Aero International Oktober 2017

(Chris Devlin) #1

Foto: t


homas s


trässle


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Schweiz


NewS


Bei der Swiss-Pilotenvereinigung Aeropers sorgt man sich zurzeit um den „gutschweizerischen Kompromiss“ Foto: sales Wick, aeropers

aeropers

„ein Deutsches poWerplay“


im interview mit aero-mit-
arbeiter thomas strässle
gibt lukas meyer, präsident
der swiss-pilotenvereini-
gung aeropers, auskunft
darüber, was seinem
Verband derzeit sorgen
bereitet

AERO: In Ihrer Mitarbeiterzeit-
schrift greifen Sie Aussagen
des Swiss-Verwaltungsrats-
präsidenten Reto Francioni
auf, der die Identifikation mit
der Marke als einen Erfolgs-
faktor hervorhob. Man könnte
meinen, Sie fürchten um diese
Motivation ...
Lukas Meyer: Der ausgleich
zwischen den sozialpartnern
funktioniert in der schweiz bis
jetzt noch relativ gut. es gibt
aber in europa, beispielsweise
in Deutschland, die Tendenz bei
unternehmensmanagements,
ein Powerplay aufzuziehen, was
zur Folge hat, dass sich die

Mitarbeiter abgehängt fühlen.
Wenn das unternehmen sehr
viel Gewinn macht, die
arbeitsbedingungen aber
schlechter werden, bleibt die
Identifikation auf der strecke.
Der gutschweizerische kompro-
miss ist in Gefahr.

Bei der Swiss-Mutter
Lufthansa kommt es immer
wieder zu ausgedehnten
Streikaktionen. Verstehen Sie
diese Art von Protest?
Für mich ist es einfach ein
Zeichen einer gescheiterten
sozialpartnerschaft. Die Firma
will ihre
Vo r g a b e n
umsetzen,
koste es, was
es wolle. Ich
glaube, dass
beide seiten
einen Punkt
erreicht
haben, an
dem der
Gesichts-

verlust zu groß geworden ist.
Zum Glück ist man jetzt einer
einigung sehr nahe.

Haben Sie Angst, dass diese
Machtdemonstration von
Deutschland auf die Schweiz
übergreifen könnte?
Die Zentralisierungstendenzen
und der Druck aus Frankfurt
sind definitiv spürbar, denn die
konzernzentrale der Lufthansa-
Gruppe gibt Prämissen vor, die
auch wir umsetzen müssen.

Was heißt das konkret?
ein Beispiel sind die typen-
abhängigen saläre. Das heißt,
große karriereschritte sind erst
dann möglich, wenn ein Pilot
von der kurz- auf die Langstre-
cke wechselt. aus ökonomischer
sicht mag das vielleicht sinn
machen, aus aviatischer Pers-
pektive aber überhaupt nicht.
Nur weil einer ein Flugzeug
mit 60 Metern spannweite
fliegt, ist er kein besserer Pilot
als jener, der viel erfahrung

mitbringt aber ein kleineres
Flugzeug fliegt. Bei swiss wird
im Moment noch die erfahrung
bezahlt. Die Frage ist nun, ob
man die konzernstrategie mit
den arbeitnehmern oder gegen
sie umsetzen will. Wir stecken
diesbezüglich gerade in Ver-
handlungen. Ich halte eine ei-
nigung mit der swiss-Führung
innerhalb der nächsten zwei
Monate für realistisch.

Ihre Wünsche, die Sie an den
Swiss-CEO Thomas Klühr
richten würden?
Ich erwarte, dass er die schwei-
zerische sozialpartnerschaft
lebt. Der arbeitsfriede ist
unser standortvorteil. Zweitens
wünsche ich mir, dass er sich
dafür einsetzt, dass swiss ihre
unabhängigkeit ein stück weit
bewahren kann. Wenn es seine
Funktion erlaubt, unserer Firma
seinen stempel aufzudrücken,
soll er das ruhig tun, denn ich
schätze seine sozialkompetenz
Lukas Meyer sehr.
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