Flugrevue - Februar 2017

(avery) #1

Balten-Flaggschiff


Bombardier hat die erste C Series CS300 an airBaltic übergeben. Die Kanadier
hoffen auf schwarze Zahlen ab dem Jahr 2020.

D


ie Chefs von Bombardier
empfanden es als Triumph,
und der wurde gebührend
gefeiert an diesem Novembermorgen bei
der Übergabe der ersten CS300 an air-
Baltic in Montreal. Zwei Jahre zuvor
hatten sie versprochen, die immer wie-
der verzögerte C Series 2016 auszulie-
fern – die Basisversion CS100 im zwei-
ten Quartal und die längere CS300 bis
Jahresende. Swiss hatte tatsächlich den
ersten von fünf Jets im Juli übernehmen
können. Und nun ging die größere Vari-
ante für Erstbetreiber airBaltic noch im
November an den Kunden. „Zwei unter-
schiedliche Versionen eines ganz neuen
Flugzeugs innerhalb von fünf Monaten
abzuliefern hat noch niemand in dieser
Branche geschafft, und wir haben sogar
noch einen Tag weniger als fünf Monate
gebraucht“, rief Rob Dewar, Programm-
chef und „Vater der C Series“ in den
dunklen Hangar. Dort schwenkten 1500
Mitarbeiter begeistert airBaltic-Schilder.
Dies sei ein „riesiger Meilenstein“, so
Fotos: BombardierDewar. „Jetzt bekommt die C Series

Von ANDREAS SPAETH Schwung, und das wird sich in Bestel-
lungen niederschlagen.“ Und tatsächlich,
am selben Tag, an dem airBaltic die An-
kunft ihrer ersten CS300 in Riga feierte,
konnte Bombardier erstmals seit Juni ei-
ne Neubestellung vermelden, auch wenn
das noch nicht der erhoffte Durchbruch
ist: Zwei CS300 gehen an Air Tanzania
in Ostafrika. Damit steht das Orderbuch
bei immer noch mageren 360 Festbestel-
lungen, 123 für die CS100 und 237 für
die CS300.

IST DIE BOMBARDIER CS300
DIE BESSERE A319NEO?
Bombardier-Chef Alain Bellemare gibt
sich kämpferisch und optimistisch: „Vor
einem Jahr dachten die Leute, die C Se-
ries und mit ihr Bombardier würde den
Bach runtergehen. Jetzt sehen wir einen
störungsfreien, perfekten Start in den Li-
niendienst. Was für ein Turnaround!“
Noch steckt das Mittelstreckenflugzeug
tief in den roten Zahlen, John Leahy von
Airbus brandmarkt sie sogar als „ge-
scheitertes Geschäftsmodell“. Das ficht
Alain Bellemare aber nicht an: „Bis 2020
ist die C Series profitabel“, versprach er.

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