Süddeutsche Zeitung - 21.03.2020

(C. Jardin) #1

Auf dieser Seite
zeigen wir jede
Woche neue,
unbekannte oder
verschollene
Werke von Künst-
lern, Autoren,
Architekten,
Komponisten,
Regisseuren und
Designern. Sie
sprechen für sich
selbst, wir erzählen
die Geschichte
ihrer Entstehung.


Der Berliner Comiczeichner Mawil


hat ein Plakat entworfen, das hilft,


die Mitmenschen an die wichtigste


Regel in diesen Tagen zu erinnern


20 FEUILLETON GROSSFORMAT HF2 Samstag/Sonntag, 21./22. März 2020, Nr. 68 DEFGH


Auf dem Weg in den Winterurlaub,
von Berlin nach Österreich, hat es
auch den Comiczeichner Mawil er-
wischt: Plötzlich saß er auf der
schwäbischen Alb in familiärer Qua-
rantäne fest. Da sitzt er noch im-
mer, ohne Computer, Scanner oder
Tablet. „Zum Glück“, sagt er, habe
er aber immer Bleistift, Farben,
Skizzenbuch und Handy dabei.
Mit diesen Mitteln hat er für uns
ein Plakat entworfen: Abstand hal-

ten! Das ist jetzt das Gebot der Stun-
de. Die Notwendigkeit, wegen der
Ansteckungsgefahr auf Distanz zu
anderen Menschen zu gehen, kann
man als Regel nüchtern formulie-
ren oder unter Strafandrohung ein-
fordern. Das Plakat des Berliner Co-
mic-Künstlers, der in „Kinderland“
(2014) die DDR kurz vor ihrem Un-
tergang zeichnete und in „Lucky Lu-
ke sattelt um“ (2019) den berühm-
ten Cowboy – sehr komisch – aufs

Rad setzte, ist natürlich viel char-
manter. Ladenbesitzer können es
an ihre Tür kleben, Wartende vor Le-
bensmittelläden können es sich ans
T-Shirt heften.
Die Zwangspause derzeit sei „ei-
gentlich perfekt, um mal in Ruhe an
einem neuen Comicbuch zu arbei-
ten“, sagt Mawil noch. „Mal gucken,
wie sehr einem die Kinder zu Hause
dabei helfen können.“
martina knoben
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