Die Welt - 20.03.2020

(C. Jardin) #1
Barometer der Euro-Krise schlägt wieder aus

Quelle: Bloomberg

Risikoaufschlag zehnjähriger Italien-Anleihen gegenüber Bundesanleihen
, in Prozentpunkten

,

,

,

,

,
   

�,��

Auf Rekordkurs

Quelle: Bloomberg

Bilanzsumme der EZB in Mrd. Euro


’��’�� ’�� ’�� ’��’�� ’�� ’�� ’�� ’��’�� ’��

����

����

����

����

����

����

����,��

Japanische Verhältnisse

Quelle: Bloomberg

Bilanzsumme in Prozent der Wirtschaftsleistung
���

��

��

��

��

��
����-���� ����-���� ����-����

��,��

��,��

���,��

Fed

EZB

Bank von Japan

D


ieWWWelt ist im Krieg. Imelt ist im Krieg. Im
Kampf gegen das Virus
hat nun auch die Euro-
päische Zentralbank
(EZB) die Waffen auf
den Tisch gelegt. Am späten Mitt-
wochabend kündigten die Währungs-
hüter ein milliardenschweres neues
Anleihekaufprogramm an. Unter dem
Titel Pandemic Emergency Purchase
Programme, kurz PEPP, will die No-
tenbank bis zum Jahresende Anleihen
im Volumen von 750 Milliarden Euro
kaufen.

VON ANJA ETTEL UND HOLGER ZSCHÄPITZ

„Der Rat der EZB sieht sich in der
Pflicht, alle Bürger der Euro-Zone in
dieser extrem herausfordernden Zeit
zu unterstützen“, teilte die Notenbank

um 23:48 Uhr mit. Man werde daher si-
cherstellen, dass alle wirtschaftlichen
Sektoren von den Unterstützungsmaß-
nahmen profitieren könnten, um die-
sen Schock zu überstehen.
„Dass die EZB an einem Mittwoch-
abend kurz vor Mitternacht eine derar-
tige Entscheidung trifft, zeigt schon,
dass es sich um ein wirklich umfangrei-
ches Programm handelt. Es ist der Ver-
such, die Märkte zu beruhigen und si-
cherzustellen, dass die Geldpolitik rei-
bungslos funktioniert“, sagt Torsten
Slok, Chefvolkswirt bei der Deutschen
Bank in New York im Gespräch mit
WELT. Die Größe und die Flexibilität
des Programms seien bemerkenswert:
„Die Finanzmärkte haben jetzt ein Si-
cherheitsnetz von der EZB bekommen.“
Die Börsen reagierten gemischt auf
die neue Bazooka, die die EZB unter

ihrer Präsidentin Christine Lagarde
nun in Stellung gebracht hat. Während
die Anleihemärkte euphorisch die Li-
quiditätsspritze feierten, ließen sich
die Aktienhändler nicht wirklich aus
der Reserve locken. Die Rendite der
zehnjährigen italienischen Schuldtitel
fffiel um fast einen ganzen Prozent-iel um fast einen ganzen Prozent-
punkt auf 1,52 Prozent. Die Akteure er-
warten, dass die EZB in den kommen-
den Wochen italienische Staatsanlei-
hen im großen Stil kaufen wird. Auch
griechische Schuldtitel profitierten.
Die Rendite der fünfjährigen Grie-
chenbonds fielen um ganze zwei Pro-
zentpunkte.
An den Aktienmärkten fiel die Eu-
phorie verhaltener aus. Immerhin
konnte sich der Dax zum Handelsauf-
takt nach den Verlusten vom Mittwoch
etwas stabilisieren und notierte bei

rund 8400 Punkten in einem sehr ner-
vösen Umfeld.
Die EZB reagiert mit dem Programm
auf die Panik an den Börsen, die von
Aktien- über Devisenmärkte auch die
Rohstoffe und Anleihemärkte erfasst
hat. Investoren verkaufen alles, um Li-
quidität zu schaffen, frei nach der De-
vise „Cash is king“ (Bargeld ist König).
Gravierende Spannungen offenbarten
sich auch an den Anleihemärkten der
Euro-Zone. Die Renditen für italieni-
sche Staatsanleihen sind auf 2,42 Pro-
zent in die Höhe geschossen. Der Risi-
koaufschlag zu Bundesanleihen hat
sich auf 2,7 Prozentpunkte ausgewei-
tet. Im Februar hatte er nur die Hälfte
betragen. Aber auch Bundesanleihen
selbst kommen unter den Hammer. Die
Renditen für zehnjährige Bunds, wie
die Papiere im Jargon heißen, verzeich-

neten in den vergangenen fünf Han-
delstagen mit den Sprung von 0,51 Pro-
zentpunkten den stärksten Anstieg seit
Anfang der 1990er-Jahren.
Die Europäische Kommission hatte
bereits vor wenigen Tagen ein pande-
miebedingtes Kaufprogramm der EZB
angedeutet. Das soll so flexibel wie nur
möglich gestaltet werden, und zwar
über alle Anlageklassen und Jurisdik-
tionen hinweg, um nicht an selbst ge-
steckte Grenzen zu stoßen. Selbst grie-
chische Staatsanleihen, die für die EZB
bisher wegen zu geringer Bonität ge-
sperrt waren, können ab jetzt wieder
von der Notenbank erworben werden.
Kaufen wollen die Währungshüter
nicht nur Staatsanleihen, sondern
auch Unternehmensbonds und neuer-
dings auch Unternehmenskredite. Da-
mit soll es den Banken erleichtert wer-
den, sich Geld bei der EZB zu besor-
gen. Seit Beginn der Krise haben viele
Firmen ihre eingeräumten Kreditlini-
en gezogen. Damit dies nicht zu Liqui-
ditätsengpässen im Finanzsektor
ffführt, können die Geschäftsbanken ei-ührt, können die Geschäftsbanken ei-
nen Teil ihrer Bilanz ab jetzt bei der
EZB „flüssig“ machen.
„Der EZB-Rat wird im Rahmen sei-
nes Mandates alles Notwendige tun“,
versicherten die Währungshüter und
erneuerten damit das einstige Verspre-
chen vom „Whatever it takes“ (Was
auch immer nötig ist), mit dem der frü-
here EZB-Präsident Mario Draghi die
Währungsunion im Jahr 2012 aus der
Euro-Krise geführt hatte.
Sollten die selbst gesteckten Gren-
zen, die sich die EZB bei ihrem Anlei-
hekaufprogramm bisher aufgelegt ha-
be, notwendige Maßnahmen verhin-
dern, werde der Rat gegebenenfalls
über eine Revision dieser Regeln ent-
scheiden. „Es gibt für unser Verspre-
chen keine Grenzen“, twitterte EZB-
Präsidentin Christine Lagarde kurz
nach der Entscheidung.
Auch Deutschbanker Slok reagierte
euphorisch auf das neue Krisenpro-
gramm der EZB. Die EZB könne jetzt
quasi alles kaufen, um die Märkte zu
beruhigen. Die zusätzlichen 750 Milli-
arden Euro bis zum Jahresende würden
zusätzlich zu dem bereits laufenden
Programmein monatliches Kaufvolu-
men von gut 100 Milliarden Euro be-
deuten. „Das ist mehr als jene 80 Milli-
arden Euro, die Draghi einstmals in der
Eurokrise eingesetzt hat und zeigt,
dass wirklich Feuerkraft hinter dem
Programm steckt.“

Bazooka gegen


das Virus


Die EZB hat ein Krisenprogramm von


750 Milliarden Euro mal eben aufgelegt.


Die Währungshüter meinen es ernst


JETZT IM JETZT IM


HANDELHANDEL


oder digital aufoder digital auf


manager-magazin.de/premiummanager-magazin.de/premium


14


20.03.20 Freitag,20.März2020DWBE-HP


  • Belichterfreigabe: ----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:






DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
20.03.2020.03.2020.03.20/1/1/1/1/Fin1/Fin1 PPLATE 5% 25% 50% 75% 95%

DIE WELT FREITAG,20.MÄRZ2020 SEITE 14 *

FINANZEN


19.03.
17.30 Uhr

18.03.
Schluss
Bunds 10 Jahre -0,176 -0,
Bund-Future 167,97 168,
1-Monats-Euribor - -0,
3-Monats-Euribor - -0,
Treasuries 10 Jahre 1,135 1,
Treasuries 30 Jahre 1,794 1,

.............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................
.............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................
.............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................
..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................
.....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................
.....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Zinsenin Prozent































-,

-,

-,

-,

,

,

,

,

,

,

,

*Schluss *��.�� Uhr *��.�� Uhr
., ����,��* ↗ +�,��% ��.���,�� ��.���,��* ↘ –�,��% , �,���� ↘ –�,���� , –�,�� ↗ +�,�� ��,�� ��,��* ↗ +�,��

�. März ���� ��. März ���� �. März ���� ��. März ���� �. März ���� ��. März ���� �. März ���� ��. März ����

Dax in Punkten Dow Jones in Punkten Umlaufrendite in Prozent Ölpreis Sorte Brent je Barrel in Dollar

�. März ���� ��. März ����

Euro EZB-Referenzkurs in Dollar

Xetra-Kurse (Schluss)
Adidas: 177,08(+ 6,09%)
Allianz: 122,10 (+ 2,60%)
BASF: 40,20 (+ 2,33%)
Bayer: 49,81 (+ 3,57%)
Beiersdorf 89,68 (- 1,49%)
BMW: 37,66 (- 3,77%)

MTU Aero: 124,80 (+ 15,5%)
Munich Re: 162,45 (+ 11,5%)
RWE: 21,99 (- 1,30%)
SAP: 87,63 (- 1,62%)
Siemens: 60,89 (+ 0,02%)
Vonovia: 41,22 (+ 6,79%)
VW Vz.: 87,84 (+ 0,73%)
Wirecard: 83,24(- 0,31%)

E.on: 8,57 (- 2,49%)
FMC: 58,60 (- 1,01%)
Fresenius: 25,65 (- 4,70%)
HeidelCement: 30,22(- 5,89%)
Henkel Vz.: 68,34 (+ 3,48%)
Infineon: 11,22 (+ 5,08%)
Linde plc: 142,75(+ 0,18%)
Merck: 83,46 (+ 2,71%)

Continental: 54,13 (- 4,41%)
Covestro: 25,76 (+ 1,82%)
Daimler: 2184 (- 1,09%)
Dt. Bank: 5,47 (+ 6,36%)
Dt. Börse: 101,35 (+ 2,29%)
Dt. Post: 20.83 (+ 9,05%)
Dt. Lufthansa: 8,97 (+ 8,62%)
Dt. Telekom: 11,54 (+ 6,52%)

ANZEIGE

W


er aktuell Tage und künftig
wohl bald Wochen am Stück
in der eigenen Wohnung ver-
bringt, der flüchtet sich gerne in fremde
Welten. Die sind auf Streamingportalen
wie Netflix und Co. nur einen Klick ent-
fernt – und entsprechend groß ist das
Interesse an Filmen und Serien im Netz
aktuell weltweit. Doch eine Studie des
britischen Vergleichsportals „Save on
Energy“ legt jetzt nahe, dass Serienjun-
kies daheim keineswegs weniger Koh-
lendioxid produzieren, als würden sie
mit dem Auto ins Büro oder in den Ur-
laub fahren.
Das Portal schlüsselt für die zehn be-
liebtesten Netflix-Produktionen zwi-
schen Oktober 2018 und September
2019 auf, wie viel CO 2 -Äquivalenten und
Autokilometern die Millionen Streams
beim US-Konzern entsprechen. Die
Nutzerzahlen dafür stammen direkt
von Netflix, die Umrechnung erfolgt auf
Basis zweier Studien. So hatten US-For-
scher aus Berkeley 2014 errechnet, dass
eine halbe Stunde Streaming 0,2 Kilo-
gramm Kohlendioxid verursacht. Die
Stanford-Professorin Ines Azevedo kam
zu dem Ergebnis, dass 30 Minuten in-
nerstädtisches Autofahren 1,8 Kilo-
gramm CO 2 ausstoßen. Das Ergebnis:
Keine Serie wurde mit 64 Millionen Zu-
schauern im untersuchten Zeitraum so
oft abgerufen wie die dritte Staffel der
Mystery-Serie „Stranger Things“. Sie
sorgten damit für die Emission von 189
Millionen Tonnen Kohlendioxid oder
entsprechend 677 Millionen Pkw-Kilo-
metern. Eine enorme „Fahrleistung“,
legt doch ein Durchschnittsdeutscher
mit dem Pkwim Schnitt 11.750 Kilome-
ter pro Jahr zurück. Allein „Strangers
Things“ sorgt den Daten zufolge für so
viel CO 2 in der Atmosphäre wie etwa
57.600 deutsche Autofahrer. Die auch in
Deutschland beliebten Serien „You“ auf
Rang drei und „Sex Education“ auf fünf
trugen mit 428 beziehungsweise 378
Millionen umgerechneten Pkw-Kilome-
tern ebenfalls einen großen Teil zum
„Klimakiller Serien“ bei. FELIX EICK

Ist Netflix so


schädlich wie


AAAutofahren?utofahren?


„Stranger Things“ sorgt für
besonders viele Emissionen

© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2020-03-20-ab-22 0bfb2da9425f8d2729af750ed13eec9d

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws
Free download pdf