Paläontologie
Dino-DNA
gefunden?
Im Schädelrest eines vor
über 74 Millionen Jahren
gestorbenen Dinosauriers hat
eine Forscherin in den USA
eine womöglich sensationelle
Entdeckung gemacht. Die
Paläontologin Alida Bailleul
untersuchte unter dem Mikro-
skop ein Stück fossilisierten
Knorpels aus dem Kopf eines
sehr jungen Entenschnabel-
sauriers der Art Hypacrosau-
rus stebingeri. Dort erblickte
sie zu ihrer Überraschung
einige scheinbar intakte Zel-
len. Manche von ihnen könn-
ten gar in den letzten
Momenten der Zellteilung
erstarrt sein. Damit nicht
genug: In diesen Zellen stieß
Bailleul auf dunkles Material,
das wie Zellkerne wirkte. In
anderen fand sie chromoso-
menähnliche Gebilde. Chemi-
sche Analysen an vergleich -
baren Proben legen nahe, dass
tatsächlich noch Fragmente
der Dinosaurier-DNA erhal-
ten geblieben sind, wie die
Forscher um Bailleul im Fach-
blatt »National Science Re -
view« berichten. Nie zuvor
seien derart alte Hinweise
auf DNA eines Wirbeltiers
gefunden worden. Bislang
glaubten Forscher, dass Erb -
informa tion maximal eine
Million Jahre übersteht. Die
Wissenschaftler wollen nun
Kollegen ermutigen, die Fossi-
lien in ihren Beständen näher
auf ihre molekularen Geheim-
nisse zu untersuchen. ME
Energiewende
»Damit lässt sich
Geld verdienen«
Umweltforscher
Stefan Pfennin-
ger, 36, von der
ETH Zürich über
die technische
und wirtschaft -
liche Mach -
barkeit energieautarker Häuser
bis zum Jahr 2050
SPIEGEL:Herr Pfenninger, Sie
haben gemeinsam mit Ihrem
Studenten Ursin Gstöhl eine
Studie veröffentlicht, nach der
Gebäude zukünftig autark den
kompletten Energiebedarf
ihrer Bewohner decken könn-
ten. Wie soll das gehen?
Pfenninger:Mit Fotovoltaik -
anlagen. Sie könnten bis zum
Jahr 2050 viele Gebäude vom
Energienetz unabhängig
machen, selbst wenn die Be -
wohner E-Auto fahren und die
Wagen über den Hausan-
schluss laden. Unsere Studien-
ergebnisse beziehen sich auf
die Schweiz, lassen sich aber
auf andere weit entwickelte
Länder in gemäßigten Klima-
zonen wie Deutschland über-
tragen.
SPIEGEL:Und was geschieht,
wenn die Sonne nicht scheint?
Pfenninger:Um energetisch
komplett unabhängig
vom öffentlichen Netz zu sein,
braucht man Stromspeicher.
Für kurze Zeiträume lässt sich
überschüssige Energie beispiels-
weise in Lithium-Ionen-Batte-
rien speichern, Wasserstoff eig-
net sich für die Langzeitspei-
cherung. Bisher sind aber nur
wenige Fotovoltaik anlagen
an solche Speicher gekoppelt.
SPIEGEL:Nicht jedem Hausbe-
sitzer dürfte wohl sein bei der
Vorstellung, einen Wasserstoff-
tank in Hausnähe zu haben.
Pfenninger:Es gibt Technolo-
gien, um Wasserstoff in einer
nicht brennbaren Form zu
speichern. Ich gehe davon aus,
dass solche Anlagen bis zum
Jahr 2050 kostengünstig ver-
fügbar sein werden.
SPIEGEL:Aber wird sich auch
jeder eine Selbstversorgung
leisten können?
Pfenninger:Es wird sehr wahr-
scheinlich auch zukünftig teu-
rer sein, ein komplett energie-
autarkes Haus zu bauen, als es
an das bestehende Stromnetz
103
Fußnote
Prozent! Um diesen Wert steigt
das Ausfallrisiko eines Arbeit-
nehmers wegen Krankheit,
wenn ihn sein Arbeitgeber in
ein Großraumbüro setzt statt
in die Einzelunterbringung.
Das haben norwegische For-
scher nun anhand von mehr als
6300 Studienteilnehmern he-
rausgefunden. Die Erklärung:
Großraumbüros sind ein natür -
licher Tummelplatz für Viren
und Bakterien und somit der
Gesundheit ihrer Insassen nicht
zuträglich. Noch bedenklicher
ist es allerdings, zu klein gerate-
ne Büros mit zwei oder mehr
Kollegen zu besetzen. Diese of-
fenbar noch weniger artgerech-
te Haltung erhöht den Kran-
kenstand von Angestellten so-
gar um gleich 18 Prozent.
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ANDREA VEDOVO
JAMES JAGGER / MAURITIUS IMAGES
Hypacrosaurus-Skelett
PATRICK PLEUL / PICTURE ALLIANCE / DPA
Wohnhaus mit Solaranlage
anzuschließen – allein schon
wegen der hohen Kosten für
die Batteriespeicher. Zuverläs-
sige Preisprognosen sind aller-
dings schwierig, weil wir nicht
wissen, wie sich die Kosten für
Speicher und die Strompreise
entwickeln werden.
SPIEGEL:Mehr als die Hälfte
der Haushalte in Deutschland
entfallen auf Mehrfamilien -
häuser. Können auch die ihren
Strom selbst gewinnen?
Pfenninger:Um den Bedarf
von Mehrfamilienhäusern zu
decken, müsste in vielen Fäl-
len das Dach und die Fassade
komplett mit Solaranlagen
bedeckt sein. Zudem brauchte
man große Wasserstofftanks
für die Energiespeicherung.
Bei Neubauten könnte das
noch umsetzbar sein. Bei Be -
standsimmobilien wird das
schwierig. Pro Kopf gerechnet
sind die Investitionen im Ver-
gleich zu einem Einfamilien-
haus aber geringer. Und wenn
bei Sonnenschein mehr Ener-
gie produziert wird, als die
Hausbewohner verbrauchen,
kann sie ins Netz gespeist
werden. Damit lässt sich Geld
verdienen. KOE