Flugrevue Oktober 2017

(Tuis.) #1
Fotos: US Air Force, L3 (1) FR

Für das Flugtestprogramm in Holloman AFB werden
erfahrene Piloten der USAF in die Muster eingewiesen.

Die Scorpion bietet mit Jetantrieb höhere Leistungen,
ist aber nicht für unbefestigte Pisten gedacht.


per Tucano von Embraer (Hauptauftrag-
nehmer in den USA ist Sierra Nevada).
Diese Muster kennt die USAF bereits
aus dem LAS-Wettbewerb (Light Air
Support) von 2009, der zur Lieferung
von A-29 an Afghanistan führte. Neben
diesen beiden Kandidaten „erster Ord-
nung“ wurden deshalb auch noch der
Scorpion-Jet von Textron (keine Einsatz-
fähigkeit auf unvorbereiteten Pisten)
und die auf einem Agrarflugzeug basie-
rende AT-802L Longsword von L3 Plat-
form Integration (kein Schleudersitz)
zugelassen. Der Longsword-Konkurrent
Archangel ist dagegen nicht dabei: IO-

MAX hat sich entschieden, keinen Vor-
schlag zu unterbreiten. Sowohl der
Kommandeur der US Air Force, General
David Goldfein, als auch Heather
Wilson, Secretary of the Air Force im
Pentagon, waren bei einer Präsentation
des Light Attack Experiment Anfang
August in Holloman AFB dabei. Laut
Goldfein geht es darum, herauszufinden,
„ob ein auf dem Markt verfügbares Flug-
zeug und Sensorpaket zum Kampf ... ge-
gen brutalen Extremismus beitragen
kann“. Wilson betonte, dass man „expe-
rimentiere und neue Wege ausprobiere“,
und zwar „in schnelleren Verfahren“
gegenüber den oft langwierigen Beschaf-
fungsprogrammen, für die die USAF be-
rüchtigt ist.

TEST IM NAHEN OSTEN IST
NÄCHSTES JAHR MÖGLICH
Wie es mit einem „OA-X“-Programm
nach den Testflügen und den Berichten
der Spezialisten weitergeht, ist jedoch
offen. Generalleutnant Arnold Bunch
von der Air-Force-Beschaffungsab teilung
im Pentagon deutete an, dass man im
nächsten Jahr mit Mustern, die vielver-
sprechende Leistungen zeigten, ein Ver-
suchsprogramm direkt im Nahen Osten
durchführen könnte. Dies aber nur,
wenn auch die Industrie entsprechende
Ressourcen zur Verfügung stelle.
Ob es dann eine Auswahl und ein Be-
schaffungsprogramm geben wird, wird
sich zeigen. Aus Sicht vieler Experten
wäre eine kampftaugliche Turboprop
mit Flugstundenkosten weit unter 5000
Dollar eine gute Ergänzung für die
USAF-Flotte. Sie würde nicht nur die
Abnutzung der alternden Kampfjets et-
was verlangsamen, sondern böte auch
die Möglichkeit, mehr Piloten zu günsti-
gen Kosten im Training zu halten.
Laut Bunch kann ein solches Flug-
zeug nur mit zusätzlich bereit gestellten
Mitteln beschafft werden, da man an den
Prioritäten für die F-35, die KC-46 oder
die B-21 nicht rütteln wolle. John McCain
als einer der Befürworter eines OA-X-
Programms hat deshalb als Vorsitzender
des Senate Committee on Armed Servi-
ces dafür gesorgt, dass im Budgetvor-
schlag für das nächste Jahr 1,2 Milliarden
Dollar für ein neues leichtes Erdkampf-
flugzeug eingestellt werden. Eine solche
Vorgabe gibt es im Haushaltsentwurf des
Repräsentantenhauses jedoch nicht.

am Boden zusammenzuarbeiten. Außer-
dem standen Starts und Landungen auf
einer unvorbereiteten Piste auf der Can-
non AFB auf dem Plan. An dem Light
Attack Experiment nahmen Flugzeuge
teil, die von der USAF eingeladen wor-
den waren. Dafür wurden Minimalkrite-
rien hinsichtlich Wendigkeit, Fähigkeit
zum Einsatz bestimmter Waffen, Senso-
ren und Kommunikationssystemen auf-
gestellt. Zudem waren eine Druckkabine
und ein Zero-Zero-Schleudersitz ge-
fordert. Diese Vorgaben erfüllten aller-
dings nur die AT-6 Wolverine von Tex-
tron Aviation (Beech) und die A-29 Su-

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OA-X-Experiment in Holloman AFB


Militärluftfahrt

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