Handelsblatt - 17.02.2020

(Ann) #1

O


ffiziell ist Scott Nuttall Co-President
bei KKR, aber darüber hinaus gilt
der 47-jährige Manager als Kronprinz
für die Nachfolge von Henry Kravis
und George Roberts, die das Private-
Equity-Haus 1976 in New York gegründet haben
und zu einem führenden globalen Investor mit An-
lagen von über 200 Milliarden Dollar ausgebaut
haben. KKR kauft Unternehmen oder Konzerntei-
le, optimiert und restrukturiert sie und reicht sie
dann nach mehreren Jahren weiter an andere Fi-
nanzinvestoren oder Konzerne beziehungsweise
bringt sie an die Börse. Das Geschäft ist äußerst lu-
krativ, die Nettorenditen bei den Top-Fonds im Pri-
vate-Equity-Segment liegen bei mindestens 20 Pro-
zent. Geldgeber für die Finanzinvestoren sind Pen-
sionsfonds, Versorgungswerke, Versicherungen
und Family Offices, die die Vermögen reicher Fa-
milien verwalten. In Deutschland hat die KKR-
Mannschaft in der Vergangenheit schon in zahlrei-
che Unternehmen investiert, etwa in den Markt-
forscher GfK, den Besteckhersteller WMF, die
Werkstattkette ATU oder zuletzt in den Medien-
konzern Axel Springer. Im einzigen Dop-
pel-Interview in Europa erläutern
Nuttall und Deutschland-Statthal-
ter Christian Ollig (42) ihre Stra-
tegie:

Herr Nuttall, wie wichtig ist
für KKR der deutsche Markt?
Nuttall: KKR ist hier seit En-
de der Neunzigerjahre aktiv,
mittlerweile haben wir ein 20-
köpfiges deutsches Team rund
um Partner Christian Ollig, der
unser Deutschlandgeschäft vor
Ort verantwortet. Wir wollen zu-
künftig in all unseren Geschäftsberei-
chen in Deutschland noch stärker wachsen.
Mit all unseren Investments helfen wir Unterneh-
men, Familien und Gründern – unter anderem im
deutschen Mittelstand –, Wachstumsziele schneller
und nachhaltiger zu erreichen. Über Private Equity
hinaus bringen wir jetzt auch die anderen Aktivitä-
ten von KKR nach Deutschland (Anmerkung der
Redaktion: Dazu zählen etwa private Kreditfonds,
Infrastrukturfonds und Immobilien-Investments).

Warum ist Deutschland attraktiv für KKR?
Nuttall: Es gibt eine ganze Reihe von Gründen.
Einmal ist da das langfristige Denken, das unserer
Haltung sehr ähnlich ist. Und es gibt eine starke In-
dustriebasis, die eine fundamentale Transformati-
onsphase durchläuft. Seit Ende der Neunzigerjahre
haben wir in Deutschland über acht Milliarden Dol-
lar in mehr als 25 Firmen investiert. Wir setzen auf
Deutschland und fühlen uns hier zu Hause.

Reden wir über den Aufstieg der „privaten Märk-
te“. Die Private-Equity-Branche kommt schon auf
vier Billionen Dollar weltweit, bis 2023 erwarten
Experten in allen Segmenten einen Anstieg der
verwalteten Gelder auf 14 Billionen Dollar. Wann
überholen Sie die öffentlichen Aktien- und Ren-
tenmärkte?
Nuttall: Als ich 1996 zu KKR kam, war Private
Equity primär ein Phänomen in den USA – heute
ist es ein wichtiger Bestandteil in allen wesentli-
chen Volkswirtschaften. Gleichzeitig hat sich unse-
re Branche weiterentwickelt. Wir decken viel mehr
ab als damals. Denken Sie an unsere Investitionen
in Infrastruktur, Immobilien, Unternehmenskredi-
te oder Risikokapital für Unternehmer. Schon da-
durch wächst das Kapital, das unsere Investoren
uns anvertrauen.

Aber die Nullzinspolitik der Notenbanken spielt
Ihnen doch auch in die Hände – oder nicht?
Nuttall: Dieser Umstand macht langfristiges Kapi-
tal umso produktiver. Investoren müssen heute ei-
nen höheren Anteil an alternativen Investments im

„Wir setzen auf


Deutschland“


Scott Nuttall und Deutschland-Chef Christian Ollig vom Finanzinvestor


Kohlberg Kravis Roberts (KKR) stellen ihre Pläne für den hiesigen


Markt vor. Nicht nur im Mediensektor ist Expansion angesagt.


Christian Ollig (links) und Scott C. Nuttall
(rechts): Der Deutschlandchef von KKR
und der weltweite Co-President vor der
Frankfurter Skyline.

Bert Bostelmann für Handelsblatt

Wir suchen nach


Unternehmen , die ein


komplexes Geschäfts -


modell haben.


Scott C. Nuttall
Co-President KKR

Finanzen


& Börsen


MONTAG, 17. FEBRUAR 2020, NR. 33
30
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