Fliegermagazin Juli 2017

(avery) #1

Praxis | Know-how


ne FIS-Kontakt mit Kurs auf die ED-R un-
terwegs und auch auf anderen Frequenzen
nicht zu kontaktieren, wird er vor Erreichen
der Beschränkungszone Gesellschaft von
einem Luftfahrzeug der Polizei erhalten.
Normalerweise ist das ein Helikopter,
der auf den Seiten einen deutlichen Hin-
weis trägt, die Funkfrequenz 122.800 MHz
zu rasten. Ist Funkkontakt hergestellt, wird
der Pilot darüber informiert, dass er abdre-
hen, auf einen genannten Kurs gehen be-
ziehungsweise die ED-R meiden soll. Tut er
das, ist alles in Ordnung, und der Heli dreht
ab. Situation geklärt.
Ist der Pilot bereits in der ED-R ange-
kommen und sieht unter sich vielleicht
schon die Air Force One parken, dann ist es
Zeit, durchzuatmen und den Anblick noch
einmal zu genießen – jetzt gibt’s in jedem
Fall eine Anzeige. Per Funk erfragen die Po-
lizeibeamten das Ziel des Flugs, wo der Pi-
lot nach der Landung von ihren Kollegen
erwartet wird. Hält man sich nicht daran
oder signalisiert, dass man sich nicht daran
halten will, nennt die Helikopterbesatzung
dem Piloten einen bestimmten Flugplatz
und begleitet ihn dorthin.
A und O ist die Erreichbarkeit per Funk:
Sobald man miteinander reden kann, soll-
te die Situation für beide Seiten entspann-
ter sein. Im Zweifel ist auch die allgemeine
Notfrequenz 121.500 MHz oder die jeweili-

schalten bedeutet, dass man Anweisungen
nicht befolgen kann – aus welchen Grün-
den auch immer. Unregelmäßiges Ein- und
Ausschalten aller Lichter bedeutet dagegen:
Bin in Not. Das begleitende Luftfahrzeug
wird ein »Verstanden« damit signalisieren,
dass es vom abgefangenen Flugzeug mit 90
Grad Kursänderung oder mehr wegdreht
und hochzieht – und vermutlich weiterhin
versuchen, Funkkontakt aufzunehmen, um
die Situation zu klären.
Luftfahrzeuge wie Segler, Motorsegler,
ULs oder Kleinflugzeuge dürften nur selten
oder eher gar nicht in die Situation kom-
men, einen veritablen Kampfjet neben sich
zu sehen. Die Alarmrotte der Luftwaffe ist
vor allem für so genannte fast mover zu-
ständig, sich schnell bewegende Flugzeu-
ge wie Jets. Die mittlerweile außer Dienst
gestellte F-4 Phantom schaffte im Lang-
samflug 160 Knoten KIAS, beim Eurofigh-
ter liegt die Mindestgeschwindigkeit noch
darunter. Die große Differenz beim Ge-
schwindigkeitsbereich etwa von Propeller-
maschinen und Eurofighter & Co. ist aber
prinzipiell kein Hindernis, um nicht doch
auf diese Weise abgefangen zu werden.
Das grundlegende Vorgehen ist dabei
dasselbe: In erster Linie geht es immer da-
rum, eine Funkverbindung herzustellen,
um die Lage zu klären, eine Eskalation zu
vermeiden und die weiteren Schritte zu

ge FIS-Frequenz passend – irgendwer wird
schon mithören und helfen können. Bei
Funkausfall rastet man den Transponder
auf 7600 oder sogar 7700 und achtet auf
Lichtsignale oder andere Zeichen.
Sie kennen die entsprechenden Signale
nicht? Diese Ausrede zählt seit der Einfüh-
rung von SERA nicht mehr: Ein Ausdruck
muss mitgeführt werden. In der AIP sind
sie im Kapitel ENR 1-57 bis -62 erklärt. Wie-
derholte Bewegungen um die Längsachse
(»Wackeln« mit den Flügeln) bedeuten zum
Beispiel, dass man dem signalisierenden
Luftfahrzeug folgen soll. Ändert die Begleit-
maschine den Kurs um 90 Grad oder mehr
vom eigenen Flugweg weg und zieht hoch,
heißt das: alles okay, weiterfliegen.

Auf Signale reagieren
Eine schlechte Idee ist es jedenfalls, über-
haupt nicht zu reagieren oder gar Aus-
weichmanöver zu versuchen – mit einer
Speed von über 150 Knoten sind Polizeiheli-
kopter darüber hinaus schwer bis gar nicht
abzuschütteln. Außerdem nimmt man sich
damit die Chance, vielleicht doch noch eini-
germaßen glimpflich aus der Situation he-
rauszukommen, was das Strafmaß betrifft.
Wer sich nicht in der Lage sieht, den Anord-
nungen der Beamten zu folgen, kann das
mit Lichtsignalen übermitteln: Alle Lichter
in regelmäßigen Abständen an- und aus-

Bad, very bad: Die Air Force One ist sicherlich ein
imposanter Anblick – sie bei einem Staatsbesuch zu überfliegen,
ist in den meisten Fällen eine sehr schlechte Idee

Reden hilft:
Kommt ein Flug-
zeug einer ED-R
wie der in Ham-
burg zu nahe, wird
es schon vorher
abgefangen. Auf
der angezeigten
Frequenz erfährt
der Pilot, was zu
tun ist – in erster
Linie abdrehen

64 http://www.fliegermagazin.de #7.2017
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