Linux-Magazin_-_Januar_2019

(singke) #1

terlegt der Admin für die DB noch eine
Konfiguration, erstellt Benutzerzugänge
und schlägt sich mit der Syntax des SQL-
Befehls »GRANT« herum, um Zugriffs-
rechte zu verteilen. Am Ende steht eine
lauffähige Datenbank, deren Zugangsda-
ten er dann noch in seine Applikation
einträgt – fertig ist der Lack.
Die Wartungsarbeiten, die ein solches
Setup hervorruft, sind allerdings be-
achtlich: Regelmäßige Updates in Sa-
chen Security stehen ebenso wie Major
Upgrades an. Auch Monitoring ist ein
Thema, und eigentlich muss man ein
solches Setup ja auch mit einem Hoch-
verfügbarkeitskonzept verbinden, zum
Beispiel mit Galera, was jedoch den War-
tungsaufwand kurzerhand verdreifacht.
(Wer alternativ auf Pacemaker setzt, wird
schnell feststellen, dass das keine so gute
Idee ist.)
Die Idee hinter As-a-Service-Angeboten
ist, all diese Schritte aus dem Pflichten-
heft des Kunden-Admin zu entfernen.
Dafür bietet der Cloudprovider eine API-
Schnittstelle an, die im Hinblick auf Da-
tenbanken ähnlich arbeitet wie ein Au-
tomat: Der Kunde gibt nur an, welchen
Datenbanktyp er benötigt (Abbildung
1 ) und wie die Datenbank erreichbar
sein soll – wenig später bekommt er die
IP-Adresse sowie die nötigen Benutzerda-
ten angezeigt, und schon steht die Daten-
bank zur Nutzung parat.
Das Hinzufügen neuer Benutzer erledigt
der Kunde ebenso per Cloud-API wie


das Feintuning der
Datenbank – falls
gewünscht. Die
Methode hat ei-
nen unschlagbaren Vorteil: Sie ist aus
Kundensicht agnostisch im Hinblick auf
die genutzte Datenbank: Die API-Befehle
zum Anlegen von Benutzern (Abbildung
2 ) unterscheiden etwa zwischen Post-
greSQL, Mongo DB und Maria DB nicht.

Unter der Haube viel
Aufwand

Damit dieser Ablauf funktioniert, erle-
digt die in der Cloud verantwortliche
Komponente im Hintergrund eine ganze
Reihe von Arbeiten, die den Augen des
Nutzers gewollt verborgen bleiben. Denn
natürlich ist auch eine als DBaaS gestar-
tete Datenbank ein normales Maria DB
oder PostgreSQL, das in einer virtuellen
Maschine läuft. Die DBaaS-Komponente
nimmt dem Admin aber die vielen Integ-
rationsschritte ab.
Bevor Trove in Open Stack etwa eine
DBaaS startet, legt es ein persistentes
Blockgerät an, auf dem die Daten der
DB später zu speichern sind. Dann star-
tet Trove eine ganz normale VM-Instanz
über Nova, das für die Verwaltung von
virtuellen Maschinen verantwortlich
ist. Dafür nutzt es allerdings nicht die
Standard-Betriebssystemabbilder, die für
reguläre VMs von Kunden zum Einsatz
kommen.
Stattdessen setzt Trove auf eigene Ima-
ges, die explizit für Trove vorbereitet sind
und einen Agenten mit an Bord haben.
Dieser verbindet sich mit der Metadaten-

Komponente von Nova, wo die zuvor
vom Nutzer hinterlegten Konfigurati-
onswerte gespeichert sind, und liest sie
aus. Danach bereitet es die frische VM
vor, indem es das persistente Volume
einhängt, die Datenbank entsprechend
konfiguriert und schließlich startet. Im
Grunde ist Trove also nichts anderes als
eine Automatisierungslösung für den Be-
trieb von Datenbanken in Open Stack, die
auf vorhandene Infrastruktur setzt und
gegebene Funktionen nutzt.
Ähnlich verhält es sich mit anderen An-
geboten aus dem AaS-Dunstkreis: Moni-
toring-as-a-Service etwa, das Open Stack
über seine Komponente Monasca reali-
siert, funktioniert ganz ähnlich. Am Ende
geht es bei AaS-Diensten stets darum,
Komplexität vor dem Nutzer zu verber-
gen und sie möglichst effizient wegzuau-
tomatisieren. Das senkt für den Kunden
nämlich die Einstiegshürde und steigert
die Effektivität der Umgebung enorm.

Nur wenige Zugriffs­
möglichkeiten

Die Medaille hat freilich auch eine Kehr-
seite. Denn je unselbstständiger der
Kunde ist, desto weniger Möglichkeiten
hat er auch, im Falle des Falles genauer
hinzusehen und selbst zu handeln. Wo-
bei das Level an Abschirmung sich hier
durchaus zwischen verschiedenen Cloud-
anbietern unterscheidet.
Klickt sich der Admin etwa bei Amazon
eine DBaaS-Instanz, erscheint es nahezu
unmöglich, irgendwie an die unter der
Datenbank existierende VM heranzukom-
men. Das ist im Konzept einfach nicht

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Titelthema

Cloud-Forensik

Abbildung 1: Wer Dienste wie DBaaS (hier am Beispiel Open Stack) verwendet,
der gibt einen großen Teil der Kontrolle auf.


Abbildung 2: Zwar sind Ansätze wie DBaaS bequem und komfortabel, allerdings
machen sie Vorgänge – etwa Forensik – viel komplexer.
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