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FREITAG,20. MÄRZ2020 Deutschland und die Welt FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
N
ormalerweise sind täglichetwa
415 000 Menschen über die bei-
den Landverbindungen zwi-
schen Singapurund Malaysia
unterwegs. Dochdie Autobrücke über die
Meerengezwischen dem Inselstaat und
der Malaiischen Halbinsel, auf der sich
sonstdie Autos, Lastwagen und Motor-
räderstauen, bleibt in diesenTagenleer.
Malaysia hat seit Mittwoch seine Grenzen
wegender Corona-Krisegeschlossen.Das
südostasiatischeLand hat drastische Maß-
nahmengegendas Virusergriffen. Für
den Rest des Monats sind allereligiösen,
sportlichen,kulturellenund gesellschaft-
lichenVeranstaltungen untersagt.Schu-
len, Universitäten, Behörden, Gotteshäu-
ser sowieUnternehmen bleibengeschlos-
sen.FürMalaysier gilt einAusreisestopp.
Grund sind die schnellsteigendenInfekti-
onszahlen,die sichbinnenkurzer Zeit auf
900 vervielfacht haben.
Viele der malaysischenFälle sind auf
einereligiöseVeranstaltung zurückzufüh-
ren, die EndeFebruar in derNähe der
Hauptstadt Kuala Lumpur stattfand.Rund
16 000 Menschen hattendaranteilgenom-
men,auchaus Nachbarländern wie Bru-
nei,Kambodscha, den Philippinen,Singa-
pur,Thailand undVietnam. Mittlerweile
lassen sichmehr als 500 Infektionen auf
die Veranstaltung zurückführen. In Indo-
nesien, das wie Malaysia eine mehrheit-
lichmuslimische Bevölkerung hat, wurde
am Donnerstag eine ähnlicheVeranstal-
tungauf derInsel Sulawesi er st in letzter
Minuteabgesagt.Zuihr warenschon fast
9000Personen angereist. „Wir haben
mehrAngstvor Gott“,hatteeiner derVer-
anstalterkurz zuvor nochgesagt.
Die Entwicklung zeigt, dassauchnicht
alleLänder in Südostasienrech tzeitigdie
notwendigen Maßnahmengegendie Coro-
na-Pandemieergriffen haben.Zweifel gab
es vorallem an den indonesischen Beteue-
rungen,wonachesbisherkaum Infektio-
nen gebe. Diese sind in denvergangenen
Tagenabersprunghaftangestiegen. Dieof-
fizielleZahl von311 Infiziertenin dem
größten LandSüdostasiens istimmer
noch relativ niedrig. Mit 25Totenhat Indo-
nesien zusammen mit denPhilippinen der-
zeit allerdingsdie höchsteZahl anTodes-
opfernder Pandemie in derRegion. Das
weistdarauf hin,dassdie Dunkelzifferder
Ansteckungenweitaus höher sein dürfte.
Fragezeichen gibtesinLändern wie
Burma und Laos,die bisher nochkeinen
einzigen Corona-Fallgemeldethaben.
Die Weltgesundheitsorganisationrief
dieseWochedie Regiondazu auf, „aggres-
siveMaßnahmen“ zu ergreifen, um das Co-
ronavirus einzudämmen. Die zunehmen-
den Infektionszahlen im tropischen Süd-
ostasien widersprechender Hoffnung,
dasssichdie Verbreitung desVirusbei zu-
nehmendenTemperaturenverlangsamen
würde. Die monatlichen Durchschnitts-
temperaturen liegen dortfastüberall zwi-
schen 26 und 28 Grad. Das sindTempera-
turen, unter denendas Grippevirus sich
nachweislichwesentlichlangsamerver-
breitetals inkühleren Gefilden.Auch die
Verbreitungdes Sars-Viruswar 2003 mit
zunehmendenTemperaturen abgeflacht.
„Die Menschen in Europa hoffen, dassdas
wärmereWetterdas Virusumbringen
wird.Aber ic hhabe Zweifel, dassdies die
Realität sein wird“, sagteTikkiPangestu
vonder LeeKuan YewSchool of Public
Policy in Singapur derAgenturReuters.
„Die Theorie hält nicht unbedingtstand,
wenn man sichanschaut,wasingroßen
Teilen Südostasienspassiert.“
Dabei schienen die relativ nied rigen
Fallzahlen in Südostasien die Wärme-
Theorie zustützen.Sie könnten aber viel-
mehr mit der niedrigenZahl anTestszu-
sammenhängen. Außerdem hatten viele
Länder frühzeitig Einreiseverbote und
Quarantänemaßnahmen fürReisendeaus
Chinaverhängt und damit dieZahl der im-
portiertenFälle verringert. Als „Goldstan-
dard“ gilt nichtganz zuUnrechtder reiche
Stadtstaat Singapur,der mit rigorosen
Maßnahmen die Zahl der Infektionen
(313Fälle) auf einem niedrigen Niveauge-
halten hatte. Dazugehörte systematisches
„contact tracing“,mit demversucht wird,
sämtlicheKontakteeinesInfizierten zu
finden. ZudemwurdeWert daraufgelegt,
alle positivenFälle inkompletter Isolation
im Krankenhauszubehalten, bis sie nega-
tiv getest et werden. Es wurden außerdem
früh Einreisebeschränkungen erlassen.
Singapur hat auchaus der Sars-Krise im
Jahr 2002/2003gelernt,als in demStadt-
staat 33Personen ums Lebenkamen. Da-
gegengibt es in Singapurbis heutekeinen
Todesfall durch Covid-19,auchwenn die
Zahl der Infektionen am Mittwoch mit
47 neuen Fällen den bisher größten
Sprung seit Beginn der Krisegemacht hat.
Singapur istesaußerdemgelungen, das
gesellschaftliche Leben einigermaßen in-
takt zu halten. Die Einkaufsstraßen,Parks
und öffentlichenVerkehrsmittel sindstark
belebt. Nurein Teil der Menschen, die
unterwegs sind, trägt Mundschutzmasken.
Der Stadtstaat hat bisher auchnochnicht
seine Schulenkomplett geschlossen. Aller-
dingssind in dieserWocheFerien.Einige
internationale Schulen mussten aufgrund
vonInfektionsfällenund fehlendemPerso-
nal aus Malaysia schließen.
Dagegen haben andereLänder in der
RegionihreMaßnahmen ausgeweitet. So
hat der philippinische PräsidentRodrigo
Duterte denKatastrophenzustand über
das Land ausgerufen und die Hauptstadt
Manila sowie die InselLuzon komplett un-
terQuarantänegestellt.InThailand mit
272 Sars-CoV-2-Fällenwerden Restau-
rants, Kinos und Barsgeschlossen. Auch
in Indonesienwerden neueVorkehrungen
getrof fen. VonFreitag angilt ein Einreise-
stopp fürPersonen, die in denvergange-
nen 14TageninDeutschland und anderen
betroffenen Ländernwaren. Das schließt
auchdie Urlaubsinsel Bali mit ein. Den
Menschen dortist „soziale Distanzierung“
nichtganz unbekannt. In derkommenden
Wochesteht Nyepi an, der„Tag der Stille“
der balinesischen Hindus. Dann dürfen
die Häuser nichtverlassenwerden –man
darfnicht arbeiten und auchkein Feuer
und kein Licht anmachen.
Auc hWärmehilft nurwenig
AmiraPocher is tpositiv
Die EhefrauvonOliverPocher, Ami-
ra, hat sichmit Sars-CoV-2 ange-
steckt.Ermüsse daher davonausge-
hen, „dassesmichaucherwischt
hat!“, schrieb der 42 JahrealteKomi-
keramDonnerstag auf Facebook.
Man haltesichnun strikt an dieQua-
rantäneregeln.Kurz zuvor hattesich
der Moderator über das sorglose Ver-
halten vieler Menschen echauffiert.
Er habe „denvollsten Spielplatz aller
Zeiten“ gesehen. „Wir haben in
Deutschland zu vieledummeMen-
schen, die es nichtkapieren,wases
heißt, zu Hause zu bleiben.“ dpa
Lissis Enkel istpositiv
Der durch Videos mit seiner hoch-
betagten Großmutter bekanntgewor-
dene,fränkische Instagram-Star
Christian Krömerist an Covid-19 er-
krankt. Er habe sichaller Wahrschein-
lichkeit nachbeim Skifahren in Tirol
infiziert, teilteder Fünfundzwanzig-
jährigeamDonnerstag auf Instagram
mit.Seine 91 JahrealteOma Lissi sei
nicht erkrankt.Ersei nach seiner
Rückkehrvor zehnTageninQuarantä-
ne gegangen und habekeinenKon-
takt mit anderengehabt, „auchnicht
mit meinerOma –zum Glückhabe
ichdas ernstgenommen“. dpa
FRANKFURT. Zu den wenigen Men-
schen,dievonderCorona-Pandemie
nichts mitbekommen haben,gehörten
dieBewohnerdes„BigBrother“-Hau-
ses. Abgekapseltvon derWelt undvon
Sars-CoV-2, lebten sievom6.Februar
an in einerRealität ohne Hamsterkäu-
fe und Homeoffice. Am Dienstag,
bevordie Bewohner das Hausverlas-
sen durften, wurden sie informiert
und über die neuenVerhaltensregeln
in derrealenWelt aufgeklärt. Von
einer Isolation in die nächste –das
ViruskenntkeinenPromi-Status.
Auch der Blick nach Hollywood
zeigt:Status und Macht desinfizieren
nicht.Viele Starsgehen offendamit
um. SchauspielerTomHanks, positiv
in Australien beiDreharbeitengetes-
tet, versicherte seinenFans überTwit-
ter, dassesihm und seinerFrau Rita
Wilsonsoweit gutgehe. Fieberfrei,
aber schwach, isterseit mehrals ei-
ner WocheinCorona-Zwangspause.
DerSchauspielerriefzuSolidarität
auf und bedanktesichbei allen, die
Beistand leisteten. „Kümmerteuch
um euchselbstund um andere.“ Eben-
falls positivgetestetwurden unter an-
deren KristoferHivju („Game of
Thrones“) und das ehemaligeBond-
GirlOlgaKurylenko.
Auch Moderator Johannes B.Ker-
ner teiltevergangeneWocheüber In-
stagram sein positivesTestergebnis
mit.Erhabekaum Symptome und
befinde sichinhäuslicher Quarantä-
ne. Auch er nutzt seineReichweite
und ruft immer wieder dazu auf, sich
an die Empfehlungen der Behörden
zu halten. Das tun viele Prominente.
Online istdas neue Offline,wenn di-
rektesozialeInteraktion unterbunden
werden soll. Satiriker Jan Böhmer-
mann nennt seinenTwitter-Account
jetz t: „Jan ZUHAUSE BLEIBEN!
HÄNDEWASCHEN!“
FilmemacherHubertus Koch wand-
te sichauf Instagram auchgegen den
französischen Präsidenten Emmanuel
Macron, dervonder Pandemie als
Krieg spricht:Corona sei einVirus,
nicht mehr und nichtweniger.„Ihr
müsst zweiWochen auf der Couchsit-
zen und nicht inRussland einmar-
schieren.“ComedianHazel Brugger
zeigtsichsolidarisch,wasdas Pro-
blem der Kinderbetreuungangeht:
„Ichbin, wie es aussieht, die nächsten
paar Monateüber zwangsarbeitslos.
Falls ihr inKöln wohnt, in einem
medizinischen Beruf arbeitet und
schulpflichtigeKinder habt,kann ich
gernetagsüber auf die aufpassen.“
ModelHeidi Klum,erkrankt und
nicht positiv getes tet, meldete sich
zuletzt mit gutenNeuigkeiten aus der
Quarantäne: „Der siebteTag im Bett
und ichfühle michbesser.“ Ihr Mann
TomKaulitz bestätigte seinnegatives
Testergebnis–trotzdem istdas Paar
vorsichtig und zeigt, wie „social di-
stancing“inBeziehungen funktionie-
renkann:Küssegibt es nur noch
durch virensichereFenstersche iben.
Viele Künstler nutzen dieseZeit,
um ihreFans über das Internetzuun-
terhalten. Starpianist Igor Levit pos-
tetjedenTagum19Uhr aufTwitter
ein Wohnzimmerkonzert. Sängerin
Gloria Gaynor singtauf der Plattform
Tiktok „IWill Survive“,während sie
sichdie Händewäscht.Undauf Insta-
gram meldetete sichSängerRobbie
Williams oberkörperfrei aus seinem
Schlafzimmer inKalifornienund gab
ein Quarantäne-Konzertzum Besten.
Auch die Musiker JohnLegend und
Chris Martin musizieren unverdros-
sen aus ihrenWohnzimmernheraus.
Die Botschaft: Niemand muss allein
sein,niemand musssichlangweilen.
Aber auch: Niemandmuss das Haus
verlassen. CHRISTINALOPINSKI
Freigang:PinguinWellington istschon 32 Jahrealt, aber bei den Delphinen im Shedd-Aquarium in Chicagowarselbsternochnicht. Da dasAquariumwegenCorona für Besu-
cher geschlossen ist, durfteermal die Seitenwechseln und mit seinen Artgenossen durch die Anlagewatscheln. FotoReuters
Das Virus überträgt sichüber dieLuft
Das neuartigeCoronavirus wirdinerster
Linie durch Tröpfchen übertragen. Also
dann,wenn uns beim Sprechen, Husten,
Niesen oder Schreien Speichelvonande-
rentrifft, in dem dasVirussteckt.Gelan-
gendie Tröpfchenüber Augen, Mund oder
Nase in unserenKörper,können wir uns
anstecken. Es gibt ersteUntersuchungen,
vorallem aus denVereinigten Staaten, die
unter Laborbedingungenzeigen, dassdas
Virusinder Luft bis zu dreiStunden über-
lebenkann. Expertensagen aber,dies eEr-
kenntnis istnicht einfachauf den Alltag
übertragbar.Sie gehen davonaus, dassdas
VirusimFreien vielkürzer in derLuft ist,
weil es zu Boden sinkt.Das Robert-Koch-
Institut schreibt auf seiner Internetseite,
dassÜbertragungenüber dieLuft nicht
bekannt seien. Deshalb giltimMoment
vorallem: Sollte man sozialeKontakte au-
ßerhalb des Hauseshaben,sollteman
beim Sprechen einenAbstand vonmindes-
tens 1,5 biszweiMeterneinhalten, umkei-
ne Tröpfchen abzubekommen.
Bloßkein Ibuprofen mehr nehmen
Tatsächlichhatte dieWeltgesundheitsorga-
nisation (WHO)voreinigenTagendavor
gewarnt, beiVerdacht auf eine Infektion
mitSars-CoV-2 das Schmerzmittel Ibupro-
feneinzunehmen, ein sehr wirksames Mit-
telbei fieberhaften Erkältungsinfekten.
Im GegensatzzuetwaParacetamol, das
eine ähnliche Wirkung hat, beeinflusst
Ibuprofen aber auchdie Blutgerinnung.
Da das Coronavirus sichbei schwerenVer-
läufen auf das Herz-Kreislauf-System und
andereOrgane auswirkt,könntedas ein
Problem sein, hieß es. Am Donnerstag
nahm die WHO die Warnung zurück.
Nach genauerer Prüfunggebe überdie be-
kanntenNebenwirkungen bei bestimmten
Bevölkerungsgruppen hinauskeine Hin-
weiseauf negative Ibuprofen-Konsequen-
zen bei Covid-19-Patienten. Die Einnah-
me istalsounbedenklich.
Corona istnicht schlimmer als eine
normale Grippe oder Erkältung
Politiker und Experten bereuen mittler-
weile teilweise,dasssie Corona alsgleich
schlimm wie eine Grippeoder Erkältung
bezeichnet haben. Nicht unbedingt,weil
am Endeder Krise und unter demStrich
das vielleicht sogarstimmenmag –zumin-
destfür einengroßenProzentsatz derMen-
schen. Sondernweil es zwischen der be-
kannte nsaisonalenGrippe und dem neu-
artigen Coronavirus entscheidendeUnter-
schiede gibt.Bei Sars-CoV-2 habenwir
sehrwenig Erfahrung mit Medikamenten
und effektivenBehandlungen. Das macht
die Therapie schlichtweg schwieriger als
bei einer Influenza. Auch kennenwir
immernochnicht sicher alle Symptome,
die das neueVirusmit sic hbringt.Daraus
ergeben sichauchoffene Therapiefragen.
Derwohl bedeutsamsteUnterschied ist
aber:Wir habenkeineImpfung undkeine
Immunität in der Bevölkerung. Wir
könnenalso Risikogruppen und medi-
zinisches Personalnicht schützen.Das
alles macht dasVirussoanstecken dund
so vieleMenschen auf einen Schlagkran k.
Unddas gefährde tletztlichauchdie medi-
zinischeVersorgung.
Das InhalierenvonKochsalzlösung
verspricht eine Immunität
Das istnatürlichQuatsch.Wasander Aus-
sag estimmt,ist,dassViren in derRegel
ein salzigesMilieu nicht mögen und sich
in ihmwenigergernefests etzen. Deshalb
rätman bei einer Erkältung zuNasen-
spülungen mitKochsalzlösungen.Wirre-
den hieralso ehervoneiner präventiven
Maßnahme, die sicher nicht schadet, die
aber inkeiner Weise so effektivist wie so-
ziale Distanzierungund Händewaschen.
Aufdas Inhalierenmit Kochsalzlösungal-
lein solltesichniemandverlassen.
Selbstwenn mankeinen Kontakt mit
Infiziertenhatte, inkeinem Risiko-
gebietwar,nicht gereistist,inkeinem
Risikoberuf arbeitet und alleinwohnt,
aber Husten und Schnupfen hat, sollte
man sichauf das Coronavirustesten
lassen und in Selbstquarantänegehen
Ein solchkonstruierter Fall erfüllt nicht
die Kriterienfür einenTest. DasRobert-
Koch-Institutund viele Kliniken haben
die Kriterienfür einenTest veröffentlicht.
Daran sollteman sichhalten,weil dieTest-
kapazitäten begrenzt sind.Wer so, wie
oben beschrieben, lebt, hat ein sehrgerin-
gesRisiko, an Covid-19erkrankt zu sein.
Wasaber immerund auchimMoment
sinnvoll ist:Werkrank ist, solltezuHause
bleiben,umniemandenanzustecken.
Wenn eine erkältetePerson Schnupfen
hat, dann hat siekein Covid-
Hiersind wir bei derFrage,welche Sym-
ptome Menschenmit einerSars-CoV-2-In-
fektionzeigen. Die Antwort:sehr unter-
schiedliche. Ständig lernt die Medizin
dazu. Durchfall zählt neuerdings dazu,
aberauchGeruchs- und Geschmacksver-
lustsowie Schnupfensind Symptome.
Noch geht man davonaus, dasstatsächlich
Hus ten, Fieber und Schlappheit diehäu-
figsten Symptome sind.Aber trotzdem:
DieVerläufesind recht unterschiedlich,
und werKontakt zu einer infizierten Per-
son hatte oder in einem Risikogebiet war,
der solltevorsichtig sein.
FRANKFURT.DerAbend, an dem
sichKatrin über dengeschlossenen
Techno-Club ärgerte, liegt für dieStu-
dentinweit zurück. Für sie fühlt es
sichan, als lägenWelten zwischen
demverpatztenTanzabend amFreitag
und ihrerExistenzangstjetzt.Plötz-
lichgeht es nicht mehr um sozialeEin-
schränkungen, sondern darum, wie
Katrin in den nächstenMonaten ihre
Miete finanzieren soll. Erst am Diens-
taghat siewährend ihrer Drei-Stun-
den-Schicht alsKellnerin den Antrag
auf Kurzarbeitunterschrieben. Ob der
im überfüllten Jobcenter bewilligt
wird, istjedochfraglich. „Mein Chef
istbemühtund fragt, wie wir mit der
Situation klarkommen“, erzählt die
Studentin, die in der Bar in einer deut-
schen Großstadt einenTeilzeitvertrag
hat.Bisherwarsie immerstolz auf
ihrefinanzielleUnabhängigkeit, auf
die Möglichkeit, auchohne die Hilfe
ihrer Elternihr Leben zufinanzieren.
Das könntesichnun ändern.
TrotzHygienemaßnahmen, sozia-
lemAbstand und Home-Office sor-
gensichMillionen Menschen auf der
Welt um ihreGesundheit.Dochmit
den Schließungen undRestriktionen
kommt fürganze Berufsgruppen eine
neue Angsthinzu: dievordem wirt-
schaftlichenAus. Während viele Bü-
roangestellteanden heimischen PC
wechseln können, sind Aushilfs-
kräf te,Freiberufler undKulturschaf-
fende besondersgefährdet. Ausfall-
gehälter gibt es bisher nur imFall
einer angeordnetenQuarantäne, für
Verdienstausfälle mangelsAufträgen
kommt jedochvorer st niemand auf.
Auch der Vatervon Katrin, der seit
mehr als 30 Jahren eineReinigungs-
firmafür Hotels betreibt, istbetrof-
fen. Somitfällt für dieStudentin so-
gardas elterliche Sicherheitsnetz
weg. VielenKollegen, Minijobbern
und Vollzeitangestellten,geht es ähn-
lich. Ihnen bleibt nur,weiter zu den
verkürzten Schichten zu kommen.
Umdie Infektionsgefahr zuverrin-
gern,wird nur im Außenbereich
bedient.Vorer st will der Geschäfts-
führer niemanden entlassen, obwohl
er derAbendschicht eigentlichkündi-
genmüsste. Dochgeradeweil für die
Gastronomiebranche nochkeine kla-
renRegelungengelten,fehlen dem
Betrieb die Antwortenauf die Krise.
NachAntwortensucht auchMalte.
Er kümmertsichumSound und Licht
bei Galas,Konzertenund anderen
Veranstaltungen. Dochmit dem Coro-
navirus sind die Anfragen für denVer-
anstaltungstechniker starkzurück-
gegangen. Als die Bundesregierung
öffentlicheVeranstaltungen untersag-
te,klang es für ihn und seineKolle-
gennacheinemTotalschaden: „Ich
bin bis Juni arbeitslos“, sagt Malte.
„Eigentlichsollteich zum Arbeiten
für vierWochen nachGlasgowfah-
ren. Ic hhabe zum GlücknochRück-
lagen, aber andereKollegen trifft es
viel härter. Manchedenken sogar dar-
an, ihreAltersvorsorge aufzulösen.“
SeineBranche istbesonders stark
vonder Stilllegung des kulturellen
Lebens betroffen. Viele seinerKolle-
gensind Freiberufler und können
nichtvomKurzarbeitergeld profitie-
ren. Malteerhofft sichHilfevon der
Regierung: „Ichmerke schon,dassdie
Politikalles Menschenmögliche
macht. Dochkönnen die freien Mitar-
beiter überhauptdieseKredite
zurückzahlen? Die Einzigen, die in
unsererBranche vonder Situation
profitieren, sind dieVideotechniker,
die nun aufVeranstaltungengehen,fil-
men und diese dannstreamen.“
Dochnicht alle haben dieses
Glück. Der BerlinerSam studiertFoto-
grafie und arbeitet nebenberuflichim
Theaterservice eines KinosinNeu-
kölln:Einlasskontrollieren, Kinosäle
putzen undPopcornmaschinen auffül-
len. Schonvorder Corona-Pandemie
hatteeresschwer. FürSam, der wie
Katrin und MalteseinenNachnamen
nicht nennenmöchte, sind die Mieten
in Berlinkaum zustemmen. Mit der
Corona-Krise bricht seineWelt zu-
sammen: „Ichhatteesnicht erwartet.
Gesternhabe ichdie Botschaftinei-
ner Mailgesehen. MeinVertrag wur-
de nichtverlängert.“Nun kommen
Ängste,Fragenund Wut auf:„Was ma-
cheich?Welche Behörden soll ichan-
sprechen? Gibt es einen staatlichen
Fonds?“ Samweiß nicht, wie es für
ihn weiter geht.Seinen Dispokann er
nur auf 2000 Euroausreizen:„Man
fühltsichwie einPokerspieler,ohne
wirklich mitspielen zuwollen.“
Vonden Behörden fühlt sichSam
bisher im Stichgelassen. Er habever-
sucht, beim Arbeitsamt anzurufen,
dochkeiner ging ansTelefon. Seine
Freundin hatteineinem Berliner
ClubKontakt mit einem Corona-Infi-
zierten. Sieversuchte, das Gesund-
heitsamt zukontaktieren–dochdie
Leitungenwarenbesetzt.„Die Politi-
kerwissen nicht, wie es wirklichist,
vorallemwenn man sowenig ver-
dient“, sagt Sam „Ichhabe nicht das
Gefühl, dassdie Gesellschafteine
Antwortauf das Coronavirus hat.“
DasVertrauenin eine Lösung,die
auchMinijobber,Freiberufler und
Aushilfskräfte einbezieht, hat derStu-
dentverloren. DasVirusnimmt ihn
argmit, obwohl er es nicht in sich
trägt. ARTUR WEIGANDT
ANNKATHRINWEIS
DieInfektionen in
Südostasien zeigen, dass
tropische Hitzenicht
vordem Coronavirus
schützt.Viele Länder
der Regionerla ssen
scha rfeMaßnahmen.
VonTill Fähnders,
Singapur
KurzeMeldungen
Wassoll ic hglauben?
Wahres und Halbwahresgeistert derzeit über das Coronavirusvorallem durchsNetz.VonLuciaSchmidt
Corona macht
vorPromis
nicht halt
Aushilfskräfte
stehen
vordem Aus