Von Tillmann Prüfer
Mancher fragt sich, warum dieser kuriose Brite Paul Smith eigent-
lich Modedesigner geworden ist. Denn mit seinem Talent für den
großen Spaß hätte er auch Entertainer werden können. Paul Smith
erzählt beispielsweise gern, dass er bei anstrengenden Business-
Meetings schon öfter mal ein gerupftes Gummihuhn aus seiner
Aktentasche gezogen und über seinem Kopf geschwenkt hat – ein-
fach um die Stimmung ein bisschen zu lockern. Paul Smith besitzt
auch einen Koffer mit einer kleinen Modelleisenbahn darin, das be-
hauptet er jedenfalls. Wenn ihm eine Sitzung zu dröge werde, könne
er einfach seinen Koffer öffnen und ein bisschen mit der Eisenbahn
spielen. Tatsächlich will Smith zunächst auch gar nicht vorgehabt
haben, in die Mode zu gehen. Er wollte Radrennfahrer werden, hatte
aber mit 17 Jahren einen schweren Unfall, der ihn daran hinderte.
Smith arbeitete als Manager in einem Geschäft, bis seine Frau Pau line,
eine Designerin, ihn davon überzeugte, eine eigene Kol lek tion zu ent-
werfen und eine Bou tique zu eröffnen. Als ersten Ladenmanager, sagt
er, habe er seinen Hund Homer eingestellt. Der machte seinen Job
offenbar nicht schlecht: Heute hat Paul Smith Geschäfte überall auf
der Welt und gilt als erfolgreichster Modedesigner Englands.
Alles, was Smith für Herren und Damen entwirft, ist gleicher maßen
britisch-klassisch – mit einer gut gelaunten Brechung, etwa durch
das bunte Muster aus schmalen verschiedenfarbigen Streifen, mit
dem er viele seiner Entwürfe versieht. Die Marke wendet sich vor
allem an männliche Kunden, die sich im Grunde konservativ klei-
den möchten, aber eben nicht nur. Weil die Mode des De signers
grundsätzlich klassisch ist, riskieren Männer in seinen Entwürfen
gerne mehr Farbe. In einem Anzug von Paul Smith fühlt man sich
jünger, als man eigentlich ist, auch leichter, als man ist – und muti-
ger. Man fühlt sich lustiger, als man tatsächlich ist. Vielleicht tragen
Männer auch deshalb seit 50 Jahren Anzüge von Paul Smith, weil
sie so sein möchten wie er.
Das neueste Projekt, das Paul Smith sich zu seinem 50. Marken-
jubiläum leistet, ist eine Ko ope ra tion mit dem Illustrator Chris-
toph Niemann. Niemann gilt als einer der besten Magazin-Illus-
tratoren der Welt. Er arbeitet regelmäßig für den New Yorker, das
New York Times Maga zine, manchmal auch für das ZEIT magazin.
Schön, dass man seine Arbeiten nun nicht nur auf Papier, sondern
auch auf Sneakers, Flipflops, Taschen und T-Shirts von Paul Smith
bewundern kann. Schon allein wegen solcher Kooperationen ist es
wichtig, dass jemand wie Paul Smith Modedesigner ist – und nicht
irgendetwas anderes.
Seit 50 Jahren bunt
Stil
Meine Kollegen lieben den letzten und neunten Star Wars-Film, er
heißt Der Aufstieg Skywalkers. Sie sagen, er sei der beste seit Die
Rückkehr der Jedi-Ritter von 1983! Soso. Als Kind war ich großer
Star Wars-Fan, aber beim vierten Teil (beziehungsweise Episode 1
- Die dunkle Bedrohung), der 1999 erschien, bin ich ausgestiegen.
Als mir die Firma Bang & Olufsen ihre neue Beosound-Anlage zum
Testen zugeschickt hat, habe ich darin allerdings einen Anlass ge-
sehen, Star Wars doch noch eine Chance zu geben. Was hat der
neue Film akustisch zu bieten? Das Zischen von Laserschwertern
oder das Brummen von Sternzerstörern sind auf einer guten Anlage
bestimmt ein Genuss.
Per HDMI-Kabel wird Beosound Stage mit dem Fernseher verbun-
den. Das System verfügt über elf Lautsprechertreiber mit jeweils
eigenem Verstärker. Da ich Filme auf dem Laptop schaue und mei-
nen Fernseher seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt habe, musste ich
die Kiste erst mal aus dem Gästezimmer holen. Der Bildschirm ist
ziemlich klein; stellt man die Soundbar darauf, ist sie fast doppelt so
breit. Wenn im Film ein Raumschiff über ein anderes fliegt, donnert
es also im ganzen Wohnzimmer. Man hat nur leider das Gefühl, dass
man dieses Raumschiff durch einen kleinen Ausschnitt betrachtet.
Wer die 1500 Euro in die Soundbar investieren möchte, sollte also
mindestens noch mal so viel für einen Fernseher übrig haben.
Übrigens fand ich den neuen Star Wars nicht schlecht. Am nächsten
Tag kam ich freudig ins Büro, um mit den Kollegen zu fachsimpeln.
Nach ein paar Minuten Filmkritik im Stuhlkreis fiel mir auf, dass ich
den falschen Film gesehen hatte. Episode 8 – Die letzten Jedi, nicht
Episode 9. »Ach so, der ... – der war miserabel«, sagte mein Kollege ge-
nüsslich. Mir egal. Der Fernseher steht wieder im Gästezimmer.
Mirko Borsche stellt
eine Soundbar auf seinen Fernseher
und schaut »Star Wars«
Unter Strom
Technische Daten
Größe: 110 x 17 x 7,7 cm; Gewicht: 8 kg; Preis: 150 0 Euro
Mirko Borsche, Creative Director des ZEITmagazins,
schreibt jede Woche die Kolumne »Unter Strom«
Foto
Bang & Olufsen
Foto Peter Langer
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