Aero International September 2017

(Greg DeLong) #1
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Carrier geordert: 30 MAX 7 und 170 MAX



  1. Im Herbst vergangenen Jahres führte sie
    mit dem Hersteller gemeinsam den Service
    Ready Operational Validation Test durch,
    in dem der Alltagsbetrieb des Flugzeugs er-
    probt wird. Zwar ist der Erstbetreiber nun
    doch die malayische Malindo Air geworden,
    doch bald soll die MAX 8 bei Southwest in
    den Linienbetrieb gehen. Dann werden die
    letzten 737-300 ausgemustert. „Es ist völlig
    egal, wann wir das erste Flugzeug überneh-
    men, Wir sind der Launch Customer für die
    737 MAX, denn wir sind diejenigen die mit
    Boeing zusammengearbeitet haben“, betont
    Southwest-CEO Gery Kelly.


Kein Komfortverzicht
Southwest-Passagiere müssen trotz der
günstigen Ticketpreise nicht auf Komfort
an Bord verzichten; das unterscheidet die
US-amerikanische Airline von anderen
Low-Cost -Anbietern. Die aktuelle Kabi-
nenausstattung nennt die Fluglinie „Heart“;
so heißt auch die derzeitige Lackierung mit
einem kleinen Herz in den Farben der Air-


line auf dem Rumpf. Die 175 Passagiersitze
in Ein-Klassen-Bestuhlung sind mit 32 Zoll
(81,3 Zentimeter) Abstand montiert. Im
Vergleich zu Vorgängerversionen und Mit-
bewerbern ist der Beinraum für eine Econo-
my-Bestuhlung geradezu luxuriös.
Seit 2013 bietet Southwest Gate-to-Gate-
WLAN an Bord seiner gesamten 737-700-
und -800-Flotte. Kostenlose alkoholfreie
Getränke gehören ebenso zum Service wie
die Möglichkeit für Passagiere, zwei Ge-
päckstücke ohne Gebühren einzuchecken.
An manchen US-Feiertagen spendiert die
Airline sogar alkoholische Drinks an Bord.
Den Passagieren scheint das Southwest-
Angebot zu gefallen: Was die Kundenzu-
friedenheit angeht, belegt Southwest in der
Bewertung des US Department of Transpor-
tation den ersten Platz. Seit 1987 führt die
Behörde die Statistik, seitdem rangiert die
Airline immer unter den ersten fünf. „Klei-
ne Preise – nichts zu verstecken“, so der Slo-
gan der Fluggesellschaft.
Und noch ein Vorurteil widerlegt South-
west Airlines: nämlich, dass Low-Cost nur
auf Kosten der Sicherheit möglich wäre. Bei
Zwischenfällen mit Southwest-Flugzeugen
starben bislang lediglich zwei Menschen:
2005 rollte eine 737 über das Ende der Lan-
debahn von Chicago-Midway hinaus auf
eine hinter der Runway verlaufende Straße.
Bei der Kollision mit Fahrzeugen starb ein
sechsjähriger Junge in einem der Autos. Der
einzige Vorfall, bei dem ein Passagier tödlich
verletzt wurde, ereignete sich am 12. August
2000 auf dem Flug von Las Vegas nach Salt
Lake City: „Die Drogen gehören nicht mir“,
rief der 19-Jährige, ehe er aufsprang, die
Cockpittür eintrat und den Kopf durch das
Loch steckte. Passagiere zwangen den Ran-
dalierer zu Boden – als Polizeibeamte nach
der Landung die Kabine betraten, floss ihm
Blut aus Nase und Mund, er starb später.

Von größeren Unfällen blieb die Airline
bis heute verschont. 2008 allerdings wurde
Southwest Airlines zu einer Strafe von 10,2
Millionen US-Dollar verurteilt, weil sie an
43 Maschinen vorgeschriebene Rissprü-
fungen bei der Wartung nicht durchgeführt
hatte. Drei hochrangige Mitarbeiter kostete
dieser Skandal ihren Job; es war die zweit-
höchste Strafe, die die FAA je verhängt hat.
Andere Airlines haben versucht, das Low-
Cost-Konzept von Southwest Airlines zu ko-
pieren. In Europa sind Easyjet und Ryanair
ähnlich erfolgreich. Genau wie bei dem US-
amerikanischen Vorbild wurden auch hier
zunächst Stimmen laut, die behaupteten, das
Konzept würde sich am Markt nicht durch-
setzen können. Und wie in den Vereinigten
Staaten wurden die Kritiker eines Besseren
belehrt.
Dennoch war kein Mitbewerber bislang
auch nur annähernd so erfolgreich wie das
Original: Seit 44 Jahren bewegt sich die Bi-
lanz der Fluggesellschaft in der Gewinnzo-
ne, den Jahresumsatz steigerte sie 2016 um
3,1 Prozent auf über 20 Milliarden US-Dol-
lar. Wer bei der Firmengründung einen ein-
zigen Dollar in das Unternehmen investiert
hätte, würde heute mehr als tausend Dollar
daraus gemacht haben. 222 Millionen US-
Dollar hat das Unternehmen den Anteilseig-
nern allein 2016 an Dividenden ausgezahlt.
Für den Southwest-Mitbegründer Herb
Kelleher ist der Erfolg der Airline nur eine
logische Konsequenz. „Wenn man die Mit-
arbeiter gut behandelt, behandeln diese die
Kunden gut. Und Kunden, die gut behandelt
werden, kommen wieder. Das führt schließ-
lich zu Unternehmensgewinnen und Rendi-
te für die Anteilseigner“, erklärte Kelleher
einst seine Unternehmensphilosophie, die
längst zum Credo der Airline geworden ist.
Dass glückliche Mitarbeiter glückliche
Kunden hervorbringen, hat in der Ge- Fotos: t

imo Breidenstein, Jorge Chavez, s

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„ich sage meinen
angestellten
immer wieder,
dass wir im
dienstleistungs-
gewerbe tätig
sind und es nur

reiner zufall ist, dass wir auch


Flugzeuge fliegen.“


herb Kelleher
mitbegründer und langjähriger
vorsitzender von southwest airlines


Generationentreffen: „Desert Sand“ (hinten) war die erste lackierung von
Southwest. von 2001 bis 2014 trugen die boeings das farbschema „canyon blue“


Southwest.com: Die amerikanische Airline war
eine der ersten mit eigener homepage
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