Garten Flora Mai 2017

(sharon) #1

Wassergarten


54 Gartenflora-Praxis 5 | 17


Juwelen aus Fernost


Koi –


fotos: Christian Gehler (2), Pr JBl (3).

text: Karin Wachsmuth

Ursprünglich nur japanischen


lieb habern vorbehalten, haben


Koi karpfen in den letzten Jahrzehnten


nicht nur in england und nordamerika,


sondern auch in Deutschland


immer mehr freunde gefunden.


D


ie bunten Zierfische sind wegen ihrer
vielfältigen Farben und Zeichnungen

begehrt: Es gibt Hunderte von Varianten,


die gemäß ihren Farbmustern mit blumigen
japanischen Bezeichnungen belegt werden:


„Ochiba Shigure“ etwa bedeutet „Herbst-


laub auf dem Wasser“. In Japan gelten Koi


als Glücksbringer: Ihre Kraft und Fähig-
keit, in Gewässern starken Strömungen zu


trotzen, machen sie zum Sinnbild für Ziel-


strebigkeit und Ausdauer.


In Deutschland sind Koi in Zoogeschäften,
im gut sortierten Gartenfachhandel sowie


bei speziellen Koihändlern erhältlich. Auch


wenn besonders gefärbte, ältere Exemplare


so teuer wie ein Klein wagen sein können,
ist das Hobby mittlerweile für die meisten


Gartenteichbesitzer erschwinglich geworden.


Stattliche Tiere gibt es schon im unteren


dreistelligen Bereich, und Gruppen mit
fünf bis zehn Jungtieren sind für unter


100 Euro zu haben. Neben dem Farben-


reichtum ist die erstaunliche Anhänglich-


keit der Karpfen eine weitere Besonderheit:


Nach einer Eingewöhnungsphase erkennen
die Koi ihre Besitzer am Tritt und an der
Schrittgeschwindigkeit, sobald sie sich dem
Teich nähern. Sie warten dann am Rande
des Gartenteichs auf ihre Versorger, lassen
sich mitunter sogar gerne streicheln. Bei
Fremden dagegen bleiben sie in der Teich-
mitte oder tauchen sogar ab. Koikarpfen
sind sehr soziale Wesen, für eine artgerechte
Haltung sollte man sie immer in Gruppen
schwimmen lassen.

teiche für Koikarpfen


Man kann sie gut bei hiesigem Klima in
Gartenteichen halten, sofern einige Voraus-
setzungen erfüllt sind: Die Tiere überstehen
selbst kalte Winter problemlos, wenn der
Teich mindestens 1,80 bis 2 m tief ist. Dann
kann er nicht bis auf den Grund zufrieren,
andererseits bleibt das Wasser auch in hei-
ßen Sommern angenehm temperiert. Beim
Bau sollte man auf steil abfallende Teich-
wände achten. So kann man seinen Tieren
auch in kleineren Gärten ein ausreichend
großes Teichvolumen bieten. Gleichzeitig
schützt diese Bauweise vor Feinden, etwa
vor Katzen und vor allem vor Reihern, die
den „dicken Happen“ gerne im Uferbereich
auflauern. Zu einem funktionierenden
Koi-Domizil gehört natürlich auch eine
leistungsfähige Reinigungstechnik, welche
organische Schwebstoffe und Nährstoff-

partikel aus dem Wasser herausfiltert. Das
verhindert übermäßiges Pflanzen- und
Algenwachstum, was sauerstoffzehrende
Abbauprozesse bei deren Zersetzung zur
Folge hätte. Ein Fiasko für die gewichtigen
Fische, die auf sauberes, sauerstoffreiches
Wasser angewiesen sind! Die Teichfilter-
und Teichpumpen-Technik ist heute so
ausgereift, dass in einem 10 000-Liter-
Teich bis zu 20 ausgewachsene Koi gute
Bedingungen vorfinden. Gerade an der
Gartenteich-Hightech sollte man nicht
sparen: Ein gesunder Zierkarpfen kann
schließlich 30 bis 50 Jahre alt werden!
Ein Gewässer für Koi, ob nun im asiatisch-
japanischen oder im klassisch-europäischen
Stil eingerichtet, sollte schon fertig angelegt
sein, bevor die wertvollen Tiere Einzug
halten. Dann sind alle Installationen für die
Teichhygiene abgeschlossen, die Technik
wurde bereits mehreren Testläufen unter-
zogen. Die Mikrobiologie des Teichwassers
sollte sich innerhalb von zwei bis vier
Wochen stabilisiert haben. Die Bepflanzung
der Uferzonen – idealer weise unerreich -
bar für die ge fräßigen Karpfen angelegt –
konnte schon etwas einwurzeln. Ist eine
Unterwasser vegetation vorgesehen, zum
Beispiel mit Hornkraut, Wasserstern oder
Wasserpest, wird der Teichbesitzer von Zeit
zu Zeit neue Pflanzen einbringen müssen,
denn nichts ist vor dem großen Appetit der
Zierfische sicher. KARIN WAcHSMUTH
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