Berliner Zeitung - 17.02.2020

(coco) #1

S p ort


Berliner Zeitung·Nummer 40·Montag, 17. Februar 2020 (^21) ·························································································································································································································································································
Die
Jecken
schrecken
BayernschlCgt lnnach
historischemBlitzstart4]1
M
it einer eindrucksvollenDe-
monstrationderStärkeundei-
nem historischenBlitzstarthat der
FC Bayern die Tabellenführung der
Fußball-Bundesliga nach nur 24
Stundenzurückerobert.DieMünch-
nergewannenamSonntagbeimzu-
vorviermalinFolgedaheimsiegrei-
chen 1. FC Köln mit 4:1 (3:0) und
schicktendenFCmiteinerdeutliche
Niederlagein die Karnevalswoche.
DasTeam vonTrainer Hansi Flick
entrissdamitdenamSonnabendan
die SpitzegesprungenenLeipzigern
direkt wieder die Tabellenführung.
In der zweiten Halbzeit sparten die
Münchner Kräfte und gewährten
den tapfer kämpfendenKölnernei-
nigeChancen.
Unbeeindruckt vonden klaren
SiegenderKonkurrentenLeipzig(3:0
gegen Bremen), Dortmund (4:0 ge-
gen Frankfurt) und Mönchenglad-
bach (4:1 in Düsseldorf) legten die
Münchnermit dem Selbstverständ-
niseinesauchkommendenMeisters
mit einer 3:0-Führung nach nur elf
MinutendenGrundsteinfürdenEr-
folg. Mitdem Blitzstartraubten die
BayerndeninKarnevalstrikotsange-
tretenen Kölnernschnell jede Illu-
sionaufeineSensationfünfTagevor
Weiberfastnacht.
MüllerglänztalsVorbereiter
RobertLewandowskimitseinem23.
Saisontor (3. Minute), Kingsley Co-
man (5.) und SergeGnabry(12.)
schossen die schnellste 3:0-Aus-
wärtsführung in der ruhmreichen
Bundesliga-Geschichtedes FC Bay-
ernheraus.Gnabrylegtenach(66.),
KölnkamdurchMarkUthzumEh-
rentreffer(70.).ThomasMüllerver-
buchtnachseinenVorlagenzum1:0
Die Bayerngeben sich mal wieder allerlei
Grund zum Jubeln. GETTY IMAGES/SCHÜLER
und2:0zudemnun14Assistsindie-
ser Bundesliga-Saison, das schaffte
seitEinführungdergenauenDaten-
erfassung imJahr 2004 noch nie-
mand.
Wiegroßder Unterschied tat-
sächlich war,zeigte eine etwas an-
dereStatistik: Lewandowski und
Müller kamenvordem Anpfiff auf
ziemlichgenaufünfmalsovieleBun-
desliga-Torewie die gesamteStartelf
des FC (339:68).Nach 128 Sekunden
stellte Lewandowski dasVerhältnis
miteinemSchrägschussindenWin-
kel auf genau 5:1.Genau 4:44Minu-
tenwarengespielt,alsComannach-
legte.Das Spiel war entschieden, al-
lerspätestens nachGnabrys 3:0 mit
einemRechtsschussinsrechteuntere
Eck. Nicht nur bei einem Latten-
schuss vonGnabry(29.) und einem
PfostentreffervonJoshua Kimmich
(37.)lagenweitereTrefferinderLuft.
18:1TorschüssefürdieGästewiesdie
StatistikzurPauseaus.
DieBayer nließenesdanachend-
gültig langsamer angehen, doch
selbstkleineFreudenwurdendemFC
zunächst genommen: Gleich zwei
Tore vonJhonCordoba,derzuvorin
sechsHeimspieleninFolgegetroffen
hatte,wurden wegen Abseitsstellung
aberkannt (46./55.), das erste davon
nach Einsatz des Videobeweises.
Auch nachGnabrys Solo zum 4:0
kämpften die Kölnerweiter,wurden
durch UthbelohntundvondenFans
gefeiert. (dpa)
roniederGeschichte
Durchdie
hampions-League-SperrestehtbeiManchester
ityallesinZweifel,wasdenVereinsportlichausgemachthat
VonHendrik Buchheister,Manchester
A
mValentinstag um 18.36Uhr
britischer Zeit verschickte die
PressestellevonManchesterCityein
Statement, das nichtweniger ist als
eine Kriegserklärung an die Uefa.
Mansei „enttäuscht, aber nicht
überrascht“ über dieEntscheidung,
den Verein wegen Verstößen gegen
dasFinancialFairplayfürzweiSpiel-
zeiten aus der Champions League
auszuschließenundmiteinerGeld-
strafe von30M illionenEurozubele-
gen. DerKlub wirft dem europäi-
schenFußball-Verbandvor, einpar-
teiischesVerfahren geführtzuh a-
ben, dessenAusgang zumNachteil
desenglischenMeistersvorherfest-
gestanden habe.„Einfach formu-
liert: DieserFallwurdevonderUefa
initiiert,vonder Uefa geführtund
vonderUefamiteinemUrteilabge-
schlossen“,klagtManchesterCity.
Immerhin:Nach demEnde die-
ses voreingenommenen Proz esses
könnesichderKlubendlichaneine
neutraleStelle wenden. DerVerein
will vordem internationalenSport-
gerichtshof (Cas) gegen dieStrafe
vorg ehen. Bisdahin steht erst mal
fest, dass derVerein für zweiJahre
ausderChampionsLeagueverbannt
wird, weil er ,zud iesem Schluss ka-
men die Finanzkontrolleureder
Uefa, zwischen 2012 und 2016 die
Angaben zuSponsoren-Einnahmen
manipulierthat. Wieaus internen
Dokumentenhervorg eht,dieeinZu-
sammenschlussinternationalerMe-
dien unter Führung desNachrich-
tenmagazinsSpiegel imNovember
2018 veröffentlichte,sollen angebli-
cheZahlungenvonHaupt-
sponsorEtihad inWahr-
heitdirektausdenTaschen
der Klubbesitzer um
Scheich Mansour bin
Zaye dAlN ahyan ausAbu
Dhabi gekommen sein.
DasistlautUefa„einernst-
hafter Verstoß“ gegen das
FinancialFairplay.
DieFinanzregeln sind
umstritten, neureiche
Klubs wie Manchester City sind
nicht alleine mit der Auffassung,
dass sievorallem einInstrument
seien,umdiealteEliteunterEuropas
Spitzenvereinen zu schützen. Doch
dieRegelngelten–undmüssenvon
jedemVereinbefolgtwerden,deran
denWettbewerbenderUefateilneh-
menwill.ManchesterCityhatoffen-
bar versucht, nach eigenenRegeln
zuspielen,underleidetjetztdrama-
tisch Schiffbruch.DieStrafe gegen
den Klub ist härter als erwartet. Für
wann.OhnedieChampionsLeague
wirdess chwer ,Profis wie Kevin De
BruyneoderRaheemSterlingzuhal-
ten. Auch ein Wechsel vonLeroy
SanézumFCBayernwirddurchdie
Sperrewahrscheinlicher.Guardiola
verbindet zwar ein engesVertrau-
ensverhältnis mit seinenVorgesetz-
ten bei Manchester City,doch man
brauchtschonFantasie,ums ichvor-
zustellen,dasserausLoyalitätzuih-
nen für zweiJahreauf Champions-
League-Fußballverzichtet. DerVer-
trag des früheren Bayern-Trainers
läuftnochbisEndekommenderSai-
son, doch angeblich enthält dasPa-
pier eine Klausel, die ihm denAb-
schiedindiesemJahrermöglicht.
Durchdas Uefa-Urteil steht alles
im Zweifel, was Manchester City
sportlichausgemachthatinderjün-
geren Vergangenheit.Undmögli-
cherweisebietetsichfürdasTeamin
dieser Saison tatsächlichvorerst die
letzte Chance,die Champions
Leaguezugewinnen,diedieBesitzer
aus AbuDhabi so sehr herbei seh-
nen.ImAchtelfinalewartetRealMa-
drid. Sollte der Verein die Trophäe
ausgerechnet in demJahr erstmals
holen,indemseineVerbannungaus
demWettbewerbbeschlossenwurde
–daswär eschoneinebesondereIro-
nieder Geschichte.
die Uefa geht es um die eigene
Glaubwürdigkeit.HättesiemitMilde
reagiert,wäredasdas Eingeständnis
gewesen, dass die eigenenRegeln
nichts wert sind. Vereine wieParis
Saint-Germain, die ebenfalls in der
Vergangenheit Ärgerwegen desFi-
nancial Fairplay hatten,werden die
Vorgänge umManchester City auf-
merksamverfolgen.
DasUrteilwir dweitrei-
chende Folgen haben.Die
RechtmäßigkeitdesFinan-
cial Fairplay wirdauf eine
ernste Probe gestellt. Es
geht um vielGeld. Angeb-
lich würden Manchester
City Einnahmenvon170
MillionenPfundentgehen.
Auch im heimischenBe-
trieb droht Ungemach,
denn die Liga führteine eigeneUn-
tersuchung.SolltederKlubauchhier
für schuldig befunden werden,
könntenPunkt-Abzügeodergarder
VerlustdesMeistertitelsvon2014die
Folge sein, der in denvonder Uefa
beanstandetenZeitraumfällt.
VorallemistjetztdieFrage,wiees
mit Trainer PepGuardiola und der
Mannschaftweitergeht, die in den
verg angenen beidenSaisons mit
FußballwieauseineranderenGala-
xie die Meisterschaft inEngland ge-
Ob er bleibt?
PepGuardiola.
DPA/MARTIN RICKETT
DerdieMannschafttrCgt
SergeŽGrankinführtdieBRVolleyszumPokalsieggegendiePowervolleysDüren
VonAnnika Schultz


W


ieimmerhatteKaweh
Niroomand dasSpiel
seiner Mannschaft
vomSpielfeldrandaus
verfolgt, im dunkelgrauenPullover
mitdemrechtenEllbogenandasGe-
länderderArenagelehnt.Wieimmer
verfolgtederManagerderBRVolleys
denAuftrittseinesTeamsmitwach-
samenAugen.DieAnspannungwar
amSonntageineanderealssonst:Im
deutschenPokalfinalegingesum
denerstenwichtigenTitelderSai-
son,inMannheimtrafendieBerliner
vorknapp 11000 Zuschauernaufdie
PowervolleysDüren.FürNiroomand
wurdeesletztlicheinentspannter
Nachmittag, denn die BR Volleys
siegtenmiteinerbeeindruckenden
Vorstellungnachnur 68 Minutenmit
3:0(25:12,25:18,25:22)undwurden
damitzumfünftenMalinihrerVer-
einsgeschichtePokalsieger.
AlsnationalungeschlagenerTa-
bellenführer waren sie alsFavoritin
das Duell gegangen.DieArt und
Weise,mit der sie ihreAufgabe an-
gingen, überzeugte: druckvolleAuf-
schläge,gute Block-Feldabwehr,va-
riablesZuspiel–dieBerlinerschalte-
tenundwalteten,wiesiewollten,der
erste Durchgang war eineDemons-
tration des Deutschen Meisters:
„Meine Mannschaft war nicht nur
heute,sondernauch in den letzten
Tagenschonsehrfokussiert.Wirsind
perfekt gestartet und haben so den
Wegfür das restliche Spiel vorg ege-
ben“, lobte Trainer Cedric Enard.
„AlsFavoritmussmandiesesSpielso
spielen, dass manvomersten Ball-
wechsel an klarmacht, dass man
heute nichts anbrennen lässt“, er-
gänzte Niroomand. „Man muss
mentaldieHoheitübernehmen.Das
wardas AundOheute.“
DieBerliner trafen allerdings
auchaufeinenGegner,derimersten
Satz indisponiertagierte .Nur fünf-
mal punkteten die Dürener selber,
die restlichen Punkte resultierten
ausFehlernderVolleys.„Unsereletz-
tenWochen waren nicht so einfach.
Nach dem unglücklichenStartsind
wir in die gleichenMuster gefallen
undhabendenMutverloren“,sagte
derfrühereBerlinerEgorBogachev.
Zwar wurde Düren im Anschluss
etwas stabiler,wirklich gefährlich
werden konnten sie denBerlinern
abernie .Daslag vorallemamüber-

ragenden Zuspieler Sergej Grankin.
„Unser eAnnahme hat einen guten
Jobgemacht, unter diesenBedin-
gungenhatSergejalleMöglichkeiten
und kann einfach nur spielen“, be-
stätigte Enard, der zu diesemZeit-
punkt schon das Outfit wechseln
musste,weil er einigeBierduschen
abbekommen hatte.„Sergej hat ge-
kämpft,hatBällehochgeholtundso
dieganz eMannschaftgetragen“,be-
kräftigteNiroomand.AmEndewur-
den 71 Proz ent der Angriffe in
PunktefürdieBerlinerumgemünzt–
einherausragenderWert,derneben
derstabilenAnnahmevorallemauf
Grankins Fähigkeitenzurückzufüh-
renist.
DiewurdenimdrittenSatzgefor-
dert, als die Berliner mehrfach in
Rückstand gerieten. Düren schlug
besseraufundversuchte,überemo-
tionaleAktioneninsSpielzufinden.
„Wenndu0:2zurückliegst,gehstdu
höheresRisiko.Wenndasklappt,ist
meineMannschaftmanchmalnicht
fokussiertgenug, um den Druck
hochzuhalten“,sagteEnard,aber„in
dieserPhasehat Sergejdas Teamge-
führt“. Auch Niroomand betonte
denWert des erfahrenenSpielers in
dieser Phase: „E rhat nicht eineSe-
kundedenEindruck vermittelt,dass
dasein Selbstläuferwird.“

LautstarkeUnterstützung
SosorgtedieMannschaftweiterda-
für,dass die in Orange gekleideten
BerlinerFans–obwohlzahlenmäßig
den Dürener Anhängernunterlegen
–ind er Arena laut zu hören waren
unddie ErsatzspielergenugZeithat-
ten,sichArminA rmaufden Match-
ballvorzubereiten.NacheinemAuf-
schlagfehler der Dürener stürmten
sie schließlich aufsFeld, jubelten.
Endlich ging derCupmal wieder
nachBerlin,nachdemderletzteTitel
imPokalschonvierJahreherist.
Normalerweise ist Niroomand
keinManndergroßenGesten.Nach
diesemTriumphallerdingssuchteer
den Wegzud en 250 mitgereisten
Fans,verbeugte sich, warfihnen
Küssezu.Um schnellwiederzuden
Tatsachenzurückzukommen:„Noch
haben wir den wichtigsten Titel
nicht, den müssen wir uns noch er-
arbeiten.“ Am Sonntag jedoch,
nachdem in derKabine schonBier
undSektverspritztwurden,solltedie
FeierineinemMannheimerRestau-
Nase an Nase: die BerlinerPokalsieger SamuelTuia und Sergej Grankin (r.).DPA/UWE ANSPACH rantfortgeführtwerden.

PrCsent


vonvorne


bishinten


ristopans’Einstandglückt
beimeimsiegderFüchse

VonCarolinPaul

D


assFüchse-ZugangDainisKris-
topans eine überragendePrä-
sensbesitzt,verrätalleinschonsein
Körpermaßvon2,15 Metern. Wie
groß seineErscheinung wirklich ist,
offenbartdie Relation. Beim Bun-
desliga-Topspiel derBerliner Hand-
baller gegen den SC Magdeburg
prallte beispielsweise der gegneri-
sche Torgarant Michael Damgaard
einfach an ihm ab –ohne jegliche
ChanceaufeinenTreffer.Esw areine
vonvielen Szenen, die eindrücklich
veranschaulichte,was für eineUn-
terstützung der Lette in derHaupt-
stadt sein kann.Vielleicht war sein
Einsatzsogarderausschlaggebende
Faktor beim 25:24(12:13)-Sieg am
Sonntag.
SpielegegenMagdeburgsindim-
mermiteinergewissenBrisanzver-
bunden,dasdurfteauchKristopans
schnellfeststellen.BeideAbwehrrei-
hen griffenvonBeginn an hartzu
und erhielten die entsprechenden
Verwarnungen. Lange mussten sich
die Schiedsrichter nicht mitGelben
Kartenaufhalten.Trotzderausgegli-
chenenDefensivarbeitgelangesden
Füchsen, sich einen leichtenVor-
sprung zu erarbeiten. Es warvoral-
lem Kristopans,der erste Akzente
setzen konnte.Nach einer guten
Viertelstunde markierte der Halb-
rechteschließlichseinerstesTorauf
Berliner Boden. Ohne Probleme
überwand er den nicht gerade klei-
nenMagdeburgerBlockundschleu-
dertedenBallunhaltbarindasobere
linkeEckdesGehäuses.Kurzdarauf
folgte sein zweiterStreich, der den
Füchsen erstmals eineZwei-Tore-
Führungbesorgte(18.,8:6).

Einfach groß: Dainis Kristopans (M.)
überragt seine Gegenspieler.DPA/SÖREN STACHE

An den ersten Offensivtriumph
schlosssichjedochpromptdieerste
Zeitstrafe an. Während Kristopans
die Verschnaufpause hinnahm,
nutzte Fabian Wiede die Chance,
dem Neuen Tipps zu geben.Auf-
grund seiner Schulterverletzung
musste derSpielmacherweiter ne-
benSimonErnst,MattiasZachrisson
und Dejan Milosavljev hinter der
Bank Platz nehmen. Für Kristopans
hingegengingeszweiMinutenspä-
ter weiter,nur um wenig später mit
einerweiteren Zeitstrafe vomParkett
gestelltzuwerden.Doppeltbitter,da
dieFüchseindiesemMomentohne-
hin auf JakovGojun verzichten
mussten.Magdeburgdrehte wäh-
renddessen den Spielstand und
konnte mit einem leichten Vor-
sprungindiePausegehen.
DochBerlinwardieMannschaft,
diemitmehrEnergieausderKabine
kam. Während Silvio Heinevetter
zwischen den Pfosten glänzte,
drehte in dieserPhase besonders
Paul Drux auf. Nach seinerFußver-
letzungzurückimKader,warermit
sechs Treffernder erfolgreichste
Werfer der Partie.Dainis Kristopans
seinerseits war viermal erfolgreich
und feierte einen gelungenenEin-
stand. Es war nur passend, dass er
auch an der abschließenden Szene
desSpielsbeteiligtwar.Beimletzten
Block gegen denMagdeburger An-
griffhatteerwiederseineFingeram
Ball.
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