Die Welt - 07.03.2020

(Ben Green) #1

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07.03.20 Samstag,7.März2020DWBE-HP


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07.03.2007.03.2007.03.20/1/1/1/1/Pol3/Pol3 JSCHWARZ 5% 25% 50% 75% 95%

8 POLITIK DIE WELT SAMSTAG,7.MÄRZ


M


atteo Salvinis Büro in
Rom neben der Kirche
San Luigi dei Francesi
ist ein kleines Allerhei-
ligstes auf dem Dachbo-
den, voller Souvenirs und Geschenke
seiner Anhänger. Eine Sammlung von
Rosenkränzen hängt an einem Balken,
und auf den Regalen sind Heilige Jung-
fffrauen zu sehen, ebenso wie Trikots desrauen zu sehen, ebenso wie Trikots des
AC Mailand, Jacken und Polizeiabzei-
chen. Einige ungeöffnete Kisten stehen
noch auf dem Boden. Sechs Monate ist es
nun her, dass er in sein neues Büro um-
ziehen musste.

VON DANIEL VERDÚ
AUS ROM

Nach einem gescheiterten Versuch,
die Regierung zu stürzen, verlor er sei-
nen Posten als Vizepremierminister und
vor allem als Innenminister, als der er
Europa in Aufruhr versetzt hatte. Aber
der 46-Jährige ist ein Chamäleon, hat
sich schon wieder in einen anderen Sal-
vini verwandelt und seine Rhetorik nun
um mehrere Stufen heruntergedimmt.
Salvinis Lega-Partei liegt in Umfragen
bei bis zu 32 Prozent der Stimmen, und
wenn sie weiterwachsen will, muss sie
jene Wähler gewinnen, die einst für Sil-
vio Berlusconi gestimmt haben. Deshalb
konzentriert sich Salvini nicht mehr so
auf die Einwanderung, sondern auf die
Wirtschaft. Im Mai wird in sechs Regio-
nen des von der Corona-Epidemie ex-
trem stark betroffenen Italiens gewählt.

WELT: Seit Beginn der Corona-Krise
haben Sie immer wieder die Regierung
angegriffen und ihr ein schlechtes Ma-
nagement vorgeworfen. Warum?
MATTEO SALVINI: Jetzt geht es darum,
sich um diesen Gesundheitsnotstand zu
kümmern, neue Betten für Intensivbe-
handlungen zu finden und Unternehmen
zu unterstützen, die in Schwierigkeiten
sind. Sobald diese Phase endet, sollte
das, was in den Wochen zuvor getan
wwwurde, nochmals überprüft werden. Undurde, nochmals überprüft werden. Und
es ist offensichtlich, dass die ersten War-
nungen, die schon im Januar kamen, von
der Regierungignoriert wurden, die es
nicht für nötig hielt, mit Kontrollen und
Blockaden zu intervenieren. So hätte das
jetzige Ausmaß der Ansteckungvermie-
den werden können. Hinzu kommt, dass
die finanziellen Hilfen gleich null sind.

Die 3,6 Milliarden Euro sind nichts?
Die Unternehmen gehen davon aus, dass
5 0 Milliarden Euro notwendig sein wer-
den, um die Wirtschaft wieder anzukur-
beln. Jeder Punkt des Bruttoinlands-
produkts entspricht 18 Milliarden Euro.
Und Schätzungen gehen von einem
RRRückgang von zwei Prozent aus, was be-ückgang von zwei Prozent aus, was be-
deutet, dass wir mindestens 36 Milliar-
den Euro brauchen.

Die wichtigsten Ausgangspunkte der
Ansteckung und Verbreitung des Vi-
rus in Europa sind zwei von der Lega
regierte Regionen: die Lombardei und
das Veneto. Wurde dort alles richtig
gemacht?
Eine gesicherte Gesundheitsversorgung
gehört zu den nationalen Zuständigkei-
ten, und die Bürgermeister und Gouver-
neure tun, was sie können. Das letzte
WWWort bei Verordnungen und der Schlie-ort bei Verordnungen und der Schlie-
ßung von Schulen liegt bei der Zentral-
verwaltung. Die Gouverneure der Lega
haben am 3. Februar Alarm geschlagen,
woraufhin uns die Regierung mitteilte,
wir sollten nicht übertreiben. Wenn sie

sich früher in Gang gesetzt hätte, gäbe es
jetzt weniger Probleme.

Die Staatsanwaltschaft überprüft auch
Nachlässigkeiten einiger Krankenhäu-
ser in der Lombardei, was die Eingren-
zung der Ansteckungsgefahr betrifft.
Das ist surreal und eine Schande. Statt
die Ärzte und Krankenschwestern, die
seit zehn Tagen dort kämpfen, auszu-
zeichnen, ermittelt man gegen sie.

WWWäre angesichts einer Krise nichtäre angesichts einer Krise nicht
eher Einigkeit wichtig, eine starke Re-
gierung und ein Salvini, der zur Zu-
sammenarbeit bereit ist?
Mir wäre eine starke Regierung auch lie-
ber, aber die gibt es nicht. Wir über-
schütten die Minister mit
VVVorschlägen. Wir sind die ers-orschlägen. Wir sind die ers-
te Partei im Land und haben
daher die Pflicht dazu. Aber
es nützt wenig, wenn von der
anderen Seite nur Beleidigun-
gen kommen.

Einige Länder nehmen kei-
ne Italiener mehr auf oder
stoppen sie aus Angst vor
Ansteckung an der Grenze.
Beunruhigt Sie das?
WWWenn es ungerechtfertigterenn es ungerechtfertigter
Alarm ist, muss das ange-
zeigt und gestoppt werden.
WWWobei natürlich gesagt wer-obei natürlich gesagt wer-
den muss, dass jedes Land
berechtigt ist, seine Grenzen
zu kontrollieren und die Ge-
sundheit seiner Bürger abzu-
sichern. Aber es ist schon ei-
genartig, dass Italien bis vor
zehn Tagen noch alle mögli-
chen Leute aufnehmen
musste, und jetzt verbieten
einige afrikanische Staaten
italienischen Staatsbürgern
die Einreise oder schlimmer
noch, die Einfuhr italieni-
scher Waren.

WWWas meinen Sie damit?as meinen Sie damit?
Einige haben einen Handels-
krieg gegen Italien begonnen


  • und nutzen das Virus als
    AAAusrede. Handelswaren sindusrede. Handelswaren sind
    doch mit Blick auf Corona völlig unpro-
    blematisch, auch landwirtschaftliche
    Produkte nicht. Wenn jemand deren
    Einfuhr verweigert, dann geht es ihm um
    wirtschaftliche Interessen.


WWWären Sie beunruhigt, wenn es frem-ären Sie beunruhigt, wenn es frem-
denfeindliche Übergriffe gegen Italie-

ären Sie beunruhigt, wenn es frem-
enfeindliche Übergriffe gegen Italie-

ären Sie beunruhigt, wenn es frem-

ner gäbe?
Nein, die Psychose wird wieder vorbei-
gehen ... außerdem sehe ich leider, dass
es auch in anderen europäischen Län-
dern erste Infizierte gibt. Also ginge es
dabei dann gegen die ganze EU.

Ihre französische Verbündete Marine
le Pen hat gerade eine Aussetzung des
Schengen-Abkommens verlangt und
Grenzkontrollen zu Italien.
Wir verlangen ebenfalls eine Aussetzung
von Schengen ... aber dazu ist es jetzt zu
spät.

VVVor wenigen Jahren haben Sie sinnge-or wenigen Jahren haben Sie sinnge-
mäß gesagt: Je schneller der Euro ver-
schwindet, desto besser. Sehen Sie das
noch immer so?
Die Ökonomie ist eine sehr exakte Wis-
senschaft. Und in diesen drei Jahren hat
der Euro weder der italienischen Wirt-
schaft noch einer ausgewogenen Entwick-
lung in der EU geholfen, wie es die Grün-

derväter eigentlich erwartet hatten. Den-
noch habe ich genau diese Währung heute
in der Tasche. Wir arbeiten in Europa mit
2 8 Europaparlamentariern daran, dass
sich das von innen heraus ändert.

Sie machen einen sehr viel moderate-
ren und konstruktiveren Eindruck bei
diesem Thema. Hat Sie das Regieren
diesbezüglich verändert?
Es müssen in der EU mehrere Abkom-
men geändert werden, auch das von
Dublin zur gemeinsamen Migrationspo-
litik. Das muss von innen heraus gesche-
hen. Ich glaube allerdings, dass es
schwierig wird, ich habe in einem Jahr
viele Vorschläge gehört, aber es ist nur
sehr wenig passiert. Die aktuelle Krise ist

ein Test. Wenn die EU ihre Regeln refor-
miert und flexibilisiert, dann wäre es
sinnvoll dabeizubleiben. Aber wenn nur
immer ein Nein kommt ... man kann
nicht an der europäischen Bürokratie
sterben.

Im Moment scheint Europa Ihnen
recht zu geben, wenn man auf die Lage
an der Grenze zwischen der Türkei
und Griechenland schaut.
Hier müssen wir klar sagen, dass die Tür-
kei nicht den europäischen Standards
entspricht, und wir müssen die europäi-
schen Grenzen verteidigen. Wir können
das nicht nur der griechischen Polizei
üüüberlassen.berlassen.

Diese Polizei misshandelt Einwande-
rerfamilien.
Dazu darf es nicht kommen, aber wenn
man ein Land alleinlässt, dann schafft
man Raum für Exzesse. Diese Bilder sind
der Beweis dafür, dass in Brüssel etwas
nicht stimmt.

Einige würden nun sagen, dass Sie mit
den Booten voller Einwanderer, die
nach Italien kamen, weniger Mitleid
gezeigt haben ...
Frauen und Kinder konnten immer an
Land gehen. Und mehr noch: Die aktuel-

le italienische Regierung hat letztendlich
humanitäre Korridore verhindert, über
die Menschen aus Afrika hätten kommen
können, die tatsächlich vor Kriegen
ffflüchteten. Ich habe das illegale Ein-lüchteten. Ich habe das illegale Ein-
schleusen von Menschen bekämpft.

Es gibt bisher keinen Beweis, dass
mehr Migranten angelockt werden,
wenn die von Ihnen bekämpften pri-
vaten Rettungsschiffe im Mittelmeer
arbeiten.
Die Grenzen zu verteidigen ist die
Pflicht eines Ministers. Die italienische
VVVerfassung spricht von der Verteidi-erfassung spricht von der Verteidi-
gung des Vaterlands, also seiner Gren-
zen. Die Statistiken zeigen, dass die
Zahl der angelandeten Migranten ver-
gangenes Jahr von 240 auf
2 700 gestiegen ist. Und die
NGOs haben ihre Arbeit wie-
der aufgenommen. Aber
mein Kampf gilt nicht den
NGOs direkt, man kann die
Einwanderung schlicht nicht
in private Hände legen.

Es sind zwar mehr Men-
schen angekommen, aber
die Zahl der Toten hat sich
verringert ...
Je weniger Tote, desto besser
fffür alle. Als ich noch im Mi-ür alle. Als ich noch im Mi-
nisterium war, gab es im Ver-
gleich zu früher auch weniger
Tote. Aber ich wiederhole
noch einmal, dass die Ein-
wanderung in vielen italieni-
schen Städten für Probleme
beim Zusammenleben, für so-
ziale Probleme und für Ras-
sismus gesorgt hat.

Italien ist ein Land, das sehr
schnell altert. Es bräuchte
sogar mehr Einwanderer,
damit sich das wieder regu-
liert.
WWWas wir brauchen, ist eine Fa-as wir brauchen, ist eine Fa-
milienpolitik, die es den jun-
gen Italienern ermöglicht,
sich ein Haus zu kaufen und
Kinder zu bekommen. Und
nicht Menschen in anderen
Ländern aus ihren Häusern
zu werfen, um sie dann in unsere Fabri-
ken zu holen.

Sie haben erklärt, dass Sie eine starke
Gruppe in Europa aufbauen wollen.
Ihr Freund Viktor Orbánkönnte die
EVP-Fraktion verlassen und dabei das
Zünglein an der Waage spielen. Wie
wwwürden Sie reagieren?ürden Sie reagieren?
Ich schätze ihn als Politiker, als Premier-
minister, Patrioten und als Menschen. Es
wwwürde mir gefallen, wenn eine große po-ürde mir gefallen, wenn eine große po-
litische Kraft als Alternative zu den So-
zialisten und den Volksparteien entste-
hen würde. Eine, die ein Europa der Va-
terländer und der Völker repräsentiert.
Wir arbeiten daran und hoffen, zu dieser
Revolution beitragen zu können.

Eine Fusion der beiden Gruppen?
Eine Fusion aller Alternativen zu den So-
zialisten und Christdemokraten. Heute
bestehen wir aus zwei oder drei Fraktio-
nen. Gemeinsam wären wir eine sehr
viel bedeutendere Kraft.

„Die ersten


Warnungen


wurden ignoriert“


Matteo Salvini attackiert die Regierung in Rom


für den Umgang mit dem Coronavirus. Die EU


kritisiert er weniger hart als früher – aus Kalkül


Matteo Salvini,
Chef der Lega,
der zurzeit stärksten
Partei Italiens

PA / NURPHOTO

/ ANDREA PIRRI

In Kooperation mit „El Pais“.
Übersetzt aus dem Spanischen
von Bettina Schneider

V


ierzehn Tage nach dem Beginn
des großen Ausbruchs des Coro-
navirus in Italien ist kein Ende
der Krise in Sicht. Im Gegenteil, das
Auswärtige Amt hat seine Reisewarnung
ausgeweitet und rät nun auch von nicht
erforderlichen Reisen in die norditalie-
nischen Regionen Südtirol, Emilia-Ro-
magnaund Lombardei ab. Bisher hatte
die Reisewarnung nur für die unter Qua-
rantäne stehenden Gebiete gegolten.
Das Auswärtige Amt folgt damit der
Empfehlung des Robert-Koch-Insituts,
das Südtirol am Donnerstagabend in sei-
ne Liste der Corona-Risikogebiete auf-
genommen hatte.

VON VIRGINIA KIRST

WWWährend die Lombardei und die Emi-ährend die Lombardei und die Emi-
lia-Romagna die zwei Regionen Italiens
sind, in denen mit 2251 und 698 Fällen die
meisten Menschen positiv auf Sars-
CoV-2 getestet worden sind, gibt es den
aaaktuellen Zahlen des italienischen Kata-ktuellen Zahlen des italienischen Kata-
strophenschutzes vom Donnerstagabend
zufolge in Südtirol, einem beliebten Rei-
segebiet für Skiurlauber, bisher offiziell
nur einen einzigen Coronapatienten. In
Baden-Württemberg sind laut der Stutt-
garter Zeitung allerdings 25 Menschen an
dem Coronavirus erkrankt, die zuvor in
der Region Urlaub gemacht hatten.
Arno Kompatscher, der Regierungs-
chef Südtirols, zeigte sich am Freitagmit-

tag überrascht von der Reisewarnung des
Robert-Koch-Instituts. Am Telefon sagt
er WELT: „Wir haben in unserer Region
bisher zwei bestätigte Coronafälle, daher
verwundert mich die Entscheidung.“ In
der Tat zählt Südtirol zu den italieni-
schen Regionen mit den wenigsten Infek-
tionsfällen. Kompatscher sagte, die Regi-
on halte sich streng an die internationa-
len Standards und arbeite „peinlich ge-
nau“, um die Ausbreitung des Virus zu
verhindern. In vielen Bereichen seien die
vorgeschriebenen Standards sogar über-
troffen worden. So sei als Vorsorgemaß-
nahme bereits vor der Entscheidung der
Regierung in Rom, Schulen und Universi-
täten im gesamten Landbis zum 15. März
zu schließen, der Schulbetrieb in sechs
Gemeinden eingestellt worden.
Außerdem seien die Betriebe seit zwei
Wochen dazu verpflichtetet, der Regio-
nalregierung Gäste zu melden, die aus
der gelben Zone kommen, also jenem
Gebiet in Norditalien, das unmittelbar
an die Gemeinden angrenzt, die aktuell
unter Quarantäne stehen. „Wir lassen
nicht nur die direkten Kontakte der
Coronapatienten testen, sondern auch
die Personen, die nur mittelbaren Kon-
takt hatten“, erklärt Kompatscher die
Maßnahmen.
Nach seiner Vermutung gefragt, wie
sich die Urlauber trotz der Vorsorgemaß-
nahmen anstecken konnten, verwies
Kompatscher auf den engen Kontakt mit

anderen Touristen, die aus allen Teilen
der Welt, aber eben auch aus den schwer
betroffenen Regionen Norditaliens kom-
men. „Für unsere Region ist die Empfeh-
lung ein enormes Problem, weil viele
Menschen ihre Urlaubsentscheidungen
danach ausrichten werden“, sagt Kom-
patscher. „Dabei gibt es in Südtirol kein
höheres Ansteckungsrisiko als in einem
beliebigen deutschen Bundesland.“
Innerhalb Italiens breitet sich das Vi-
rus zunehmend weiter aus. Nachdem
seit Mitte der Woche alle italienischen
Regionen mindestens einen Coronafall
registriert haben, ist seit Freitag be-
kannt, dass Sars-CoV-2 auch die Mauern
des Vatikans überwunden hat. Am Mit-
tag wurde bekannt, dass ein erster Pa-
tient innerhalb des Vatikans positiv auf
die Infektionskrankheit getestet wurde.
Als Folge wurden die Räume der vatika-
nischen Ambulanz vorübergehend ge-
schlossen, um sie zu desinfizieren. In
ganz Italien gibt es den neuesten Zahlen
des italienischen Katastrophenschutzes
vom Donnerstagabend zufolge aktuell
3296 Menschen, die positiv auf Corona
getestet wurden, 351 von ihnen werden
auf der Intensivstation behandelt. 414
Menschen konnten bisher geheilt wer-
den, 148 sind gestorben, damit sind in-
nerhalb von nur einem Tag 41 neue To-
desfälle registriert worden.
Dieser starke Anstieg der Todeszahlen
ist allerdings mit Vorsicht zu bewerten,

denn bisher wird in Italien nicht von
Menschen gesprochen, die am Corona-
virus gestorben sind, sondern von Men-
schen, die positiv auf das Virus getestet
wwwurden und gestorben sind, ob an denurden und gestorben sind, ob an den
Folgen des Virus oder einer anderen Vor-
erkrankung, ist in den meisten Fälle noch
nicht geklärt.
Ein am Donnerstag veröffentlichter
Bericht des Nationalen Gesundheitsin-
stituts Italiens(ISS), der die Todesfälle
im Land analysiert, schafft Klarheit in
der Frage, welche Menschen von dem Vi-
rus besonders betroffen sind. Demzufol-
ge liegt das Durchschnittsalter der ver-
storbenen Patienten bei 81 Jahren.

4 2,2Prozent von ihnen waren zwischen
8 0 und 89 Jahre alt, 32,4 Prozent zwi-
schen 70 und 79, 8,4 Prozent zwischen
6 0 und 69, 2,8 Prozent zwischen 50, 59
und 14,1 Prozent über 90. Die Mehrzahl
der Verstorbenen waren Männer.
AAAußerdem geht die Analyse auf dieußerdem geht die Analyse auf die
Frage der Vorerkrankungen ein. Dem-
nach hatten mehr als ein Drittel der
Menschen, die das Coronavirus hatten
und gestorben sind, drei oder mehr Vor-
erkrankungen. Nur 15,5 Prozent wiesen
keine Vorerkrankungen auf. 74,6 Prozent
hatten unter Bluthochdruck gelitten,
7 0,4 Prozent unter Herzerkrankungen
und 33,8 Prozent unter Diabetes. Die Ta-

geszeitung „Corriere“ erklärt, dass die
ISS-Analyse zeige, dass das Coronavirus
wohl vor allem in Organismen, die nicht
stark genug waren, angemessen darauf
zu reagieren, eine der Todesursache ge-
wesen sei.
Silvio Brusaferro, Präsident des ISS,
sagte dazu, dass diese Daten gemeinsam
mit den bisherigen Beobachtungen im
Rest der Welt bestätigten, dass „insbe-
sondere ältere Menschen und Menschen
mit Vorerkrankungen stärker gefährdet
sind. Zerbrechliche Menschen, die oft in
engem Kontakt mit anderen leben und
die so weit wie möglich geschützt wer-
den müssen.“
Gleichzeitig wird in Italien erwogen,
das Quarantänegebiet auszuweiten, um
Teile der Provinz Bergamo einzuschlie-
ßen, die in der besonders betroffenen Re-
gion Lombardei liegt. In dem Gebiet wa-
ren innerhalb von nur 24 Stunden 114
neue Coronafälle registriert worden. Der
Bürgermeister der Stadt Bergamo, Gior-
go Gori, sagte in einem Interview der
Zeitung „Repubblica“, dass es vor allem
wichtig sei, schnell eine Entscheidung
üüüber die Ausweitung der „zona rossa“ zuber die Ausweitung der „zona rossa“ zu
treffen: „Wenn es getan werden soll,
dann sofort, ohne Zeit zu verlieren.“ Er
habe gelesen, dass Experten dies für die
richtige Maßnahme halten, auch um die
Hauptstadt der Provinz, Bergamo, zu
schützen. Die Stadt selbst soll nicht un-
ter Quarantäne gestellt werden.

Corona bedroht


TTTourismus in Südtirolourismus in Südtirol


Das Auswärtige Amt rät nun auch von Reisen


in die Region ab. Der Regierungschef Arno


Kompatscher hat kein Verständnis dafür


KKKaum noch Touristen auf der Piazza del Duomo vor dem Mailänder Dom (o.)aum noch Touristen auf der Piazza del Duomo vor dem Mailänder Dom (o.)
Das stillgelegte Militärkrankenhaus Baggio (u.) wurde für die Behandlung von
Patienten wiedereröffnet, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben

DPA

/CLAUDIO FURLAN (2)

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