Aero International Mrz 2017

(Nancy Kaufman) #1
3/2017 http://www.aerointernational.de 21

IntervIew


PAUL GREGOROWITSCH, CHIEF EXECUTIVE OFFICER (CEO) VON OMAN AIR


„wIr schaffen InfrastrUKtUr für Den OMan“


AERO: Herr
Gregorowitsch,
Sie haben ihre
Arbeit als CEO
von Oman Air
im Sommer
2014 aufge-
nommen und zuvor in Europa
gearbeitet. Was ist Ihnen sofort
in der Unternehmenskultur von
Oman Air aufgefallen?


PaUL GreGOrOwItsch:
Die art und weise, in der werte
wie freundlichkeit und Gast-
freundschaft im Oman gelebt
werden. Die harte Business-
kultur, die es zum Beispiel in
europa gibt, ist den Menschen
hier fremd. Im Oman ist sehr
viel auf vertrauen aufgebaut und
auf persönlichen Beziehungen.
anders als in europa ist hier
weniger wichtig, dass der eine
gewinnen und der andere ver-
lieren soll. Oman ist traditionell
ein sehr nach außen orientiertes
Land. Menschen aus dem Oman
sind immer hinaus auf die Mee-
re gesegelt. Im Oman herrscht
eine sehr offene Kultur.


Spiegelt sich das in der Philo-
sophie von Oman Air wider?
Ja, genau. aber wir wollen nicht
innerhalb kurzer Zeit mit 100
fliegern die welt erobern. wir
möchten schritt für schritt und
sehr sorgsam arbeiten. wir
verstehen uns als kleine, aber
feine airline. nachhaltigkeit ist
für uns sehr wichtig. Im Oman
ist die fluggesellschaft teil des
Landes. sie schafft Infrastuktur.


Sie haben ein Expansionspro-
gramm für die Flotte gestartet.
Beim Beginn hatte Oman Air
30 Flugzeuge. 2020 sollen es
70 Maschinen sein. Welche
Strategie steht dahinter?
Der Oman plant sehr langfristig
einen ausbau der Infrastruktur.
Die Planungen umfassen den
hafen, die eisenbahn, die auto-
bahnen und auch die flughäfen
und den Luftverkehr. Der flug-
hafen Maskat wird umfangreich
ausgebaut und erhält in diesem


Jahr ein neues terminal. Ziel
ist es dabei, neben den Ölein-
nahmen, einkünfte aus dem
Logistikgeschäft oder touris-
mus zu erzielen. Bei diesem
Bestreben spielt Oman air eine
wichtige rolle, indem touristen
in den Oman kommen, andere
fluggäste im Oman umsteigen
oder wir Luftfracht umschlagen.
Deshalb wird der flughafen
ausgebaut. Deshalb erweitern
wir die flotte.

Planen Sie die Aufnahme
neuer Routen?
Ja. wir sind gerade in china
sehr aktiv und wollen unser
streckennetz nach afrika weiter
ausbauen. wir sind sehr an
einer Zusammenarbeit mit der
Lufthansa oder auch mit turkish
airlines interessiert und versu-
chen, bilaterale Partnerschaften
weiter auszubauen. allianzen
sind für uns nicht so interessant.

Warum?
Die großen allianzen wurden
schon vor Jahren gegründet.
Ich halte dieses Konzept für
teilweise überholt. airlines
wie etihad sind nicht über die
Mitgliedschaft in allianzen groß
geworden, sondern über Joint
ventures und Partnerschaften.
Ich habe in der vergangenheit
bei fluggesellschaften gearbei-
tet, die Mitglied bei skyteam und
One world waren. Die allianzen
dienen vor allem den Interessen
der großen Mitglieder. für einen
kleinen spieler gibt es nicht
viele vorteile, die sich nicht auch
durch bilaterale abkommen
erreichen ließen.

Es gibt in Ihrer unmittelbaren
Nachbarschaft Airlines wie
Emirates, die sehr groß sind.
Wie deinieren Sie in diesem
Umfeld Ihre Rolle?
ergänzend. wir arbeiten mit
diesen airlines zusammen,
zum Beispiel im rahmen von
codeshare-vereinbarungen. wir
haben nicht die absicht, nach
australien oder in die verei-
nigten staaten zu liegen. aber

wir wollen Indien mit europa
verbinden und unsere rolle im
Mittleren Osten wahrnehmen.

Welche Trends sehen
Sie für die Zukunft?
Zum Beispiel, dass die großen
fluggesellschaften europas
ein Modell verkörpern, das
mittlerweile überholt ist. Diese
fluggesellschaften haben ein
ungeheuer schwieriges Problem
mit dem faktor arbeit. Da
spielen auch Gewerkschaften
eine wichtige rolle, gegen die
ich ansonsten überhaupt nichts
habe. aber diese Unternehmen
haben eine Kostenstruktur,
die nicht mehr den realitäten
entspricht. Da gibt es einen
riesigen Unterschied zu Qatar
airways, emirates, etihad oder
eben auch Oman air.

In Dubai oder Abu Dhabi kommt
ein großer Teil der Arbeits-
kräfte aus anderen Staaten
wie Indien, Pakistan oder aus
Europa. Wie hoch ist der Anteil
einheimischer Menschen unter
den Mitarbeitern in Ihrem Un-
ternehmen?
Bei Oman air sind von den
6600 Mitarbeitern mehr als
64 Prozent Omani.

Setzen Sie auch in der Kabine
auf omanisches Personal?
wir haben einen großen anteil
männlicher flugbegleiter. Und
dabei handelt es sich um oma-
nische Bürger. Bei den frauen
kommt nur ein sehr kleiner teil
aus dem Oman. Das ist kultu-
rell bedingt, weil frauen das
ausschenken von alkohol aus
religiösen Gründen nicht ge-
stattet ist. Deshalb ergänzen wir
das Personal durch flugbeglei-
terinnen aus dem fernen Osten
und aus europa. Insgesamt
haben wir 40 Prozent männliche
flugbegleiter und 60 Prozent
weibliche. etwa 12 Prozent der
frauen sind omanische Bürge-
rinnnen. ansonsten ist der anteil
der frauen unter den Mitarbei-
tern insgesamt bei Oman air mit
über 30 Prozent sehr hoch. Der

Großteil kommt aus dem Oman.
Zahlreiche frauen arbeiten als
Ingenieure und auf leitenden
Positionen.

Wie sieht es im Cockpit aus?
Da haben wir fast 90 Prozent
Omani. Darunter auch zahl-
reiche Pilotinnen. auch in der
wartung sind 93 Prozent der
Menschen, die für uns arbeiten
aus dem Oman. es gibt aber
auch noch Bereiche, in denen
viele Menschen zum Beispiel
vom indischen subkontinent
arbeiten, etwa im It- oder
finanzbereich. Das ist ein er-
ziehungsprozess für den Oman.
Das Land hat eine unglaublich
junge Bevölkerung. Die Mehrheit
der Menschen im Oman ist unter


  1. als nationale fluggesell-
    schaft des Landes hat Oman air
    verschiedene große aufgaben:
    Dazu gehört, einen Beitrag zur
    wirtschaft des Landes zu leisten
    und den Oman zu promoten, die
    omanischen Unternehmen zu
    unterstützen und dafür zu sor-
    gen, das Omanis eine Zukunft
    in ihrer heimat haben können.
    wir möchten nicht, dass jungen
    Menschen auswandern müssen,
    weil sie im eigenen Land keine
    Zukunft inden.


Der Wunsch, besonders
Menschen aus dem Oman zu
beschäftigen, gilt auch für das
Management?
sie können davon ausgehen,
dass auch mein nachfolger als
ceO des Unternehmens ein
Omani sein wird.

fOtOs: OMan aIr (4), DIetMar PLath

Paul Gregorowitsch ist seit
sommer 2014 chief executive
Oficer (ceO) von Oman air.
Der niederländer blickt auf
eine umfangreiche erfahrung
in der Luftfahrtwirtschaft
zurück. von 2011 bis 2014
war er vertriebschef von air
Berlin, davor Präsident und
ceO der fluggesellschaft
Martinair. Bei air france/KLM
bekleidete er eine ganz reihe
von Management-Positionen.

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