Die Welt - 20.03.2020

(C. Jardin) #1

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20.03.20 Freitag,20.März2020DWBE-HP


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DIE WELT FREITAG,20.MÄRZ2020 POLITIK 5


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ie Nachricht schien ne-
ben Merkels Fernsehan-
sprache am Mittwoch-
abend fast unterzugehen:
Laut einem aktuellen EU-
Papier soll Russland aktuell eine „be-
deutende Desinformationskampagne“
gegen den Westen gestartet haben.
Demnach sollen Fake News in Englisch,
Spanisch, Italienisch, Deutsch und
Französisch verbreitet werden, damit
es den Staaten der EU schwerer fällt,
ihre Reaktion auf die Corona-Pandemie
zu kommunizieren.

VON ANNELIE NAUMANN
UND ALEXANDER NABERT

Russland wolle „Panik erzeugen“,
„Misstrauen säen“ und „die Auswirkun-
gen des Coronavirus verschlimmern“,

wie die Nachrichtenagentur Reuters
aus dem EU-Papier zitiert.„Das über-
geordnete Ziel der Desinformations-
strategie des Kreml ist eine Verschär-
fffung der Krise der öffentlichen Gesund-ung der Krise der öffentlichen Gesund-
heit in westlichen Ländern“, heißt es in
dem neunseitigen Papier. Der Kreml be-
streitet die Vorwürfe.
Fake News und Desinformation tra-
ten besonders intensiv schon bei der
Flüchtlingskrise 2015, im US-Wahl-
kampf 2016 und beim Brexit-Referen-
dum auf und sorgten für erhebliche Un-
ruhe – genau wie jetzt. Mit der Verbrei-
tung des neuartigen Coronavirus ver-
mehren sich wilde Spekulationen und
Falschnachrichten rasant. Im Internet
und in Chatgruppen würden Gerüchte
und Unwahrheiten über das Virus kur-
sieren, warnte auch Regierungsspre-
cher Steffen Seibert auf Twitter. Von
Kanzlerin Angela Merkel hieß es: „Bitte
halten Sie sich an die offiziellen Mittei-
lungen und schenken Sie den vielen Ge-
rüchten zum Coronavirus, die leider im
Umlauf sind, keinen Glauben.“
Die Gerüchte, die Merkel meint, sind
etwa solche, dass die Pandemie eine ab-
sichtlich herbeigeführte Katastrophe,
eine biologische Waffe oder gar eine
Strafe Gottes sei. Sie werden befeuert
durch eifrig geteilte Falschnachrichten
in den sozialen Medien und auf Messen-
gerdiensten wie etwa WhatsApp.
Nicht alle Fehlinformationen und
VVVerschwörungstheorien werden vonerschwörungstheorien werden von
Russland gestreut. Doch von den nun
zirkulierenden Desinformationen pro-
fffitieren Populisten über Ländergrenzenitieren Populisten über Ländergrenzen
hinweg. Was sie eint, ist ihr Wunsch
nach der Destabilisierung von westli-
chen Demokratien. In den vergangenen
Jahren konnten sie ihre Methoden zur
VVVerbreitung falscher Informationen im-erbreitung falscher Informationen im-
mer weiter optimieren.
Ein aktuelles Beispiel für Desinfor-
mation im Zusammenhang mit Corona
sind die Beiträge des Arztes Wolfgang
WWWodarg, eines ehemaligen Bundestags-odarg, eines ehemaligen Bundestags-
abgeordneten der SPD. YouTube-Vi-
deos mit seinen Thesen zum Virus wer-
den derzeit hunderttausendfach ge-
klickt und in Messengerdiensten ge-
teilt. Die Kernaussage seiner Videos
lautet, dass das neuartige Coronavirus
nicht schlimmer als frühere Grippewel-
len sei.
In einem Interview mit der rechtspo-
pulistischen Publizistin und ehemali-
gen Tagesschau-Sprecherin Eva Her-
man bezeichnet Wodarg die Pandemie
als „Hype“, auf seiner Website fordert
er, die „Panik“ zu beenden. In einem
anderen Beitrag schreibt er, dass man
sich „gegen einen unsinnigen Freiheits-
entzug“ zur Wehr setzen solle. Der
SPD-Bundestagsabgeordnete und Ge-
sundheitsexperte Karl Lauterbach twit-
terteschon am Montag: Wodargs Posi-

tionen seien „unverantwortliche“ Fake
News. Sie wurden unter anderem von
der Rechercheplattform Correctivund
von Christian Drosten, dem Leiter der
Virologie an der Berliner Charité, ent-
kräftet.
WWWarum finden solche Thesen geradearum finden solche Thesen gerade
in Krisenzeiten Gehör? Eine, die schon
seit Jahren über die Gefahren von Des-
information und Falschmeldungen auf-
klärt, ist die Autorin Karolin Schwarz.
AAAuch sie beobachtet im Zusammenhanguch sie beobachtet im Zusammenhang
mit Corona eine Zunahme von Falsch-
meldungen. „Es gibt deutlich mehr Des-
information als in Nicht-Krisen-Zei-
ten“, sagt sie. Das erklärt sie so: Die Co-
rona-Epidemie sei ein Zeitpunkt großer
VVVerunsicherung, in dem viele Menschenerunsicherung, in dem viele Menschen
nach Antworten suchen würden. Auf ei-
nige Fragen in Bezug auf das Virus gäbe
es noch keine gesicherten Antworten –

einfach, weil die Wissenschaft sie noch
nicht geben könne. „In der aktuellen Si-
tuation gibt es ein Informationsvaku-
um. Einfache, aber falsche Antworten
sind für viele attraktiver als Ungewiss-
heit“, so Schwarz.
Solche einfachen und falschen Ant-
worten gibt es beispielsweise auf den
Plattformen, auf denen Wodarg seine
kruden Thesen ausführlich darstellen
kann. Die „Wissensmanufaktur“ etwa,
die das Interview von Eva Herman mit
dem ehemaligen SPD-Abgeordneten
veröffentlichte.
Dabei handelt es sich um eine Art
Thinktank von Verschwörungsideolo-
gen, der sich einer „ganzheitlichen sozi-
alökonomischen Ordnung“ und der Ab-
schaffung der Zinsen verschrieben hat.
Die Organisation ergreift immer wieder
Partei für Putins Russland, etwa in der
Frage der Annexion der Krim. Vertreter
der „Wissensmanufaktur“ waren auch
schon in Russland zu Besuch, beispiels-
weise beim Russischen Institut für
Strategische Studien, einem For-
schungsinstitut, das laut einem Reu-
ters-Bericht von russischen Ex-Ge-
heimdienstmitarbeitern geleitet wer-
den soll.
Die „Wissensmanufaktur“ verschafft
immer wieder rechtspopulistischen
Stimmen Gehör. Bei der Forderung
nach der Abschaffung von Zinsen beruft
sie sich sogar namentlich auf den NS-
Wirtschaftstheoretiker Gottfried Fe-
der, der mit seinem „Manifest zur Bre-
chung der Zinsknechtschaft“ einer der
ideologischen Vordenker von Adolf Hit-
lers 25-Punkte-Plan war.
Im Beirat des Instituts sitzt ein Ju-
rist, der schon als Sachverständiger der
NPD in Erscheinung trat. Die „Wissens-
manufaktur“ hat auch eine gewisse Nä-
he zur AfD: In einem Video etwa dankt
ein Vertreter des Instituts der Partei
dafür, „dass in Deutschland endlich öf-
fffentlich über den Globalen Migrations-entlich über den Globalen Migrations-
pakt diskutiert wird“.
Karolin Schwarz sagt, dass Corona
einen guten Nährboden für Desinfor-
mationen aus dem rechten Milieu biete.
„Rechte Akteure haben bereits gewisse
Erfahrungswerte Falschmeldungen im
Gesundheitsbereich gemacht. Sie ha-
ben zum Beispiel versucht, Impfgegner
fffür sich zu gewinnen“, sagt Schwarz.ür sich zu gewinnen“, sagt Schwarz.
AAAktuell beobachtet die Expertin, dassktuell beobachtet die Expertin, dass
Corona oft als „von außen hereingetra-
gene Krankheit“ oder „von einer Ge-
heimmacht geschaffene biologische
WWWaffe“ dargestellt werde. „So knüpfenaffe“ dargestellt werde. „So knüpfen
rechte Akteure an rassistische Diskurse
und antisemitische Weltverschwö-
rungsmythen an.“
VVVor allem Falschmeldungen zur Rol-or allem Falschmeldungen zur Rol-
le von Migranten in der Verbreitung
des Coronavirus würden derzeit ver-
wendet, um die Krise auszunutzen, be-

obachtet auch Julia Ebner, Forscherin
am Londoner Institute for Strategic
Dialogue (ISD). Das ISD hatte im Fe-
bruar in einer aktuellen Studiedas Ver-
halten deutschsprachiger Rechtsextre-
mer auf alternativen Plattformen wie
4 chan, Messengerdiensten wie Tele-
gram oder Gaming-Apps wie Discord
analysiert. Wenig überraschend zeigten
die von Ebner und ihrem Team ausge-
werteten Daten, dass rechtsextreme
Themen in diesen alternativen Medien
überproportional stark vertretensind.
Die Einträge konzentrierten sich
„überproportional häufig“ auf die ne-
gativen Folgen der Migration. Auch
Studien zu den Wahlen in Schweden
oder Italienzeigten in der Vergangen-
heit, dass es Multiplikatoren wie etwa
rechte User gibt, die manipulative In-
halte gezielt streuen.

ÄÄÄhnliches beobachtet ISD-Forsche-hnliches beobachtet ISD-Forsche-
rin Ebner auch nun: „Die aktuelle Lage
wird auch dafür genutzt, gegen ethni-
sche und kulturelle Minderheiten Hass
zu schüren und für die permanente
Schließung aller Grenzen zu plädieren.“
Pegida-Chef Lutz Bachmann etwa kün-
digte in einer Videobotschaft an, er
wolle trotz des Corona-bedingten Ver-
sammlungsverbots in Dresden auf der
Straße unterwegs sein. Er sei der festen
Überzeugung, dass unter normalen Be-
dingungen „Patrioten“ in ganz
Deutschland Widerstand gegen eine
„neuen Asylbetrügerkrise“ geleistet
hätten. Um die Menschen von der Stra-
ße zu bekommen, sei dieses Virus „na-
türlich optimal“, sagt er. Aber auch an-
dere Anti-Establishment-Akteure betei-
ligten sich an der Verbreitung von Ver-
schwörungstheorien, so Ebner. Den Be-

hörden im Bund, den Ländern und den
Kommunen fehle es an Kompetenz, mit
Desinformationen umzugehen, folgert
Karolin Schwarz. „In den vergangenen
Jahren wurde viel versäumt. Die mögli-
chen Folgen eines Informationsvaku-
ums wurden nicht richtig einge-
schätzt.“ Es fehle an Aus- und Fortbil-
dung für Ärzte, Polizisten, Mitarbeiter
von Rathäusern und Ämtern. Jede Be-
hörde müsse wissen, wie man Falsch-
meldungen entgegenwirke.
Wie sehr EU-Organe, Regierungen
oder auch Kommunen um den richtigen
Umgang mit Desinformation ringen,
zeigt sich in dem oben erwähnten EU-
Papier: Seit dem 22. Januar dieses Jahres
hat die EU rund 80 Fälle zu Desinforma-
tion über das Coronavirus gezählt. Ange-
sichts der im Netz kursierenden Fake
News erscheint das herzlich wenig.

So wird jetzt


Desinformation


gestreut


Mit der Verbreitung des Coronavirus


mehren sich Verschwörungstheorien und


Falschnachrichten. Russland gilt als ein


Agitator, ebenso rechte Kreise


hierzulande. Mittendrin ist ein ehemaliger


Bundestagsabgeordneter der SPD


EINFACHE, ABER


FALSCHE


ANTWORTEN


SIND FÜR VIELE


ATTRAKTIVER ALS


UNGEWISSHEIT


KAROLIN SCHWARZ,Autorin


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