Handelsblatt - 01.11.2019

(Brent) #1

Hohe Renditen, starke Schwankungen
Ausgewählte Immobilien-Aktienfonds


Fonds
ISIN

Fondsvolumen
Anbieter in Mio. Euro
Janus Henderson Hrzn Glbl Pty Eqs A2 EUR

Nordea 1 - Global Real Estate BP EUR


HSBC GIF Global Real Estate Eq AD


NN (L) Global Real Estate P Cap EUR


DPAM INVEST B Real Estate Eurp Div A Dis


MS INVF Global Property A


LU0264738294


LU0705259769


LU 63227579


LU0250 72 85


BE62 3828088


LU0266 43 2


Janus Henderson


Nordea


HSBC


NN Investment Partners


Degroof Petercam


Morgan Stanley


755,1


890,6


1 092,1


450,2


429,1


786,3


24,68


23,15


18,54


18,51


10,81


10,51


% % % % % %

11,55

10,98


-*


6,70


10,56


35,40


%


%


%


%


%


Rendite in Prozent
1 Jahr 5 Jahre p.a.

HANDELSBLATT *Wurde erst 2015 aufgelegt • Quelle: Morningstar Direct


marktentwicklung entkoppeln. Langfristig aber
orientiert sich die Wertentwicklung an den Immobi-
lien, die in dem Firmen stecken“, sagt Helmut Kurz,
Leiter Immobilienaktien bei Ellwanger & Geiger. Vie-
len Analysten gilt der Net-Asset-Value, also der Ver-
mögenswert der Immobilien nach Abzug der Schul-
den, als Orientierung für den Aktienkurs.
Wohl und Wehe hängen vor allem bei Wohnim-
mobilienfirmen außer vom Geschick des Vorstands
von der Regulierung ab, wie aktuell der Berliner
Mietendeckel zeigt. So haben Wohnimmobilien-Ak-
tien mit Berlin-Fokus stark verloren. Der Kurs von
Deutsche Wohnen oder ADO Properties ist seit Jah-
resbeginn um rund ein Fünftel eingebrochen – in ei-
ner Zeit, in der die Aktienmärkte deutlich stiegen.
Experten raten Privatanlegern ohnehin zu breit
aufgestellten Aktienfonds, um die Risiken zu streu-
en. Einen in Deutschland zugelassenen Fonds, der
nur auf deutsche Immobilienaktien setzt, nennt das
Fondsanalysehaus Morningstar zwar nicht. Aller-
dings gibt es viele Produkte, die in Firmen aus
Europa, Asien & Pazifik oder gar der ganzen Welt in-
vestieren. Anleger sollten sich aber mit der Zusam-
mensetzung der Fonds beschäftigen, rät Ali Masar-
wah, Analyst bei Morningstar: „In vielen der Euro-
pafonds machen britische Firmen oft 20 bis 30
Prozent aus.“ Darunter habe die Entwicklung der
Fonds gerade mit Blick auf den Brexit gelitten.
Dennoch: Mit Immobilienaktienfonds haben Anle-
ger zuletzt einen besseren Schnitt gemacht als mit of-
fenen Immobilienfonds, wie eine Übersicht der
größten aktiv gemanagten global und europaweit an-
legenden Produkte zeigt (Grafik). In den vergange-
nen fünf Jahren erreichten Anleger bis zu zweistelli-
ge jährliche Renditen. Auch bei Immobilien gibt es


die kostengünstigeren börsengehandelten Index-
fonds, ETF. Der iShares Developed Markets Property
Yield UCITS ETF, der in den vergangenen fünf Jahren
jährlich 7,4 Prozent Rendite schaffte. Die passiven
Fonds sind aber alle stark US-lastig, wie Kurz von Ell-
wanger & Geiger sagt – das müssten Anleger wollen.
REITs
Wer sich nach Immobilienaktien umschaut, wird
auf das Kürzel REIT stoßen, das für „Real Estate In-
vestment Trust“ steht. Dahinter verbirgt sich ein
börsengehandeltes Immobilienportfolio. Es gilt als
Alternative zum Immobilienfonds. REITs sind vor al-
lem im angelsächsischen Raum verbreitet. „Offene
Immobilienfonds, wie wir sie in Deutschland ken-
nen, gibt es in vielen anderen Ländern in dieser
Form nicht“, erklärt Sebastian von Irebs. REITs
müssen auf ihr Kerngeschäft keine Körperschaft-
und Gewerbesteuer zahlen, unterliegen aber ande-
ren strikten Regelungen, etwa beim Verschuldungs-
grad, erklärt Kurz von Ellwanger & Geiger. Außer-
dem müssen sie einen Großteil ihres Gewinns aus-
schütten. Der gut 1,2 Billionen US-Dollar schwere
Reit-Markt entfällt zu gut der Hälfte auf die USA. Ja-
pan macht elf Prozent aus, Hongkong acht Prozent.
Europa gilt in Sachen REITs als weniger entwickelt,
zumal Anleger diese bislang wohl weniger nachfra-
gen. In Deutschland zählt Ellwanger & Geiger nur
fünf REITs mit einer Marktkapitalisierung von 4,2
Milliarden Euro.
Diese börsennotierten Immobilienportfolios bö-
ten jedoch recht attraktive Ausschüttungen, zu-
gleich auch Wachstumspotenzial und höhere Rendi-
ten als direkte Immobilieninvestments, meint
Fondsmanager John Creswell vom US-Vermögens-

verwalter Duff & Phelps. Mit durchschnittlich 3,5
Prozent Ausschüttung im Jahr rechnet er vor Kos-
ten. In den vergangenen fünf Jahren erreichte sein
Fonds Nordea Global Real Estate mit Schwerpunkt
US-REITs und -Immobilienaktien rund zwölf Pro-
zent Rendite. Der globale Branchenindex FTSE Na-
reits All REITs erreichte zehn Prozent. Creswell hält
amerikanische REITs derzeit für unterbewertet. So
gebe es trotz einer noch immer robusten US-Kon-
junktur mit gutem Wachstum, niedrigen Zinsen und
starkem Arbeitsmarkt keinen Aufschlag bei der Be-
wertung von REITs gegenüber dem Nettovermö-
genswert. Üblich sei dagegen ein Aufschlag von
zehn bis 15 Prozent. Neben US-REITs findet Cres-
well auch Immobilienportfolios in Japan attraktiv.
Deutschland gewichtet er unter, zumal die wenigen
Firmen teuer seien.
Wer direkt in REITs investieren will, sollte sich
mit den dahinterstehenden Immobilienportfolios
beschäftigen, was angesichts regionaler Unterschie-
de aufwendig ist. Einfacher ist es, auf globale Fonds
oder ETFs zu setzen.

Crowdinvesting
Üppige Renditen, nicht selten zwischen fünf und
sieben Prozent, versprechen neue Investment-Platt-
formen wie Exporo, Bergfürst oder Zinsbaustein.
Dort können Anleger Geld in einzelne Projekte in-
vestieren, zumeist Neubauentwicklungen. Die Bei-
träge liegen meist bei mehreren Hundert Euro, sind
aber auf maximal 1 000 Euro pro Projekt begrenzt.
Wer frei verfügbares Vermögen über 100 000 Euro
besitzt, darf bis zu 10 000 Euro investieren. Das
Grundprinzip ähnelt der Mezzanine-Finanzierung,
ein bei Profiinvestoren beliebtes Instrument der Im-
mobilienanlage. Dabei finanzieren Investoren ein
Immobilienprojekt, um so eine Lücke zwischen
Bankdarlehen und Eigenkapital zu schließen. Für
Mezzanine-Finanzierungen lockten laut dem FAP
Mezzanine-Report Renditen zwischen fünf und 15
Prozent.
Die Renditen beim Crowdinvestment liegen leicht
darunter. Dem stehen jedoch hohe Risiken gegen-
über. Groß geworden sind Crowdinvesting-Portale
mit Nachrangdarlehen: Im Falle einer Insolvenz
werden die Schwarmfinanzierer also erst nach Kre-
ditgebern wie Banken bedient. Im Zweifel droht der
Totalverlust des eingesetzten Kapitals. In Deutsch-
land hat es bei Projekten, die über Crowdinvesting
finanziert wurden, bislang vier Insolvenzfälle gege-
ben. Inzwischen bieten die Plattformen statt Nach-
rangdarlehen nun häufiger Anleihen an, die sie für
sicherer halten. Crowdinvestments spielen bisher
eine geringe Rolle, 155 Millionen Euro wurden im
ersten Halbjahr 2019 eingesammelt. Kritiker wie Se-
bastian von Irabs monieren, dass sich Anleger sel-
ten der hohen Risiken einzelner Projekte bewusst
seien, in die sie investierten. Er hält Crowdinvest-
ments für eine Art „Roulette“.

Aufwertun -
gen im
Bestand
werden sich
in den
nächsten
Jahren wohl
abschwächen.
Sonja Knorr
Analystin

 
      
 
 



   
 
 


  


 
 

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Private Geldanlage


WOCHENENDE 1./2./3. NOVEMBER 2019, NR. 211^35

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