Berliner Zeitung - 21.03.2020

(Rick Simeone) #1

21./22. MÄRZ 2020 3 *


EsgibtsovieleKünstler,diedasgeradeerle-
benundnichtwissen,wieesweitergeht.
ZumGlücksindwirmitderProduktionfer-
tig.Stelldirvor,wirwärenmittendrin.Das
wäreeinAlbtraum.Undwirwissennochgar
nicht,wieesineinerWocheist.
MARIASCHRADER:Dannwirdsichzei-
gen,obsichdieHamsterkäufegelohntha-
ben,obwirnochvordieTürdürfen.
DEBORAHFELDMAN:Ichhatteschonal-
les zu Hause.Ich musste nichts einkaufen.
IchbinimmergerüstetfürdenDrittenWelt-
krieg.
MARIA SCHRADER:Mitwelcher Dauer
einesDrittenWeltkriegesrechnestdudenn?
DEBORAH FELDMAN:Ichdecke mich
stetsfürsechsMonateein.Getränke,Konser-
ven, Klopapier,tiefgefroreneMilch, Fleisch,
Fisch,Gemüse.
SCHRADER:SolcheVorrätemüssteichim
Schlafzimmerstapeln.
DEBORAH FELDMAN:Bevo rduk amst,
haben wir darüber gesprochen, woher das
bei mir kommt.Dass in meinerGemeinde
immeralleaufdieApokalypsewarten.
MARIA SCHRADER:Als man sich in der
Zeit vonGorlebenAtombunkerim Garten
baute,hatmeineMuttergesagt,dassihrdie
BombeambestendirektaufdenKopffallen
soll. Da komme ich auch nach meinenEl-
tern: Ichwilldie Apokalypsegarnichtüberle-
ben.


Kannten SieSchicksale wieDeborahs, bevor
Siemit der Serie begonnen haben,Frau
Schrader?
MARIA SCHRADER: Ichwar mit Dani
Levy für unserenFilm„Meschugge“ bereits
in den orthodoxenGegenden vonBrooklyn
unterwegs.Esgibt auch einigeFilme,die in
chassidischen Gemeinden spielen. Aber
diese weibliche Perspektive, Deborahs in-
timeunddetailreicheBeschreibungdesZur-
Frau-Werdens,der Erwartungen, die an sie
in dieser arrangierten Ehe gestellt wurden,
undder Druck,unterdemsiestand,daswar
mirneu.


UndSie,Deborah,waswusstenSieüberFilme
undübersKinoinIhremaltenLeben?
DEBORAH FELDMAN: Dererste Film,
den ich mir heimlich angesehen habe,war
„Mystic River“, ein Thriller,danach war ich
sotraumatisiert,weilichdachte,dieAußen-
welt ist genauso,wie die Gemeinde es be-
hauptet.Ichwolltedanachniewiedereinen
Filmsehen.JetztbinicheineTheaterliebha-
berin, ich liebe es,das Gespielte direktvor
Augenzusehen,sointim,sointensiv.Ichbin
so traurig, dass jetzt dieTheater zugemacht
haben.WiekannichohneTheaterleben!
MARIA SCHRADER: Du wirst dich zu
Hauseeinigelnundschreiben.
DEBORAHFELDMAN:Ja,aberdasLeben
imTheateristsoeindringlich.Ichhabedort
immer dasGefühl, keineHaut mehr zu ha-
ben.DieEmotionendringeninmichein,ge-
ben mirwertvollen Input für meine Arbeit,
wie ein Rohstoff, den ich dannverarbeiten
kann. Jede Schriftstellerin braucht so einen
Input.
MARIA SCHRADER:Wieschön du das
sagst!WirwurdendamalsinBrooklynvonei-
nerstrengorthodoxenFamiliemitdreiTeen-
ager-Töchterneingeladen.Auch sie haben
mirerzählt,dasssienochnieeinenFilmge-
sehen hatten.Ichwar Anfang zwanzig, wir
haben uns gegenseitig mit einerMischung
ausFaszinationundBeunruhigungbetrach-
tet.DeborahsAlterEgosagtim Film:„Meine
Familie interessiertsich nur dafür,dass ich
eine gute Ehefrau undMutter bin.“Beimir
waresdasGegenteil.FürmeineElternwares
diegrößteSorge,dassichEhefrauundMut-
ter werden könnte.Sie kümmerten sich um
ihrekriegsversehrtenElternundfühltensich
inder Familiegefangen.Siewollten,dassich
meinGlückinderArbeitfindeundunabhän-
gig werde. So gesehen führeich ein linien-
treuesLeben,ganzimGegensatzzudir,De-
borah. Wirsindsogegensätzlichaufgewach-
sen.Ichfragemich,wieesist,wennder Sinn
unddas Glückdarinliegen,einergroßenGe-
meinschaft zudienen, egal, obreligiösoder
politisch, die ja auchZugehörigkeit und
Schutzbietet.Oderwürdestdumirdawider-
sprechen,Deborah?
DEBORAH FELDMAN:Wenn Esty die
Chancegehabthätte,Zugehörigkeitinihrer
Gemeindezufinden,wäresiedageblieben.


WarumsprechenSievonEsty,derHauptfigur
derSerie,undnichtübersichselbst?GibtIh-
nendas AbstandzuIhremLebendamals?
DEBORAHFELDMAN:Vielleicht,Estyist
nichtich,sieistnuranmirangelehnt.
MARIA SCHRADER:AufEsty wir dDruck
ausgeübt in demMoment, wo sie nicht so
funktioniert,wiemanesvonihrerwartet.Bis
sieesnichtmehraushält.Ichweißnoch,wie
ich dasFoto vonDeborahsHochzeit zum
ersten Malsah. DieBraut ist mit einem
Schleierbedeckt,durchdensienichtssehen
kannundwirdanb eidenHändenzumBal-
dachin geführt. Es steckt so viel in diesem
Bild,Verheißung, Geheimnis,Vertrauen, ge-
nauso wieFremdbestimmung,Zwang und
Verbot. Undalles hängt davon ab,wie die


Person unter dem Schleier sich fühlt.Plötz-
lichkonnteichmirdenFilmvorstellen.Die
visuelleKraft.
DEBORAH FELDMAN: Unter dem
Schleier zu sein, war komisch.Ichsah nur
meineFüßeundhässlicheSchuheummich
herum, die dringend geputztwerden muss-
ten.Ichmusstekichernunddachte,ichma-
che etwas falsch,weil ich mich nur doof
fühle,überhaupt nicht heilig. Es gab auch
andereMomente,woichdassoempfunden
habe.Zum Beispiel dasrituelle Badind er
Mikwe. Du denkst, das muss jetzt ganz toll
werden, aber dann fühlst du das nicht, du
denkst, das ist doch nur ein blödes
Schwimmbecken.
MARIASCHRADER:DasersteMikwe-E r-
lebnisbeschreibstdualsHorrorim Buch.
DEBORAHFELDMAN:Mirzus agen,das
ist doch nur ein Schwimmbecken, was bil-
den die sich ein, etwas anderes zu behaup-
ten,warfürmichnatürlichaucheinAbwehr-
mechanismus.Beim erstenTanz mit mei-
nem Mann konnten wir uns nicht an-
schauen,ausAngst,gleichloszuprusten.
MARIASCHRADER:DieHochzeitisteine
meinerLieblingssequenzen.Abdahofftman
für die beiden als Paar.Eswar uns wichtig,

schickt.Aber einmal, zu meinem 16.Ge-
burtstag, schickte sie mir auch eineKarte:
„Happ yBirthday!Bubby!“ Ichhabe vor
Freudegeheult.InmeinerGemeindewerden
keine Geburtstage gefeiert. Es istverboten.
MeineGroßmutterhateinTabufürmichge-
brochen,unddeshalbhatmirdieseGesteso
viel bedeutet. Es war unserGeheimnis.Ich
habedieKartebisheute ,undbisheutefällt
es mir schwer,Nähe aufzubauen.Weil ich
das einfach nicht kenne,nicht verstehe.Als
mich an derUnidas erste Maljemand um-
armthat,habeichmicherschrockenundge-
dacht:Wassolldas? Waswillstdu vonmir?
MARIA SCHRADER:Wenn wir uns sonst
zurBegrüßungumarmen,fühltessichaber
überhauptnichtkünstlichan.
DEBORAH FELDMAN:Ichwürde so et-
was nievortäuschen.Aber es kommt mir
nichtselbstverständlichvor.SobaldichNähe
spüre, denke ich immer noch:Was? Krass!
DasistjetztNähe!Eshautmichum.

Istese igentlic hschwierig, in der heutigen
Zeit,daderAntisemitismussteigt,Deutschen
eine GeschichtevonJuden zu erzählen,die
sichseltsamverhaltenundwieimMittelalter
leben?

MARIA SCHRADER:DerUnterschied zu
deiner Geschichte ist:Du hast sc hon als
Zehnjährige Bücher in dein Schlafzimmer
geschmuggeltunddieFormzulebenhinter-
fragt. BeiEstyimF ilmpassiertdasspäter.
DEBORAHFELDMAN:Ja,aberichwollte
das hinter mir lassen, in der großenHoff-
nung, damit auch all meineZweifel hinter
mirzulassen,dassmitmirirgendwasnicht
stimmt.DashabeichimFilmallesnochein-
malerlebt.MancheFolgenwarensointensiv
für mich, dass ich nicht darüber sprechen
konnte.Meine Therapeutin sagte,daran
merkeman,dassichesdochallesnochnicht
so verarbeitet habe,wie ich dachte.Esg ibt
eineSzeneimFilm,woEstyallesaufeinmal
rauslässt.Dashabeichniesogemacht,und
ichhabesiesodarumbeneidet.
MARIA SCHRADERSiespricht aus,was
wir,die Zuschauer empfinden.Gleichzeitig
merktman,dasseskeineleichteLösunggibt,
niemandwilldemanderenetwasBöses.
DEBORAHFELDMAN:Allesindgefangen
inihren Rollen.
MARIASCHRADER:UndauchwennEsty
vorihremMannundihrerGemeindeflieht,
istesnichtplötzlicheinfach.Esbleibtjadie
Sehnsucht.

Siefandendasnichtschlimm?
DEBORAH FELDMAN: Nein, solche
Fragen sollten erlaubt sein.Du kannst
nicht für immer und ewig so emotional
aufgeladen darüber diskutieren, das ist
einfach nicht fruchtbar.Inder Bespre-
chung meinesBuches im Magazin „Sie-
gessäule“ schrieb derAutor,ein schwuler
Mann, er habe sich in meinem Schicksal
wiedergefunden.Er schrieb ,diese Aus-
grenzungseigenausogewesenwieinsei-
ner Familie.Viele Berliner kennen diese
Erfahrung.Auchzufliehen,neuanfangen
zumüssen.
MARIA SCHRADER:In den sozialenMe-
dien schrieben Leute auch mit muslimi-
schemBackgroundüberdenTrailer,dasssie
sich damit identifizieren. Es ist beides,eine
sehrspezifischeundgleichzeitigeineuniver-
selleGeschichte.

Interessier tsichIhrSohnfürIhreGeschichte,
Deborah?
DEBORAHFELDMAN:Nichtmehr, diese
Phaseistschonvorbei.Aberder Filmjetztin-
teressiertihn.
MARIA SCHRADER:Deborah und ihr
SohnkamenzuBesuchansSet.
DEBORAHFELDMAN:Erhatdanachsei-
nenVaterangerufenundgesagt:Papa,mach
dirkeineSorgen.DeineFiguristganzgroßar-
tig.
MARIASCHRADER:Wirklich?
DEBORAH FELDMAN:Ja,sein Papa war
nervös .Aberjetztisterberuhigt.
MARIA SCHRADER: ShiraHaas und
Amit Rahav sind ein fantastischesPaar.
Ichwar auch oft nervös und dann immer
wiederüberwältigtvondiesenSchauspie-
lern.

WiegehtesIhremEx-Mannheute,Deborah?
DEBORAHFELDMAN:Eristauchausge-
stiegen,vierJahrespäteralsich.

HatdasmitIhnenzutun?
DEBORAHFELDMAN:Ja.AmA nfanghat
erversucht,michzuüberzeugen,zurückzu-
kommen.Ichsagte: Aber wir waren nicht
glücklichzusammen.Ersagte:Wasistschon
Glück! Es gabimmer wieder dieseGesprä-
che.Und einesTages sagte er:Duk ommst
nichtmehrzurück,oder?Ichsagte:Nein,ich
kannnicht.EinJahrspäterhabeichihnohne
Schläfenlocken gesehen.Er hatte eine neue
Freundin, die nichtreligiös war,sie haben
zwei Kinderundlebenweitwegvonder Ge-
meinde.

SiehabennochKontaktzueinander?
DEBORAH FELDMAN:Ja,wir verstehen
uns sehr gut.Gerade heuteMorgen erst
haben wir telefoniert.Er wollte eigentlich
Osternnach Berlin kommen und seinen
Sohnbesuchen,aberwegendes Coronavirus
geht das wohl nicht und mussverschoben
werden.

KönnenSiesichvorstellen, dass dieSerie in
IhrerehemaligenGemeindeinWilliamsburg
heimlichgegucktwird?
DEBORAH FELDMAN:Ja,natürlich. Alle
dorthaben mittlerweile ein Smartphone.
Undinj iddischenChatforenwirdschondar-
über gesprochen. Schon alsShiragecastet
wurde ,gingdaslos.
MARIASCHRADER:Wirsindaufgefallen,
alswirdaaufunsererRecherche-Tourwaren.
DabeigabesauchSituationen,indenenich
mich nicht wohl fühlte,eherwie ein Ein-
dringling.Wirerzählenja vonMenschen,die
unter keinenUmständen imFokus der Öf-
fentlichkeit stehen wollen.Wirverkleiden
Schauspieler,die nicht oder nicht mehr zu
dieser Gemeinde gehören.Da muss man
sich immer wieder fragen:Wieweit kann
mangehen?

WasistIhr eAntwo rtdarauf?
MARIA SCHRADER:Wirhaben versucht,
die Geschichte in ihrerKomplexität zuver-
stehen undverschiedenePerspektiven zu
zeigen. Keine Figur ist gut oder böse,auch
wenn ihr Handeln dazu führt, dass jemand
andersleidet.Wenndie Zuschauersichemo-
tionalverbindenkönnen,bautderFilmeine
Brücke .Esg eht immer darum, wie man et-
waserzählt.

EinRabbiner hat über Sie, Deborah,
geschrieben:Siehätten mit IhrerFlucht
ausI hrer Gemeinde nur eine Tür geöffnet,
aber Siewerden nie ankommen in Ihrer
neuen Welt.Was würdenSieihm entgeg-
nen?
DEBORAH FELDMAN:Dieser Rabbiner
geht davon aus,dass ich einZiel brauche,
dass ich ankommen muss und sonst un-
glücklich bin.Aber das ist nicht so.Ich mag
es,wennallesoffenundallesmöglichist.Es
lebtsicheigentlichganzgut,ohneirgendwo
anzukommen.

DEBORAH FELDMANMeinenSie, man
müsstedasPublikumhi erextr aaufklär en?
MARIA SCHRADER:Auch in NewYork
habe nviele Leute keine Ahnungvondem
LebenderstrengorthodoxenGemeinden.
DEBORAHFELDMAN:Dasistei nFehler,
deroftgemachtwird.Eshatlangegedauert,
bismeinBuchinsD eutscheübersetztwurde,
weilsicheinfachniemandtraute.Mansollte
dasdeutschePublikumnichtunterschätzen.
IchbinhieraufLesereisegegangenundauf
vielWissen gestoßen.Das Schl immste,was
ichmalerlebthabe,warennaiveFragen.

Welchezum Beispiel?
DEBORAHFELDMAN:Du,Maria,warst
andiesemeinenAbendjadabei.Eswarin
der Akademie der Künste.Dafragte eine
Frau,woherAntisemitismuskommt.
MARIA SCHRADER:Undhat die Frage
ziemlichungeschicktformuliert.
DEBORAH FELDMAN:Unddie Gastge-
berinistausgeflippt,wurdeganzemotional,
hatsie Rassistingenannt.

InderSeriesp ielt auchIhreMuttere ineRolle,
dieausgestiegenistwieSie,Deborah,undSie
alsKindzu rücklassenmusste.Wiegehtesihr
heute?
DEBORAHFELDMAN:Sielebtin Brook-
lyn mit einerFrau zusammen.Wirsehen
unsselten.DasistandersalsimFilm.Siehat
mir auch nie erklärt, warum sie mich als
kleines Kind verlassen hat, sie ist einfach
selbst viel zu traumatisiert.Dasist ei nBei-
spieldafür,wie dieseGemeinde es schafft,
Beziehungen kaputtzumachen, überhaupt
keine Nähe zuzulassen.Selbst zu meiner
Großmutter ,dem wichtigstenMenschen
für mich.Mankonntesich nicht einmal
umarmen.

Siekonnten IhreGroßmut ternicht umar-
men?
DEBORAH FELDMAN:Nein, aber ich
wusste,dasssiemichliebt.Icherinneremich
an einenMoment, als ich imFerienlager in
UpstateNew York war. Meine Großmutter
hat mir manchmal Päckchen mit Essen ge-

dassesinderSeriedieseromantischenMo-
mentegibt.
DEBORAH FELDMAN:Total, gab es ja
auch.Wieerd ie Hand um sie legt, also um
mich,undwirdannanfangenzutanzen.
MARIA SCHRADER:Unddann sitzen sie
nochwährendderHochzeitdasersteMalal-
lein in einem Raum,für genau sieben
Minuten.Langgenug,dassmanzusammen
schlafenkann,dasersteMaldieEhe vollzie-
hen.
DEBORAHFELDMAN:Siewirdnatürlich
nicht vollzogen, es ist nur symbolisch ge-
meint.
MARIA SCHRADER: Es ist so eine An-
spannung, so eineNervosität zwischen den
beiden,dasssieplötzlichinLachenausbre-
chen. Undman denkt, das fängt gut an, die
könntenzusammenpassen.
DEBORAH FELDMAN:Dasist da sTrau-
rigste an der ganzenGeschichte: Da sind
zweijungeMenschen,diezusammenglück-
lich sein wollen. Aber ihnen wirdkeine
Chancegegeben.

DeborahFeldman ...


... wurde1965 in Hannovergeboren.Ihre Mutter warBildhauerin, ihrVaterMaler.
Sie besuchte zwei Jahre lang die SchauspielschuleinWien, spielte am Staatsthea-
ter Hannover, inWien,Venedig,Bonn undwar von2013 bis 2017 Mitglied des En-
sembles im SchauspielhausHamburg.Heute spielt sie dortoft als Gast.

... stand1989 das erste Mal in Dani LevysFilm „RobbyKallePaul“vorder
Kamera. In „Meschugge“ (1998) spielte sie die Jüdin Lena Katz und arbeitete an
der SeitevonLevyals Drehbuchautorin. Für diesenFilm recherchierte Schrader
das erste Mal in einer ultraorthodoxen Gemeinde in Brooklyn. Im Jahr zuvor war
sie durch ihre Hauptrolle in „Aimée und Jaguar“ berühmtgeworden.

... führte2005 das erste Mal Regie bei derVerfilmungvonZeruy aShalevs
Roman „Liebesleben“. 2016 drehte sie „Vor der Morgenröte“ über Stefan Zweigs
Zeit im Exil. Maria Schrader hat eine 21-jährigeTochter und lebt in Berlin. Die
vierteiligeSerie „Unorthodox“ läuft ab 26. März bei Netflix.

Maria Schrader ...


... wurde1986 in NewYorkgeboren und wuchs in der chassidischen Satmarer-
Gemeinde inWilliamsburg auf. Ihre Mutterverließ die Gemeinde, als Deborah
ein Kind war,ihrVater istgeistig behindert. Sie lebte bei den Großeltern, Holo-
caust-Überlebenden aus Ungarn, die die Judenverfolgung als Strafe Gottes an-
sehen, glauben, nicht frommgenuggewesen zu sein und nach streng religiösen
Regeln leben. Sie sprechen Jiddisch wie die osteuropäischen Schtetl-Juden.

... besuchteeine religiöse Mädchenschule, in der sievorallem auf das Leben
als Ehefrau und Muttervorbereitet wurde. Mit 17 heiratete sie einen sechs Jahre
älteren Mann aus ihrer Gemeinde. Mit 19 wurde ihr Sohngeboren.Vorihrem
Ausstieg aus der Gemeinde führte sie ein Doppelleben, trugJeans, nahm ihre
Perückeabund schrieb sich am Collegeein.

... zog2015 nach Berlin und begann hier mit ihrem Sohn ein neues Leben. Ihre
autobiografischen Bücher „Unorthodox“ und „Überbitten“ waren Bestseller.

Anja Reichkennt Ultraorthodoxe aus
Brooklyn und Israel und war immer schon
fasziniertvon dieser anderenWelt.
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