heumaps0517

(Ben Green) #1

Optimisten leben länger


Ist für Sie das Glas eher halbvoll als schon halbleer?
Sieht die Zukunft in Ihren Augen rosig aus? Dann
leben Sie vielleicht länger als ein missmutiger Mit-
mensch. Wer positiv nach vorne blickt, stirbt seltener
an typischen Volkskrankheiten, legt nun eine um-
fassende Studie der Harvard-Universität nahe.
Die Sozialwissenschaftler werteten die Daten von
mehr als 70 000 Frauen aus den USA aus. Diese wur-
den zwischen 2004 und 2012 alle zwei Jahre zu ihrem
Befinden und aktuellen Beschwerden befragt, aber
auch danach, wie optimistisch sie durchs Leben ge-
hen. Zu Beginn der Studie waren die Frauen im
Durchschnitt bereits 70 Jahre alt. Die meisten hatten
gesundheitliche Probleme wie etwa einen hohen Cho-
lesterinspiegel, Bluthochdruck oder Diabetes. Einige
hatten einen Schlaganfall hinter sich, oder bei ihnen
war Krebs diagnostiziert worden.
Ob diese Erkrankungen auftraten und zum Tode
führten, hing, wie sich zeigte, auch mit der Lebensein-
stellung zusammen. Frauen, die von sich sagen konn-
ten: „Selbst in unsicheren Zeiten rechne ich meist
mit dem Besten“, waren besser geschützt als jene, die
eher skeptisch durchs Leben gingen. Die Frauen mit
dem stärksten Optimismus hatten in den folgenden

Jahren ein um 38 Prozent geringeres Risiko als sehr
pessimistische Frauen, an einer Herzkrankheit oder
einem Schlaganfall zu versterben. Auch starben sie
um 37 Prozent seltener an einer Lungenerkrankung
und um 16 Prozent seltener an Krebs.
Dies hing nicht davon ab, ob die Frauen aus bes-
serem Hause stammten, gut ausgebildet waren, sich
gesünder ernährten, Sport trieben oder zu Beginn
gute Cholesterin- und Blutdruckwerte aufwiesen. Die
Daten zeigen: Diese Faktoren halfen auch, gesund zu
bleiben. Doch mit Zuversicht verstarben sowohl die
gesund als auch die weniger gesund lebenden Frauen
seltener an einer der Volkskrankheiten.
Die Forscher vermuten, dass Optimismus einen
„direkten Einf luss auf das biologische System hat“.
Frühere Studien hätten bereits gezeigt, dass Daseins-
freude die Immunabwehr stärkt und Männer wie
Frauen vor Herz-Kreislauf-Schäden schützt. Die Au-
toren empfehlen deshalb, den positiven Blick nach
vorn zu trainieren, etwa indem man sich seine Zu-
kunft besonders rosig ausmalt und das einfach mal
aufschreibt. JANA HAUSCHILD

DOI: 10.1093/aje/kww182

KÖRPER&SEELE


REDAKTION:
THOMAS SAUM-ALDEHOFF

Positive Lebensein-
stellung: „Selbst in
unsicheren Zeiten
rechne ich meist mit
dem Besten“
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