Frankfurter Allgemeine Zeitung - 13.03.2020

(avery) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen FREITAG,13. MÄRZ2020·NR.62·SEITE 25


D


as Crowdfunding, also das pro-
jektbezogene Sammeln von
Geld über das Internet, wirdin
Deutschland nun bald zehn
Jahrealt.Die Branche iststark gewach-
sen, auchwenn sichdas Volumenweiter
bescheiden ausnimmt.Auf 1,1 Milliarden
Eurobeziffert das DatenportalCrowdin-
vest in seinem jüngsterschienen „Markt-
report2019“ die Investitionssumme seit
2011, davonallein 422 Millionen Euroim
vergangenen Jahr.Inden vergangenen
drei Jahren nahm das zusätzlichinvestier-
te Volumen jedes Jahr um mehr als 100
Millionen Eurozu.
Während sichder Blickoft auf illustre
Start-upsrichtet, istCrowdinvesting in
Deutschlandvorallem Immobilienfinan-
zierung. DreiVierteldes Geldeswerden
hier angelegt.Diese Dominanz wurde
2019 nochgrößer,wuchs das Projektvolu-
men dochum110 Millionen Eurooder 53
Prozent.InUnternehmen wurden dage-
gengerade einmal4Millionen Euromehr
investiert.
Reifer geworden is tauchdie Artdes In-
vestierens.Regulatorischbedingt, erfolg-
tengerade im ImmobilienbereichAuslei-
hungen imWesentlichen alsNachrangdar-
lehen. Anleger gingen damit eingrund-
sätzlichhohes Risikoein, denn sie muss-
tendamitrechnen, im Ernstfall ihrgesam-
teseingesetztes Geld zuverlieren. Das
hat sichdeutlichverändert. 2019waren
fast ein Drittel derTransaktionen Anlei-
hen mit deutlichgrößerem Schutz. Mög-
lichgemacht hat dies dieÜbernahme ei-
ner EU-Richtlinie, mit der die Prospekt-
pflicht für kleine Emissionengelockert
wurde.Auch demVerkauf vonBankdarle-
henkommt mittlerweile größereBedeu-
tung zu alsNachrangdarlehen, deren An-
teil auf einViertelgesunken ist. Dafür
sind die Zinsentendenzielletwasniedri-
ger, liegen aber noch um die5Prozent.
Beklagt wirdvon der Branche immer
wieder ein unverhältnismäßigstarkerFo-
kusauf Insolvenzen in der Berichterstat-
tung. Crowdinvest-Herausgeber Michel
Harms sieht das differenziert. „Ichfinde
es gut,wenn in den Medien über die Son-
nen- und SchattenseitenvonCrowdinves-
ting berichtet wird. Dassdie Anleger eine
realistische Erwartungshaltung haben, ist
meinesErachtens dasWichtigste.“ Immo-
bilien-Crowdinvesting sei nun malkein
Betongold,6Prozent im Jahrgebe es
nicht mit Einlagensicherung.Aber „Ab-
zockinvestments“ seien das auchnicht.
„DasVertrauensverhältnis zwischen Anle-

gern und Emittenten istbeim Crowdinves-
ting schonetwasBesonderes, bei dem
sicheventuell auchnochein Standard ein-
pendeln muss. BeiStart-ups spielt dies
auchnochmal eine wichtigereRolle als
bei Immo-Investments.“ Gerade bei Letz-
terenhalten sichdie Zahlungsausfälle
aber auchimRahmen. In denvergange-
nen neun Jahren gingen nur sieben Pro-
jekteindie Insolvenz, das entsprachei-
nem Prozent des Anlagevolumens aus
acht Jahren–deutlichgeringer alsetwa
die AusfallratenvonHochzinsanleihen
sind. Allerdings dürften dieVerluste der
Anleger aufgrund der EigenheitvonNach-
rangdarlehenwohl 100 Prozent betragen
haben. Bei Hochzinsanleihen gibt es dage-
genmeistnoch einengewissen Anteil aus
der Insolvenzmasse oder einerRestruktu-
rierung zurück.
Deutlichhöher sind dieAusfälle bei
der FinanzierungvonUnternehmen,vor
allem im Bereichder Start-ups,wo sie
rund 30 Prozent erreicht .Das liegt aller-
dings auf dem Niveau,wasfür Start-ups
üblichist. Zudem wurden nurwenigeUn-
ternehmensfinanzierungen, nämlicherst
2Prozent, bisher definitiv zurückgezahlt.
Dagegenflossaus Immobilienprojekten
schon jeder dritte Eurowieder zurückin
die Taschen der Crowd-Investoren.

Ob es in denkommenden Jahrenwei-
terumfassende Daten für die Branchege-
ben wird, istindes offen. Schon in den
Vorjahren habenviele Informationsdiens-
te ihreBerichterstattung oder den Be-
trieb eingestellt.AuchHarms sucht für
Crowdinvest eine neuePerspektive. Klar-
heit soll eine laufendeUmfrag ebringen.
Auch unter den Plattformen sind viele
Pioniereder er sten Stunde nicht mehr da-
bei. Erst AnfangFebruaretwastellteVi-
sion Bakeryden Betrieb ein. Nichtsdesto-
weniger istinder Nische viel Betrieb.
„Crowdinvesting in Immobilien hat
viel Positives“, sagt Jens Rautenberg.
Gründer des aufWohnimmobilien alsKa-
pitalanlagespezialisiertenKölner Analy-
seunternehmens Conversio. „Es isteine
Chance für Kleinanleger,heute nochver-
zinsliche Anlagen zutätigen. DieFrage
istnur,wie man hier auswählt.Ein Ana-
lyseinstitut wie Conversio zu beschäfti-
genlohnt sichbei Kleinbeträgen nicht.“
Rautenbergrät, sichnicht allein auf die
Analysen dervermittelnden Plattformen
zu verlassen. Anlegerkönnten selbsteini-
gestun.
So sollten sie sichdurch einfache Inter-
netrecherchen einen Eindruckverschaf-
fen, ob es nachteiligeAspektezuEmit-
tent und Managementgebe. Die Memo-
randen der Plattformen bötenfür solche

Recherchen Anhaltspunkte. DieKalkula-
tionen nachzurechnen sei anspruchsvoll,
aber die unterstelltenVerkaufpreise oder
Mietenließen sichüber Internetplattfor-
menrechteinfachauf ihrePlausibilität
prüfen. „Man sollteamEnde nuretwas
kaufen, bei dem sichnicht schon imVor-
feld große Fragezeichen auftun.“Rauten-
bergwarnt auchdavor,sichvoll auf
Besicherungsversprechen zu verlassen.
„Wenn 200 LeuteimerstenRang als Gläu-
bigerstehen, bekommt nicht jeder unbe-
dingt alles zurück. Zudemsteht die Bank
dochmeistvoran.“
Aber grundsätzlichsei das Crowdinves-
ting positiv.Unzutreffend sei dieVermu-
tung, hier würden schwache Projekteteu-
er finanziert. Wolleein Entwicklerimder-
zeitigen Immobilienboom wachsen, so
könne er die höhereZahl an Projekten
nicht mehr nur traditionell über Bankdar-
lehen und Eigenkapitalfinanzieren. Ein
Crowd-Darlehen sei zwarteurer ,aber zü-
gig umsetzbar und ebensoraschzutilgen.
Da komme es dann auf die Höhe des Zin-
ses am Ende nicht mehr so an. DasUm-
feld auf dem Marktwerdenoch für einige
Zeit so positiv bleiben. Erst wenn sichder
Immobilienmarkt irgendwann einmal
nachhaltig abschwäche,werdesichzei-
gen, wie sichdas Immobilien-Crowdinves-
ting dann haltenwerde.

Humorist ja angeblich,wenn man trotz-
dem lacht.Momentanmüsse ndas ande-
re tun.Mirbleibt seitAschermittwoch
das Lachen im Halsstecken. Undganz si-
cher nicht deshalb,weil seitherdie tollen
Tage vorbei sind. Die Märktehaben in
der Zwischenzeit Bewegungengemacht,
dieich trotzmeiner 35-jährigen unmittel-
baren Börsenerfahrung so nochnie gese-
hen habe.Dies giltselbstfür Charts, die
weit vordem Jahr1985 entstanden sind
und deren Entstehung ichgar nicht live
miterlebthabe.
Niemalszuvor sind Dax, Dow&Co.
nachmeinen Beobachtungen so ansatz-
los aus einemvöllig intakten Aufwärts-
trend heraus so haltlos undweitgehend
in sichzusammengebrochen. Werseit Ro-
senmontagnichtStundeumStunde die
Entwicklung derKursemiterlebt hat, der
wirdnachdreiWochen Börsenabstinenz
beim erstenBlickauf die Charts intuitiv
vonDatenfehlern ausgehen. Niemals zu-
vorhaben die MärkteinsokurzerZeit so
viele mächtigeUnter stützungenverzöge-
rungsfrei unterboten. Niemals zuvor
habe ichbeobachten müssen, wie sich
eine herausragend gutetechnischeAus-
gangssituation, wie sie beispielsweiseder
italienische Leitindexvorfand, binnen ei-
nes Tages, demRosenmontag 2020, in
Schall undRauchaufgelösthat.Niemals
zuvorverschlechterte sichnach meiner
Einschätzung dieVerfassung vieler Ein-
zelwertesoschnell so nachhaltig. Schließ-
lich–der absoluteIrr-beziehungsweise
Wahnsinn: DieStimmung,ein Kontrain-
dikator,scheint derzeit nicht viel schlech-
terzusein, als sie dies bei 13 800 Punk-
tenwar.Auchdas habe ichbislang nur
sehr,sehr selten beobachtenkönnen.
Wiegeht man als Analystmit dieser
weitestgehend beispielsfreien Situation
am bestenum? Man nimmt sicherstens
den am höchstenkapitalisiertennationa-
lenAktienindexvor undanalysiertihn
stoisch. Der S&P 500 dürftewenigstens

halbwegs denTakt vorg eben. In einer
Welt in der–noch?–allesmit allem und
jedermit jedem zusammenhängt,
scheintmir diesdie am bestenbegründ-
bare Vorgehensweise zu sein. Zweitens
wir dman anerkennen müssen, dass das
weitestgehendeFehlen historischerVer-
gleichsmöglichkeiten dieAussagekraft
jedwederAnalyseeinschränkt.Wiealso
istesvor diesem Hintergrund um den
S&P 500 bestellt?

Indexprüfunganhand fünf Kriterien
Gehen wir die meines Erachtens wich-
tigs tenPrüfkriterien derReihe nach
durch: DieStimmung anWall Street ist
schlecht–das is tgut.Zweitens: DieUm-
sätze erreichten in denvergangenendrei
Wochen exorbitanteAusmaße, höher
nochals zum Höhepunkt derFinanzkrise
im Oktober 2008–und auchdas is tgut.
Der Gedankeaneinen den Markt bereini-
genden Ausverkau f(„Sell-out“) liegt

nahe. Drittens: Gut istauch, dass sichvie-
le sehrkurzfristig orientierte te chnische
Indikationen in einemextremen „Über-
verkau ft“-Modus befinden.Viertens: Für
alles anderewirdman allerdingsdie Klas-
sifizierung „nicht gut“verwenden müs-
sen: Der Abwärtstrend istintakt,die
Welt der überden Taghinaus blickenden
Indikatorenein Eldoradofür Bären und
die Unterbietung derextrem massiven
einstigenUnterstützungszone zwischen
2880und 2950 Punkten ein Fanal.
Schließlichdeckenwir fünftensüber die
wahrscheinlichstenZählweisen der El-
liottWellenambestenliebergleichden
Mantel des Schweigens.
Lässt man dieseAnalyseineinePro-
gnose münden, kann dabei nicht viel
Schönes herauskommen. Als dieser Bei-
trag am Donnerstagvormittag entstand,
durfteman nicht damitrechnen, dass
der S&P 500 bereits an einemBoden bas-
telt.Vielmehr istwohl nochLuftnachun-
ten. Die im Charteingezeichnet en Unter-

stützungengeben dafür eine Orientie-
rung. Wasman aber auchnicht kleinre-
den sollte:Demnächstkönnterelative
Ruhe und einetemporär eStabilisierung,
vielleicht sogar einevolatileErholung
Einzug halten.Wahrscheinlichwirddies
jedocherstvon tieferen Niveaus aus mög-
lichsein.

Es gibtWichtigeres als die Börse
Ein ergänzender,zugegebenermaßen
fundamentaler,völlig untechnischer Ge-
danke: Extrem außergewöhnlicheEnt-
wicklungenan den Finanzmärktenfin-
den ihreBegründung meistinebenso au-
ßergewöhnlichen Entwicklungen in der
realenWelt.Deshalb dürftenalle klassi-
schenkonjunkturellen Erholungsszena-
rien erst einmal ausgeschlossen sein.
Das wäre zu normal.
InsomancherVeröffentlichung in den
vergangenen Jahrzehntenwie auchin
dem einen oder anderenBeitrag für die-
se Zeitung schrieb ichzwischen denZei-
len undexpressisverbis, dassBörse zwar
einetolle Sache sein und man mit ihrer
Hilfe, einerStrategie und einemStoploss
zumindestein Zubrotverdienenkann –
aber auch, dassesGrößeres, Schöneres,
Sinnstiftenders und Wichtigeresgibt.
Das habe ichauchimmerexaktgenauso
gemeint undgelebt.Mir schwant aber
langsam, dasseswohl leichtergewesen
sein dürfte, diese Sätzezuschreiben,als
ihreBedeutung in dervoruns liegenden
Zeit zu erfahren.Aber geradedeshalb ist
Optimismus jetzt die einzigeAlternative.
Nichtunbedingt fürdie Aktienmärkte–
aber für allesandere.Und weil sic hunse-
re Großkopfertenmit einem solchen
Statement bislangimGegensatzzufrühe-
renZeiten zurückgehalten haben,will
ichestun: Wirschaffendas!?

Der Autorleitet die StaudResearch GmbH in
Bad Homburg.

mfe.FRANKFURT.Das unter demNa-
men „Konsens“ laufendeVorhaben zur
digitalenAufrüstung der deutschenFi-
nanzverwaltung leidetunterPersonal-
mangel undkommt offenbarstockend
voran. Das ergibt sichaus einem der
F.A.Z. vorliegenden Bericht des Bundes-
finanzministeriums (BMF) vom2.
Märzüber denStand und dieFortschrit-
te der ArbeitvonBund und Ländernan
denProjekten. Demnachhat di eFinanz-
verwaltung imvergangenen Jahr 119
neue Lösungen beantragt, die nötig
sind, damit die Informationstechnolo-
gie (IT) für die Besteuerung besser funk-
tioniert. Im gesamten Jahr 2019 wur-
den allerdings nur 17 Produktepro-
grammiert. Dadurch steigt derStand
der abzuarbeitendenAufgaben schnel-
ler,als diese erledigtwerden können.
Insgesamt sind mittlerweile 1272Aufga-
ben offen, die in denvergangenen Jah-
renbeauftragt wurden. ImVorjahr wa-
renesnoch 1158. Vonden ab dem Jahr
2006 angemeldetenIT-Aufträgen wur-
den bisher nur 640 abgearbeitet.Es
fehlt also nochetwadie Hälfte der nach
Ansicht derFinanzverwaltung benötig-
tenIT-Lösungen.
Das ProjektKonsens sollvorallem
die IT derFinanzbehörden modernisie-
renund dieStrukturen in den Bundes-
ländernvereinheitlichen. Dabei gibt es
durchaus Erfolge, etwa das vonvielen
Steuerpflichtigen genutzteVerfahren
namens Elster zur elektronischenÜber-
mittlungvonSteuererklärungen an die
Finanzämter. Elsterist allerdings nur ei-
nes vonvielen Projekten imRahmen
der Modernisierung derSteuerbehör-
den.
Die IT derFinanzämter in den Län-
dernhat sichnachAnsicht desFinanz-
politikersMarkusHerbrand (FDP) über
die Jahrzehnteunterschiedlichentwi-
ckelt.Der fehlendeAustauschhabe zu
einemföderalen Wildwuchs geführt,
derdurch das Konsens-Vorhaben aufge-
räumtwerden sollte. „Es istblamabel,
dassdie Voraussetzungen für denSteu-
ervollzugvonüber 730 Milliarden Euro
immer noch imtechnischen Mittelalter
stecken“, kritisiertHerbrand. Das belas-
te dieQualitätund Effizienz desSteuer-

vollzugs und sei ein eklatantesPolitik-
versagen, das jeden Anspruchaneinen
digitalisiertenStaatsapparatvermissen
lasse.
Gründe für dieVerzögerung bei den
Digitalisierungsprojekten sind nachAn-
sichtvonHerbrandfehlende IT-Fach-
kräf te und mangelndeFührung. Die
vonder Bundesregierungversprochene
Strategie liegenachJahren immer noch
nichtvor. Der föderaleWildwuchskön-
ne nur durch eine bessereFührung und
Koordination aufgeräumtwerden. Her-
brandfordertdaher eineReform der
Strukturen für dasKonsens-Projekt,wo-
bei der Bundstärkerden Tonangeben
solle.
Laut BMF-Bericht mussder Einsatz
interner Mitarbeiter undexterner Fach-
leutefür „Konsens“ für das Jahr 2020 er-
höhtwerden. Offenbarreichen diePer-
sonalerhöhungen der Vergangenheit
nicht aus. Sokamen im zurückliegen-
den Jahr 686 Interne zum Einsatz–nur
acht mehr als 2018. Der Einsatz Exter-
ner hat sichzuletzt um 38 auf 640 er-
höht.Gerechnetwirdhier nicht nach
Köpfen, sondernnachMitarbeiterkapa-
zitäten. Dabei habe sichgezeigt, dass
die Finanzbehördengerade in Ballungs-
zentren einer sehrstarkenKonkurrenz
durch andereArbeitgeber ausgesetzt
seien. Die Behördenkönnten den be-
gehrtenIT-Expertenteilweise nicht die
gewünschtenPerspektiven bieten.
DasKürzel Konsenssteht für eine
„Koordinierte neue Softwareentwick-
lung derSteuerverwaltung“. DasVorha-
ben beruht auf einem im Jahr 2007 in
Kraf tgetretenenAbkommen der 16
Bundesländer und des Bundes. „Kon-
sens“ soll einheitliche Softwarefür das
Besteuerungsverfahren entwickeln und
beschaffen, um die Effizienz der Behör-
den zusteigernund um den Service für
die Bürgerzuverbessern.Neue Soft-
ware wirddabeigrundsätzlichunter Fe-
derführung eines Bundeslandes entwi-
ckelt und anschließend in allen 16 Län-
derneingesetzt.Das Geld dafürkommt
vonBund und Ländern. Ein erst 2019
in Kraftgetretenes Konsens-Gesetz soll
die IT-KooperationvonBund und Län-
dernvertiefen.

Schaffe,schaffe,Häusle baue:Heutewirddas Ganze allerdings über den Schwarmfinanziert. IllustrationTV-yesterday

Kein „V“für de nS&P 500


Derwichtigste Aktienindexwirdnochtieferfallen /Technische Analyse/VonWielandStaud,Frankfurt


ins. FRANKFURT.Das DeutscheAk-
tieninstitutfordertdie Zulassungvon
Einzelfallprüfungen bei Hauptversamm-
lungen. „Unternehmen, diegesetzlich
verpflichtetsind, Hauptversammlungen
abzuhalten, sollten im Dialog mit den
zuständigenBehörden entscheiden,ob
und unterwelchenAuflagen die Durch-
führung möglichist“, heißt es in einer
Mitteilung desDAI„Die Hauptversamm-
lung einer Aktiengesellschaftist keine
Veranstaltung wie einKonzert oder ein
Fußballspiel“, sagteChristine Borten-
länger,Geschäftsführender Vorstand
des Deutschen Aktieninstituts.Verschie-
bungenvonHauptversammlungenkön-
nen zu Problemen organisatorischer,
aber auchrechtlicher Artführen.Neben
Vorstand undAufsichtsrat sei die Haupt-
versammlungdas wichtigste Entschei-
dungsgremium einer Aktiengesell-
schaft. Dortwirdauchüber die Dividen-
de entschieden.Wird der Gewinnver-
wendungsbeschlussnicht getrof fen,
wirdauchkeineDividende gezahlt.

„Dies istproblematisch,weil beispiels-
weise Pensionsfonds die Dividendenre-
gelmäßig in ihreRentenzahlungenfest
einplanen.“
Die Anwaltskanzlei Heuking Kühn
Lüer WojtekweistinBezugauf die
DurchführungvonHauptversammlung
auf das besondereProblem der Risikoge-
biete hin. „SofernHauptversammlun-
genineinemRisikogebietdurchgeführt
werden odereindeutigeUmstände vor-
liegen, die zu einer behördlichenUnter-
sagung führen,gehen wirvoneinem er-
heblichen Risikofür die Anfechtbarkeit
vonauf der Hauptversammlunggefass-
tenBeschlüsse aus“, heißt es in einem
Fachbeitrag derWirtschaftkanzlei. So-
wohl dasDAIals auchdie Anwältewei-
se darauf hin,dassdas Aktiengesetz
mittlerweile diverse Möglichkeiten für
den Einsatzneuer Medien bei der
Durchführung der Hauptversammlung
vorsieht.Ein Aktionärstreffenvollends
in das Internetzuverle genist rech tlich
allerdingsnicht möglich.

Die Cro wdknackt dieMilliarde


jawa.FRANKFURT.„Wirerlebendie
rasanteste Umkehr derweltweitenKon-
junkturerwartung,der ichmichüber-
haupterinnernkann.“ UlrichKater,
Chefvolkswirtder DekaBank,hat bei
der Vorstellung der Kapitalmarktpro-
gnosedes Bundesverband Öffentlicher
Banken (VÖB) unterstric hen, wie ein-
zigartig die derzeitigewirtschaftliche Si-
tuation ist. Fürdie Entwicklung, die
sichgerade abzeichne,gebe es nochgar
keine treffende Bezeichnung, soKater.
Er schlage„Blitzrezession“ vor. Der
„Triggerpunkt“dafür, dassnun diege-
samteWeltwirtschaftbetroffenist,sei
gewesen, dasssichdie Corona-Epide-
mie nachEuropa ausgeweitethabe.
„DerVergleichmit einerNaturkatastro-
pheist auf jedenFall angemessen“,sag-
te der Deka-Chefvolkswirt. „Mit dem
Unterschied, dasswir es bei Corona mit
einerweltweiten Situationzu tun ha-
ben.“Eshandelesichgleichzeitig um ei-
nen Angebots- undNachfrageschock.
Zudem sei der Gesamteffekt des Ölpreis-
kampfs negativ:Inder Corona-Krise
könne der niedrigeÖlpreis denKonsum
nicht ausreichendverstärken–wegen
der insgesamt niedrigen Nachfrage,
etwa durchAusgangssperren.
FürDeutschland prognostizieren die
Kapitalmarktexpertendes VÖBfür das
Jahr 2020Wach stumsratenzwischen mi-
nus 0,1 und plus 0,6 Prozent, für den Eu-
roraum zwischen0und 0,9 Prozent.Mit
den Worten vonUlric hKater :„Sowohl
in Deutschland als auchimEuroraum
könntebeimWachstum am Endedie
schwarzeNull stehen–wenn wir Glück
haben.“Die dritteCorona-Welle aus
den VereinigtenStaaten entstehegera-
de erst und sei nochzuverkraften.Auch

dortwirddas Wachstumsniveau desver-
gangenen JahresnachEinschätzung der
VÖB-Experten nicht erreichtwerden:
Die Prognosenfür das Jahr 2020liegen
zwischen 1,3 und 1,6 Prozent.
Noch gehen dieVÖB-Institute vonei-
ner „technischen Rezession“ aus. Das
hieße:Nach zwei Quartalen würde das
Wachstum wieder an den positiven
Trend anknüpfen. Die Entwicklung in
China,wo die Infektionskurve schon ab-
flacht, deutedarauf hin,sagteDeka-
ChefvolkswirtKater :„Wirstehen am
Rande einerWeltrezession.Aber wenn
sichder Trend sofortsetzt, istChinas
Wirtschaftinsechs bis achtWochen wie-
der aufvoller Betriebstemperatur–vor-
ausgesetzt, es gibtkeine neuen Infek-
tionswellen.“
Entscheidend für dieKonjunktur ist
laut Kater: Wird es weitereEffektege-
ben,welche dieRezession überdie Pan-
demie hinausverlängern? Das müsse
verhindertwerden, eshängeviel von
der Kommunikation ab.Unerlässlichsei-
en unbürokratischeKurzarbeit-Regelun-
gen, auchfür den Dienstleistungssektor,
sowieÜberbrückungskredite.Essei es-
sentiell,dassdie Kreditlinien, am bes-
tenüber die Banken, für dieUnterneh-
men offenbleiben. „DerFinanzsektor
darfsichdaher nicht amVirusanste-
cken. Daswäre der Sargnagel für die
Rückkehr zum Aufschwung“,sagteKa-
ter. Die Corona-Krise istinden Progno-
sen für den Anleihemarkt eingepreist:
DieRenditen für 10-jährigedeutsche
Staatsanleihen sehen dieVÖB-Exper-
tenfür die nächsten12Monate zwi-
schen minus 0,4 und minus0,2 Prozent,
für zehnjährigeamerikanischeStaatsan-
leih en zwischen 1,3 und 1,6 Prozent.

„Eine HV istkein Fußballspiel“


Deutsches Aktieninstitut dringtauf Aktionärstreffen


Digitalprojekt in der Klemme


Steuerbehörden fehlen Programmierer


Crowdfunding isteine


Nischenanlage.Dochsie


wächst,vor a llemwegen


des Immobilienbooms.


Undsie entwickelt sich


weite r.


VonMartin Hock,


Frankfurt


„Wir stehen amRande


einerWeltrezession“


VÖB-Experten: Zweitrunden-Effekteentscheidend


S&P 500

3400

3600

3200
3000
2800

2600

2400

2200

2000

2015 2016

2350

2130

2580

3390

2880 bis 2950

201720182019 2020
F.A.Z.-GrafikKaiser

AngabeninI ndexpunkten (Skala logarithmisch)

Qu elle :StaudResearchBad Homburg

Wareine mächtige Unterstützungszone
(Stand: Donnerstagmorgen) und ist jetzt eine
ebenso mächtigeWiderstandszone

Bisherige
Allzeithochs

Aktuelle,unverändert
prekäreSituation

Unterstützungen
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