von jürgen schmieder
Los Angeles–In Hollywood gibt es ein Ex-
periment zum Umgang mit anderen Leu-
ten, das geht so: „Stelle dir bei allem, was
du tust, vor, dein Gegenüber wäre The
Rock!“ Wer also beim Gruppenfoto glaubt,
er müsse die Hüfte des anderen berühren;
wer einen sexistischen Spruch loswerden
will oder gerade zu einer herablassenden
Erklärung gegenüber einer vermeintlich
unwissenden Frau ansetzen will (neu-
sprachlich „Mansplaining“): Der stelle sich
vor, es wäre keine Frau und kein Untergebe-
ner, sondern der 1,96 Meter große und 118
Kilo wuchtige Hüne, der vor seiner Karrie-
re als Schauspieler erst Footballspieler
und dann Catcher gewesen ist. Es ist er-
staunlich einfach, sich anständig zu beneh-
men.
Diese Ein-Mann-Naturgewalt, dem die
Natur auch noch eine Fünffach-Portion
Charisma überlassen hat, fordert die Leute
derzeit auf, doch bitteschön mal diesen Te-
quila zu probieren – nicht irgendeinen, son-
dern diesen ganz besonderen, der Terema-
na heißt. Der Name bedeutet in etwa „Geist
der Erde“. Dwayne Johnson, so heißt The
Rock mit bürgerlichem Namen, hat eige-
nen Angaben zufolge mehrere Jahre lang
daran gefeilt. Wer da nicht trinkt, der be-
grapscht auch Leute beim Familienfoto.
Johnson, 47, nennt sich selbst „hardest
working man in Hollywood“, und er
scheint wirklich hart zu arbeiten: Der
Schauspieler ist omnipräsent auf allen Ka-
nälen. Denn es gibt immer etwas zu ver-
markten. Derzeit eben seinen Tequila, der
im März auf den Markt kommt. Moderato-
rin Oprah Winfrey, Footballstar Rob Gron-
kowski und Schauspiel-Kollegin Neve
Campbell haben bereits öffentlich gekos-
tet und das Getränk für herausragend be-
funden.
Johnson ist aber nicht der einzige Pro-
mi, der Alkohol vertreibt: Es gibt Prosecco
von Model Christie Brinkley, Wodka von
Entertainer Dan Aykroyd, Whiskey von
MMA-Kämpfer Conor McGregor, Tequila
von Sängerin Rita Ora. Die Verbindung zwi-
schen Promis und Alkohol ist in Hollywood
derzeit sehr angesagt.
Die Verbindung ist freilich nicht neu, Re-
gisseur Woody Allen hat in den Sechzigern
für Wodka geworben, die Schauspielerin
Pia Zadora später für französischen Wein,
viele Sportler für Brauereien. Das war im-
mer ein bisschen heikel, weil es das Stigma
des saufenden Stars gab. Wobei man beim
Blick auf Promi-Werbungen fragen kann:
Was genau haben Nudeln mit Tennis zu
tun, Gesichtsmuskeltrainer mit Fußball-
stars und Klopapier mit Reality-TV-Stars?
Neu ist, dass Promis nicht mehr für Alko-
hol werben, sie sind selbst Produzenten.
„Unternehmen können Promis so besser
an sich binden“, sagt Ken Austin, der mit
McGregor die Whiskey-Destille „Proper
No. Twelve“ gegründet hat: „Man gibt ih-
nen Anteile und sagt: ‚Hey, du bist nun Mit-
Eigentümer.‘“ Der Kampfsportler McGre-
gor ist sogar Mehrheitseigner und kann
aufgrund seiner Herkunft aus einem ärmli-
chen Vorort von Dublin glaubhaft verkün-
den, dass er gerne mal einen Whiskey
trinkt. McGregor hat auf diversen sozialen
Medien mehr als 40 Millionen Abonnen-
ten, über diese Kanäle kann er das Produkt
kostenlos vermarkten, zusätzlich zu den
TV-Spots, die vor seinen Kämpfen beinahe
überall zu sehen sind. Und es funktioniert:
Allein in den ersten sechs Monaten nach
dem Start im September 2018 hat die Fir-
ma 200 000 Kisten verkauft.
So entsteht eine völlig neue Verbindung
zwischen Promi und Produkt. Begonnen
hat alles vor 14 Jahren mit der Hochnäsig-
keit von Cristal-Manager Frederic Rou-
zaud. Der Hochpreis-Champagner war das
Lieblingsgetränk der Rap-Szene, es wurde
in Liedern besungen, in der Promi-Hausbe-
sichtigungssendung MTV Cribs ausge-
stellt und auf Partys ausgeschenkt. „Was
sollen wir machen?“, fragte Rouzaud, als er
gefragt wurde, was er von dieser Verbin-
dung des erlesenen Getränks zu dieser Sze-
ne halte. Rouzaud fand das offenbar gar
nicht schick, und der nächste Satz kann als
ziemlich töricht gelten: „Wir können den
Leuten ja nicht verbieten, es zu kaufen.“
Der Musikmogul Jay-Z, der Cristal da-
vor immer wieder besungen hatte, kaufte
daraufhin empört den Champagner-Her-
steller Armand de Brignac Champagne,
lehnt im Video zum Lied „Show Me What
You Got“ angewidert eine Cristal-Flasche
ab, bestellt eine riesige Flasche seines Un-
ternehmens und rappt: „Warum sich über-
haupt mit dem Zeug der anderen abge-
ben?“ Über seine Agentur Roc Nation
Sports sorgte er dafür, dass Athleten mit
seinem Getränk feierten, der Baseballspie-
ler David Ortiz zum Beispiel nach der Meis-
terschaft der Boston Red Sox 2013; und es
kann keine bessere kostenlose Werbung ge-
ben als jene, bei der Jay-Z mit Ehefrau Be-
yoncé am Spielfeldrand der Los Angeles La-
kers seinen eigenen Schampus schlürft. Er
zeigte: Das mit Promis und dem Alkohol,
das kann sich rentieren.
Der Erfolg von Jay-Zs Investment führ-
te zur nächsten Partnerschaft, die Katalysa-
tor gewesen ist dafür, dass es nun Absinth
von Krawallrocker Marilyn Manson gibt
und Wodka von Schauspielerin Kate Hud-
son. Sean Combs, als Rapper auch bekannt
unter dem Namen Puff Daddy, stieg 2007
bei Diageo ein. Der hatte davor 50 000 Kis-
ten seines Wodkas Ciroc pro Jahr verkauft,
zwei Jahre später meldete das Unterneh-
men: zwei Millionen Kisten pro Jahr. Im
Jahr 2014 schlossen Combs und Diageo ei-
ne 50:50-Partnerschaft für den Tequila De-
Léon.
Dieses Getränk hat mit dem dritten
Grund zu tun, warum Promis unbedingt ei-
ne eigene Firma haben wollen. Schauspie-
ler George Clooney hatte im Film „From
Dusk Till Dawn“ bewiesen, dass er Tequila
in industriellen Mengen vernichten kann.
Gemeinsam mit Nachbar Rande Gerber
(Ehemann von Cindy Crawford) hatte er
die Schnaps-Idee, eigenen Tequila zu pro-
duzieren. Sie fanden im Jahr 2013 eine Des-
tille im mexikanischen Jalisco. Vier Jahre
später verkauften die beiden ihre Firma Ca-
samigos, die mehr als zwei Millionen Fla-
schen pro Jahr verschickt, und könnten
über Boni mehr als eine Milliarde Dollar
einnehmen.
Es wirkt so spielerisch, wie Promis diese
Produkte vermarkten – doch das ist es kei-
neswegs. „Es ist eine heikle Angelegenheit,
weil die Kunden sofort merken, wenn es ge-
spielt ist“, sagt Dan Sanborn, der bei Dia-
geo 16 Jahre lang für Kontakte zur Enter-
tainmentbranche verantwortlich gewesen
ist und mittlerweile die Agentur Wheelhou-
se Labs besitzt. Das Engagement sei nicht
einfach ein Werbedeal, bei dem der Promi
ein paar Reklamefilme dreht und sich auf
einer Party mit dem Drink fotografieren
lässt, auf sozialen Medien hätten die Leute
mittlerweile ein feines Gespür, welche In-
fluencer authentisch sind – und welche
nur etwas verkaufen wollen.
Es gab etwa die Partnerschaft zwischen
Kim Kardashian und Midori, einem grü-
nen Likör. Plötzlich trug die professionelle
Vermarkterin grüne Klamotten, unverges-
sen zum Beispiel das Poison-Ivy-Kostüm
zu Halloween 2011. Nur: Kardashian trinkt
kaum Alkohol, der ZeitschriftPeoplesagte
sie gar: „Ich hasse den Geschmack!“ Das
konnte nicht funktionieren, so wie es nicht
funktionieren konnte, als Schauspielerin
Drew Barrymore bei der Präsentation ih-
res Weins bewies, dass sie nicht allzu viel
darüber wusste.
Das führt zurück zu The Rock, der sei-
nen Tequila wirklich jedem anpreist, der
sich nicht schnell genug zum Mars absetzt:
auf sozialen Netzwerken, beim Football-
Endspiel Super Bowl, beim Bewerben von
Filmen. Er spricht über Geschmack und
den Herstellungsprozess, dann trinkt er.
Das Timing ist perfekt, seine Leidenschaft
wirkt authentisch, und der Mann hat
knapp 200 Millionen Follower auf diver-
sen Plattformen. Der Tequila dürfte ein me-
galomanischer Erfolg werden, denn mal
ehrlich: Kann sich jemand vorstellen, ihm,
The Rock, zu sagen, dass dieses Getränk
nicht gar köstlich mundet? Bislang jeden-
falls hat es niemand getan.
Berlin – Die Deutsche Telekom steht
kurz vor einem TV-Deal mit Walt Dis-
ney. Beide Unternehmen verhandeln
über die Integration des Streaming-
dienstes Disney+, der am 24. März in
Europa startet, in die Magenta-TV-Platt-
form der Telekom, sagte Michael Hag-
spihl, der bei dem Bonner Konzern für
das Privatkundengeschäft zuständig
ist. Ein erfolgreicher Abschluss würde
den Bonner Konzern im Wettbewerb
mit Vodafone stärken. Das Buhlen um
Fernsehkunden hat sich verschärft, seit
Vodafone den Kabelnetzbetreiber Unity-
media und dessen TV-Produkt von
Liberty gekauft hat. Die Telekom will
bis 2022 fünf Millionen Abonnenten für
Magenta TV mit derzeit 3,7 Millionen
Kunden gewinnen. bloomberg
Lotto(29. Februar):
Lottozahlen:3-8-9-10-29-42
Superzahl: 0
- Rang (6 Treffer und Superzahl) unbesetzt, im
Jackpot 6 843 730,80 Euro, 2. Rang (6 Treffer)
1 683 496,80 Euro, 3. Rang (5 Treffer mit Super-
zahl) 12 753,70 Euro, 4. Rang (5 Treffer) 3 541,70 Eu-
ro, 5. Rang (4 Treffer mit Superzahl) 233,40 Euro, - Rang (4 Treffer) 38,40 Euro, 7. Rang (3 Treffer
mit Superzahl) 26,40 Euro, 8. Rang (3 Treffer) 9,60
Euro, 9. Rang (2 Treffer mit Superzahl) 5,00 Euro.
Spiel 77: 7631914
Gewinnklasse 1, Super 7: unbesetzt, im Jackpot:
869 109,50 Euro; Gewinnklasse 2: 77 777,00 Euro,
Gewinnklasse 3: 7777,00 Euro, Gewinnklasse 4:
777,00 Euro, Gewinnklasse 5: 77,00 Euro, Gewinn-
klasse 6: 17,00 Euro, Gewinnklasse 7: 5,00 Euro.
13er-Wette:1. Rang 5 476,40 Euro, 2. Rang 161,90
Euro, 3. Rang 16,40 Euro, 4. Rang 3,70 Euro
Auswahlwette:Gewinnklasse 1: unbesetzt, im
Jackpot 668 699,90 Euro, Gewinnklasse 2: unbe-
setzt, 67 177,60 Euro, Gewinnklasse 3: 124,90 Eu-
ro, Gewinnklasse 4: 8,80 Euro, Gewinnklasse 5:
8,80 Euro, Gewinnklasse 6: 1,30 Euro.
Lotterie Aktion Mensch:Ziehung 25. Februar:
Geldziehung Rang 1: Nr. 2 655 965; Rang 2:
8 481 976, 7 488 014; Rang 3: 1 658 776, 6 221 144,
4 234 437, 7 373 429; Rang 4: 227 487.
(Ohne Gewähr)
Das läuft
Jay-Z und Puff Daddy haben es vorgemacht: Promis in Hollywood
werben nicht mehr nur für Alkohol, sie sind inzwischen selbst Produzenten.
Das geht nicht immer gut
München– Der britische Cinemaxx-
Betreiber Vue Entertainment muss vor
der Übernahme der deutschen Kinoket-
te Cinestar sechs Häuser in Deutsch-
land verkaufen. Das Bundeskartellamt
genehmigte die vor fast eineinhalb
Jahren beschlossene Fusion der beiden
größten deutschen Filmtheaterketten
unter Auflagen, wie die Behörde mitteil-
te. „In sechs Regionen hätte die Über-
nahme dazu geführt, dass ein Großteil
des Kinoangebots künftig von einem
einzigen Unternehmen angeboten wor-
den wäre“, sagte Kartellamtspräsident
Andreas Mundt. Daher müssten Cines-
tar-Kinos in Augsburg, Bremen, Güters-
loh, Magdeburg und Remscheid sowie
das Cinemaxx-Kino in Mülheim/Ruhr
innerhalb von sechs Monaten verkauft
werden. reuters
Köln– Die Allianz Deutschland hat ihre
Beitragseinnahmen im vergangenen
Jahr um 15,2 Prozent auf 42 Milliarden
Euro gesteigert. Damit ist Deutschlands
größter Versicherer 2019 deutlich stär-
ker als der Markt gewachsen – zu Las-
ten vieler kleinerer Anbieter. Der Netto-
gewinn kletterte um 22,7 Prozent auf
zwei Milliarden Euro. Vor allem in der
Lebensversicherung konnten die
Münchner stark zulegen. Die Beiträge
stiegen um 23,2 Prozent auf 27,7 Milliar-
den Euro. In der Autoversicherung er-
höhte sich der Bestand an versicherten
Fahrzeugen um 821 000 auf 8,7 Millio-
nen. Dabei profitierte die Allianz stark
von der ADAC-Autoversicherung, ei-
nem Gemeinschaftsunternehmen mit
dem Automobilclub ADAC. cbn
Wichtig ist: Der Promi
muss authentisch sein und
sein Produkt wirklich kennen
40 Millionen Abonnenten –
so lässt sich der Schnaps einfach
und kostenlos vermarkten
Gewinnquoten
22 HF2 (^) WIRTSCHAFT Dienstag,3. März 2020, Nr. 52 DEFGH
Lächeln, strahlen grinsen: Dwayne Johnson, genannt „The Rock“, bewirbt bei Instagram seinen Tequila,
Model Christie Brinkley Prosecco, Conor McGregor zeigt nach einem Kampf seinen Whiskey und Dan Aykroyd und John Alexander
rücken ihren Wodka ins rechte Licht (im Uhrzeigersinn von links oben).FOTOS: IMSTAGRAM, OH, IMAGO, DUSTINTITUS/WIKI COMMONS
Kinos werden neu geordnet
Allianz Deutschland legt zu
Telekom vor Deal mit Disney
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