Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1

TECHNIK »Förstersonde«


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schlossen. Nun ist es dringend nötig, weitere
Schussversuche durchzuführen, um Erfah-
rungswerte zu bekommen hinsichtlich Treff-
und Zielgenauigkeit, geflogener Flughöhe
und so weiter. Alles ist abhängig von der ver-
besserten Munition.

Beschädigung durch Knallwelle
Gleichzeitig wies das FGZ aber noch auf eine
Besonderheit hin. Bei den Schießversuchen
zeigte sich, dass durch die Knallwelle die
Flugzeugzelle erheblich beansprucht wurde.
Das Kabinenfenster erlitt dabei Schäden und
auch das Steuerrelais für den Fahrwerkmo-
tor fiel zweimal hintereinander aus, sodass
man es auswechseln musste.
Das FGZ schlug aufgrund der gesammel-
ten Erfahrungen vor, weitere Schießversuche
in Böblingen vorzunehmen, sobald die neue
Munition eintrifft. Ebenso bald sollte schnells-
tens eine zweite Fw 190 mit den vorhandenen
Geräten ausgerüstet werden, um entspre-
chende Schießversuche in Tarnewitz durch-
führen zu können. Außerdem wollte das FGZ
jetzt die notwendigen Prüfgeräte für die
Überwachung der serienmäßigen Fabrikation
entwickeln und zudem solche Geräte, die zur
laufenden Kontrolle der Apparatur bei der
Truppe notwendig waren.
Bei den weiteren Tests kommt es zu einer
folgenschweren Panne. Der zweite Versuchs-
träger fliegt von Langenhagen zur waffen-
technischen Erprobungsstelle Tarnewitz. Laut
Focke-Wulf ging die Werknummer 933425 für
weitere Tests schon am 6. Dezember 1944 zur
E’Stelle. Dort steht die Fw 190 vier Wochen
unbenutzt herum. Trotz Absprache trifft der


  1. Erprobungsträger damit nicht wie zugesagt
    bei der FGZ ein. Man fordert das FGZ sogar
    auf, ihre Geräte in Tarnewitz einzubauen.


Das ist aber nicht ohne Weiteres möglich.
Zum einen ist abzuklären, ob die Installation
in dem zweiten Versuchsträger in gleicher
Weise wie bei der ersten Maschine möglich
ist. Außerdem sind für den Umbau eine Reihe
von Messinstrumenten und Einrichtungen
notwendig, die es in Tarnewitz gar nicht gibt.

Anlage ist serienreif
Das FGZ schlägt daraufhin vor, dass der be-
treuende Ingenieur der E’Stelle nach Nellin-
gen kommen solle, um am Einbau der Geräte
in die zweite Maschine und anfangs auch an
den Testflügen teilzunehmen; das würde ihn
in die Lage versetzen, anschließend die wei-

tere Erprobung in Tarnewitz mit ersten Erfah-
rungswerten fortführen zu können. Das Gan-
ze soll innerhalb von acht Tagen stattfinden.
Im Verlauf der weiteren Erprobungsflüge mit
Geschwindigkeiten von 500 km/h funktio-
niert die Anlage mit Sonden und Auslösege-
rät einwandfrei. Das größte Problem ist jetzt
noch die Munition. Bei der bisher verwende-
ten Munition lagen die Treffer bestenfalls an
der Hinterkante des Panzers oder gar bis zu
zwei Meter dahinter. Als die neue Munition
dann endlich am 5. Februar 1945 in Stuttgart-
Ruit eintrifft, lässt sich deren Wirksamkeit
nicht überprüfen, weil der einzige Versuchs-
pilot Flugverbot hat. Gleichzeitig teilt Rhein-

Voderansicht der Fw 190 F-8 mit der neu-
artigen SG-113-A-Anlage links und rechts
im Flügel. Noch sind die Flügelbomben-Träger
angebaut und die Sonden fehlen

Die Sichtverhältnisse beim Gerät SG 113 im Flügel. In der Zeichnung heißt es: »13.10.44: ein Flug-
zeug bei Graf Zeppelin, z. Zt. wird Rohr noch abgesprengt, Umstellung auf Rollenführung in Arbeit«
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