Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1
Um eine abschließende Entscheidung fäl-
len zu können, forderte man Messerschmitt
und Focke-Wulf dazu auf, Unterlagen für ei-
nen direkten Vergleich auszuarbeiten, die am


  1. August 1943 dem Reichsluftfahrtministe-
    rium vorgestellt wurden. Diese wiesen für
    die etwas leichtere Me 209 einen deutlich ge-
    ringeren Fertigungs- und Materialaufwand
    gegenüber der Ta 153 aus. Doch hatte Focke-
    Wulfs Entwicklungschef Kurt Tank mit der
    Fw 190 D und ihrem Jumo-213-Antrieb die


Nase vorne, da diese schnell zu verwirkli-
chen war und nur maximal 15 Prozent an
Neuteilen benötigte. Der Großteil der Bauele-
mente konnte aus der A-Serie der Focke-Wulf
Fw 190 übernommen werden. Tanks Jäger-
Bemühungen sollten lletzten Endes in der he-
rausragenden Ta 152 münden.

»Teures« Gerangel
Trotzdem entstanden bei Messerschmitt noch
zwei Versuchsmuster der Me 209: die am 3.
November 1943 erstmals geflogene V5 mit
DB 603 G sowie die V6 mit etwa gleich star-
kem Jumo 213 E, die am 22. Dezember 1943
zum Jungfernflug abhob.
Zu diesem Zeitpunkt war das Baupro-
gramm jedoch bereits seit fast einem Monat
endgültig gestoppt und das Muster für den
Export freigegeben. Der als Ersatz für die Me
309 geplante Verkauf der Me 209 nach Japan
kam nie zustande.
Schlussendlich kostete das Gerangel zwi-
schen Messerschmitt und Focke-Wulf um
den neuen Standardjäger mit Kolbenmotor
äußerst wertvolle Zeit, da gerade die forcier-
ten Bomberangriffe der US Air Force die
deutschen Jagdeinheiten forderten wie nie
zuvor – Tendenz steigend. n

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Die Me 209 V5 mit DB 603 im Winter 1943/44. Die Verwandtschaft zur Bf 109 ist offensichtlich. Mit
den Me 209 der Rekordflugzeugentwicklung hatte der Typ außer der Bezeichnung nichts gemein

hingegen für die Me 209 II neu entwickelt. Die
Grundbewaffnung mit zwei MG 131 und ei-
ner MK 108 war identisch mit späten Bf 109 G.
In Sachen Motorisierung griff man auf
das 1900 PS leistende Einheitstriebwerk DB
603 G mit 44,5 Liter Hubraum zurück, das
1942 in Produktion ging.
Doch richtete sich zu dieser Zeit das
Hauptaugenmerk der Messerschmitt-Ent-
wicklungsmannschaft noch auf die Me 309,
die lange als Folgemodell der Bf 109 gedacht
war. Erst mit dem offiziellen Programmende
der Me 309 am 23. Januar 1943 rückte die ein-
facher und billiger zu realisierende Me 209
V5 in den Fokus. Schließlich sollten an die 50
Prozent ihrer Komponenten aus der Bf-109-
G-Produktion kommen.
In aller Eile sollte nun mit den Vorberei-
tungen zur Serienproduktion begonnen wer-
den, notfalls auch mit Behelfswerkzeugen.
Anfang April 1943 fand die Projektübergabe
an das RLM statt, wobei fünf Prototypen und
40 bis 60 Vorserienflugzeuge vorgesehen wa-
ren. Den Beginn des Großserienbaus plante
man für Dezember 1943.


Frische Ideen
Dass es nicht dazu kam, war unter anderem
den innovativen Ideen Adolf Gallands zu ver-
danken. Der General der Jagdflieger schlug
vor, Messerschmitts Fertigungskapazitäten
vollends auf den neuen Strahljäger Me 262 zu
konzentrieren, auf den er große Stücke hielt.
Die Produktion von Kolbenmotorjägern sollte
sich Gallands Meinung nach auf die Focke-
Wulf Fw 190 beschränken, insbesondere, da
sich bei Focke-Wulf mit den Typen Fw 190 D
und Ta 153, beide mit V-12-Motor, vielver-
sprechende Kolbenmotorprojekte in der Ent-
wicklung befanden.
Am 25. Mai 1943 ließ Generalluftzeugmeis-
ter Erhard Milch die Me 209 von der Produk-
tionsliste streichen. Auf Messerschmitts Drän-
gen hin befahl jedoch Adolf Hitler gut einen
Monat später die erneute Aufnahme der
Me 209 in die Produktionsplanung des RLM.


Technische Daten – Me 209 II


Me 209 V5 (II)
Einsatzzweck einsitziges Jagdflugzeug
Antrieb Daimler-Benz DB 603 G, V-12-Zylinder-Motor
Startleistung 1900 PS bei 2700 U/min
Kampfleistung 1560 PS bei 2700 U/min
Spannweite 10,95 m
Länge 9,24 m
Höhe 4 m
Flügelfläche 17,20 m²
Leergewicht 3339 kg
Abfluggewicht 4085 kg
Flächenbelastung 237,5 kg/m²
Höchstgeschwindigkeit ca. 680 km/h
Dienstgipfelhöhe 11 000 m
Bewaffnung 2 x MG 131 – 13 mm, 1 x MK 108 – 30 mm

Schon vor dem Aus für die Me 209 hatte Messerschmitt die Absage für die seit 1941 in der
Entwicklung befindliche Me 309 zu verschmerzen
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