Die Welt Kompakt - 18.11.2019

(Tina Sui) #1

SPORT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MONTAG,18.NOVEMBER2019 SEITE 26


A

m Ende, als alles getan
und die Qualifikation
für die EM 2020 gesi-
chert war, bekamen die
Spieler der deutschen National-
mannschaft Applaus. Sie liefen
an den Tribünen im Stadion von
Mönchengladbach vorbei und be-
dankten sich artig. Joachim Löw,
ihr Trainer, schaute sich noch
kurz um, bevor er in den Kata-
komben verschwand und erste
Interviews gab.

VON LARS GARTENSCHLÄGER

Er wirkte zufrieden mit dem
4:0 gegen Weißrussland und ver-
riet bei seiner Analyse, dass er
sich nun ein Glas Wein genehmi-

gen werde. „Aber das gönne ich
mir auch, wenn es mal nicht so
gut läuft. Das ist für die Entspan-
nung.“ Wer weiß, vielleicht wur-
den es auch zwei Gläser. Ge-
sprächsstoff gab es am Samstag-
abend sicherlich genug. Der Auf-
tritt seiner Mannschaft war an-
sprechend, insbesondere in der
Offensive. Anfangs überraschte
sie zwar mit einer zum Teil
schlampigen Chancenverwer-
tung, mit zunehmender Spieldau-
er jedoch wurde sie treffsicher:
Matthias Ginter (42. Minute), Le-
on Goretzka (49.) und Toni Kroos
(55. und 83.) erzielten die Tore.
Defensiv hingegen zeigte die
deutsche Mannschaft selbst ge-
gen den etwas limitierten Gegner

abermals Schwächen. Hätte Ma-
nuel Neuer im Tor nicht zweimal
glänzend reagiert und in der
zweiten Halbzeit einen Elfmeter
gehalten – wer weiß, ob die deut-
sche Elf nicht noch ins Wanken
geraten wäre. Am Ende blieb sie
zwar ohne Gegentreffer, aber der
Fakt an sich hat keine Aussage-
kraft hinsichtlich der Defensiv-
leistung der Nationalmann-
schaft, die in Mönchengladbach
abermals zu spüren bekam, wie
wenig attraktiv, wie wenig anzie-
hend sie derzeit ist.
Wieder einmal war das Stadion
bei einem Länderspiel nicht aus-
verkauft. Mehrere Blöcke im
Oberrang waren halb leer, einige
sogar ganz leer. Was im Vorfeld

D


er neue Chef sprach den
Makel in seiner Vita von
sich aus an. „Mein jünge-
rer Bruder hat als Profi für 1860
gespielt“, erzählte Herbert Hai-
ner in seiner Vorstellungsrede
zur Präsidentenwahl auf der Jah-
reshauptversammlung des FC
Bayern am Freitag. Mitglieder
buhten augenzwinkernd, Hainer
lachte. „Natürlich war das für
mich der falsche Verein. Ich habe
meinem Bruder verziehen.“

VON JULIEN WOLFF

Der 65-Jährige überzeugte die
Mitglieder. Einen Gegenkandida-
ten gab es nicht, sie wählten ihn
für die kommenden drei Jahre
zum Nachfolger von Uli Hoeneß
als Vereinsvorsitzenden und Auf-
sichtsratschef. Hainer machte an
diesem Abend deutlich, wie er
den Rekordmeister leiten will.

Vieles dürfte er anders ma-
chen als sein Vorgänger. Wie
Hoeneß ist er Sohn eines Metz-
gers, wie Hoeneß nervt es ihn,
wenn Menschen nicht auf den
Punkt kommen. Hoeneß mach-
te aus einem verschuldeten Ver-
ein einen Klub mit knapp
8 00Millionen Umsatz, Hainer
steigerte als Chef von Adidas
den Wert des Konzerns laut ei-
gener Aussage von drei auf
3 6Milliarden Euro.
Hainer agiert öffentlich weni-
ger emotional. Er wird wohl oft
im Hintergrund bleiben. Und
weniger auf das operative Ge-
schäft einwirken. Er wolle den
Klub mit der gleichen Philoso-
phie wie damals Adidas führen,
sagte er. Dürfte heißen: die Ver-
antwortung verteilen, auf flache
Hierarchien setzen. Hainer ist
seit Jahren Aufsichtsratsmit-
glied und sagt, er bringe drei

Dinge mit: „Sachverstand aus 30
Jahren bei Adidas, ein großes
Netzwerk und eine riesige Lei-
denschaft für den FC Bayern.“
Hoeneß ist ein Genussmensch.
Hainer ist eher Asket, joggt gern
und lässt den Nachtisch oft aus.
Er kam einen Tag vor dem „Wun-
der von Bern“ in Niederbayern
zur Welt. Hainer sagt, der Fuß-
ball wurde ihm quasi in die Wie-
ge gelegt. Und dass er ein eher
lausiger Schüler gewesen sei, er
habe lieber Fußball gespielt. Spä-
ter studierte er BWL, spielte in
der Landesliga, eröffnete eine
Kneipe, seit 39 Jahren ist er
mit seiner Angelika verhei-

ratet. 2006 starb Hainers Toch-
ter, Hoeneß stand ihm bei.
Die Trainersuche überlässt
Hainer Rummenigge und Sport-
direktor Hasan Salihamidzic, der
im Sommer Vorstand werden
soll. Auch Oliver Kahn, der im Ja-
nuar als Vorstand anfängt, wird
eingebunden sein. Min- des-
tens bis Weih-
nachten bleibt
Hansi Flick In-
terimstrainer,
spätestens zur
neuen Sai-

DPA

/BERND THISSENViele Fragezeichen,


wenig


Fans


Deutschland


qualifiziert vorzeitig


für die EM-Endrunde.


Die Entfremdung


vom Anhang


schreitet allerdings


voran


Was Hainer anders macht als Hoeneß


Wie der neue Präsident des FC Bayern tickt und welche Pläne der ehemalige Adidas-Chef mit dem Rekordmeister hat


GRUPPE A
Zypern – Schottland..........................1:2 (0:1)
Russland – Belgien.............................1:4 (0:3)
San Marino – Kasachstan...............1:3 (0:3)
1 .Belgien 9 3 4:2 27
2 .Russland 9 2 8:8 21
3 .Schottland 9 1 3:18 12
4 .Zypern 9 1 4:14 10
5 .Kasachstan 9 1 2:14 10
6 .San Marino 9 1 :46 0

GRUPPE B
Luxemburg – Portugal......................0:2 (0:1)
Serbien – Ukraine...............................2:2 (1:1)
1 .Ukraine 8 1 7:4 20
2 .Portugal 8 2 2:6 17
3 .Serbien 8 1 7:17 14
4 .Luxemburg 8 7 :16 4
5 .Litauen 8 5 :25 1

GRUPPE C
Deutschland – Weißrussl.................4:0 (1:0)
Nordirland – Niederld........................0:0 (0:0)
1 .Deutschland 7 2 4:6 18
2 .Niederlande 7 1 9:7 16
3 .Nordirland 7 8 :7 13
4 .Weißrussland 8 4 :16 4
5 .Estland 7 2 :21 1

GRUPPE D
Schweiz – Georgien...........................1:0 (0:0)
Dänemark – Gibraltar......................6:0 (1:0)
1 .Dänemark 7 2 2:5 15
2 .Schweiz 7 1 3:5 14
3 .Irland 7 6 :4 12
4 .Georgien 8 7 :11 8
5 .Gibraltar 7 2 :25 0

GRUPPE E
Aserbaids. – Wales.............................0:2 (0:2)
Kroatien – Slowakei...........................3:1 (0:1)
1 .Kroatien 8 1 7:7 17
2 .Ungarn 7 8 :9 12
3 .Wales 7 8 :6 11
4 .Slowakei 7 1 1:11 10
5 .Aserbaidschan 7 5 :16 1

GRUPPE F
Norwegen – Färöer............................4:0 (2:0)
Spanien – Malta..................................7:0 (2:0)
Rumänien – Schweden.....................0:2 (0:2)
1 .Spanien 9 2 6:5 23
2 .Schweden 9 2 0:9 18
3 .Rumänien 9 1 7:10 14
4 .Norwegen 9 1 7:10 14
5 .Färöer 9 4 :27 3
6 .Malta 9 2 :25 3

GRUPPE G
Slowenien – Lettland.........................1:0 (0:0)
Österreich – Nordmazedonien.......2:1 (1:0)
Israel – Polen.........................................1:2 (0:1)
1 .Polen 9 1 5:3 22
2 .Österreich 9 1 9:8 19
3 .Slowenien 9 1 4:8 14
4 .Nordmazedonien 9 1 1:13 11
5 .Israel 9 1 6:17 11
6 .Lettland 9 2 :28 0

GRUPPE H
Türkei – Island......................................0:0 (0:0)
Frankreich – Moldawien...................2:1 (1:1)
Albanien – Andorra............................2:2 (1:1)
1 .Frankreich 9 2 3:6 22
2 .Türkei 9 1 6:3 20
3 .Island 9 1 2:10 16
4 .Albanien 9 1 6:12 13
5 .Andorra 9 3 :18 4
6 .Moldawien 9 3 :24 3

GRUPPE I
Zypern – Schottland..........................1:2 (0:1)
Russland – Belgien.............................1:4 (0:3)
San Marino – Kasachstan...............1:3 (0:3)
1 .Belgien 9 3 4:2 27
2 .Russland 9 2 8:8 21
3 .Schottland 9 1 3:18 12
4 .Zypern 9 1 4:14 10
5 .Kasachstan 9 1 2:14 10
6 .San Marino 9 1 :46 0

In der EM-Qualifikation zählt
bei Punktgleichheit nicht das
Torverhältnis, sondern der di-
rekte Vergleich. Dieser ist in
unserer Tabelle bereits einge-
rechnet. Auslosung der Grup-
pen: 30. November in Bukarest.

EM QUALIFIKATION

Herbert Hainer leitet
nun die Geschicke des
FC Bayern
DPA/SVEN HOPPE
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