PSYCHOLOGIE HEUTE 05/2017
In Zeiten des Populismus und seines Bluts-
bruders Terror suchen Leitartikler gera-
d e z u k r a m p f h a f t n a c h G e g e n m i t t e l n u n d
Lösungsansätzen. Ökonomen, Soziolo-
gen, Politologen und Historiker kommen
zu Wort; die Vorschläge reichen vom ar-
beitsfreien Grundeinkommen bis zur
Obergrenze für Einwanderer.
Psychologen werden selten gefragt,
obwohl oder vielleicht gerade weil ihre
Forschung ziemlich genau das Gegenteil
einer populistischen Argumentation
darstellt. Im Populismus geht es darum,
differenzierte Gefühle zu verleugnen und
primitive Größenvorstellungen mit den
„schnellen“ Affekten von Angst und Wut
zu verbinden. In der Psychologie wird die
Notwendigkeit des langsamen Vorgehens
und der gründlichen Untersuchung be-
tont. Das schnelle Denken braucht, um
nicht in die Irre zu gehen, ein gründliches
Verständnis der zugrunde liegenden
Emotionen.
In den kleinen politischen Schriften
von Tilmann Moser wird deutlich, wozu
eine offene, soziologisch und historisch
neugierige Psychoanalyse fähig ist und was
sie dazu beitragen kann, sich gelassener
mit Zeiterscheinungen zu beschäftigen.
Moser ist ein unabhängiger Geist. Er
schwimmt schon seit Jahren gegen den
Mainstream der Psychoanalyse, indem er
Gestalt- und Körpertherapie in seine Be-
handlungen einbezieht und immer wieder
die Verbindung zwischen dem Therapeu-
tischen, Geschichtlichen und Gesell-
s c h a f t l i c h e n h e r s t e l l t. E r s p r i c h t , o h n e e i n
Blatt vor den Mund zu nehmen, über die
Verwüstungen, welche Nationalsozialis-
mus und Pietismus nicht nur allgemein,
sondern auch ganz speziell in seiner Le-
bensgeschichte angerichtet haben. So trai-
niert, kann er auch die Frage nach der
Schamlosigkeit und den Geltungsbedürf-
nissen in den Mohammed-Karikaturen
bei Charlie Hebdo stellen, die der grausa-
me Mord an den Redakteuren nicht aus
der Welt schafft. Nicht alles, was Terro-
risten angreifen, ist deshalb schon gut.
Und umgekehrt, das zeigt Moser in einer
Analyse der „Edathy-Hatz“, sind die Mo-
tive der Jäger eines Verdächtigen ebenso
kritisierbar wie dessen Verhalten.
Die Psychoanalyse war schon immer
auch eine Wissenschaft der menschlichen
Ve r l e t z l i c h k e i t. G e ä n d e r t h a t s i c h ü b e r d i e
Generationen von Analytikern von Freud
über Melanie Klein zu Heinz Kohut, Ot-
to Kernberg und auch Tilmann Moser die
Bl ic k r ic ht u ng : E s ge ht n ic ht me h r u m d ie
unterdrückten Wünsche und die trieb-
feindliche Strenge der Kultur, sondern um
die frühen Beschädigungen der seelischen
Entwicklung durch verweigerte Empathie.
Aus den traumatisierten Kindern werden
Erwachsene, die ihre Affekte nicht anneh-
men können. Sie sind depressionsgefähr-
det, gieren nach einfachen Lösungen und
können es nicht ertragen, dass (Liebes-)
Beziehungen ohne Konf likt und die Ver-
arbeitung von Ambivalenzen nicht zu
haben sind. Mosers Buch greift dieses
Thema in vielen Facetten auf und berührt
darüber hinaus durch die Bereitschaft des
Autors, über seine eigenen Gefühle zu
schreiben – über die Gefahren des Schei-
terns, wenn ein überlastetes Ich nach
hastigen Lösungen greift, aber auch über
die Chancen des Gelingens, wenn solche
Fehler des Denkens und Tuns verstanden
werden. WOLFGANG SCHMIDBAUER
Hastige Lösungen
Tilmann Moser diskutiert aktuelle politische Vorgänge
aus psychoanalytischer Perspektive
Tilmann Moser:
Kleine politische Texte.
Psychosozial, Gießen 2016,
123 S., € 16,90
Deutscher Psychologen Verlag GmbH
Am Köllnischen Park 2 · 10179 Berlin
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