Flugrevue Oktober 2017

(Tuis.) #1
In den bekannten ADAC-Farben
mIEGEN AUCH ZWEI $ORNIER  *ET
UNDEIN,EARJET82UNTEN 

Rücktransporte organisiert – aus dem
näheren Ausland im Krankenwagen, in
4000 Fällen mit dem Flugzeug“, weiß
Jürgen Osterle, Pressesprecher der
ADAC SE. Zunächst einmal versuchen
die Helfer, den Transport in Linienflügen
mit ärztlicher Begleitung zu organisie-
ren. Wenn es nicht anders geht, schicken
die Münchner eines ihrer Flugzeuge auf
den Weg, meist nach Spanien, Öster-
reich oder in die Türkei.
Die vier fliegenden Intensivstationen
werden vom Aero-Dienst in Nürnberg
betrieben: Zwei Regionalliner Dornier
328-300 Jet können bis zu zehn Patien-
ten aufnehmen und sind überwiegend in
Europa unterwegs. Eine Beech King Air
350 als Turboprop ist auch für Flugplät-
ze mit kürzeren Startbahnen geeignet.
Bei größeren Distanzen und wenn nur
ein oder zwei Patienten liegend transpor-
tiert werden müssen, fliegt noch ein
Learjet 60XR mit fast 4000 Kilometern
Reichweite.

EINFACHE UMRÜSTUNG
MIT PATIENTENTRAGEN
Neben den „gelben Engeln“ gibt es in
Deutschland und dem benachbarten
Ausland eine ganze Reihe weiterer An-
bieter für weltweite Patiententransporte.
Wie viele Unternehmen genau Ambu-
lanzflüge in Deutschland anbieten, ist
nicht bekannt. Weder gibt es dazu Zah-
len, noch ist klar, wie oft Patienten in
Ambulanzflugzeugen nach Hause flie-
gen. Der ADAC nennt 1250, die FAI
„über 1000“ Patienten aus 123 Ländern
und die DRF „198 Einsätze“ für 2016,
aber jeder Anbieter kann seinen Busi-
ness Jet mit drei Handgriffen mit Patien-

Wie funktioniert ein klassischer Notfall
vom Notruf bis zur Ankunft in einem
deutschen Krankenhaus?
In der sogenannten Clearingstelle in der Club-
zentrale geht der Notruf ein. Hier werden
Gesundheitszustand, Versorgung und
Aufenthaltsort des Patienten besprochen und
weitere Informationen aufgenommen. Danach
prüfen ADAC-Ärzte den Fall und sprechen mit
dem behandelnden Arzt vor Ort. Wesentlich
für jeden Transport ist, ob der Patient trans-
portfähig ist und wie gut er vor Ort versorgt
werden kann. Gibt es hier grünes Licht für
einen Flugeinsatz, stimmt die Flugdisposition
den Rücktransport mit dem Aero-Dienst ab.
'RUNDSÐTZLICH mIEGEN EIN &LUGARZT MIT INTENSIV
medizinischer Ausbildung und ein Rettungs-
ASSISTENT MIT !LLE VIER !MBULANZmUGZEUGE
verfügen über intensivmedizinische Ausstat-
tung.
Was war der außergewöhnlichste Flug
BCP "! K@SJ?LXkSE
2016 hat der ADAC Ambulanzdienst in 191
Ländern Hilfe geleistet: von Australien und
Antigua über Uganda und Usbekistan bis nach
Nordkorea und Papua-Neuguinea. Es gab
wieder kaum einen Platz auf der Welt, an dem
unsere Hilfe nicht gefragt war. Außergewöhn-
liche Einsätze gab es daher viele – für mich
PERSßNLICH IST OHNEHIN JEDER !MBULANZmUG
etwas Außergewöhnliches. Wasuns derzeit
besonders herausfordert, sinddie sogenannten
ECMO-Fälle. Das sind Einsätze mit einer
mobilen Herz-Lungen-Maschine. Im vergan-
genen Jahr kam sie viermal zum Einsatz.

Jürgen Oesterle,
ADAC Sprecher ADAC SE

tentragen ausrüsten. Wo sonst bis zu
acht Geschäftsleute sitzen, finden dann
zwei Liegen und zwei Sitze für die Be-
treuer Platz. Je nach Bedarf kommt dann
noch eine Intense Care Unit mit Sauer-
stoffversorgung und Herz-Kreislauf-
Überwachung hinzu. Wer sich besonders
empfehlen will, hat ein Zertifikat von
EURAMI, einer Stiftung, die insbeson-
dere Ambulanzflüge bewertet und ver-
sucht, Standards zu schaffen.

KNAPPE KALKULATION
UND HARTE KONKURRENZ
Damit die Flüge halbwegs kostengünstig
bleiben, fassen die Flugplaner der ver-
schiedenen Anbieter auch Flüge zusam-
men und bringen so mehrere Patienten
auf einmal nach Deutschland. Während
der ADAC wie auch die Schweizer RE-
GA ihre Rettungsketten vom Notruf bis
zur Flugdurchführung vollständig selbst
abbilden können, gibt es auch reine Flug-
dienstleister wie die Nürnberger FAI AG,
einer der weltweit größten Ambulanz-
flug-Anbieter.
Dessen Flotte umfasst neun Flugzeu-
ge, die permanent als Ambulanzflieger
ausgerüstet und rund um die Welt
unterwegs sind – 892 Flüge 2016, in
diesem Jahr werden es über 900 sein.
Durchschnittsdauer der Einsätze: 2,5
Tage. Volker Lemke, Verkaufsleiter bei
FAI, muss mit sehr spitzem Bleistift
rechnen: Etwa 2800 Euro kosten die
Lear 55/60 pro Flugstunde, die Versi-
cherer bezahlen aber nur 2200 Euro.
Also wird gebündelt, wo es eben geht.
Heißt: Soll ein Patient aus Singapur ge-
holt werden, transportieren die Nürn-
berger eben noch einen Patienten aus

46 FLUG REVUE OKTOBER 2017 http://www.lugrevue.de

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