links:Aus
Worten werden Taten. DemFanatis-
mus beider Seiten istallerdings auch
gemein, dasstreffende Kritikschon
als Hassund Hetzkampagne gebrand-
markt wird. So sollvonzweiSeiten
die Mitteeingeschüchtertwerden.
Wasdabei herauskommt, lässt sich
seit Monaten in Thüringenstudieren.
Wenn BodoRamelowamMittwoch
gegenBjörnHöcke antritt,geht es gar
nicht in erster Linie um diesebeiden,
sonderndarum, wie sichdie zersplit-
terte, ehemalsbreiteMitteverhält.
Schlimmgenug, dassaus der SPD –
immerhin schon Bündnispartnerin ei-
ner linksradikalen SED-Nachfolge-
parteiinden Nach wendejahren –
Stimmen lautwerden, die CDU und
FDP nachdem Kemmerich-Fiasko
garnicht mehr dazu zählenwollen.
Die CDU,egal, wassie tut, wirdso
schnell nicht wieder ihrealteStärke
zurückgewinnen. Die Saat derRadi-
kalen is taufgegangen.


Die Saat der Radikalen


VonJaspervonAltenbockum

F


astvier Wochen nachder Parla-
mentswahl in Irland sinken die
HoffnungenvonSinn Fein, eine
Regierung zu bilden.Aber nurwe-
nigezweifeln, dassder Aufstieg derPartei,
die in Dublin jahrzehntelang eineRand-
existenzgefriste that, dauerhaftsein wird.
Ausder Wahl am 8.Februar istSinn Fein
mit einem Zugewinn vonfastelf Prozent-
punkten und 24,5 Prozent derStimmen
als Sieger hervorgegangen. Hättedie Par-
teinicht zuwenigeKandidaten aufge-
stellt, wäre SinnFein nunwohl auch
stärkste Fraktion.Aber auchsoliegt sie
nur ein Mandat hinter derkonservativen
TraditionsparteiFianna Fail, die 38 Sitze
der 160 Sitze im irischenParlament be-
kam. SinnFein, die ältereWähler nochals
„politischen Arm“ derTerroror ganisation
„Irisc hRepublikanische Armee“ (IRA) er-
lebt haben, istinDublin politischsalonfä-
hig geworden.
Bis vorzweiJahren wurde SinnFein
voneinem Manngeführt, den vielewegen
seinerVerbindungen zurIRA lieber imGe-
fängnis als an der Spitze einerPartei gese-
hen hätten: GerryAdams. Jetzt träumt sei-
ne Nachfolgerin MaryLou McDonald da-
von, irische Ministerpräsidentin zuwer-
den. Seit derWahl bemüht sie sich, ein
Bündnis mit kleineren Linksparteien und
Unabhängigen zu schmieden. Dochdie
Gespräche sind in der Sackgasse. Die
Wahlverlierer –die TraditionsparteienFi-
anna Fail undFine Gael–schließen ein
Zusammengehen mit SinnFein aus und
sondieren eineKoalition mit den Grünen.
Sollteauchdas misslingen, könnteeine
Neuwahl derAusweg sein. Diese dürfte
Sinn Fein weiter stärken: Nach einer Um-
fragewürde sie abermals zehn Prozent-
punktezulegen und auf 35 Prozentkom-
men.
In Irland wirddas als historischer Ein-
schnitt imParteiensystem gesehen, das
seit den dreißiger Jahren desvergangenen
Jahrhundertsvonden beidenkonkur rie-
renden Mitte-rechts-ParteienFiannaFail
und Fine Gaelgeprägtwar. Uneins sind
sich dieIr en allerdingsin der Frage, ob die-
se Zäsur überfällig und begrüßenswertist
oder unglücklichund unheilvoll.
Nicht nur in den beidenTraditionspar-
teien misstraut man dem Imagewechsel

der Nationalisten, deren Grenzen zur mili-
tanten IRA langeJahrefließendwaren.
Viele ältereIren, die sichlebhaftandie
„Troubles“ inNordirland mit 3600Toten
erinnern,runzeln dieStirnüber den Auf-
stieg derPartei. „Sie isteine autoritäre
Kraft“, sagteder Schriftsteller John Ban-
ville kürzlich. SinnFein sei „keine politi-
sche Partei, wie wir sie in demokratischen
Gesellschaftenkennen“.
Sinn Fein –übersetzt„Wir selbst“–ent-
wickeltesichAnfang des 20. Jahrhunderts
voneiner Bewegung des passivenWider-
stands gegendie Briten zu einerPartei. Po-
litischerfolgreichwurde sie unter Eamon
de Valera, der nachdem Osteraufstand
1916 ein unabhängiges Irlandforderte –
und damit in derWahl 1918 triumphierte:
Sinn Fein holte 73 der 105 Sitze, die Irland
damals im britischenUnterhaus zustan-

den. Die 73 Sinn-Fein-Abgeordne tengrün-
deten daraufhin ein eigenesParlament in
Dublin, und diePartei rief ein unabhängi-
gesIrland aus.
Im folgendenUnabhängigkeitskriegge-
gendie Britenriss dann die IRA die Initia-
tiveansich, dievonSinn Fein unterstützt,
aber nichtkontrolliertwurde. Der Anglo-
IrischeVertrag von1921, der nachdem
Waffenstillstand vonVertr eternSinn
Feins ausgehandelt wurde, spaltetediePar-
tei. Sie fand sichauf verschiedenen Seiten
des irischen Bürgerkriegs wieder,blutete
aus und wurde zur Splitterpartei. Als in
den späten sechziger Jahren die Spannun-
genimbritischkontrolliertenNorden der
irischen Insel zunahmen, belebtesichdie
Partei –nur um sichein weiteres Mal zu
spalten. Diesmalging es um dieFrage, ob
sieden bewaffnetenKampf derNationalis-

tenunter stützen sollte, die sichwie wäh-
rend desUnabhängigkeitskrieges als IRA
bezeichneten. Die Gegner des militanten
Widerstands benanntensichbald in„Wor-
kers Party“ um.Übrigblieb eine radikali-
sierte SinnFein, deren Mitglieder in den
folgenden Jahrzehnten zuweilen selbst
Teil des bewaffnetenUntergrundkampfs
waren.
Spätestens seit demKarfreitagsabkom-
men, welches den Bürgerkrieg inNordir-
land 1998 beendete,stellt sic hSinn Fein
als staatstragende Kraftdar.InB elfas tist
sie an derRegierung beteiligt und wirdso-
garvon früherenVerbündetenbedroht –
einstigenKampfesgefährten, welche die
IRA nachdem Karfreitagsabkommenver-
lassen und die„WahreIRA“ gegründethat-
ten. Mit den Jahren übernahm SinnFein
immer mehr „linke“Positionen,womit sie
sichimNordenstarkvon denUnionisten
der DUP abhebt–etwainder Fragedes
Schwangerschaftsabbruchs–und im Sü-
den vonden beidenkonservativen Partei-
en, diestreng marktwirtschaftlichausge-
richtetsind.
Mit der neuenParteiführerin MaryLou
McDonald, die aus Dublinstammt und
eine typischeVertreterin des linkslibera-
len Milieus ist, scheint dieseVerwandlung
nun ein glaubwürdiges Gesicht bekom-
men zu haben. Geschickt positionierte sie
SinnFein als Partei der sozialen Gerechtig-
keit, wasinIrland vorallem die jungen
Wähler anzog, die unter denFolgen der
Sparpolitik undWohnungsnotleiden und
keine eigenen Erinnerungen mehr an die
jüngereirische Geschichte haben.
Viele, besondersimlinken Spektrum,
sehen imWahlsieg SinnFeins, wasder Pu-
blizist Fintan O’Toole eine „Normalisie-
rung“ nennt.Man habe diePartei vorJahr-
zehnten aufgefordert, der Gewalt abzu-
schwören–jetzt müsse man auchdie Fol-
gendieser „Einladung“akzeptieren, argu-
mentiertO’Toole. DieWähler hielten den
Staat für nunmehrstarkgenug, um eine
Partei zuverdauen, aus der Greueltaten
hervorgegangen seien und die nochim-
mer ein bisschen nach„Kult undVer-
schwörung“ rieche. Letztlich, schrieb
O’Toole,vertrautendie Bürgerdarauf,
„dassdie irische Demokratie SinnFein
Vergangenheit?Aufmarschvon Sinn-Fein-Anhängern2016 inNordirland FotoReuters einfängt–und nicht umgekehrt“.

W

enn diesesAbkommennur
nicht auf qatarischen Sand
gebaut ist! DieÜberein-
kunftzwischen denVereinigten Staa-
tenund denTaliban soll Afghanistan
Frieden bringen. Das Ziel istebenso
schön wiekühn –und nachallen Er-
fahrungen mussman esvermutlich
aucheuphemistischnennen. Prompt
haben dieTalibannachAblauf der
partiellenWaffenruhe wiederAngrif-
fe auf die afghanischenStreitkräf te an-
gekündigt.Dassdie Regierung inKa-
bul nicht erbautist vonden Verabre-
dungen,welche die Amerikaner mit
den Talibangetrof fenhaben, istver-
ständlich.Woransie nicht beteiligt
waren, das sollen sie nun ausführen.
Aber nicht nur dieafghanischeRe-
gierung sieht sichinder Rolle des un-
beteiligten Dritten, auchdie am Hin-
dukuschengagiertenPartner Ameri-
kaswissen jetzt, dassWashington mit
voller Kraftdem „Ausgang“ zustrebt
und damit auchfür sie das Ende abzu-
sehenist.Die Taliban, denen die ame-
rikanische Interventionsmüdigkeit na-
türlic hbekanntist,müssen sichnur
zurückzuhalten, dieTeile derVerabre-
dung erfüllen, die der Regierung
TrumpamHerzen liegen, und sichan-
sonsten in Geduld üben. Diegroße
Frageist:Was geschieht danach, nach
dem Abzug der Amerikaner in gut ei-
nem Jahr?Wer wolltedie Taliban da-
vonabhalten,den Kampfumdie gan-
ze HerrschaftimLande, politisch, mi-
litärisch, sozial undreligiös-kulturell,
wiederaufzunehmen?Eskäme einer
Verhöhnungder Opfergleich,wäre
die Hoffnung auf ein Ende des Kriegs
nur einegroße Selbsttäuschung.


Dassineiner Migrationskrise schnell
gehandeltwerden muss, braucht ihm
niemandzuerklären: Margaritis Schi-
nas, der für Migration und Sicherheit
zuständigeVizepräsident der EU-
Kommission, hat das alles schon er-
lebt.Inder vorigenKommission un-
terJean-ClaudeJunckerwar der Grie-
cheChefsprecher.Erbekam aus
nächs terNähe mit, wie Europa im
Herbst2015 voneiner Flüchtlingswel-
le überrollt wurde und wie schwierig
es war, die Mitgliedstaaten unterein-
ander abzustimmen.Während ein
Teil, vonDeutschland geführt, die
Grenzen offenhaltenwollte, drangen
vorallemUngar nund Österreichdar-
auf, die Balkan-Routezuschließen.
Vordem Hintergrund dieser Erfah-
rung, die bis heutenachwirkt, ent-
schied sichSchinas am Sonntag, ein
Sondertreffender EU-Innenminister
zu beantragen.Normalerweise geht
die InitiativezusolchenTreffenvon
einem Mitgliedstaat odervonder am-
tierenden Ratspräsidentschaftaus,
derzeit Kroatien. Allerdings wirken
die Kroaten überfordertvon den pa-
rallelen Krisen, die Europa erfassen
–neben derZuspitzung imVerhältnis
zur Türkeischreitet ja auchdie Aus-
breitung des Coronavirus voran.
Endeder Wochewerde ndie Innenmi-
nistervoraussichtlichinBrüssel zu-
sammenkommen. Schinasstrebt eine
gemeinsame Sitzung mit den Gesund-
heitsministern an, die amFreitag ta-
gen. Denn dasVirusgeht beide an.
An diesem DienstagwirdSchinas
die PräsidentenvonKommission,Par-
lament undRatnachGriechenland
begleiten. Siewollen sichein eigenes
Bild vonder Lageander Landesgren-
ze zurTürkei machen. DieRegierung
in Athen hat am Sonntag eine „Notla-
ge“wegen des plötzlichenZustroms
vonMenschen aus derTürkeierklärt
–das is tnachdem EU-Vertrag mög-
lich. Sie will einen Monat langkeine
Asylanträgemehr annehmen und hat
bei der GrenzschutzbehördeFrontex
schnelle Eingreifteams angefordert.
Die EU-Kommission mussdazu ei-
nen Vorschlag machen, die Mitglied-
staaten müssen ihm zustimmen. Ob
die Suspensionvon Asylanträgen
möglichist,wirdderzeitgeprüft. A us
Schinas’Umgebung wurde am Mon-
tagaber schon signalisiert, manrech-
ne mit einerZustimmung.
Margaritis Schinas wurde 1962 in
Thessaloniki geboren. Er warseit
1990 für die EU-Kommissiontätig,
bevorer2007 alsNach rückerfür die
christlich-demokratischeNeaDimo-
kratia insEuropäischeParlament ein-
zog. Nachzwei Jahrenwechselteer
an seinen alten Arbeitsplatz zurück.
Schinas,ein charismatischerTypmit
Neigung zur Theatralik,ist verheira-
tetund Vaterzweier er wachsener Kin-
der.Seine Frau leitetedas Kabinett
des EVP-FraktionschefsManfredWe-
ber.Sie gabdiese Funktion aber auf,
als ihr Mann zumVizepräsidenten
der Kommission aufstieg, um einen
Interessenkonflikt zuvermeiden.
THOMAS GUTSCHKER

FremdeFedern:NorbertRöttgen


Zeit für ein geopolitisches Europa


Was kommt danach?


VonKlaus-DieterFrankenberger

Überfällig oder unheilvoll?


Margaritis SCHINAS FotoReuters

Handelt


schnell


Irland erlebt mit demAufstiegvon


Sinn Fein eine historische Zäsur


VonJochen Buchsteiner,London


F.A.Z. Selection steht für herausragende Qualität und anspruchsvolles Design–exklusiv fürF.A.Z.-Lesergefertigt
in deutschenManuf akturen undvonrenommiertenHersteller n. BesuchenSieunserenOnline-Shop!

faz.net/selection,Info:(069)7591-10 10,Fax:(069) 7591-

Receiver CS 2.2.


F.A.Z.-Sonderedition


ExklusivesAll-In-One-SondermodellfürKlugeKöpfemitHiFi-Streaming,
Bluetooth,FM-Tuner,RCSAPPundzahlreichenDigital-undAnaloganschlüssen.
Dasind erbadischenManufakturAVMhergestellteklangstarkeGerä tin
schraubenlosemGehäusehatweltweitzahlreicheAu szeichnungener halt en.
SichernSie sich IhrenReceiverfür 2.999Euro.
Free download pdf