Süddeutsche Zeitung - 17.02.2020

(Marcin) #1
von sonja niesmann

Neuhausen/Nymphenburg– FürBeach-
volleyballer ist der Winter hierzulande ei-
ne sportfreie Zeit. Das „Beach38“ im
Werksviertel am Ostbahnhof, in dem man
dem Schmettern und Baggern auch sehr
entspannt von der Bar und aus Strandlie-
gen heraus zuschauen konnte, musste im
vergangenen Jahr schließen, weil andere
Immobilienprojekte auf dem Areal geplant
sind. Seitdem hat die Beachvolleyball-Sze-
ne nirgends in der Stadt mehr ein Dach
überm Kopf, keine Indoor-Trainingsmög-
lichkeiten mehr. Florian Runtsch treibt das
seit geraumer Zeit um, er möchte eine
neue Beachsporthalle auf den Weg brin-
gen. Das geeignete Gelände hat er bereits
zur Hand: Die Halle ließe sich auf den
1000 Quadratmeter großen Beachvolley-
ball-Sandplatz auf der Anlage des ESV
München in Nymphenburg-Süd setzen,
bei dem Runtsch auch Volleyball spielt.
Mit dem Verein sei alles so gut wie unter-
schriftsreif, erklärt er. Pia Kraske, eine der
ESV-Geschäftsführerinnen, bestätigt das:
„Wir stehen voll hinter dem Projekt.“ Alles
andere wäre auch verwunderlich. Mün-
chens mit aktuell rund 8000 Mitgliedern
größter Breitensportverein, der erst im
April 2019 einen mit Hilfe eines städti-
schen Sonderförderprogramms errichte-
ten Anbau mit sechs vielfältig nutzbaren
Sporthallen an der Margarete-Danzi-Stra-

ße eingeweiht hat, bekäme damit eine wei-
tere Attraktion, ohne einen Cent dafür zu
bezahlen. Im Gegenteil, Runtsch als Betrei-
ber der Halle müsste noch Pacht zahlen.
„Da kann man sich nicht beklagen“, sagt
Kraske denn auch vergnügt. Man habe, be-

richtet sie, auch schon gemeinsam bei der
Lokalbaukommission (LBK) vorgefühlt
und „positive Signale“ empfangen.
Nun gilt es also, einen Bauantrag für die
Traglufthalle bei der LBK einzureichen –
und das Geld für diese Planung möchte

Runtsch vom Neuhauser Bezirksaus-
schuss (BA). 4897 Euro Zuschuss aus dem
Stadtbezirksbudget hat er beantragt, das
entspreche „etwa den 50 Arbeitsstunden“,
die der Architekt für die Erstellung der Ein-
gabeplanung brauche, erklärte er. Bei der
BA-Vorsitzenden Anna Hanusch (Grüne),
selbst Architektin, gingen bei diesen Wor-
ten die Augenbrauen steil in die Höhe.
Der weitaus größere Brocken ist aber
die Traglufthalle selbst: 150 000 Euro wer-
de sie kosten, schätzt Runtsch. Auf Willi
Wermelts (SPD) Frage, wer das finanziere,
entgegnete er: „Zum Teil über eine Crowd-
funding-Kampagne, der Rest von der
Bank.“ Anna Hanusch drückte das Zögern,
die spürbare Skepsis in der Runde schließ-
lich so aus: „Ich find’ das schwierig. Wir sol-
len jetzt die Herstellung einer Planung un-
terstützen, und wenn’s dumm läuft,
kommt das Projekt gar nicht zustande.“ Sie
werde, setzte sie hinzu, dem Antrag nicht
zustimmen.
CSU-Fraktionssprecher Leo Agerer da-
gegen fand die Nachfragen „ein bisschen
kleinkariert“: „Wir haben doch eh zu weni-
ge Sportflächen im Viertel“, warb er um Zu-
stimmung. Als schließlich auch noch Alex-
ander Sperling von der SPD für einen „Ver-
trauensvorschuss“ plädierte, war eine
Mehrheit für die Gewährung des Zuschus-
ses in voller Höhe gewonnen. Dagegen
stimmten nur einige Mitglieder der Grü-
nen und der ÖDP.

Schwanthalerhöhe – EinFamilienmit-
glied wird zum Pflegefall. Ein Elternteil
wird dement und braucht umfassende Be-
treuung. Und plötzlich lernen Familienan-
gehörige ihn kennen, den so oft beschwore-
nen Pflegenotstand. Wege aus dieser Krise
genauso wie die Möglichkeiten, die Lokal-
politiker hier haben, will eine Grünen-Ver-
anstaltung an diesem Montag, 17. Februar,
19 Uhr, im Griechischen Haus an der Berg-
mannstraße 46 bieten. Über diese für viele
Familien schwierigen Zeiten diskutieren:
Sigi Benker, Geschäftsführer von Mün-
chenstift, OB-Kandidatin Katrin Haben-
schaden und Sonja Hohmann, Vorsitzende
des Deutschen Berufsverbands für Pflege-
berufe. son

von annette jäger

A

m Montag wird Nina Maric ihren Ar-
beitstag als Rechtsanwaltsfachange-
stellte in Teilzeit beginnen, am Nach-
mittag wird sie auf der Bürotoilette ihr ro-
tes glitzerndes Kleid anziehen, sich
schminken, das Haar frisieren, die Krone
vorsichtig aufsetzen und das Büro als Prin-
zessin Nina I. verlassen. Die 36-Jährige ist
im 70.Jahr des Bestehens der Faschingsge-
sellschaft Würmesia die Faschingsprinzes-
sin, an ihrer Seite ist Prinz Lukas I., der
19-jährige Lukas Schreppel. In dieser Wo-
che steuert der Fasching in die „heiße Pha-
se“, wie sie sagt – von Donnerstag an jagt
ein Termin den anderen. Der Montag ist
noch ruhig, nur ein Besuch um 16 Uhr bei
der Caritas München West steht an.
Nina Maric, die in Sendling mit Ehe-
mann und Sohn lebt, hat eher zufällig zur
Würmesia gefunden. Vom damaligen Präsi-
denten wurde sie vor acht Jahren auf der
Wiesn angesprochen, ob sie nicht Lust auf
das Amt der Prinzessin habe und sie hat
spontan für 2012/2013 zugesagt. Seitdem
ist sie aktives Mitglied der Würmesia, jetzt
ließ sie sich zum zweiten Mal krönen.
Von Donnerstag an hat sie sich Urlaub
genommen bis Aschermittwoch. Am „Un-
sinnigen Donnerstag“ steht gleich mor-
gens ein Besuch im Neurieder Rathaus an.
Bürgermeister Harald Zipfel ist Vizepräsi-
dent der Würmesia, „ich werde ihm ver-
mutlich die Krawatte abschneiden“, meint
Nina I.. Weiter geht es durch die Rathäuser
in Planegg und Gräfelfing, auch Besuche
im Bayerischen Landtag und bei Sponso-
ren sind geplant, abends steht noch Feiern
auf der Schlagerparty der Münchner Fa-
schingsgesellschaft Narhalla im Wirtshaus
Zum Spöckmeier an. Vor drei Uhr morgens
wird sie nicht ins Bett kommen. Kulina-
risch muss eine Prinzessin in der Zeit mit
Würstchen, Krapfen und gläschenweise ge-
sponsortem Sekt überleben.
Ein Höhepunkt in der närrischen Saison
ist für die Prinzessin der Faschingsumzug
am Sonntag, 23. Februar, 13.30Uhr, durch
die Würmtalgemeinden Krailling und Pla-
negg, bei dem die Würmesia mit einem ei-
genen Wagen vertreten ist. „Würmesia
rocks“ ist dieses Jahr das Motto der einstu-
dierten Show von Prinzenpaar und Garde,
entsprechend wird der Wagen gestaltet
sein. Dieses Feiern in der Menge, umgeben
von verkleideten Menschen, die alle Lust
auf Fasching haben, sei ein Erlebnis. Wenn
die Woche der Sonntagabend zu Ende ist,
hat Nina I. immer noch zwei volle Tage Fa-
sching vor sich, am Rosenmontag und am
Faschingsdienstag. „Da tanzen wir unsere
Show zehn Mal am Tag.“ Eines ist in dieser
Woche gewiss: Wenn ihre Arbeitstage als
Prinzessin beendet sind, wird sie abends
zu allererst die Tanzschuhe ablegen.


Unermüdlicher Mahner
Max Mannheimer (1920-2016) war Überleben-
der der Schoah. Jutta Neupert hat einen Doku-
mentarfilm über ihn gedreht. Er ist an diesem
Montag, 17. Februar, 18.30 Uhr, in der Vhs, Al-
bert-Roßhaupter-Straße 8, zu sehen.

http://www.sz.de/muenchen
http://www.facebook.com/szmuenchen
http://www.twitter.com/SZ_Muenchen

Wir kennen das Motto dieser Runde nicht, tippen aber auf den guten alten Leitsatz aller Feierbiester: Das Wetter ist nie zu lausig, um
coolzu sein. Noch Fragen? Besser nicht, wenn man sich den Vorzeige-Bond an der Front anschaut. Gemeinsam mit „Prinzessin köstli-
cher Krapfen“ gehörte er samt seiner Gefolgschaft zu den Premierengästen des Sendlinger Faschingstreibens, das am Samstag erst-
mals am Resi-Huber-Platz über die Bühne ging. FOTO: ROBERT HAAS

München– EineTrennung ist nie einfach,
besonders schwer wird es aber, wenn Kin-
der beteiligt sind. Damit diese mit diesem
Einschnitt im Familienleben besser umge-
hen können, gibt es das Elterntraining
„Kinder im Blick“. Der Kurs wurde 2005
von der Ludwig-Maximilians-Universität
und dem Team des Familien-Notrufs ent-
wickelt. Diplomsozialpädagogin Katrin
Normann ist eine der Initiatorinnen. Sie ist
freiberuflich als Paartherapeutin tätig und
bildet die Trainer für das Elterntraining
aus. Ein Kurs umfasst sieben Sitzungen
mit jeweils ein bis zwei Themen. Zusätzlich
lernen die Eltern durch Rollenspiele sich in
verschiedene Perspektiven hineinzuverset-
zen. Im SZ-Interview blickt Katrin Nor-
mann auf die Entwicklung des Elterntrai-
nings zurück.

SZ: Das Elterntraining „Kinder im Blick“
gibt es jetzt schon seit 15 Jahren. Warum
ist das Programm so erfolgreich?
Katrin Normann: Die Eltern beschäftigen
sich im Kurs mit drei verschiedenen Per-
spektiven, der Ich-Perspektive, der Per-
spektive des Kindes und der als Eltern. Es
geht darum, was ich für mich tun kann, um
zur Ruhe zu kommen. Was braucht mein
Kind? Und was brauchen wir, als Eltern?
An diesem Grobkonzept hat sich nichts ge-
ändert und wir bekommen nur positives
Feedback von den Eltern. Zudem ist es für
die Teilnehmer ein wichtiger Aspekt, dass
sie unter Gleichgesinnten sind. Es gibt ge-
mischtgeschlechtliche Gruppen und die El-
tern können voneinander lernen. Das war
anfangs zeitlich gar nicht vorgesehen, weil

wir ja ein anspruchsvolles Programm ha-
ben.

Welche der drei Perspektiven finden Sie
am wichtigsten?
Den „Ich-Teil“ halte ich schon für sehr
wichtig. Die Eltern lernen, was sie für sich
tun können, um zur Ruhe zu kommen.
Denn das brauchen sie als Voraussetzung,
um mit Konflikten umzugehen.

Obwohl man etwas für die Kinder tun
möchte, lernt man erst einmal, bei sich

selbst anzufangen. Ist dies das Besonde-
re an dem Elterntraining?
Ja, das unterrichten wir tatsächlich schon
in der ersten Einheit. Es ist wie im Flug-
zeug: Erst soll man sich selbst die Atem-
maske überziehen, bevor man anderen
hilft. Und so soll es eben auch sein. Man
braucht schon ein einigermaßen stabiles
Ich, um anderen Unterstützung geben zu
können.

Gibt es etwas, das über die Jahre nicht so
gut funktioniert hat und das sie verän-
dern mussten?
Wir überlegen immer noch, wie wir die
Kommunikation zwischen den Eltern ver-
bessern können. Die Eltern werden häufig
vom Familiengericht geschickt, und die
Konflikte sind dann häufig schon sehr
stark eskaliert. Da können wir mit einer
Einheit in Bezug auf die Kommunikation
noch nicht so viel erreichen. Aber dass et-
was gar nicht funktioniert hat, kann man
so nicht sagen.

Vor fünf Jahren kam eine neue Einheit hin-
zu, die sich mit neuen Familienformen be-
fasst. Warum war das auch Ihrer Sicht not-
wendig?
In der Regel hat mindestens ein Elternteil
nach einer gewissen Zeit wieder einen neu-
en Partner. Der Übergang in die neue Fami-
lienform ist für die Kinder oft eine Heraus-
forderung. Wir unterstützen die Eltern da-
hingehend und zeigen ihnen, was sie tun
können, damit die Kinder die Anpassung
an die neue Patchworkfamilie schaffen.
interview: elena eggert

Altstadt– Die Grünflächen in München
sind einem immer größeren Interessens-
druck ausgesetzt: Entweder rücken sie in
den Blick von Investoren oder zunehmend
auch von Anwohnern, die die Areale als Ort
der Erholung für sich in Anspruch nehmen
wollen. Über die „Freiraumqualität in Mün-
chen“ diskutiert Stadtbaurätin Elisabeth
Merk am Dienstag, 18. Februar, in der Rat-
hausgalerie, Marienplatz 8, mit Historike-
rin und Autorin Christine Rädlinger, Archi-
tekt und Verleger Franz Schiermeier, Land-
schaftsarchitektin Regine Keller und Die-
ter Grau, ebenfalls Landschaftsarchitekt.
Bei der Veranstaltung wird auch eine aktu-
ell erschienene Studie zum historischen
Grün in der Innenstadt vorgestellt. kors

Altstadt– Über Hasskrieger und Rechtsex-
tremismus diskutieren am Mittwoch,
19.Februar, um 20 Uhr, die Netzaktivistin
Karolin Schwarz und der Feuilletonredak-
teur Patrick Bahners im Café Luitpold,
Brienner Straße11. Die für Interessierte
kostenlose Veranstaltung ist Teil des Pro-
grammes der Evangelischen Stadtakade-
mie, das gerade neu aufgelegt wurde.
Schwerpunktthemen sind im Frühjahr die
Stärkung der Demokratie, der interreligiö-
se Dialog zwischen Judentum, Christen-
tum und Islam, sowie die Klimaziele 2030.
Am Dienstag, 17.März, um 19 Uhr, stehen
Münchne Bundestagsabgeordnete in der
Evangelischen Stadtakademie, Herzog-
Wilhelm-Straße 24 Rede und Antwort. Das
vollständige Programm ist im Internet un-
ter der Adresse http://www.evstadtakademie.de
abrufbar. soal

MEINE WOCHE


Ob es stürmt oder schneit: Eine Traglufthalle soll das Training der Beachvolleybal-
ler dasganze Jahr über möglich machen. FOTO: PETER HINZ-ROSIN

Coole Feierbiester


Sich selbst und dann dem Kind helfen


Katrin Normann gibt Elterntrainings für Mütter und Väter in Trennung


Dach überm Kopf


Damit Münchens Beachvolleyballer wettergeschützt trainieren können, wollen ein Privatmann und der ESV München
auf dem Vereinsgelände eine Traglufthalle bauen. Erste Planungskosten übernimmt der Bezirksausschuss – zögerlich

Wege aus der privaten


Pflegekrise


Tauziehen


um Grünflächen


Reden über


Hasskrieger


Wechsel der Perspektiven: Katrin Nor-
mann verändert mit Rollenspielen die
Sichtweisen der Eltern. FOTO: PRIVAT

NR. 39,MONTAG, 17. FEBRUAR 2020 PGS


Redaktion:Thomas Kronewiter(Leitung),
Hultschiner Straße 8, 81677 München
Telefon:(089) 21 83-7293
Mail:[email protected]
Anzeigen:(089) 21 83-82 27
Abo-Service:(089) 21 83-8080

ZUHÖREN


FOTO: DPA

STADTVIERTEL


Zeitder


Verwandlung


Nina Maric ist zum zweiten Mal
Faschingsprinzessin im Würmtal

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