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Grundlagenserie Teil 106
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72 10/2017
dies durch Reibung – sei es die reine Rollreibung
oder durch eine aktive Bremsung der Radachse. Das
Problem bei einer Blockierung des Rads ist nun, dass
noch immer eine gewisse Bewegungsenergie im
Modell steckt, die es weiter treibt (hieraus resultiert
die Trägheitskraft). Aus der Bewegungsenergie wird
also Rotationsenergie um die Radachse – und etwas
Lageenergie durch den sich hebenden Schwerpunkt.
Ist das Fahrwerk gefedert, vermag die Bewegung
der Federmechanik Reibung zu erzeugen und mit
etwas Glück genügt dies, um die Bewegungsenergie
abzubauen. Aus der Sicht der Kräfte betrachtet, ist
eine Federung eine Art Verzögerungsmechanik, die
den Abbremsweg selbst bei einem abrupt zum Ste-
hen kommenden Rads etwas erweitert und damit die
Beschleunigung und in Folge die Trägheitskraft ge-
ringer hält. Es ist also sinnvoll, ein Fahrwerk immer
in irgendeiner Weise federnd und mit etwas Reibung
zu konstruieren. Vollkommen starre Fahrwerke sollte
man in jedem Fall vermeiden.
Die Verhältnisse sind bei drei Fahrwerksbeinen an-
ders. Auch hier werden im üblichen Fall die beiden
hinteren Räder, die jedoch nun hinter dem Schwer-
punkt sitzen, beim Landen zuerst aufsetzen. Kommt
es nun zu einem Blockieren, so tritt auch hier ein
Drehmoment um die Drehachse dieser Räder auf. Es
ist sogar noch schlimmer! Da der Schwerpunkt nun
vor den Radachsen liegt, verstärkt die Gewichtskraft
dieses Drehmoment noch; siehe Abbildung 6. Jedoch
erfährt das Bugrad eine nicht unerhebliche Kraft. Ist
es nicht ausreichend fest, kann es dabei versagen.
Auch hier ist eine durch gute Reibung behaftete
Federung dringend zu empfehlen.
Neue Gefahren
Leider lauert beim Dreibeinfahrwerk eine neue Ge-
fahr! Während des Ausrollens oder aber bei zu hoher
Landegeschwindigkeit wird das Bugrad irgendwann
nach dem Hauptfahrwerk den Boden berühren. Nun
wollen wir den Fall einer Blockierung des Bugrads
durch ein Hindernis betrachten. Das federnd
konstruierte Bugrad stoppt, das restliche Modell
schiebt jedoch von hinten weiter. Die Federung
spannt sich und nimmt einen sehr großen Teil der
Bewegungsenergie auf. Jedoch ist zu erwarten, dass
dabei nicht die gesamte Energie durch Reibung aus
dem System genommen wird. Die Federspannung
wird sich also „entladen“ sobald dies möglich ist.
Das Bugrad drückt gegen das Modell und da es um
den Federungspunkt drehbar ist, bewegt sich das
Bugrad nicht nur nach vorne, sondern auch etwas
nach unten; vergleiche Abbildung 7.
Dadurch erfährt das Modell ein Drehmoment um die
Achse des Hauptfahrwerks, diesmal aber so, dass
sich die Nase hebt und das Heck rasch absinkt.
Nun besteht die Gefahr, dass das Modell mit dem
Heck gegen den Boden schlägt. Ist kein schützender
Hecksporn vorhanden, muss nun das Seitenruder
den resultierenden Stoß aufnehmen. Das Moment
durch die Gewichtskraft wirkt jedoch nun dagegen.
Bei einem Dreibeinfahrwerk ist es also immer ratsam
zumindest einen kleinen Hecksporn oder einen
Abbildung 5: Ein niedrig liegendes Fahrwerk
erzeugt ein geringeres Kippmoment im Falle
eines blockierenden Hindernisses
Abbildung 6: Blockieren
beim Dreibahnfahrwerk
die hinteren Räder,
verhindert das Bugrad
ein Überschlagen in
der Regel
Abbildung 7: Blockiert
ein gefedertes Bugrad
kommt es zu einer
recht komplizierten
Bewegungsabfolge