Frankfurter Allgemeine Zeitung - 18.02.2020

(Jacob Rumans) #1
W

er wissen wollte, wie
erns tdie Lagebei denKöl-
ner Haien ist, der musste
am Sonntagabend nur denVertretern
der DüsseldorferEGlauschen.Von
Genugtuung odergarHäme warnach
dem 4:1-Sieg im Derbynicht mal
beim rheinischenNachbarnetwas zu
spüren. Der lässt normalerweise kei-
ne Gelegenheit aus, die jahrzehnteal-
te Rivalität immer neu anzuheizen.
Dochdiesmalwardas zumindestbei
Offiziellen wie Spielernanders, hin-
tervorgehaltener Handkamgar Mit-
leid durch.Man müsse auchjetzt
nochRespektvorden Kölnernha-
ben, sagteDEG-Kapitän Alexander
Barta.
Respekt musssichgewöhnlich
aber erarbeiten.Undso, wie dieKöl-
ner sichseit Wochen präsentieren,ha-
ben sie alles andereals Respektver-
dient.15Niederlagen inFolge, eine
leblose wie zerstrittene Mannschaft,
ein überforderterTrainer,Fans, die
die eigenen Spieler bedrohen, dass
die sichnicht mehr ohne Polizei-
schutz aus der Halle trauen.
Nunkönnteman das als lokalePos-
se abtu n. In Köln fallen dieAusschlä-
ge auf der Emotionsskala ja immer
besondersheftig aus-ganz gleichin
welcher Sportart.Dochimvorliegen-
den Fall geht es um mehr.Die ganze
Branche leidet mit. Weil die Kölner ei-
ner der prominentestenKlubs der
Deutschen EishockeyLigasind. Ei-
ner Liga, die einen Großteil ihrer Ein-
nahmen eben nichtgarantiertdurch
lukrativeTV-Verträgeerwirtschaftet,
sondernamSpieltag durch Tick ets
und Fanartikel.Undeiner Liga, die
selten überregionale Aufmerksam-
keit er fährt-nicht mal nachdem
Olympiasilber der Nationalmann-
schaf toder ihren ordentlichenAuf-
tritten bei denvergangenenWeltmeis-
terschaften. Dakommt es auf diegro-
ßen Klubs aus dengroßenStädten
mit ihrengroßen Hallen an.Aufsoei-
nen wie dieKölner Haie. Dassdie auf-
regendste Zeit des Eishockey-Jahres
nun allerVoraussicht nachohne den
Zuschauerkrösusstattfindet, tutweh.
Gerade inZeiten, in denen ein neuer
Ligasponsorgesucht wird.
Ebenso bitter istder in der Haie-
GeschichtebeispielloseAbsturzfür
die sportliche Situation im deutschen
Eishockey. Seit 2015 machen die bei-
den Schwergewicht eaus München
und Mannheim die Meisterschaften
unter sichaus. Manche Beobachter
frotzeln schon, mankönne die Saison
gleichmit demFinal ebeginnen, der
Rest habe ja ehkeine Chance. Der
DEL droht Langeweile. Umso größer
wardie Hoffnung im Ligabüro, dass
die Haie die Dominanz durchbrechen
und füretwa sAbwechslung sorgen
könnten. In derVorsaisonwarensie
bis ins Halbfinalegeko mmen, hatten
danachprominenteSpieler und ei-
nen prominentenTrainerverpflich-
tet. Sie könntengarganz oben angrei-
fen, hieß es. Dochdaraus wirdnichts.
Das Kölner Eishockeyliegt am Bo-
den. Undsogut wie niemand freut
sichdrüber.Nicht mal die Düsseldor-
fer.

Haie lassen


die Liga leiden


VonBerndSchwickerath

Z


um bislang letzten Male kam
ThomasTuchel imFrühsommer
2017 offiziell mit Borussia Dort-
mund in Berührung, wenige
Tage nachdem er den DFB-Pokalgewon-
nen hatte. Er traf sichmit Geschäftsführer
Hans-JoachimWatzkeund Sportdirektor
MichaelZorc zu einem abschließenden
Gespräch. Man sprachüber jene dramati-
sche Saison, die demBVBnochlangein
den Knochensteckensollte. Tuchel, Watz-
ke und Zorc ware ndafür genau in dem Ho-
telverabredet, in dessen unmittelbarerer
Nähe keine zwei Monatezuvor ein Bom-
benanschlag den Mannschaftsbus der Bo-
russia dur chlöcherthatte, in dessenFolge
es dengesamten Klub zerriss.Traine rund
Vereinsführungstanden sichwie Gegner
gegenüber.AnjenemTagimMai zog
Watzkedann nachwenigen Minuten ei-
nen Schlussstric hunter die schon zuvor
heillos zerrütteteBeziehung.Auch der bes-
te Punkteschnitt, den je einTrainer in
Dortmund erreicht hatte, der mindestens
eine komplett eSaison absolvierte (2,5
Punkte),konntedie Wunden nicht heilen.
Das Trauma wirkt bis heutenach.
Knapp drei Jahrenachden Zeiten im
Ausnahmezustand tre ffen Tuchel undder
BVBandiesemDienstag (21 Uhr)imAch-
telfinal-Hinspielder Champions League
erstmals alssportli cheGegner aufeinan-
der.Ein Er gebnis bei dieser besonderenBe-
gegnungstehtallerdings schonvordemAn-
pfif ffest: Ihremgroßen sportlichenGlück
sindder BVBund Tuchel seithervergeblich
hinterhergelaufen.Der BVBhat sei tdem
Rauswurfvon Tuchel keinen Titelmehrge-
wonnen,undauchindieser Saison sieht es
kaum danachaus.Im DFB-Pokalistdie Bo-
russia schonraus,inder Champions Lea-
gue könnte nun Tuchel für dasEndesor-
gen. Aber so oder so:Sein mitLucien Favre
schondrit terNachf olgerdürfteinDort-
mundauchkeinegroße Zukunftmehrha-
ben. FürTuchel wiederumkönnte ausge-
rechnetDortmund zur nächsten Endstati-
onseinerKarrierewerden.Falls die Milliar-
dentr uppevonParis St-Ger mainwieder
im Achtelfinaleausscheiden sollte,gehen
Kenner derschwierigzudurchschauenden
PariserFußballszenedavonaus, dassseine
Tage bei St-Germaingezählt sein dürften,
trotzeines Vertrags bi sSommer 2021.Das
Duel lgegen Dortmund hatdamit zumin-
dest fürTuchel schonEndspielcharakter.
Undesist ein Wiedersehen, dass beideSei-
tennachdenklich machendürfte.

AlteWunden

VonBorussia Dortmund undvonThomas
Tuchel hörtman vorder brisanten Begeg-
nung daherkaum einWort,das über das
sportliche Duell hinausweist, obwohl die
persönlichen Rivalitäten und Re-
vanchegelüste mit Händen zu greifen
sind. Doch niemand will alte Wunden auf-
reißen. Der 46 JahrealteTrainer hat in
den vergangenenWochen alle Intervie-
wanfragen zu seinerRückkehr nachDort-
mund abgelehnt,teiltenur mit, dassdie
Dingeaufgearbeitet seie n. Er habe ent-
schieden, nicht sichinden Mittelpunkt
dieses Spiel zustellen, sonderndie Mann-
schaf t. In Dortmund sehen die Sprachre-
gelungenvordem Duellkaum andersaus.
Auch dortmocht ekein Verantwortlicher
näher auf diesegemeinsame Beziehungs-
geschichteeingehen.TrainerLucien Fav-
re schlosssichnahtlos dem Schweigen an.
Aufentsprechende Fragen nach dem 4:0
am Freitag gegenFrankfurt, welches Erbe
vonTuchel in Dortmund nochvorhanden
sei (esstehen mit Bürki, Piszczek,Schmel-
zer,Götze undReus nur nochsechs Spie-
ler aus derTuchel-Zeit imKader), nahm
er denNamen Tuchel nicht einmal in den
Mund:„Wir spielengegenParis.“
Allein Geschäftsführer Watzkekam
nicht umhin, imRahmen eines Interviews
mit einem übertragendenFernsehsender

wenigstens dasNotwendigste aus seiner
Sicht zu einer Beziehung zu sagen, die so
vielversprechend begonnen hatte, bis heu-
te aber Sprachlosigkeit erzeugt.Erschätze
Tuchel als fachlichaußergewöhnlichen
Trainer,so Watzke, außerdem habe man
zusammen den DFB-Pokal gewonnen.
„Wir werden sicherlichkeine großen
Freunde mehr im Leben.Aber wenn wir
uns über denWeglaufen,werdeich ihn si-
cherlic hbegrüßen. Ichdenke, dasserdas
auchtun wird.“
Der Druckauf Tuchel vorder Rückke hr
nachDortmund istgroß. DerVorstands-
vorsitzende seines Klubs,Nasser Al-Khe-
laifi, hattebei seinemeigenen Amtsantritt
das Ziel ausgegeben, in fünf Jahren die
Champions League zugewinnen. Daswar
im Jahr 2011. Seitdem hat der neureiche
Hauptstadtklub, der seither 1,3 Milliarden
Euroinneues Personal investierte,nicht
einmal das Halbfinale erreicht. In den bei-
den vergangenen Jahren entwickelten sich
dabeidieAchtelfinals stattdessen zu sport-
lichen Schockmomenten. Im März2018
taumelteParis St-Germain wie benom-
men vomPlatz, als sie einen 4:0-Sieg aus
dem Hinspiel in Barcelona verspielten
und 1:6 untergingen. Ein Jahr später,un-
terTuchel, schienen sie mit einem
2:0-Sieg im Hinspiel bei ManchesterUni-
tedebenfalls schon wie der sichereSieger
auszusehen,aber selbstgegen ein ersatzge-
schwächtes ManchesterUnited schiedPa-
riszuHause trotzeines grotesk überlegen
geführtenSpiels nach der 1:3-Niederlage
aus. Auch dieseVorgeschichten setzen in
Parisdas DuellgegenDortmund unter
Spannung–und Tuchel unter Druck.
Voneiner Favoritenroll eauf denTitelin
derChampions League,soheißt esaus Tu-
chels Umfeld, will derTrainervordem dop-
peltenDuel lmit de rVergangenheitnicht

viel wissen. Der Marktwertvon Parisliegt
mitderzeit 1,02 Milliarden Euro(Quelle
transfermarkt.de) zwarweit über denDort-
munder Verhältnis sen (637Millionen) –
undin der absoluteneuropäischen Spitzen-
gruppe. DochTuchel und einigeandereEx-
perten machenlieber eine anderesport-
lich-finanzielleRechnungauf.Eine,die
sich nichtamGesamtwert desKader sori-
entiert, sondernan den Spielern, derenak-
tuelle rMarktwertbei 50 Millionen Euro
oderdarüber liegt.DennSpieler dieserKa-
tegorie, so auch ein Argumentunter den
Top-Spielerberater nder in ternationalen
Szene, funktionierteninder Regelimmer.
Undwer diemeistenSpieler dieserKatego-
rieinseinemKaderhabe, besitze damitin
Wahrheit diegrößteErfolgsc hance.

Zahlen, die denAtem rauben

In Parismachen mit Mbappé (200 Millio-
nen) und Neymar (160) zwei Spieler
mehr als ein Drittel desgesamtenWerts
des Kadersaus. Nachden Topspielern
liegt Parisindieser Aufstellung mit insge-
samt fünf Spielern(hinzukommen Icar-
di/75 Millionen,Verrati/75 und Marquin-
hos/65)zwarimmernoch 5:3vor Dort-
mund (Sancho/120 Milli onen, Haa-
land/60,Brandt/50).Aber vonder Spitze
in Europawäre Parisdennochein gutes
Stück entfernt.ImRanking der aktuellen
Achtelfinalistensteht Tuchels Team nur
auf Rang zehn mit Juventus, Dortmund
sogar nur aufRang zwölf.Tabellenführer
in dieser 50+-Kategorie istdemnachMan-
chesterCity (Gesamtwert1,29 Milliar-
den) mit 14 dieserTopspieler imKader,
dahinterkommt als ZweiterReal Madrid
(1,08 Milliarden/10Spieler),gefolgt vom
FC Bayern (933 Millionen/10 Spieler),
dem FC Liverpool (1,19 Milliarden/9 Spie-

ler), dem FC Barcelona(1,06 Milliarden/9
Spieler),Atlético Madrid (863 Millio-
nen/7 Spieler), Chelsea London (848 Mil-
lionen/6 Spieler), ManchesterUnited
(800 Millionen/6 Spieler), Tottenham
(897 Millionen/6 Spieler),Paris(1,02 Mil-
liarden/5 Spieler), JuventusTurin(762
Millionen/5 Spieler) undNeapel (688 Mil-
lionen/4 Spieler). Dann erst käme Borus-
sia Dortmund (637 Millionen/3Spieler),
direkt dahinter RB Leipzig (594 Millio-
nen, 2Spieler mitWerner/75 Millionen
und Upamecano/50).
Bei denZahlen, die hinterParisSt-Ger-
main stehen und die derKonkur renz den
Atem rauben, aber dieKontrolleuredes Fi-
nancialFairpla yauchschon auf den Plan
gerufenhaben, gibt es aber auchnoch
eine anderewirtschaftlicheWahrheit.Der
Druc kder Uefahat gewirkt .Indieser Sai-
son hatPariseinen Transferüberschuss
vonrund 10 Millionen Euroerzielt.Zum
Vergleich:Real Madrid ste ht in dieser
Spielzeit mit mehr als 200 Millionen Euro
im Minus, Manchester City mit knapp 100
Millionen, Bayern München mitrund 90
Millionen und RB Leipzig sowie Borussia
Dortmund mitrund 25 Millionen.
In Paris, soversicher nVertrautedes
Trainers, habe sichTuchel in einemvöllig
neuen undganz anderemUmfeld als in
Dortmundund Mainzverändert. Wohl
auchändernmüssen, um dortbestehen
zu können. Der Klub isttief geprägtvon
seiner französischen Herkunftund dem
Pariser Flair.Seit bald zehn Jahren aber
auchvon den mächtigen arabischen Geld-
gebernund ihren Business-Vorstellungen
sowievoneiner starkensüdamerikani-
schen Spielerfraktionauf dem Platz,teil-
weise mit ausgeprägterStar-Attitüde,an-
geführtvon Neymar,zuder aber auchder
extravaganteCavani, Di María, Marquin-
hos und Icardi zählen.

Die Saison beginnt erstjetzt
Tuchel be wegt sic hinParis in einervöllig
anderenUmlaufbahn. In einem Klub, in
dem so unterschiedlicheKulturen neben-
und miteinander an einem Milliardenpro-
jekt arbeiten, das nicht zuletztvonErfolg
und Eitelkeitgetrieben ist, hat derTrai-
ner einestärker moderierende Rolleüber-
nommen als auf seinen früherenStatio-
nen. Nicht zuletzt die Rivalität der beiden
Topstars Neymar und Mbappé ausglei-
chend imAuge zu behalten gilt laut Beob-
achternals eine zentraleAufgabe. Der as-
ketischanmutende und in Deutschland
auchmit streberhaftemEifer wirkende
Trainer hat es inParisjedenfalls mit deut-
lichausgeprägteren Egos alsin Dort-
mund zu tun,wo schonAubameyang und
Dembélé alsexzentrischeStars galten. Be-
obachterweisen auchdarauf hin, dassder
taktische Einflussdes exzellentenFuß-
ballfachmanns auf das Spiel angesichts
der Eigenwilligkeit seinerTopstars und
Tuchels Wunsch, sie bei Launezuhalten,
geringer geworden sei als in Dortmund.
Undnochviel geringer als einstinMainz.
Auch wenn Tuchel damit einTeil seiner
Stärke als Trainer ,verschiedene Systeme
strikt vorzugeben undanzuwenden,abhan-
dengekommensei,hat di egrößereFrei-
heit, dieer seine nStars auch auf demFeld
zuges tehe,durchaus Erfolg. In derGrup-
penphase der Champions Leaguesetzte
sichPSG in einer Gruppe mitReal Madrid
mit fünfSiegen und einemUnentschieden
als Gruppenerster durch.Auchwennesin
der Liga am Wochenendeineinem wilden
Spiel nurzueinem4:4 beimTabelle nvor-
letzten Amiensreichte, beidem derTrai-
ner Neymar und Mbappé fürdie Partie in
Dortmund schonte, is tParis auch in de rLi-
gue 1seit dem1.November und13Spielen
ungeschlagen.Aber fürParisSt-Germain
beginntdieseSaison erst mitdem Achtelfi-
naleinDortmund–und könnte dortfürTu-
chel auc hgleichwiederzuEndegehen.

kell. MADRID.Die Geschichtevon
Atlético Madrid isteine vonent-
täuschten Erwartungen. Seit Jahren
hoffendie „colchoneros“, endlichdas
Imagevom Underdog ablegen und im
Konzertder Großen mitspielen zu
können. Dochnicht einmal jetzt,wo
die spanische Ligasoausgeglichen ist
wie seit Jahren nicht mehr,und die
beidengroßen KlubsReal Madrid und
derFCBarcelonaimmer wiederPunk-
te liegen lassen, spielt Atlético ernst-
haftumdie Meisterschaftmit.Das
Team musssichdiesmal sogar anstren-
gen, sic hwenigstens für die Cham-
pions League zuqualifizieren.
Bei Atlético,das es an diesem
Dienstag imAchtelfinal-Hinspiel der
Königsklasse mit dem FC Liverpool
zu tun bekommt, klemmt es derzeit
überall. Zu Beginn der Saison hatte
Trainer Diego Simeonefast die gesam-
te Hintermannschaftausgetauscht.
Entweder,weil dieWechsel demVer-
ein Geld in dieKassebrachten, wie
etwa der vonLucas Hernández zu den
Bayern,oder weil sie der Coachfür zu
alt befand,etwa Filipe Luís, Diego Go-
dín oder Juanfran, alleweit über 30
Jahrealt.Das führtzuProblemen,vor
allem,wenn bei Eckenund Freistö-
ßen dieAbstimmung nichtstimmt.
Neun Tore hat dasTeam bereits aus
Standardsituationen hinnehmen müs-
sen.
Die Mannschaftwirkt aber auchin
der Offensivezuseltengefährlich.
Auch hier warendie Er wartungenrie-
sig. ImPortugiesen JoãoFélix, der für
126 Millionen Eurovon Benfica Lissa-
bon gekommenwar, sahen manche
nicht nur einen guten Ersatz für den
nachBarcelona abgewandertenGriez-
mann, sondernsogar schon einen neu-
en Cristiano Ronaldo. DochFélix
kommt bishergarnicht zurecht, hat
bislang nur zweiTore geschossen. Ge-
genLiverpoolfehlt er verletzt.Simeo-
ne nimmt ihn in Schutz, mit 20 Jahren
sei Félix nochein Rohdiamant.Der
Stürmer,der in Portugal in derVorsai-
son noch20Toreerzielt hatte, sprach
hingegen in einem Interviewvon ei-
ner möglichenRückke hr,erstjetzt
merke er,wie glücklicherbei Benfica
gewesen sein.
Dabeiwardas Unglückabsehbar.
In der PhilosophievonSimeoneist
das Kollektiv alles, das Individuum
nichts. Dies istmehr als eine taktische
Vorgabe, es isteine Weltanschauung.
„Sichanzustrengen istnicht verhan-
delbar“, sagt er,oder:„Wenn man an
etwasglaubt und daran arbeitet,kann
man es auchschaffen“. Diese Prinzi-
pien passen auchgut als Gegenthese
zum ewigen RivalenReal, der immer
mehr Geld für seine Einkäufehaben
wird. Dochnicht immer istder Wille,
sondernoftauch dasTalent ausschlag-
gebend.Félix hat diesesTalent, doch
es findetimSchema vonSimeonekei-
nen Platz.Félix wäre nicht der erste
Spieler,der daran scheitert. In derver-
gangenen SaisonwaretwaRodrigo
HernándezvonVillareal gekommen,
ein defensiver Mittelfeldspieler, der
auchballsicher in der Spieleröffnung
ist. Er wurde nachnur einer Saison
verkauft. Vordem Abgang steht auch
Flügelspieler Thomas Lemar,der mit
großen Erwartungen und für 70 Mil-
lionen Euroaus Monaco zuAtlético
gekommenwar. Drei Tore –solautet
die magereBilanz desFranzosen, der
in Monaco noch22Toreerzielt hatte.
Trainer Simeone scheint mit solchen
Spielernnur wenig anfangen zukön-
nen. So istabsehbar,dasseresauch
gegenLiverpool mit einem defensi-
ven, kollektiven Kraftaktversuchen
und auf einwenig Glückinder Of fen-
sivehoffenwird.


Rückkehr


vomPariser


Planeten


Der Geheimnisvolle:ThomasTuchel FotoWitters

TuchelsBVB-Problem:Sein asketischanmutender Eifer irritierte. Fotodpa

Tuchels PSG-Problem:Er muss dieStars immer bei Laune halten. Fotodpa

ash. FRANKFURT. Der Geschäfts-
führer der DeutschenFußball Liga
(DFL), Christian Seifert, hat die Bun-
desligaklubs zu mehr Effektivitätim
Wettbewerb mit der internationalen
Konkur renz aufgefordert. Ausseiner
Sicht habe die DFL eine solide Grund-
lagegeschaffen. Der deutsche Profi-
fußball besitze eine positiveVeranke-
rung in der Gesellschaft, sei gut orga-
nisiertund Vorreiter in der Digitalisie-
rung. „DieVerantwortung für das ei-
gentliche Produkt, denFußball auf
dem Platz, haben die Klubs. Esgeht
künftig zunehmend darum,wassie
aus denfinanziellen Möglichkeiten
machen“, sagteerder F.A.Z. Nach
dem neuestenWirtschaftsbericht der
DFL, der dieserZeitungvorabvorlag,
haben dieVereine der erste nLigain
der vergangenen Saison zum 15. Mal
in Folgeeinen Umsatzrekorderreicht.
Erstmals knackten sie die Grenzevon
vier Milliarden Euro–ein Anstieg um
5,4 Prozent.NachSteuernverzeichne-
ten14der 18 Klubs ein positives Er-
gebnis. Die zweiteLigasetzte782 Mil-
lionen Euroum–ein Plusvon28,5
Prozent.(SieheWirtschaft, Seite15.)

sid. MÜNSTER.Der Fußball-Drittli-
gaklub Preußen Münsterhat nach
dem Rassismus-Vorfall im Spielge-
gendie WürzburgerKickers für den
Täterein bundesweitesStadionver-
botvon drei Jahrenverhängt.Außer-
dem will der Klub dievomDeutschen
Fußball-Bund(DFB) zu erwartende
Geldstrafeauf den Mann umlegen.
„Das mindeste,das wir nun tunkön-
nen, ist, dassdiese Person nicht mehr
in unserStadionkommt“, sagteVer-
einspräsident Christoph Strässer.
Drei Jahresind lautRegularien das
höchstmögliche Strafmaß. In der
Schlussphase des SpielshatteamFrei-
tagauf der Haupttribüne ein Zuschau-
er nachAngaben der PreußenAffen-
lautevon sichgegeben und damit Ki-
ckers-ProfiLeroyKwadwobeleidigt.
Der Täterwurde durch Fans für die
Ordnungskräfte erkennbargemacht,
gestellt undfestgenommen.


ZDF:14 Uhr :Biathlon,Weltmeis terschaftin
Antholz/Italien,Frauen, 15 km.


EUROSPORT1:14.05 Uhr:Biathlon,Welt-
meisterschaftinAntholz/Italien,Frauen, 15
km. 16 Uhr:Langlauf, Weltcup in Åre/
Schweden,drit te Etappe, Einzelsprint.


DFLvermeldet



  1. Umsatzrekord


Das Scheitern


der Talente


Atléticokommt unter


Simeone nichtvoran


Stadionverbo tnach


Rassismus-Vorfall


ThomasTuchel soll dieSuperstarsdes


Weltfußballs bei Laune halten.Doch


Fußballglück sieht andersaus.Sein


Duell mitder Do rtmunderVergangenheit


könnte zurEndstatio nwerden.


VonMichael Horeni, Berlin


SportliveimFernsehen


SEITE 28·DIENSTAG, 18.FEBRUAR2020·NR.41 Sport FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
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