RUANDA 69
Ruandas Verfassung
fordert: 30 Prozent der
Abgeordneten müssen
weiblich sein. Heute
hat Ruandas Parlament
mit 61 Prozent den
höchsten Frauenanteil
weltweit (das Foto
oben zeigt 33 von
insgesamt 49 Frauen).
Auch das Oberste
Gericht ist mehrheitlich
mit Frauen besetzt.
len, um das Führungsvakuum zu
füllen. Sie stellten nunmehr 80
Prozent der Bevölkerung. Unter-
stützt von Frauengruppen aus der
Zivilgesellschaft erließ das Parla-
ment einige der frauenfreundlichs-
ten Gesetze weltweit.
So dürfen weibliche Angehörige
bei Fehlen eines Testaments seit
1999 Grundbesitz erben. Auf diese
Weise wurden die Töchter, die zuvor
ihren Brüdern gegenüber benach-
teiligt waren, zu Landbesitzerin nen.
Andere Reformen ermöglich ten es
Frauen, ihr Land als Sicherheit ein-
zusetzen, wenn sie einen Kredit auf-
nehmen wollen. Die Mädchenbil-
dung bekam hohe Priorität: Es gab
Unterstützung dabei, einen Col-
lege-Abschluss zu machen und
Anreize, auch traditionell männlich
dominierte Fächer zu studieren.
Früher wurden Frauen in Ruan-
da als Eigentum betrachtet. Ihre
Hauptfunktion bestand darin, Kin-
der zu bekommen. Heute müssen
laut Verfassung mindestens 30 Pro-
zent aller Abgeordneten Frauen
sein. Seit 2003 hat Ruanda durchge-
hend den weltweit größten Frauen-
anteil im Parlament – aktuell sind
es 61 Prozent (in Deutschland sind
es 30,7 Prozent). Vier der sieben
Richter am Obersten Gerichtshof
sind Frauen, darunter auch die Stell-
vertretende Oberste Richterin. In
Ruandas Kabinett sind zwölf von
26 Posten mit Frauen besetzt.
Die Präsidentschaft indes bleibt
eine Männerdomäne: Amtsinhaber