Frankfurter Allgemeine Zeitung - 13.03.2020

(avery) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen FREITAG,13. MÄRZ2020·NR.62·SEITE 21


FIRMENINDEX Seite
Aldi .................................................... 19
Baker McKenzie ....................... 20
BMW ................................................. 20
Condor ........................................... 21

Datev ................................................ 19
Deutsche Bahn ................ 17, 18
DeutscheTelekom ................. 19
Disney ............................................. 19
Ericsson .......................................... 19

Huawei ............................................ 19
IBM ..................................................... 21
K+S ..................................................... 21
LG ....................................................... 19
LOT ..................................................... 21

Lufthansa ..................................... 17
MAN .................................................. 22
OMV .................................................. 19
Qualcomm ................................... 19
RWE ................................................... 22

Samsung ...................................... 19
Scania ............................................. 22
Schwarz-Gruppe .................... 20
SGL Carbon ................................ 21
Siemens ........................................ 19

Stada ................................................ 19
Tesla ................................................. 19
Traton .............................................. 22
UPS .................................................... 19
Volkswagen ................................ 22

D


eutschland braucht Batterien.
Egal ob für Elektroautosoder
die Zwischenspeicherungvon
überschüssiger Energie aus
Windparks –Batterien haben sichvom
unscheinbarenBegleiter desWalkmans
zu einerSchlüsseltechnologiefür allerlei
Zukunftsthemenentwickelt.Ein Problem
dabei ist, dassdie Erforschung neuer Ar-
tenvon Batterien eine langwierigeAnge-
legenheit ist. Herauszufinden, wie dieche-
mischen Substanzen im Innern einer Bat-
teriezellemiteinanderreagieren, um so
möglicherweisebessereKombinationen
zu erforschen, istaufwendig undteuer –
vorallem,wenn man jede neue Idee in ei-
nem Laborexperimenttesten muss.
An dieserStelle könnten die Chemiker
künftig Hilfevon ungeahnter Seitebekom-
men. DasZauberwort,hinter demsich
schon eineReihe vonAutoh erstellern
hoffnungsvollversammelt haben, lautet:
Quantencomputer .Denn die Moleküle in
Batterien verhalten sichquantenmecha-
nisch. Deshalb sinddiese neuen Super-
computer in der Lage,ihr Verhalten unter
verschiedenenRahmenbedingungen deut-
lichbesser zu simulieren, als herkömmli-
cheComputer es jekönnenwerden.Auf
diese Artund Weise könnteesbald mög-
li ch sein, nicht jede neue Idee im Labor
testen zu müssen. Stattdessen könnte
mansieineinemQuantencomputersimu-
lieren–und nur zum Schlusseinenphysi-
schenVersuchmachen, um die Ergebnis-
se zu überprüfen.
DieseArt vonForschung wirdkünftig
auchinDeutschland möglichsein.Die
fürangewandte, häufigindustrienaheFor-
schungstehendeFraunhofer-Gesellschaft
hat eineVereinbarung mit demTechnolo-
giekonzernIBM unterzeichnet, die einen
Quantencomputer des amerikanischen
Unternehmens nach Deutschland brin-
genwird. Dieser wird, wie die beiden Pro-
jektpartner an diesemFreitag bekanntge-

ben, in ein IBM-Rechenzentrum nachEh-
ningen beiStuttgartkommen. Das Sys-
temsoll zu Beginn deskommenden Jah-
resden Betrieb aufnehmen und wirddas
ersteseinerArt in Europa sein. Gesteuert
wirdesdurch ein neuesFraunhofer- Kom-
petenznetzwerkfür Quantencomputing
vonMünchen aus. MehrereBundeslän-
der, das Bundeswi rtscha fts- unddas -Bun-
desforschungsministerium sowie die Eu-
ropäischeUnion förderndas Projektfi-
nanziell. Die Bundesregierung investiert
mehr als eineMilliarde Euro in dieTech-
nologie. DengrößtenAnteil zum Quan-
tencomputer bei Stuttgartsteuert das
Land Baden-Württemberg bei.
InAmerika stehen schon 15 Quanten-
computervonIBM.Auf dieseerhalten in-
teressierte deutsche Unternehmenund
Forschungsinstituteüber einen Cloud-Zu-
gang schonvonAnfang April anZugriff.
„Diese Vereinbarung eröffnetEuropa
eineweiter eChance,bei derWeiterent-
wicklung einer vielversprechendenTech-
nologie eineVorreiter rolle zu überneh-
men“, sagt IBM-Europachef Martin Jet-
ter. „Und Deutschlandspielt hier durch
die geplanteZusammenarbeit eines breit

angelegten Ökosystemsaus wissenschaft-
lichen,öffentlichen und privaten Institu-
tioneneine führendeRolle.“
Ein zweites deutsches Quanten-Zen-
trum entsteht derweil imrheinländischen
Jülich. In das dortigeForschungszentrum
kommt ein Quantencomputer deskanadi-
sche nHerstellersD-Wave. Dieser soll
ebenfalls bis zum Jahreswechsel einsatz-
bereit s ein, bisdahinarbeiten auchdie Jü-
licherForscher perFernzugriff aufein
D-Wave-SysteminKanada.Zu ihnenge-
hört Kris telMichielsen, Mitautorineiner
vielbeachteten Studie vonGoogle zur
ÜberlegenheitvonQuanten-gegenüber
herkömmlichen Computern. Derkalifor-
nischeTechnologiekonzern gehörtwie
IBMzu denQuantenpionieren derWelt.
Auch einigedeutscheKonzernefor-
sche nschon jetzt an Quantentechnolo-
gien.ZumBeispielist Daimler seinerseits
einePartnerschaftmit IBM eingegangen,
um neuartigeLithium-Schwefel-Batte-
rien zu entwickeln. Vonihnen wirdange-
nommen, dasssie höhereEnergiedichten
als die heutegebräuchlichen Lithium-Io-
nen-Batterien ermöglichen.Aufder Elek-
tronik-Leitmesse CESin LasVegaszeig-

tendie beidenUnternehmenAnfang des
Jahreserste Forschungsergebnisse.
Neben der Simulationvon quantenme-
chanischen Prozessen,etwa in Batterien,
können QuantencomputerauchOptimie-
rungsproblemelösen, zum Beispiel im
Verkehr oder fürFinanzanlagen. Doch
wiegroß ihr Anwendungsfeld ist,steht
nochnicht fest.Dies auszuloten, machtei-
nen großenTeil de rheutigenQuantenfor-
schu ng aus. „Eine zentrale Forschungsfra-
ge ist, welchekonkretenAnwendungssze-
narien sichfür die Berechnung miteinem
Quantencomputer eignen,wie sichAlgo-
rithmen dafürentwickeln und in einfache
Applikationenübersetzenlassen“, sagt
Fraunhofer-P räsidentReimund Neuge-
bauer.Auchoptischunte rscheiden sich
Quantencomputer :Sie ähneln am ehes-
tenaufwendigenKronleuchtern,die von
der Deckeherabhängen.Das tun sie,weil
sie nachunten immerweiter gekühlt wer-
den,sodassder Quantenchip am unteren
Endebei Temperaturen nahedesabsolu-
tenNullpunktsarbeitet. St att Computern
ähneln sie Laborgeräten, auch weil sie
vorTemperaturschwankungen undEr-
schütterungengeschütztwerde nmüssen.

geg. FRANKFURT. Etwas flapsig
könnteman sagen,Kohlenstoffhat eine
große Zukunft, manweiß nur nichtge-
nau wo.Imabgelaufenen Jahrstand bei
SGLCarbon,einemglobal führenden
AnbietervonCarbonprodukten, einem
guten Geschäftmit Graphitspezialitä-
tenein schlechtes Geschäftmit Carbon-
faserngegenüber.Zuden teilweise wid-
rigenMarktbedingungenkamen 2019
auch noch selb stverschulde te Schwierig-
keiten. Alles in allem endete das Ge-
schäftsjahr mit einemUmsatzzuwachs
von4Prozent auf 1,1 Milliarden Euro
und einem Verlustvon 90 Millionen
Euronach41Millionen EuroNettoge-
winn imVorjahr.
Im BereichFasern, dervorallem Aus-
gangsmaterialien für technischeTexti-
lien, fürWindräder derWindkraftanla-
genund für Leichtbau in Flugzeugen
und Autos zuliefert,konnteder Umsatz
zwar bei 432 Millionen Eurogehalten
werden. Die Ertragslageist aber sehr
schlecht. Im Sommervergangenen Jah-
resmussteman erkennen, dasssie auf-
grund eigener Rechenfehler noch
schlechter als erwartet war. Daher wur-
de in diesem Bereicheine Sonderwert-
berichtigungvon75Millionen Euronot-
wendig. AusdrücklichweistSGL darauf

hin, dassdie Kooperationen mit BMW
und Bentelervonder Wertminderung
nicht betroffensind. Besser als mitFa-
sernlief es mit Sondergraphit.Hier leg-
te der Umsatz um6Prozent auf 622,5
Millionen Eurozu. DiesesWachstum
wurde durch Mehrumsatz mit der Halb-
leiterindustrie und der Automobilindus-
trie getragen; hier spielt die Digitalisie-
rung der SGL in dieKarten.
Da dieWertberichtigungen nicht zah-
lungswirksam sind,konnteSGL trotz
des Verlustes den Cashflow leichtver-
bessern. Allerdings isterwegen hoher
Zahlungsabflüsse für Investitionen auch
2019 mit 17 Millionen EuroimMinus.
DerVerlusthat die Eigenkapitalquote
unter die 30-Prozent-Marke gedrückt
(27,8 Prozent).Fürdas laufende Jahr er-
wartet der Vorstand einen leichtenUm-
satzrückgang und eingeringeres Ergeb-
nis vorZinsen undSteuernschon vor
Sondereinflüssen.WieesnachCorona
aussieht, bleibt offen. In denkommen-
den fünf Jahren möchteder Vorstand
den Umsatz um durchschnittlich„einen
mittleren bis hohen einstelligen Prozent-
satz“ erhöhen und eineKapital verzin-
sungvon„mindestens 9Prozent“ erwirt-
schaften; derzeit liegt sie bei knapp 4
Prozent.

Technik für Ehningen beiStuttgart:das Quantencomputer-System IBM Q FotoIBM

Deutschland vorQuantensprung


tko. FRANKFURT.Die Gläubiger
der FluggesellschaftCondorhaben ei-
nemVerkauf desUnternehmens an
die polnischeLuftfahrt-Holding PGL
zugestimmt.Sie billigten mehrheit-
lichden Plan, mit dem Condor aus
dem aktuellen Schutzschirmverfah-
renkommen soll,teilt eCondor mit.
Die Gesellschaftwar durch denZu-
sammenbruchihres Mutterkonzerns
Thomas Cook in Bedrängnisgeraten.
Diestaa tliche Dachgesellschaftder
polnischenLOThattesichineinem
Bieterverfahren durchgesetzt und
schon im Januar einenKaufvertrag
am 24. Januar unterzeichnet. Das Ge-
schäftsoll bis Aprilvollzogen sein,
dann mussein KfW-Überbrückungs-
kreditvon380 Millionen Eurozurück-
gezahltwerden, für den der Bund und
das Land Hessen gebürgt hatten.
Nach Informationen der„Wirtschafts-
woche“wollen diePolen 232 Millio-
nen Eurozahlen und übernehmen
VerpflichtungenindreistelligerMillio-
nenhöhe. Condor-ChefRalf Tecken-
trup sagte, dieZustimmungder Gläu-
biger sei ein „fundamentaler Schritt“
für Kunden,Partner und Mitarbeiter.
Er bedeutefür alle Beteiligten die
„wichtigeSicherheit“,weiter mit Con-
dor planen zukönnen.

tag. MAINZ.EinenTagnachdem an-
gekündigten Befreiungsschlag istdie
Aktie des Salz- und Düngerkonzerns
K+S unter die Räder gekommen.
Nachdem die Aktionäredie Ankündi-
gung, sichvom amerikanischen Salz-
geschäftzutrennen,amVortag noch
mit Beifall begleitet hatten, sackteder
AktienkursamDonnerstag um 24 Pro-
zent ab. Vorstandschef Burkhard
Lohrverteidigtedie Pläne. Es sei deut-
lichgeworden,dassK+S operativ
nicht in der Lagesein werde, dieVer-
schuldungdeutlich zu reduzieren, sag-
te er zur Bilanzvorlage. DerVerkauf
bie te dasgrößtePotential zurWertge-
nerierung. Die Bandbreiteder Interes-
senten seigroß. Die Prognose „eini-
gerBranchenbeobachter“, dasses bei
Kal izueiner deutlichenÜberversor-
gungkomme und K+S alsreiner Dün-
gemittelkonzernunter Druckgerate,
wiesLohr zurück.Von 160 in den letz-
ten15Jahren angekündigtenKalipro-
jekten würdengerademal sechsreali-
siert. Zudem sorgedas Bevölkerungs-
wachstum fürsteigenden Bedarf, K+S
erwartemittelfristigkein Überange-
bot. Im laufenden Jahrrechnetder
Konzer nmit einemRückgang desope-
rativen Ergebnissesvon640 Millio-
nen auf 500 bis 620 Millionen Euro.

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Quantenc omputer


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Stuttgart. Die


Autoindu striedürfte


Freude an ihmhaben.


VonBastian Benrath,


Frankfurt


SGL Carbonkämpft


umseineErtragskraft


Hoher Jahresverlustbei steigendemUmsatz


Gläubiger für


Condor-Verkauf


K+S verteidigt


Spar tenverkauf

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