Frankfurter Allgemeine Zeitung - 21.02.2020

(ff) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen FREITAG,21. FEBRUAR2020·NR.44·SEITE 21


FIRMENINDEX Seite

Air France-KLM ........................................ 20
Airbus ............................................................. 22
Axa.................................................................... 19

Bank of America ................................... 24
Credit Suisse ............................................. 22
E-TradeFinancial ................................... 23
Eurogate ........................................................ 17
FMC .................................................................. 19

Fresenius ...................................................... 19
Infineon ........................................................ 19
ING .................................................................... 22
Julius Bär ...................................................... 19
Microsoft ..................................................... 19

MorganStanley ...................................... 23
MTU ................................................................... 25
Qantas Airways ........................................ 17
SAP ........................................................... 20, 22
SingaporeAirlines ................................. 17

StadlerRail ............................................... 19
UBS .................................................................... 22
Union Investment ................................. 23
Volkswagen ....................................... 19, 20
Wacker Chemie ....................................... 20

S


ecureLiving –everything under
control“ steht über einem der
Bosch-Stände auf der Connected
WorldinBerlin. Sicherheit in all
ihren Ausprägungen istdas große Thema
der Messe, dievonBoschinBerlin ausge-
richtetwirdund auf derUnternehmen
und Wissenschaftler über neueste Ent-
wicklungen dervernetzen Welt diskutie-
ren. Gleichneben dem Schriftzug zeigt
ein Video einen Mann, der sein Haus mit
dem Smart-Home-System gegenEinbre-
cher sichert: „So einfach! Dabei bin ich
garkein Techie!“
Andere, die auchkeine „Techies“ sind,
mögengerade deshalbkeines der Syste-
me installieren. Mit der Sicherheit istes
so eine Sache: Der klassische Einbrecher,
der es auf Schmuckund Bargeld abgese-
hen hat,kann mit Hilfevon KI ertappt
werden. Anderen unsichtbaren Eindring-
lingen wie Hackern erleichtertein ver-
netztesZuhauseabermöglicherweise den
Zugang. Ein Risiko, das viele Leutenicht
eingehenmöchten,au ch weilsiedieTech-
nik hinter dem jeweiligen System nicht
verstehen. Volkmar Denner,Vorsitzender
Geschäftsführer der RobertBosch
GmbH, möchteden Skeptikernoffensiv
entgegentreten: „Ichglaube an dieTech-
nologie“, sagt er bei seiner Eröffnungsre-
de. Diesekönne bei der Lösungglobaler
Problemewie dem Klimawandel eineent-
scheidendeRolle spielen. Dennochhät-
tenvieleVorbehalte gegenüberderDigita-
lisierung. Bosch möchtenun Vertrauen
schaf fenund gleichzeitig die KI-Sparte
ausbauen: Bis 2025 sollen alle Bosch-Ge-
räte mit KI ausgestattet sein, dieZahl der
Mitarbeiter,die mit KI befasst sind, von
rund 1000 auf 20000 erhöhtwerden. Die-
se werden, so Denner,bei ihrer Arbeit ei-
nem vonBoschentwor fenen KI-Kodex
unterliegen: KI sei für Menschen da. Sie
müsse sichauf rechtlicheVorgaben und

ethische Grundsätzestützen. Menschen
müssten bei der EntwicklungvonKIdie
Kontrolle behalten. KI solleverständlich,
sicher undvertrauenswürdig sein.
Das klingt zunächstgut, is tinder Um-
setzung aber nicht einfach. Die KI betrifft
jeden Lebensbereich, Privatpersonen und
Unternehmen.Vielesinddarauf nichtvor-
bereit et.Mit dem EinzugvonKIi nder in-
dustriellen Produktion biete sicheine
„völlig neue Angriffsfläche“, sagtTilman
Taubertvon Cisco. Die Herausforderun-
genseien enorm.Viele industrielle Syste-
me seien nicht auf Cybersicherheit ausge-
richtet, of tfehle es an Mitarbeitern, die
mit dem Thema befasst seien. Gleichzei-
tigwerdedie ZahlderAngriff emassiv zu-
nehmen. Dennochsei klar,dassUnter-
nehmen inZukunftmit KI arbeiten müss-
ten, daher gingeesnun darum, für einzel-

neUnternehmenindividuelleSicherheits-
lösungen zufinden.
„Cybersicherheitsteht imZentrum des
Sturms der digitalen Transformation“,
sagt KaiGrunwitz vonNTT.Autofahrer
müssten sicher sein, dassihr Fahrzeug
nicht gehacktwerde. Die Ansätze,Ver-
trauenin digitaleTechnologien aufzubau-
en, sindverschieden.Unternehmensko-
operationen,umdieKompetenzenimBe-
reichCybersicherheit zubündeln undkei-
nen Anlass für Ängste zu geben, sind das
eine. Vogelfiguren auf eine 5G-Antenne
zu setzen, um Bedenken mit einem „posi-
tivenSymbol“entgegenzuwirken,wieCo-
vestro es vorschlägt, dürftenur bedingt
helfen.DennanderProblematik,dassvie-
le nichtverstehen, wie dieTechnol ogie
funktioniert,mitdersiesichumgebensol-
len, ändertdas nichts.Auch nicht an der

Tatsache, dassihreDaten zumgrößten
Teil bei denriesigenTech-Unternehmen
liegen, die denNutzernkaum Autonomie
geben.Hiersetzen GuidoBurgervonFab-
lab.eu und OlgaWillner,Professorin an
der HTWBerlin, an: Mit Besuchen in
Schulenwollen sieIndividuenzu mehrdi-
gitaler Selbstbestimmungverhelfen.
Solangedas nicht derFall ist, mögen
sichvielefragen,inwiefernKIihnen inih-
remAlltag hilft. Denn istderen Verwen-
dunginBezugaufglobaleProblemstellun-
geneine Chance, mag sichihr Sinn im
Kleinen nicht jedem erschließen: Ob man
sichder Gefahr eines Hackerangriffsaus-
setzen undvonAlexa belauschen lassen
möchte, um die Backofentür oder den
Lichtschalter nicht mehr selbstbedienen
zu müssen, istzumindesteine Frageder
Abwägung.

NetzwerkenüberNetzwerke:Besucher der BoschConnectedWorldinBerlin tauschen sichinder Messehalle aus. FotoAnna Vollmer

Die Vertrauensfrage


tih. FRANKFURT. Am Smartphone
verdienenviele:Gerätehersteller,Mobil-
funkanbieter,Netzwer kausrüster,Soft-
ware-Entwickler.Der Digitalverband
Bitkom hat jetzt die ökonomische Di-
mensiondiesesWirtschaftssektorsbezif-
fert.Zweiwichtig eErkenntnisse: Das
Ökosystem istein Multimilliardenge-
schäf tund wächst weiter .InDeutsch-
land werden 2020voraussichtlich36,4
Milliarden Euroumgesetzt.Das sind 2
Prozent mehr als imVorjahr.
Der größteAnteil dieser Summe ent-
fällt auf Daten- und Sprachdienste. Mit
ihnen verdienen Anbieter wie die Deut-
sche Telekom,Vodafone undTelefónica
heuerte 20,2 Milliarden Euro, knappein
Prozentmehrals 2019. DieTelekommu-
nikationsunternehmen müssen dafür
immer größereDatenmengen durch
ihreLeitungen schleusen. 2020 dürften
es 3,5 Milliarden Gigabytesein, nach
2,8 Milliarden Gigabyte2019.
Aufjeden Deutschen entfallen damit
rech nerisc himDurchschnitt mehr als
3,5 Gigabytemonatlich–und der Be-
darfist ofthöher als das imVertrag fest-
gelegteAngebot. Mehr als die Hälfte
der Handynutzer gibt an, dassdas mo-
natliche Daten-Inklusivvolumen nicht
ausreicht.GuteinDrittelverfügtüberei-
nen Vertragmit 3Gigabyte, knapp ein
Drittel über5Gigabyt eoder mehr.
Ausden Bitkom-Berechnungengeht
weiter hervor, dassSmartphones auch

2020 wieder teurerwerden. Ein Gerät
kostet im Durchschnitt 536 Euro; im
Vorjahr warenes519 Euro. Insgesamt
dürften die Hersteller 22,9 Millionen
Stückabsetzen und damit 12,3 Milliar-
den Euroeinnehmen. Während die
Stückzahl stagniertbeziehungsweise
leicht abnimmt, steigen die Euroerlöse:
„Die Nachfragenach hochpreisigen
Smartphones mit ultrahochauflösenden
Kameras treibt Umsätze und Durch-
schnittspreise“,sagtBitkom-Präsidiums-
mitglied Hannes Ametsreiter,der im
Hauptberuf die deutsche Landesgesell-
schaf tvon Vodafone leitet.
Am Nutzen vonSmartphonesgene-
rell haben die meistenDeutschen kei-
ne Zweifel. 53 Millionen Mens chen
hierzulande nutzenein Gerät, das ent-
spricht 76 Prozentder Bundesbürger
ab 16 Jahren. „Fürdie überwiegende
Mehrheit der Menschen in Deutsch-
landistdasSmartphoneeinunverzicht-
barer Begleiter im Alltag“,sagtAmets-
reiter .Ine inerBitkom-Umfrageäußer-
ten80Prozent derBefragt en,sichein
Leben ohne diemobilenComputer
nicht mehrvorstellenzukönnen. Zu-
gleic hfällt dasUrteil zwiespältig aus.
Während sichzweivon dreiNutzern
durch Smartphones anderen Men-
schen näherfühlen, beklagen zugleich
acht vonzehn,dassMenschendurch
die zunehmendeNutzung immerweni-
germiteinanderredeten.

umx.FRANKFURT. Der deutscheMa-
schinenbau istnachwie voreine Vor-
zeigebranche des deutschenExport s–
aber er hat imvergangenen JahrFe-
dern gelassen. Sein Ausfuhrvolumen
lag 2019 nachvorläufigenZahlen des
StatistischenBundesamts bei179,8Mil-
liardenEuro,daswarein Rückgangvon
real 1,5Prozentgegenüber demJahrzu-
vor; preisbereinigt endete das Jahr mit
einer Stagnation. Diese Bilanz reiht
sichein in eineKetteschlechterNach-
richten aus dieser industriellenKern-
branche, dievonglobaler Investitions-
zurückhaltung, Handelsstreitigkeiten
und denVerwerfungen in derAutomo-
bilindustrie durchgeschüttelt wird. So
wurde in jüngsterZeit unter anderem
zweimal die Prognose für die Produk-
tion nachunten korrigiert. Undesdürf-
te in diesemTenor weiter gehen: Mit
Blickauf die aktuellenAuftragseingän-
ge der Unternehmen sei ein abermali-
gerExportrückgang auchfür das Jahr
2020 wahrscheinlich, sagteOlaf Wort-
mann,der Konjunkturfachmann des
Branchenverbandes VDMA.
Die Exportquote der Maschinenbau-
er liegt bei knapp 80 Prozent, deshalb

schlagenRückgängeauf den Großteil
der Branche durch.Allerdings gibt es
auchZielländer,die sic hgegen den
Trend gut entwickelt haben. Zum Bei-
spiel dieVereinigtenStaaten. Die Ma-
schinenausfuhr in dengrößten Einzel-
markt legteimJahr 2019 nominalum
4,3 Prozent auf 20,1 Milliarden Eurozu,
das entspricht einem Anteilvon11,2
Prozent am gesamten Export. Kleine
Einschränkung: Das ersteHalbjahrwar
zunächstnochdoppelt sowachstums-
stark–allerdings sei der amerikanisch-
chinesischeHandelsstreit imweiteren
Verlauf in der Industrie der Amerikaner
angekommen, so dassaus einerver-
meintlichsehr guten Entwicklung am
Ende nur eine gute wurde. Hingegen
schrumpften die Ausfuhren nachChina
im vergangenen Jahr um 1,1 Prozent auf
18,8 Milliarden Euro; und dieFolgen
desCoronavirusseiennochgarnichtab-
zuschätzen, hieß es vonSeiten des
VDMA.Ind en EU-Ländern, die gut die
Hälfte der deutschen Maschinenkauf-
ten, gabesmit Frankreich(plus 5,3 Pro-
zent) einen sehrstabilen und mit Groß-
britannien (minus5,8 Prozent) einen
sehr labilen Großabnehmer.

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VonAnna Vollmer,Berlin


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Export-Delle im Maschinenbau


Die Brancherechnet mit längerer Durststrecke

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