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Foto: Getty Images
Gutes Krisenmanagement istweniger eineFragevon Checklisten und Handbüchern,
vielmehrgeht es jetzt umFührung, Intuition und Mut.
Ganz klar: In der Krise muss die obersteFührung sichtbarkommunizieren.
Dank. Denn die wohl wichtigste
Regel im Krisenmanagement ist
die: Höre alle wahren Experten,
bilde dir daraufhin ein Urteil und
ziehe die notwendigen Maßnah-
men bedingungslos durch. Konse-
quent und überzeugend. Denn gu-
tes Krisenmanagement ist voraus-
schauend, und es gilt die Regel:
Lieber eine Vorsichtsmaßnahme
mehr als eine zu wenig. Und: Kri-
senmanagement ist immer Chef-
sache. Als seinerzeit eine Maschi-
ne der Lauda Air abstürzte, war
es richtig in diesen furchtbaren
Tagen, dass Niki Lauda jegliche
Kommunikation in der schlimms-
ten Krise seiner Airline selbst in
die Hand nahm. Das einzige Rich-
tige in einer solchen Situation.
Und auch jetzt, inmitten von Co-
rona, wenden sich von allen nam-
haften Unternehmen weltweit je-
weils die CEOs mit Botschaften an
ihre Klientel, weil ihnen völlig
E
swar einer der bemerkens-
wertesten TV-Auftritte, die
ich in 40 Jahren Kommuni-
kation erleben durfte: In der unbe-
rechenbarsten Krise unseres Lan-
des präsentierten am 14. März, am
Samstag um elf Uhr morgens, die
Spitze der Bundesregierung und
die beiden wichtigsten Sozialpart-
nereinLehrbeispielfür Krisenma-
nagement, indem sie der zu erwar-
tenden Wirtschaftskrise ein Bün-
del an helfenden Gegenmaßnah-
men entgegenstellten.
Corona traf und trifft uns alle in
der Mitte unserer rechten Gehirn-
hälfte. Jene Seite unserer Steuer-
zentrale,diefürdieEmotionenzu-
ständig ist. Nichts hatten wir noch
Wochen davor vorausgesehen.
Vielleicht befürchtet. Aber gleich
wieder verdrängt, weil China eh
so weit weg ist. Dabei ist das
Reich der Mitte längst in unserer
Mitte angelangt. Unbemerkt. Denn
wer wusste schon, dass die chi-
nesischen Billigfetzen-Schneider
längst in der Lombardei, also vor
unserer Haustüre, produzieren?
Mir war das jedenfalls nicht be-
wusst. Seit Corona, nach dem chi-
nesischen Neujahr, dafür umso
mehr.
A
ls Sebastian Kurz als einer
der Ersten in Europa die
drastischen Schutzmaßnah-
men ankündigte, fühlte ich mich
noch bemüßigt, bei einem unse-
rer vielen Telefonate –zube-
schwichtigen. Typisch PR-Mensch
halt. Heute weiß ich, wie un-
recht ich hatte. Sebastian Kurz
kapierte sehr schnell, nachdem er
wohl zuvor dutzende echte Ex-
perten wie Virologen, Wissen-
schafter, Statistiker und Medizi-
ner konsultiert hatte, was da auf
uns zukommt. Und ließ sich fort-
an nicht mehr durch Politberater
oder PR-Fuzzis beirren. Gott sei
klar ist: In einer solchen Situation
spricht der Boss selbst und nur er.
K
risen, wie wir sie derzeit
durchmachen, sind immer
beispiellos. Alles ist ein
„erstes Mal“. Es gibt kein Lehr-
buch darüber, keine Checkliste,
auch wenn wir Kommunikatoren
uns oft in Krisenhandbüchern
gerne ein bisserl wichtigmachen,
als wüssten wir immer punkt-
genau, was wann zu tun ist. Die
Wahrheit ist viel banaler: Es sind
nicht die Checklisten und Kri-
senhandbücher, die uns sagen,
was zu tun ist. Es ist die Intuition,
das Talent und die Bereitschaft
der Führung, ja der Mut (!), das
Richtige zum rechten Zeitpunkt
zu tun.
W
ir sind ein kleines Land.
Aber nicht ohne Einfluss
in der EU, auf dem Kon-
tinent und zunehmend in der
Welt. Wie stolz waren wir, als es
Bruno Kreisky vor vielen Jahr-
zehnten schaffte, ein Mittler und
„Influencer“ in der Welt zu sein.
Heute sind wir auf dem besten
Weg dazu, das wieder zu werden.
Wenn Corona überstanden sein
wird, kommen die Analysen. Da
wird–retrospektiv–esjeder ge-
nau gewusst haben, was „damals“
das Richtige gewesen wäre. Nur:
Das nützt uns aktuell in der Krise
nichts. Jetzt geht es um Führung
in der Krise. Die Bundesregierung
und die Sozialpartner geben uns
zumindest das Gefühl, es im Griff
zu haben und zu wissen, was zu
tun ist. In Zeiten, in denen die
rechte Gehirnhälfte gegenüber der
linken so klar dominiert, ist das
die einzig wahre Krisenstrategie.
WOLFGANG ROSAMistseit 40 Jahren
Kommunikations- und Politikberater, er
gilt als Urgestein der heimischen PR-
Branche.
In der Krise muss
der CEO sprechen
WolfgangRosam
L4|MÄRZ/MARCH2 020
K
onfliktmanagement ist Emotionsmanagement,
sagt die Konfliktberaterin Ursula Wawrzinek.
Der Umgang mit aufgewühlten Emotionen
verlange eine vollkommen andere Vorgehensweise
als die Lösung von Sachproblemen. In ihrem neuen
Buch,Kompass für schwierige Führungssituationen,
nimmt Wawrzinek Führungskräfte an die Hand und
zeigt an unterschiedlichsten Praxisbeispielen und
Anleitungen, wie man Team- und Mitarbeiterkon-
flikte lösen kann. Man setzt sich Seite für Seite ge-
danklich mit verschiedensten Konfliktsituationen
auseinander–von Mitarbeitern, die sich gegenseitig
das Leben schwermachen, oder mit Führungskräf-
ten, die selbst das Problem sind.
Wawrzinek lässt es sich in ihrem Buch auch nicht
nehmen, ein wenig Erziehungsarbeit zu leisten, da-
mit das Miteinander im Büro funktioniert. Sie pos-
tuliert, „störende Facetten“ seiner Persönlichkeit zu
Hause zu lassen und im Job professionell zu agieren.
Ein bereits oft gehörter Ratschlag, der in der Praxis
unter gewissen Stresssituationen nicht immer An-
wendung finden wird. Auch auf Augenhöhe zu kom-
munizieren, beherrschen angeblich nur die wenigs-
ten. Stattdessen sprechen wir von oben herab, als so-
genanntes „Eltern-Ich“ oder als „Kind“–mal trotzig,
folgsam oder unbekümmert.
Nicht nur Stoff für Führungskräfte
Immer mehr Unternehmen fordern unter dem
Schlagwort „Agilität“ von ihren Mitarbeitern ein
Umdenken in der Arbeitsweise ein. Wenn Teams
sich selbst führen, angehalten sind, bereichsüber-
greifend und eigenständig Lösungen zu erarbeiten,
und temporäre Verantwortung übertragen bekom-
men, kann ein Wissen in Konfliktmanagement nicht
schaden. Das Buch eignet sich des-
halb auch für diejenigen, die sozia-
le Kompetenzen wie Kommunika-
tionsfähigkeit, Einfühlungsvermö-
gen und Kritikfähigkeit schärfen
möchten. (sl)
Ursula Wawrzinek,„Kompass für schwierige
Führungssituationen“.€29,95/200 Seiten.
Schäffer-Poeschl, Stuttgart 2020
DASAKTUELLEBUCH
VonKonfliktlösungen undVerhaltensregeln