Der Standard - 17.02.2020

(Nancy Kaufman) #1

DERSTANDARD International MONTAG, 17.FEBRUAR2020| 5


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DerKampf um Rechte für sexuelle Minderheiten inKenia isthart. Einer als ManngeborenenFriseurin
in der HauptstadtNairobigelang esvorGericht dennoch, eineNamensänderung zu erkämpfen.

Bianca Blei

WieMaureen Mumyakazur Frau wurde

M


aureen Muia Mumyaka ist ein ehe-
maliges Slumkind,das es geschafft
hat. Die 41-Jährige ist in der Sied-
lung Mukuru in einer der Wellblechhütten
derkenianischenHauptstadt Nairobi aufge-
wachsen.Eigentlich hätte sie nicht einmal
die Grundschule absolviert, wäre da nicht
ihreältereSchwestergewesen.Nachdemder
Vaterdie Familie verlassen hatte und die
Mutter gestorben war, kümmerte siesich um
ihre Geschwister. Und siebrachteMaureen
damalszudenkatholischenSchwestern,um
ihr eineAusbildung zu ermöglichen und
einen Wegaus der Armut zu zeigen.
UndMumyaka ist ihn gegangen. Im Mu-
kuruPromotionCentremachtesieihreschu-
lischeAusbildungundabsolvierteeinenFri-
seurlehrgang. Heute stehtdie Frau vorihrem
eigenenSalonund beschäftigtvier Mitarbei-
terinnen, das Geschäft läuft gut, erzählt sie
stolz.
Unddoch ist es nicht nur ihr wirtschaft-
licherErfolg, der sie stolz sein lässt. Auch
ihr persönlicher. Denn Maureen Muia
Mumyaka wurdeimKörper eines Buben ge-
boren.Sie wusste schon von klein auf, dass
die körperlichen Merkmalenicht zu ihren
Empfindungen passen, erzählt sie: „Sie
mobbten mich, gaben mir verächtliche Na-
men.“ In der konservativen GesellschaftKe-
nias,wogleichgeschlechtlicherSex eine
Straftat ist, war und ist es nicht leicht, an-
ders zu sein.
„Ich habeaber irgendwannerkannt, dass
es mehr gibt, die wie ich sind“, erzählt
Mumyaka, hält aber sogleich fest, dass sie
nichthomosexuell ist. Sie nimmt seit 20 Jah-
renweibliche Hormone.ImMoment spart
siefür ihren Traumvon einergeschlechts-
angleichenden Operation. Die Kostensind
hoch,die Operation soll in Malaysia oder
Thailand stattfinden. Dort, wo man mehr Er-
fahrung mit solchen Eingriffenhat.

Junge Bewegung
Denn im ostafrikanischen Kenia gibt es
nochimmer nurwenige Ärzte, die sich mit
Transpersonen befassen und ihnenhelfen.
Neela Ghoshal, Expertin vonHuman Rights
Watch, erzählt von Transmenschen,die sich
selbst mit Hormonen behandeln und aus
Angst vor Diskriminierungkeinen Arzt auf-
suchen. Der Kampf um Gleichberechtigung
von Transpersonen istinKenianoch jung.
Erst 2007 formierte sich eine Schwulen- und
Lesbenbewegung, rund drei Jahre danach
folgten die Initiativen für Transmenschen.
Dabei taucht immer wieder ein Name auf:
Audrey Mbugua. Die heute 36-Jährige zog
vor kenianische Gerichte,umGleichbe-
rechtigungeinzuklagen.ImJahr2014gabihr
das Höchstgericht recht. Sie konnte ihren
Namenund ihr Geschlecht auf ihrem schu-
lischen Abschlusszeugnis ändern lassen,
was die Behördeabgelehnt hatte.ImVorjahr
wurde das Urteil von einem Berufungs-
gericht bestätigt. Zwar warbis jetzt jede
Klage vor dem Höchstgericht in der Sache
erfolgreich, dochprozessierte erst eine
Handvoll Transpersonen, und es gibtnoch
immer keinenAutomatismus, der eine Ge-
schlechtsangleichung auch behördlich
erleichtern würde.
Wie schwer die Gleichberechtigung für
Angehörigesexueller und geschlechtlicher
Minderheiten in Kenia ist, zeigt sich auch an
Prozessen, die Schwulen- undLesbenorga-

nisationen vor dem Höchstgericht führen.
AlleindieEintragungeinerInteressenvertre-
tung in dasoffizielle Register der NGOs Ke-
niasist ei nFall für Richter.Der National Gay
&Lesbian Human RightsCommissionwur-
de eine solche verwehrt. DieBegründung:
Homosexualität sei illegal.Das Höchstge-
richt gabder Hilfsorganisation aberrecht, da
zwarhomosexuelle Handlungen illegalsei-
en, aber nicht homosexuelle Menschen, und
es verpflichtete die Behörde zum Handeln.

Homosexualität bleibtverboten
Im anschließenden Einspruch im Jahr
2015 argumentiertedie offizielleStelle aber
vor dem Berufungsgericht, dassesdefacto
keinehomosexuellenRechte gebe, da nicht

VomSlumkindzurUnternehmerin:MaureenMumyakabeiderArbeitinihremeigenenFriseursalon.

Foto: Bianca Blei

bewiesensei, dass man mit der sexuellen
Orientierung geboren werde. Die Richter
lehnten im Märzdes Vorjahres die Berufung
ab. Der Vorsitzende forderte in seiner
Urteilsbegründung aber einebreite gesell-
schaftlicheund politische Debatte über die
Rechte Homosexueller.
Dochdie kam nicht. Eine hoffnungsvolle
Klage vor demHöchstgericht, die homo-
sexuellen Sex legalisieren sollte, wurdeim
Vorjahr abgelehnt. Eineherbe Enttäu-
schung,doch keinesfalls das Ende aller Be-
mühungen. Denn kurz darauf entkriminali-
sierte Botswana gleichgeschlechtlichen Ver-
kehr–ein Nachbarstaatund ebenfallseine
ehemalige britische Kolonie.„Die Hoffnung
lebtweiter“, sagtGhoshal.

Furcht vordem


CoronavirusinAfrika


Chinesische ProvinzHubei
verhängtFahrverbotfür Private

Wuhan/Paris/Kairo–Die Nachricht vom Sonn-
tag lässt hoffen: Zwar steige die Zahl von
Neuinfektionen mit dem Coronavirus in
China weiter an, aber weniger rasch als bis-
her, verkündetedie Weltgesundheitsorgani-
sation WHO unter Berufung auf chinesische
Quellen.WHO-Chef Tedros Adhanom Ghe-
breyesuswarntedennochvor„vorschnellem
Optimismus“. Es sei unmöglich,den weite-
ren Verlaufder Epidemie vorauszusagen.
Die Zahl der in China gemeldeten Coro-
na-Todesfälle stieg bis Sonntag auf 1665,
etwa 68.500 Menschen sind laut offiziellen
Angaben mit dem Virus infiziert. Die
schwerbetroffene chinesische Provinz Hu-
bei verstärkte die Quarantänemaßnahmen
weiter und verhängte ein umfassendes
Fahrverbot für Private: In allen Städten dür-
fen ab sofort nur noch Dienst- und Notfall-
fahrzeuge sowie Transporte mit Waren des
täglichen Bedarfs auf die Straßen.
Am Samstag war aus Frankreichder ers-
te Todesfall durch den Erreger in Europa ge-
meldet worden: Ein 80-jähriger chinesi-
scher Tourist aus China starb in einem Pa-
riserSpital.Tagsdavor,amFreitag,hattedas
ägyptische Gesundheitsministerium mitge-
teilt, dass in der Hauptstadt Kairo ein erster
Coronafall registriert worden sei.


Bill Gates’ Ängste


Der „Ausländer“,der keine Krankheits-
symptome aufgewiesen habe, sei in eine Iso-
lierstation eingeliefert, die WHO vor-
schriftsmäßig unterrichtet worden. Später
wurde außerdem bekannt,dass es sich bei
dem Mann um einen Chinesen und bei der
Isolierstationumein Krankenhaus in Ma-
trouh, gut 400 Kilometer westlich von Kai-
ro, handelte. Fachleute haben vor dieser
Entwicklung schon seit Wochen gewarnt.


„Wenn diese Krankheit nach Afrika kommt,
wird es noch dramatischer als in China wer-
den“,orakelteBillGates aufeiner Konferenz
derAmerikanischenVereinigungzurFörde-
rung der Wissenschaften, AAAS, am Wo-
chenende im US-amerikanischen Seattle.
Auch in Expertenkreisen wundert man
sich, dass die Epidemie noch immer nicht
in Afrika angekommen ist, trotz der engen
Verbindungen,diederKontinentzumReich
der Mitte unterhält. Zwei Millionen Chine-
sen leben derzeit in Afrika, während sich
hunderttausende afrikanische Studenten
und Geschäftsleute in China aufhalten.


Kühne Thesen


Zu der angeblichen Unfähigkeit des Vi-
rus, sich in Afrika niederzulassen, werden
in den sozialen Netzwerken bereits die
kühnsten Thesen bemüht. Dem Erregersei
es dort zu heiß, heißt es etwa. Oder auch:
Afrikaner seien gegen das Virus immun.
„AllesQuatsch“,meintderCorona-Exper-
te Paul Hunter, der an der englischen Uni-
versity of East Anglia Medizin lehrt. Denn
wer weiß, ob das Virus nicht schon längst
in Afrika angekommen ist. Im schlimmsten
Fall wird die Präsenz des Virus erst viele
Tage nach seiner Ankunft in einem afrika-
nischenStaat zum Vorschein kommen,
nachdem der Patient bereits Hunderte infi-
ziert hat. Das Szenario, das Bill Gates um-
treibt.
SokönnteesimFalldesKreuzfahrtschiffs
„Westerdam“ gewesen sein, dass nach tage-
langer Irrfahrt in Kambodscha anlegen durf-
te. Eine 83-jährige Amerikanerin, die das
Schiff schon verlassen hatte, wurdebei
ihrer Weiterreise in Malaysia positiv auf das
Virus getestet. Auch ihr Mann zeigte Symp-
tome der Krankheit, ein Virustestfiel aber –
zumindest vorerst–negativaus. Beide wur-
den in Quarantäne genommen. Auch auf
dem dem Kreuzfahrtschiff „Diamond Prin-
cess“, das vor der japanischen Hafenstadt
Yokohamaliegt, breitet sich das Virus aus.
An Bord sind 3700 Menschen von denen
nach aktuellem Stand über 350 infiziert
sind. Unter ihnen sind 40 US-Amerikane-
rinnen und US-Amerikaner. (red, jod)


CORONAVIRUS


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