Frankfurter Allgemeine Zeitung - 13.03.2020

(avery) #1

SEITE 6·NR.


FREITAG,13. MÄRZ2020 Deutschland und die Welt FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


FRANKFURT.Immerhin hat man es
hierher geschafft,indieseSchlangeam
Seiteneingang einesFrankfurterKranken-
hauses. EsregnetamDonnerstagmorgen,
und vier Dutzend schniefende und manch-
mal prustende Menschen sindkeine schö-
ne Aussicht .Aber wir sind da–und dieses
Provisorium mit Garagenatmosphäre ist,
wenn man so will, ein gutesZeichen.
Es istnämlichnicht so leicht, sichauf
Coronatesten zu lassen. Anruf Anfang
der Wochebeim Hausarzt, als Schlapp-
heit,Kopfschmerzen, Gliederschmerzen
eineErkältung oder Grippe ankündigen.
Besetzt.WiederAnruf. Warteschleife.
Undwieder.Und wieder.AmAbend end-
lichErfolg.Aber:„Da können wir nichts
machen: 116117 anrufen!“ Die Haus-
ärzt ewollensichmit dem Thema nicht
auchnochinfizieren. In dieser Jahreszeit
gibtesgenugPatienten, da bleiben die
Extrafälle besser mal draußen.
Also 116117, ärztlicher Bereitschafts-
dienst. Warteschleifen. Am Ende dieAus-
kunft: „Das mussunser medizinischesPer-
sonal entscheiden.“Ach, daswarhier gar
nicht das medizinischePersonal?„Nein,
das ruft zurück.“Undruftwirklichzurück
nacheinigerZeit.„WarenSie in einem
Risikogebiet?“Nein, aber bisvoreiner
Wochebei einer Messe mit vielenkontakt-
freudigenItalienern. Gibt’skeinen Drive-
in-Test?Könnteauchselbstzahlen! „Kön-
nen wir jetzt nichts tun.Rufen Sie mor-
gennochmal an.“Waskann man also
tun?ZuHausebleiben, sichindie letzte
Ecke des hintersten Zimmersverkrie-
chen, Kontakt meiden,viel lüften. Am
nächstenTag wieder 116117.Platz 46 in

der Warteschleife.Dann:„Das mussun-
ser medizinischesPersonal entscheiden.
Rufen zurück.“Sie rufenwirklich zurück
nacheinigerZeit.Und jetzt wirdesein
bisschenverschwörerisch. Es gibt nun ein
Testcenter an einemKrankenhaus,nicht
Haupteingang, sondern hintermHaus.
„Gehen Sie dorthin.Neun bis zwölf Uhr.“
DieseInformation istoffenbargeheim:
Man hatvermutlichAngst, dasssonst
jederkommt.
In der SchlangeumneunUhr erzählt ei-
ner,dassman sichauchander Uniklinik
testen lassenkann. ZweiTestcenter für
fast 750 000Frankfurter? Was, wenn es
nicht mehr nur um diegeht, die in letzter
Zeit in Italienwaren? Schon jetztwarten
hier in der Halle mehr als 100 Leute. Da-
bei sind das nur Eingeweihte. Oderdoch
auchschon Trittbrettfahrer?
Jeder bekommt Mundschutz und Plas-
tikhandschuhe. GenugZeit, das Daten-
blatt mitAdresse und Anamnese auszufül-
len.Und schon maldas Merkblattder Kas-
senärztlichenVereinigungHessen zustu-
dieren: „Benutzen Sie bittekeine öffent-
lichenVerkehrsmittel.Verlassen Sie bis
zum Bekanntwerden des Ergebnisses der
mikrobiologischen Testung IhreWoh-
nung nicht.Begrenzen Sie die Anzahl
und EngeIhrerKontakte.“
Nach gut einerStundeWarterei sitzt
man dem Arzt gegenüber.Abstrichin
Mund undRachen. „Wenn Sie bis ein-
schließlich Sonntag nichts hören, istalles
in Ordnung.“ Mindestens so langegilt
also das Merkblatt:„Halten Sie sichnach
Möglichkeit allein in einem Zimmer auf.“
Geht klar.Denn werwill einem in diesen
Zeiten schon näherkommen? kn.

Tempo100 in Niederlanden
Die Niederlande beginnen mit der
EinführungvonTempo 100 auf Auto-
bahnen. Seit Donnerstagwerd en die
Schilder für die Begrenzung aufge-
stellt, wie die niederländische Behör-
de fürStraßen undWasserwege mit-
teilte. Der eigentlicheStichtagfür
Tempo100 als Höchstgeschwindig-
keit aufAutobahnen istder kommen-
de Montag. AusnahmenvonTempo
100 gibt es abends und nachts zwi-
schen 19.00 und 6.00 Uhr.„Da das
Tempolimit abends und nachts höher
istals tagsüber,haben vieleVerkehrs-
zeichen ein sogenanntesZeitfenster“,
erläuterte die Behörde Rijkswater-
staat.Die maximale Höchstgeschwin-
digkeit betrage130 Kilometerpro
Stunde. Grund für die Tempo-Be-
schränkung sind hohe Emissionen
vonStickoxiden, die,gemessen an der
Fläche des Landes, EU-Grenzwerte
erheblichübersteig en. dpa

HaftnachHammerangriff
Nach der Attacke auf einen Mitarbei-
terdes JobcentersNürtingen mussein
33 Jahrealter Mann für drei Jahreund
zehn Monateins Gefängnis. Das
Landgericht Stuttgartverur teilteden
Arbeitslosenwegenversuchten Mor-
des mitvorsätzlichergefährlicherKör-
perverletzung. Gegen dasUrteil kann
nochBerufung eingelegt werden.
Dem MannwarimvergangenenNo-
vember kein Arbeitslosengeld ge-
währtworden, da er nachmehreren
Mahnungen seineUnterlagen nicht
eingereicht hatte. Daraufhingriffer
mit einem Hammer den Sachbearbei-
teran, der seiner Ansicht nachfür den
Ablehnungsbescheid verantwortlich
war. Das Opferkonnteden Schlag ab-
wehren und erlitt nur leichteVerlet-
zungen. dpa

WIEN.Die Kontrollen, die Österreich
wegender Corona-Pandemie an der
Grenze zu Italien eingerichtethat, haben
zu Stauungen des Lastverkehrsüber annä-
hernd 100 Kilometerauf italienischer Sei-
te geführt. DieRegierung inRomprotes-
tierte heftiggegendie Kontrollen.Ver-
kehrsministerinPaola De Micheli sprach
von„ungerechtfertigten“ Beschränkun-
gen. Sie habe an EU-Verkehrskommissa-
rinAdinaValeangeschrieben und um
ein Eingreifen gebeten. Dennochwill
Wien vorerstander Maßnahmefesthal-
ten. Durchreisendewerden inStichpro-
ben aufFieberkontrolliert, außerdem
werden diePersonalienfestgehalten.
Privatleutedürfennur nocheinreisen,
wenn sie mit einem neu erstellten Ge-
sundheitsattestnachweisen, dasssie mit
demVirusnicht infiziertsind. Österrei-
cher dürfengenerell heimkehren, doch
werden sie zu vierzehntätiger Heim-Qua-
rantäneverpflicht et.Der Güterverkehr
kann grundsätzlich–nachKontrolle –
durchfahren, „um dieVersorgungssicher-
heit zugewährleisten“, wie es heißt.
Der Individualverkehrist am sonstviel-
befahrenen Brennerstark zurückgegan-
gen. Insgesamt (also einschließlichder
Lastwagenfahrer) seien imVerlauf der
ersten 24 Stunden nachEinführung der
Kontrollen am Mittwochmittag 7700Per-
sonenkontrolliertworden, teilteInnen-
ministerKarlNehammer am Donnerstag
mit.Ein Corona-Verdachtsfall wurde bis
datodabei nichtvermeldet. Die meisten
privat Durchreisenden wollen nach
Deutschlandfahren. Siewerden zur un-
verzüglichen Durchfahrtangehalten;kon-
trolliertwerdenkann das jedochnicht, es

wirdnur geprüft, ob derTank hinrei-
chendgefüllt ist. 130 Personen wurden
nachItalien zurückgeschickt, zumeist,
weil siekein Gesundheitszertifikatvorle-
genkonnten. Einigeverweigerten sich
auchder Gesundheitsprüfung oderga-
ben an,Pendler zu sein, ohne das nach-
weisen zukönnen.
Aufden starkenRückstauder Last-
wagenreagierten die Behörden im Bun-
desland Tirol, indem sie allevorhande-
nen Fahrspuren für dieKontrollen nutz-
ten. Außerdem wird das erweiterte Last-
wagen-Fahrverbotfür das kommende
Wochenendegelockert, es soll erstvon
Samstagnachmittag angelten. Dennoch
bleibt derFrachtverkehr starkbehindert.
Der italienische EuropaministerVin-
cenzo Amendola sagteimRadio: „Man
kann den Brenner-Korridor nicht schlie-
ßen, der für Italiens Logistik und In-
dustrievonwesentlicher Bedeutung ist.“
Man habe sichin„klarenWorten“ bei der
Regierung inWien beschwert. „Die Aus-
setzung desSchengen-Abkommensist
nicht annehmbar.Die Grenzen dürfen
für denWarentransportnichtgeschlos-
sen werden.“
Österreichberuf tsichbei seiner
Maßnahmewegender Pandemie auf ei-
nen Artikel des Schengen-Abkommens,
der Kontrollen bei Gefahr für die Sicher-
heit (das schließt die Gesundheit ein) er-
laubt, allerdings nur für eineFristvon
zehnTagen. DerTrentiner Landeshaupt-
mann MaurizioFugatti sagte:„Wir sind
wegender Sicherheit vonPersonen
besorgt, die de factoinriesigenStaus
gefangen sind. Diese Situation istnicht
tolerierbar.“ STEPHANLÖWENSTEIN

B

is Mitteder Wochewurde die
amerikanischeBevölkerungvon
ihrem PräsidentenimGlauben
gelassen,bei derCorona-Pande-
mie handele es sicherstens um den jüngs-
tenSchabernackdes politischenGegners,
mit dem die Landsleute ähnlich verun-
sichert werden solltenwie mitder Klima-
krise,und zweitensumgar kein ernsthaf-
tesGesundheitsproblem. Allesgut, alles
im Griff, so DonaldTrump beiseinemBe-
suchinder NationalenSeuchenbehörde
(CDC).Sprac h’sgegen den wissenschaft-
lichenRatund ließCovid-19 die neueGrip-
pe sein, die alles sei,nur ebennicht in der
Lage, AmerikasWellnesszuerschüttern.
Dannallerdingspassierte das,wasnur
DonaldTrumpvermag:Erignorierte nicht
nur einmal den wissenschaftlichenRat,
sonderngleich zweimal. Plötzlich wardas
neueVirus eineSicherheitsgefahr,und die
Europäer warendie Versager –deshalbdür-
fensie au ch 30 Tage nicht einreisen.Reise-

beschränkungen aber, das hätteerbei sei-
nenWissenschaftle rn abfragenkönnen,
sind längst nicht mehrdas Mittel derWahl
im Kampfgegen das Sars-CoV-2-Virus.
Reisebeschränkungenwarensogarvon
Anfang an einestumpfeWaffe.Als die
amerikanische Regierung am 31. Januar
einegesundheitlicheNotlagekonstatierte
undeinen Einreisestoppaus Chinaveran-
lasste, wardas Virus langeschon in dieVer-
einigtenStaaten eingereist. Das zeigendie
genetischen Analysen der Virus-Linien,
die man sechsWochen späterander ameri-
kanischen Westküstegefunden undent-
schlüsselt hat–besser müssteman sagen:
diemehr oderwenige rzufälligbei einem
Patienten in Seattlediagnostiziertworden
waren. Denn Sars-CoV-2-Testswaren –
undsind –inden VereinigtenStaaten Man-
gelware. Im Januarund weit in denFebru-
ar hineinwaren, wiedas zuständigeCDC
inzwischeneinräumte, die amerikani-
schen PCR-Testkitsfehlerhaft.Mit ihnen
konntedas neueVirusgar nicht e rmittelt
werden. SeriöseundsehrgenaueTestsgibt
es außerhalb vonTrump-Land seitder
zweiten Januarwoche. VonBostonbis San
Francisco hingegenwurde wie selbstver-
ständlichlandesweit nichtgetestet,weil
erstensviel zuwenige Testsvom CDCver-
schicktworden warenund zweitens dieRe-
gierungTrump denAnscheinzuvermit-
teln versuchte, der jetzt auchwiederaus
demWeißenHauskommuniziertwird:
Das„ausländische“ Virushabe in denVer-
einigtenStaaten garnichts zu suchen.
Epidemiologen wie den Harvard-For-
scher MarcLipsitchverwundert es nicht,
dass dasVirus schon längstinTrump-
Land ist. DerFlugverkehr warimJanuar,
alsdas Virussichvon China schonauf den

Weggemacht hatte,nachNordamerikage-
naus oregewie nachEuropa. So lässt sich
fürdie VereinigtenStaaten genausowie
fürItaliengleichermaßenfeststellen: zu
spät erkannt,zu weniggetestet.
Erst allmählich, da die Infektionszahlen
andereDeutungen als „Jetzt is teswohl
doch da“gar nicht mehrzulassen,ändert
sich die Haltungder Trump-Administrati-
on.Die Idee,dassman mitReisebeschrän-
kungen das Virusaufhaltenkönnte,
scheint sichallerdings hartnäckiger zu hal-
ten. Das mag an denBildernder Sars-Be-
kämpfungvor 17 Jahren liegen. Damals
warenVerdachtspersonen,die in fiziert ge-
wesensein konnten, mitFieberthermome-
tern an denFlughäfenidentifiziert und
raschisoliertworden.Das Sars-Viruswar
allerdings auchnur bei Infiziertenmit
Symptomen infektiös. Das neueCoronavi-
rusjedoch, das zwar engverwandtmit
demerstenSars- Virus, aber in diesement-
scheidenden Punktganz andersist,verbrei-
tete sich frühauchdurch Infizierte mitmil-
denSymptomen,vondenen viele mutmaß-
lichnie einen Arzt oder eineKlinikaufge-
suchthaben. DerErregerverbreitetesich
quasi unter demRadar jeder Flughafenkon-
trolle.
Damitwar fürVirologen und Epidemio-
logenklar:Das Sars-CoV-2-Viruslässt sich
an Grenzen undFlughäfen praktischnicht
stoppen.IneinerUntersuchung, die im
Journalder amerikanischen Mediziner-
vereinigungvon chinesischenForschern
veröffentli chtwurde ,wirdder Eindäm-
mungseffekt derReisebeschränkung in
Wuhan –dem Epizentrumder Seuche–be-
schrieben:Die Einschränkungen nachder
Notlage-Erklärung Ende Januar habeden
AusbruchinanderenRegionen derWelt
um allenfalls drei bis fünfTage hinausgezö-

gert.Zuverhindernwar dieAusbreitung
da schonlangenicht mehr.
Ein anderes Ergebnis aberwar viel ent-
scheidender: Die restriktiven lokalen Ein-
dämmungsmaßnahmenwaren viel ent-
scheidender, um dieGesundheitssysteme
zu entlasten. AlsoHygieneund sozialeIso-
lation, dass die MenschenzuHauseblei-
ben,Schulengeschlossen,Veran staltungen
und Festeabgesagt werden.„Eindäm-
mung“ heißt deshalb fürExper tenschon
lange nicht mehr,das Viruszueliminieren
–auchwenndie Weltgesundheitsorganisa-
tionselbstlange diesen Eindruckvermit-
telt hat mit ihrer Metaphervomsichschlie-
ßenden„Fensterder Möglichkeiten, die
Seuchenoch aufzuhalten“. Tatsächlich
geht es heutenur nochdarum, die Infekti-
onskurveabzuflachen, den Ansturmauf
Kliniken und Praxen zuvermeiden oder
wenigstenszustrec ken.
In aktuellenStudien wie einer Analyse
in der Medizinzeitschrift„Lancet“, die sich
mit den Eindämmungserfolgen in Hong-
kong, Singapur undJapan befasst,wirddas
klar herausgearbeitet:Nicht dieAbschot-
tungbremstdie Ausbreitung, sondern kon-
sequente lokale Maßnahmen.Das heißt:
Infizierte durchvieleTests möglichstfrüh
identifizieren(„Kontakt-Tracing“), und
werimVerdachtsteht,sichanges tecktzu
haben,bleibt zu Hause,bis Klarheit
herrscht, bi sein Test denVerdacht erhärtet
oder ausräumt.Die Gesundheitssysteme
kaufen sich Zeit ni cht, indem man sich
nachaußenabschottet,sondern nach in-
nen –indem jeder auchauf sichund dieFa-
milie achtet.Die Pandemiejedenfalls an
der Grenzeendgültig zustoppen bleibt
eineIllusion,solangesichwie inTrump-
Landdie Infektionskette nimInlandvon
selbstaufrechterhaltenund vermehren.

Wiegeht esweiter?Reisende wie hier am DonnerstagamFrankfurterFlughafen müssen sichauf zahlreiche Einschränkungen einstellen. Foto Frank Röth

KurzeMeldungen


ceh.LOSANGELES.Amerikani-
sche Ermittler haben mehr als 600
Mitglieder des mexikanischen
Drogenkartells JaliscoNuevaGenera-
ción (CJNG)verhaftet, das seit Jahren
Kokain, Methamphetamin und mit
Fenta nylgestrecktes Heroin in dieVer-
einigtenStaaten schmuggelt.WieJus-
tizministerium und Drogenbehörde
am Mittwochbekanntgaben, hatten
die Ermittler die Bande des Drogen-
bossesNemesioRuben OsegueraCer-
vantes,genannt „El Mencho“, in den
vergangenen sechs Monatenverfolgt.
Nach Schätzungen des Justizministeri-
ums istdie Organisation für mehr als
ein Drittel desRauschgifts in Ameri-
ka verantwortlich. Aus ihrenLaboren
in MexikowerdenvorallemVerteil-
zentren in Los Angeles, Houstonund
NewYorkbeliefert.Das Kartell Jalis-
co NuevaGeneración,benannt nach
dem Bundesstaat Jalisco in Mexikos
Westen, entwickelte sichinden ver-
gangenen Jahren zu einem der mäch-
tigstenKartelle des Landes. Immer
wieder liefernsichAnhänger der
GruppeKämpfe mit rivalisierenden
Banden wie LaNuevaPlaza und Los
Zetas. In derVergangenheit arbeitete
CJNGauchmit dem Sinaloa-Kartell
des inzwischen in Amerikaverurteil-
tenDrogenbosses Joaquín „El Cha-
po“ Guzmán zusammen. BeiRazzien
gegendie Mitglieder der Bande nah-
men die Drogenfahnder in denvergan-
genen Monaten auchdrei erwachsene
Kinder des CJNG-FührersCervantes
fest.„El Mencho“ selbst, für dessen Er-
greifung das Außenministerium in
Washington zehn Millionen Dollar Be-
lohnung bietet,konnteuntertauchen.

In Österreichist erstmals ein Mensch
infolgeeiner Corona-Infektiongestor-
ben. Ein 69 Jahrealter Mann, derge-
sundheitlichvorbelastetwar,sei an
Multiorganversagengestorben, wurde
mitgeteilt.Erhabe sichbei einem Ita-
lienurlaub imFebruar mit dem Coro-
navirus angesteckt.Das österrei-
chische Bundesheer setztedie Muste-
rung wehrpflichtiger junger Männer
bis MitteApril aus. „Mit dieser Maß-
nahmekommt das Bundesministeri-
um für Landesverteidigung seiner so-
zialen Verantwortung und dem
Schutz gegenüber der österrei-
chischen Bevölkerung und insbeson-
dereder Jugend nach.“ DerWiener
Erzbischof Christoph Schönborngab
bekannt, dieKatholiken seienvonder
„Sonntagspflicht“ zum Kirchgangent-
bunden. Gottesdienstekönnenweiter-
hin stattfinden, doch wirdkontrol-
liert, dassnicht mehr als die behörd-
licherlaubten 100Personen teilneh-
men. löw.




Die Slowakeihat ein Einreiseverbot
für fast alle Ausländerverhängt.Aus-
genommen seien lediglichPolen.
Alle internationalen Flughäfen, Schu-
len,kulturellen Einrichtungen und
Vergnügungsstättenwerden geschlos-
sen. Bis Donnerstag wurden in der
Slowakei16Covid-19-Infektionsfälle
bestätigt. löw.




Die tschechischeRegierung schließt
die Grenzen fürReisende aus15„Risi-
koländern“.TschechischeStaatsange-
hörige dürfenauchnicht in diese Län-
der reisen.Aufder Liste stehen Iran,
China, Südkorea, Spanien, Öster-
reich, Deutschland, Schweden,Nor-
wegen, die Niederlande, Belgien, die
Schweiz, Dänemark, Frankreich, Ita-
lienund Großbritannien.Regierungs-
chef Andrej Babišrief am Donners-
taginPrageinen dreißigtägigenNot-
stand aus.Veranstaltungen undZu-
sammenkünfte mit mehr als 30 Men-
schen sollenverboten, Restaurants
von20.00 Uhr bis 6.00 Uhr morgens
geschlossenwerden. löw.




Die libanesischeRegierung willwe-
gendes Coronavirus das Land soweit
wie möglichabriegeln. Flügeaus
schwervonder Pandemie betroffe-
nen Ländernwie Iran, China, Italien
und Südkorea sind eingestellt, auch
die VerbindungennachDeutschland,
Frankreich, Syrien, SpanienÄgyp-
ten, Großbritannienund in den Irak
sollengestrichen werden. Minister-
präsident Hassan Diabgabpotentiel-
len Rückke hrer naus diesen Ländern
vier Tage Zeit, dieFristendetinder
Nachtvon Sonntag auf Montag um
Mitternacht.Die Blockade soll zu-
nächstbis 23. Märzdauern, es wird
aber erwartet,dasssichdas Land
nochlänger abschirmen wird. Das
tägliche Leben istweitgehend zum Er-
liegengekommen:Restaurants,Bars,
Nachtklubs undFitnessstudiosmuss-
tenschließen. Angesichtsvonetwas
mehr als 60 bestätigten Infektionen
und drei bestätigtenTodesfällen er-
scheinendieMaßnahmenvergleichs-
weise drastisch. Dochdas Gesund-
heitssystem desvonder politischen
Klasse herunter gewirtschaftete nLan-
des dürfteeiner schweren Belastung
nichtstandhalten. Eswerdeindie-
semFall schnell zusammenbrechen,
heißt esvonMedizinern. Der Liba-
non leidetunter der schwerstenWirt-
schaftskrise seiner Geschichte, seit
Montag istdas Land auchoffiziell
bankrott. Auch dassein Teil der Be-
schäftigen desRafik-Hariri-Kranken-
hauses am Donnerstag einenStreik
begann, istein schlechtesZeichen –
die Kliniksteht im Zentrum des
Kampfesgegen dasVirus. DerRegie-
rung gehen die Devisen aus,waszu
Versorgungsengpässen führenkönn-
te,dennMedikamentemüsse nimpor-
tiertwerde n. EntsprechendeWarnun-
gengab es schonvordem Ausbruch
der Coronakrise. cheh.




In sozialen Medien isteine Solidari-
tätsaktion angelaufen, um Älteren
und Menschen mitVorerkrankungen
zu helfen.Unterdem Hashtag #Nach-
barschaftsChallengepostenMen-
schen unter anderem Hilfsangebote,
die sie in ihrenWohnhäusernaufge-
hängt haben:„Wir gehören nicht zur
Risikogruppe undkönnen somit un-
terdie Armegreifen,falls benötigt.“
Erfunden wurde die Aktion nacheige-
nen AngabenvonFrederikaFerkova
aus Wien. Sie ließ sichauf Twitter
vonMeldungen inspirieren, in denen
eineFrau in häuslicher Isolation zu
Solidarität aufrief. FürNachbar-
schaftshilfewerben auchPatienten-
schützer in Deutschland. „Es gilt, den
alten und pflegebedürftigen Men-
schenvonnebenan in den Blickzu
nehmen“, sagteder Vorstand der
DeutschenStiftungPatientenschutz,
Eugen Brysch.Man könne Einkäufe
mitbringen,Rezepte vomArztoder
Medikamenteaus der Apothekeho-
len. dpa


rso. STUTTGART. Die Staatsanwalt-
scha ft Mannheim hatdie Ermittlungs-
verfahrengegenfünf Personen einge-
stellt, die an derVorbereitung eines
Bluttests zur Brustkrebsdiagnostik an
der Frauenklinik des Heidelberger
Universitätsklinikums beteiligt wa-
ren. Die Klinik hatteEndeFebruar
2019 den Bluttestals „Weltsensation“
der Öffentlichkeit vorgestellt, sie
musstedann aberwenigeWochen spä-
tereingestehen, dassdas Verfahren
wissenschaftlichnochnicht zuverläs-
sig genug und derTest nochnicht
marktfähigwar. Aufgrund des Skan-
dals und des dadurch entstandenen
Reputationsschadens hat die Klinik
seit Herbst2019 eine neue Leitung.
Nach Auffassung der Staatsanwalt-
schaftMannheim liefertendie Ermitt-
lungenkeine Anhaltspunktefür straf-
rechtlichrelevantes Verhalten.Die Er-
mittlungenhätten zudem ergeben,
dassesimZusammenhang mit derFir-
ma HeiScreenkein strafrechtlichrele-
vantes Handelngegeben habe. Hei-
Screen hatteden Test mit entwickelt
und wollteihn vermarkten.Auch Indi-
zien für eine Marktmanipulation
durch die Pressekampagne für den
Bluttesthätten die Ermittler nicht
nachweisenkönnen.

Die Mär vom„ausländischen“ Virus


In derWarteschleife


Es is tnicht so leicht, sichauf dasVirustestenzulassen


„Nichtannehmbar“

LangeKolonnen durch Grenzkontrollen in Österreich

Schlaggegen

mexikanisches

Drogenkartell

Prag macht


Grenzen zu


Erster Corona-Todesfall


in Österreich


Ermittlungenzu

Bluttesteingestellt

DonaldTrump sPlan,

seinVolkvor der

Einschleppungvon

Sars-CoV-2 ausEuropa

abzuschotten, is teine

Flucht–dieFlucht

aus derRealität.

VonJoachim Müller-Jung
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