yachtrevue.at • 7|17 63
Lokalaugenschein. Österreicher
haben zahlreiche Spuren beim America’s
Cup in Bermuda hinterlassen – vom
Ka ee bis zur Wetteranalyse
Die Qualität der österreichischen Küche ist
legendär, das hat sich sogar bis ins fast
7.000 Kilometer entfernte Bermuda herum-
gesprochen. 74 Auslandsösterreicher
haben sich auf der Atlantikinsel niederge-
lassen, die meisten sind in der Gastronomie
tätig, manche haben auch ihren Weg in das
America’s Cup Village gefunden. So gibt es
den besten Kaffee am Stand von Devil’s Isle,
einer Café- und Restaurant-Kette, die vom
Bad Radkersburger Arne Schwarz gema-
nagt wird. Für das Catering im AC Club,
dem VIP-Bereich im Village, ist mit Alfred
Konrad ebenfalls ein Österreicher verant-
wortlich. Der Koch lebt seit 36 Jahren auf
Bermuda und besitzt in St. George’s ein
eigenes Restaurant (Wahoos Bistro). Dort
gibt es nicht nur lokale Fischspezialitäten,
sondern sogar Stiegl Bier.
Das Gebäude des AC Clubs wurde von
der Tiroler Firma Hochsitz errichtet, die mit
ihren temporären Häusern auch bei den
Olympischen Spielen in Rio und Sotschi
vertreten war. Der Kinderspielplatz, der
großteils aus Holz besteht, wurde vom
Tiroler Bildhauer Georg Mühlegger und
seiner Firma Arti Artelier gebaut.
Die Verbindung zum Veranstalter, der
America’s Cup Event Authority (ACEA),
kam in vielen Fällen ebenfalls über einen
Österreicher zustande. Eventmanager
Christian Peer ist bereits ein alter Hase im
AC-Zirkus, Bermuda war nach Valencia
und San Francisco der dritte America’s
Cup für den Bad Ischler. Peer war haupt-
verantwortlicher Projektmanager für die
Louis Vuitton World Series und fungierte
als Schnittstelle zwischen ACEA und den
lokalen Gastgebern. Eine seiner Hauptauf-
gaben bestand darin, den Qualitätsstan-
dard an allen sieben Austragungsorten auf
gleichem Niveau zu halten. Beim America’s
Cup in Bermuda war Peer verantwortlich
für den Kontakt zu den AC-Teams – darun-
ter fallen das gesamte Rahmenprogramm,
Pressekonferenzen oder Autogrammstun-
den –, für das Bühnenprogramm, das
Event-TV und den Kinderbereich. „Am
schwierigsten war es die Unterstützung
der lokalen Bevölkerung zu gewinnen.
Wir haben das über das Musikprogramm
geschafft, bei dem wir zu 90 Prozent auf
lokale Künstler setzten“, berichtet Peer.
Obwohl er ein Team mit 24 Mitarbeitern
führte, musste er oft selbst anpacken:
„Meine Aufgabe war es den Überblick zu
behalten, aber ich habe auch mal Zeug
hinter der Bühne herumgetragen.“
Die 32 türkisfarbenen RIBs, die rund um
den Rennkurs im Great Sound herumflitz-
ten, stammten ebenfalls aus Österreich.
Der ehemalige Kadersegler und -trainer
Arthur Thüringer, dessen Firma Coachboat
sich auf Wasserlogistik für Segelverbände
spezialisiert hat, betreute vor Ort seine
RIB-Flotte für die Course Marshalls, die die
Race Box von Zuschauerbooten absicher-
ten und Bojen legten. Keine leichte
Aufgabe, da die Boote immer wieder über
die zahlreichen Riffe radierten ...
Walter Zwieflhofer ist der einzige Öster-
reicher, der Teil eines AC-Teams war, er
arbeitete als Wettermodell-Spezialist bei
der britischen Truppe Land Rover BAR.
Bereits 1985 besuchte er Bermuda
gemeinsam mit seiner Frau im Rahmen
einer Atlantikrunde, dieses Mal war der
Aufenthalt mit deutlich mehr Arbeit als Ver-
gnügen verbunden: „Als wir in Bermuda
angekommen sind, haben wir gemerkt,
dass wir deutlich langsamer als die
anderen Teams sind. Wir haben die nächs-
ten vier Monate von früh bis spät ohne
einen einzigen Tag Pause durchgearbeitet.
Leider ist sich die Aufholjagd nicht ganz
ausgegangen.“ Dennoch ist für den ehe-
maligen operativen Direktor des euro-
päischen Wettervorhersage-Zentrums
ECMWF und begeisterten Segler ein
Traum in Erfüllung gegangen: „Ben Ainslie
ist das, was der Franz Klammer früher in
Österreich war. Es war unglaublich faszinie-
rend, Teil dieses Teams gewesen zu sein
und den Teamgeist erlebt zu haben.“ V. D.
Heimatkunde
Kinderspielplatz von der Firma Arti Artelier
Eventmanager Christian Peer (rechts)
Austro-Flotte. Die RIBs , auf denen die Course Marshalls über den Great Sound itzten, stammten vom Österreicher Arthur Thüringer
FOTOS: DAVID PICHLER / WWW.DAPIC.ROCKS
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