Handelsblatt - 18.11.2019

(Tina Meador) #1
Biotechbranche

Qiagen prüft Übernahmeangebote


D


er deutsche Biotechkonzern
Qiagen hat mehrere nicht
verbindliche Übernahmeof-
ferten erhalten. Das MDax-Unterneh-
men prüfe nun mögliche strategische
Alternativen, hieß es am Freitag. Der
Vorstand wolle Gespräche mit Inte-
ressenten aufnehmen. Es sei nicht
vorhersehbar, ob die Verhandlungen
zu einem von der Gesellschaft emp-
fohlenen Angebot an alle Aktionäre
der Gesellschaft führen würden.

Zuvor hatte die Agentur Bloom-
berg berichtet, dass der US-Laboraus-
rüster Thermo Fisher Scientific mit
einer Milliarden-Offerte an das Unter-
nehmen herangetreten sei. Qiagen ist
rund acht Milliarden Dollar am Markt
wert. Die auf Tests zum Nachweis
von Krankheiten sowie Laborgeräte
spezialisierte Firma hatte im dritten
Quartal ihr Umsatzziel verfehlt und
ihren langjährigen Vorstandschef ver-
loren. Zudem kündigte Qiagen einen

Geschäftsumbau inklusive Personal-
abbau an, der hohe Restrukturie-
rungskosten zur Folge haben soll.
Eine Übernahme von Qiagen wäre
einer der bisher größten Zukäufe von
Thermo Fisher und zugleich der mit
Abstand größte Deal in der deut-
schen Biotechbranche. Thermo Fis-
her gilt als einer der führenden Her-
steller von Laborgeräten und Mate-
rialien für die Pharma- und
Biotechforschung. rtr, shf

Zumal sich der Bundesrechnungs-
hof, ein ewiger Kritiker der Bahn-Fi-
nanzierung, einschaltete. In einem
Sondergutachten für den Haushalts-
ausschuss des Bundestags zur „finan-
ziellen Situation der Deutschen Bahn“
heißt es: „Aus der globalen Geschäfts-
tätigkeit (Arriva und Schenker) erge-
ben sich keine oder nur geringe positi-
ve Effekte für die Ertrags- und Finanz-
lage der Eisenbahn in Deutschland.“
Seit der erstmaligen Konsolidie-
rung von Arriva 2011 sei das bereinig-
te Ebit des Konzerns trotz deutlicher
Umsatzsteigerung (29 Milliarden auf
44 Milliarden Euro) nicht gestiegen –
und sogar von 2,3 Milliarden auf 2,
Milliarden Euro gesunken. Den
Hauptgrund sehen die Rechnungs-
prüfer in der Ertragsschwäche der
Bahn-Töchter Arriva und Schenker.

Ständiges Schönrechnen
Auch das ständige Schönrechnen der
Ergebnisse in Millionenhöhe durch
Restrukturierungsaufwendungen,
Rückstellungen und Wertberichtigun-
gen kritisiert der Rechnungshof. Die
Bahn nehme zur Beurteilung ihrer
langfristigen operativen Entwicklung
regelmäßig Ergebnisbereinigungen
um Sondereffekte vor, „die ihre wirt-
schaftliche Lage insbesondere ab
2013 erheblich positiver darstellen“,
heißt es in dem Gutachten. Im
Durchschnitt habe der bereinigte
Ebit um 30 Prozent höher gelegen als
der tatsächliche Gewinn.
Klar ist damit aber auch: Arriva hat
nicht erst seit gestern ein Problem.
Die Verantwortung fällt deshalb auf
Bahn-Chef Richard Lutz. Er wird oh-
nehin vorübergehend das Finanzres-
sort und das Beteiligungsmanage-
ment wieder übernehmen müssen,
bis ein neuer Finanzvorstand für die
Bahn gefunden ist. Ironie der Ge-
schichte ist es ohnehin, dass Lutz als
Ex-Finanzchef Arriva kaufte und sich
dabei ausgerechnet von Alexander
Doll, der 2010 für die Investment-
bank Lazard arbeitete, beraten ließ.
Die Bahn hat schlicht die Chance
verpasst, sich zeitig von Arriva zu
trennen, meint der Grünen-Verkehrs-
politiker Matthias Gastel. Jetzt sei der
Zug abgefahren. „Die Bundesregie-
rung hätte schon vor Jahren auf den
Verkauf von Arriva – und übrigens
auch der Güterverkehrstochter
Schenker – drängen müssen. Doch
mit Zuschüssen des Bundes ins Ei-
genkapital der Deutschen Bahn AG
wurde der Druck auf Strukturverän-
derungen genommen.“
Die Deutsche Bahn und die Bun-
desregierung müssten jetzt klären,
meint Gastel, „wie sie den Wert von
Arriva steigern, ohne dass Kapital
von der bundeseigenen DB ins Toch-
terunternehmen fließen muss“. Da-
bei ist derzeit noch nicht einmal klar,
ob der Verkauf der britischen Toch-
ter oder alternativ ein Börsengang in
Amsterdam überhaupt weiter ver-
folgt werden sollen.
Stattdessen herrscht allgemeine
Ratlosigkeit, denn die Bahn investiert
so viel Geld wie noch nie. Arriva, so
heißt es aus Kreisen des Aufsichts -
rats, werde am Montag nicht einmal
zur Debatte stehen. Nur der Raus-
wurf von Doll. Zum Glück hatte die
Bahn als Notfinanzierung im Spät-
sommer zwei Hybridanleihen über
jeweils eine Milliarde Euro beschlos-
sen. Und der Bundestag verabschie-
dete in der vergangenen Woche Milli-
ardeninvestitionen in die Bahn.
Statt Geld einzubringen, könnte
Arriva eine Sanierungslast für die
Bahn werden. Aber darum wird sich
dann Konzernchef Lutz kümmern
dürfen. Die „schöne Tochter“ war
ihm ohnehin ans Herz gewachsen.

  
 
 





 
 
   




  
















  





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MONTAG, 18. NOVEMBER 2019, NR. 222
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