Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1
Hs 129 B-2 mit MK 113 A bestückt und beim
Erprobungskommando getestet werden. Pa-
rallel dazu will man die Einbaumöglichkeit
der MK 113 A in der Fw 190 F-8 prüfen. Das
ist der eigentliche Entwicklungsstart für die-
se neue Waffe bei der Focke-Wulf Fw 190.

Rohre in der Tragfläche
Man muss also jetzt zweigleisig fahren. Zum
einen ist es 45notwendig, eine auf die Fw 190
zugeschnittene Waffe zu entwickeln. Zum
anderen braucht man ein geeignetes Auslöse-
gerät. Rheinmetall Borsig beginnt mit der
Konstruktion der Waffe und der Munition,
sie wird jetzt als Sondergerät SG 113 bezeich-
net und bekommt, wie mittlerweile üblich,
einen Decknamen: Förstersonde. Anders als
bei der Hs 129 kommt der Rumpfeinbau bei
der Fw 190 nicht infrage, weil anzunehmen
ist, dass Wirbelbildung Seiten- und Höhenru-
der beeinflussen könnte. Die Anlage soll
stattdessen in die Tragfläche kommen, je-

weils ein Gerät links und rechts. Die Waffe
selbst ist so konzipiert, dass sie beim Überflie-
gen von gepanzerten Zielen in einer Höhe
von maximal 50 Meter automatisch durch
Sonden ausgelöst wird.
Bei der Fw 190 will man diese Sonden
links und rechts anstelle der Außenwaffen
platzieren. Die Waffe selbst hat ein Kaliber
von 7,7 Zentimetern, die Rohrlänge liegt bei
160 Zentimetern. Die Rohre sind um 15 Grad
nach hinten unten geneigt. Rohr und Patrone
wiegen zusammen 67 Kilogramm. Vorgese-

hen ist, je Flügelseite zwei verkleidete Rohre
in die Tragfläche einzulassen. Bereits bei den
ersten Tests zeigt sich die beachtliche Wirkung
der Geschosse, je nach Trefferwinkel können
sie eine 40 Millimeter starke Panzerung bei
60 Grad und 50 Millimeter bei 75 Grad Auf-
schlagwinkel glatt durchschlagen beziehungs-
weise stark deformieren. Jetzt geht es darum,
diese Schüsse auch direkt ins Ziel zu bringen.
Alles hängt von den Sonden ab.

Knifflige Aufgabe
Um den Mechanismus zu aktivieren, kom-
men zwei Möglichkeiten infrage: Der Schuss
lässt sich entweder magnetisch oder elektro-
statisch auslösen. Beide Varianten wollen die
Ingenieure nun parallel entwickeln. Für die
elektrostatische Methode ist die Luftfahrtfor-
schungsanstalt Braunschweig (LFA) unter Dr.
Paul Hackemann und Professor Theodor
Rossmann zuständig, während sich die For-
schungsanstalt Graf Zeppelin (FGZ) unter

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Löste die Ju 87 als Schlachtflieger im Frühjahr
1944 ab: Fw 190 F-8. Auch sie sollte mit dem
neuen Apparat ausgestattet werden

Diese schematische Darstellung des Übungspanzers stellt dar, wie gut
die SG-113-Geschosse trafen

Diese FW-Werkgrafik zeigt
den Einbau des SG 113 in
die Fläche der Fw 190

Technische Details – SG 113


Kaliber 77 mm
Rohrlänge 160 cm
Rohrgewicht 48 kg
Geschossgewicht 1,9 kg
Sprengladung 18 g
Ausgleichsknüppel 10 kg
Zündung elektrisch

TECHNIK »Förstersonde«

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