Süddeutsche Zeitung - 08.11.2019

(lily) #1

20 SZ SPEZIAL – LERNEN Freitag, 8. November 2019, Nr. 258 DEFGH


Mit seiner geschwungenen Form und der
weißen, streng strukturierten Lamellen-
fassade wirkt das Gebäude gleichermaßen
einladend wie abweisend. Seit vier Jahren
ist die Anton-Bruckner-Privatuniversität
für Musik, Schauspiel und Tanz in einer be-
gehbaren Skulptur zu Füßen des Pöstling-
bergs in Linz untergebracht. Längst nicht
jeder, der sich das wünscht, darf hier eine
Ausbildung absolvieren. „Man muss eine
theoretische und künstlerische Aufnahme-
prüfung machen, das ist ein echtes Nadel-
öhr“, sagt Professor Thomas Kerbl, Vize-
rektor für Künstlerisches der Universität.
Ihr Name erinnert an den Linzer Komponis-
ten und Musikpädagogen Anton Bruckner,
der von 1856 bis 1868 Stadtpfarrorganist
in der Stadt an der Donau war.
„Ungefähr 900 Studierende sind bei
uns eingeschrieben“, sagt Kerbl. Sie stam-
men aus mehr als 50 Nationen. Kerbl ist
Institutsvorstand für Gesang und auf Lied-
begleitung spezialisiert: Er feilt mit den
Studenten an Aussprache und Interpretati-
on. Man kann sich an der im Stadtteil
Urfahr gelegenen Uni in den klassischen
Instrumentalfächern ausbilden lassen,
aber auch in Gesang, Alter Musik, Jazz
oder Musikpädagogik. „Studenten können
ihr Studium bei uns zeitlich so planen, dass
sie das Künstlerische und das Pädagogi-
sche miteinander kombinieren und paral-
lel zwei Studienabschlüsse machen“, sagt
der 53-Jährige. Als weitere Besonderheit
nennt er die Zither-Professur der Uni. Zu
ihr gehören zwölf Institute, darunter das
Institute of Dance Arts (IDA), das professio-
nelle Tänzer ausbildet. Es gibt auch eines
für Holzblasinstrumente, eines für Schau-
spiel oder das Institut für Komposition,
Dirigieren und Computermusik. 13 Bache-
lor- und zwölf Masterstudiengänge stehen
an der Hochschule zur Auswahl. Seit dem
Wintersemester 2019/2020 bietet sie zwei
Promotionsstudiengänge an.
„Wir haben deutlich mehr Anfragen von
Bewerbern als Studienplätze“, berichtet
Kerbl. Neben dem breit gefächerten Ausbil-
dungsangebot sind die niedrigen Studien-
gebühren attraktiv für viele. Sie betragen
für die Bachelor- und Masterstudiengänge
363 Euro pro Semester. „Wir werden zu
100 Prozent vom Land Oberösterreich
gefördert“, erläutert der Pianist bei einem
Rundgang durch das Hochschulgebäude,
in das viel Licht dringt. Dafür sorgen
raumhohe Fenster. „In dem Bauwerk gibt
es kaum einen rechten Winkel“, bemerkt
Kerbl. Die schrägen Wände sind nicht

allein architektonisch interessant. Sie sol-
len für eine bessere Akustik sorgen – eben-
so wie spezielle Wandverkleidungen und
Technologien in Unterrichtsräumen und
Konzertsälen. So verfügt etwa der kleine
Kammermusiksaal mit Orgel über ein digi-
tales System, das einen Nachhall erzeugt.
„Man hört hier die Musik so, als würde
man im Dom sitzen“, erklärt der Dirigent,
der offen ist für Experimente. „Ich arbeite
daran, dass ein Publikum zu uns kommt,
das wir bisher nicht erreicht haben.“ Als
Beispiel nennt er eine Veranstaltung an der
Hochschule, die DJ-Beats mit Kompositio-
nen Anton Bruckners verband. „Da sind
viele junge Leute gekommen, die nachher
gesagt haben: ,Jetzt will ich mir mal eine
Bruckner-Sinfonie anhören‘.“
Zu mehr als 500 Veranstaltungen pro
Jahr lädt die Anton-Bruckner-Privatuni-
versität ein. Dabei arbeitet sie oft mit ande-
ren Kultureinrichtungen zusammen. Eine
neue Kooperation verbindet sie mit der
Landesgalerie Linz. Dort läuft bis 19. Janu-
ar 2020 die Ausstellung „La Bohème. Tou-
louse-Lautrec und die Meister von Mont-
martre“. Begleitend dazu veranstaltet die
Hochschule eine Konzertreihe mit Werken
aus dem Paris der Jahrhundertwende.
stephanie schmidt

Nähere Informationen: http://www.bruckneruni.at

von theresa tröndle

D


as Studentenleben könnte einfach
nur schön sein: Raus aus den Zwän-
gen der Schulzeit, in eine neue
Stadt ziehen und Seminare besuchen, die
Spaß machen. Leider ist ein Studium aber
ganz schön teuer. Circa 820 Euro pro Mo-
nat brauchen Studierende in Deutschland
durchschnittlich, das geht aus der jüngs-
ten Sozialerhebung des Deutschen Studen-
tenwerks aus dem Jahr 2017 hervor. Viele
junge Menschen benötigen Fördermittel,
um sich die akademische Ausbildung leis-
ten zu können. Ein Überblick zu verschie-
denen Finanzierungswegen.


Bafög. In Städten mit hohen Lebenshal-
tungskosten wie Hamburg oder München
reichen ein Nebenjob und die elterliche
Unterstützung oft nicht aus. Dann springt
der Staat ein: Die Hälfte der Bafög-Förde-
rung ist geschenkt, der Rest ein zinsloses
Darlehen, von dem maximal 10000 Euro
zurückgezahlt werden müssen. Fünf Jahre
nach Ende der Förderungshöchstdauer
muss man mit der Rückzahlung beginnen.
In der Regel hat man dafür 20 Jahre Zeit.
Circa 557 000 Studierende erhielten
laut Statistischem Bundesamt im Jahr
2017 Bafög, im Durchschnitt waren es
knapp 500 Euro. Der Höchstsatz liegt der-
zeit bei 735 Euro, bis 2020 soll er stufenwei-
se auf 861 Euro angehoben werden. Die Hö-
he der Auszahlung hängt unter anderem
vom eigenen Einkommen und Erspartem
sowie dem der Eltern ab. „Viele schrecken
vor den komplizierten Anträgen zurück
oder sind überzeugt, ohnehin nichts zu be-
kommen“, sagt Ulrich Müller, der beim
Centrum für Hochschulentwicklung (CHE)
in Gütersloh für das Thema Studienfinan-
zierung zuständig ist. Er rät jedem Studie-
renden, zu prüfen, ob er Anspruch auf die
staatliche Förderung hat. „Wer das nicht
tut, verschenkt bares Geld.“ Mittlerweile
gibt es im Internet etliche private Anbieter,
die Hochschülern für einen Betrag zwi-


schen 25 Euro und 40 Euro die Bafög-Be-
antragung abnehmen. Ob sich die Mühe
des Antrags lohnt, können Studierende auf
dem Portal Bafoeg-rechner.de prüfen.

Kredite und Fonds. Circa 100 000 Studen-
ten nahmen im Jahr 2018 einen Kredit in
Anspruch. Das geht aus dem Studienkredit-
Test des CHE hervor. Besonders beliebt ist
der Studienkredit der staatlichen Kreditan-
stalt für Wiederaufbau (KfW). Unabhängig
von Einkommen und vorhandenen Sicher-
heiten erhalten Studierende damit bis zu
14 Semester lang monatlich zwischen
100 und 650 Euro. Die Rückzahlung be-
ginnt sechs bis 23 Monate nach Ende des
Studiums; sie kann sich über einen Zeit-
raum von bis zu 25 Jahren erstrecken.
„Ein Studienkredit ist nicht zur alleini-
gen und dauerhaften Finanzierung des Stu-
diums geeignet, er sollte immer die letzte
Option sein“, warnt Achim Meyer auf der
Heyde, Generalsekretär des Deutschen
Studentenwerks. Den Gang zur Bank soll-
ten Studierende erst antreten, wenn alle
anderen Einkommensquellen ohne oder
mit geringer Rückzahlungsverpflichtung
ausgeschöpft sind. In der Endphase des
Studiums kann ein Studienkredit aber
helfen. „Statt mehrmals die Woche jobben
zu gehen, haben Studierende Zeit, sich auf
die Abschlussarbeit zu konzentrieren“,
sagt Müller. Bei einem Studienkredit sollte
man darauf achten, ob ein variabler oder

fester Zinssatz vereinbart wird, wie flexi-
bel die Bank bei einem Hochschulwechsel
oder einem Auslandssemester ist und wie
lange die tilgungsfreie Phase nach dem
Ende des Studiums dauert.
Eine Alternative zum Studienkredit
sind sogenannte Bildungsfonds, die priva-
te Anbieter wie Career Concept oder Deut-
sche Bildung vermitteln. Statt wie beim
Kredit eine geliehene Geldsumme plus
Zinsen zu tilgen, verpflichten sich Studie-
rende, nach dem Studium einen gewissen
Prozentsatz ihres Einkommens zurückzu-
erstatten. Verdient man sehr gut, kann es

allerdings passieren, dass der Geldbetrag,
den man zurückzahlen soll, größer ist als
der, den man für das Studium bekommen
hat. „Wenn ein Studierender beim Aus-
wahlverfahren für einen Fonds überzeugt,
kann er in der Regel alternativ ein Stipendi-
um bekommen, bei dem er nichts zurück-
zahlen muss“, sagt Meyer auf der Heyde.

Stipendien. Nicht nur Überflieger mit
Einserschnitt bekommen ein Stipendium.
Denn gute Noten sind nur eines von vielen
Kriterien bei der Vergabe. Interessenten
bewerben sich meist bei einer der 13 gro-

ßen Organisationen zur Begabtenförde-
rung. Dazu gehören unter anderem die
Studienstiftung des deutschen Volkes, die
Heinrich-Böll-, die Konrad-Adenauer-
und die Friedrich-Ebert-Stiftung. Das
Grundstipendium umfasst nach Angaben
des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung (BMBF) maximal knapp 750 Eu-
ro pro Monat. Der Betrag hängt vom
Einkommen der Eltern, Ersparnissen und
Nebenjobs ab. Zusätzlich erhält jeder Sti-
pendiat monatlich 300 Euro Büchergeld.
Seit 2011 besteht die Möglichkeit, sich für
das Deutschlandstipendium zu bewerben.
Die monatliche Förderung beträgt hier
300 Euro, die zur Hälfte der Bund und
private Stifter bereitstellen.
Daneben gibt es etliche kleinere Stif-
tungen und Institutionen, die Stipendien
vergeben – viele suchen ein spezielles Pro-
fil. Die Erich-Müller-Stiftung unterstützt
Ingenieurwissenschaftler, der Hartmann-
bund Medizinstudierende und Musik-
studierende der Universität der Künste in
Berlin können sich an der Agnes-und-Kurt-
Schubert-Stiftung bewerben. Einige Sti-
pendien richten sich nur an Frauen. Dazu
zählt das Ariadne-Stipendium der Hoch-
schule Trier, das sich an Studentinnen mit
guten Leistungen und ehrenamtlichem
Engagement wendet. Und die Polchau-Stif-
tung fördert Technikstudentinnen der
TU Dortmund. Einen Überblick gibt es auf
dem Portal Stipendienlotse.de.

Klingende Skulptur


Die Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz bietet


zahlreiche Studiengänge in Musik, Gesang und Tanz an


Klug


geplantes


Budget


Viele Studenten benötigen


finanzielle Hilfen. Welcher


Förderweg infrage kommt,


sollte man frühzeitig prüfen


Zahlreiche kleine Stiftungen
vergeben Stipendien für
ein spezielles Profil

Wer während des Studiums keine Geldsorgen hat, kann sich besser auf dessen Inhalte konzentrieren. FOTO:R. MICHAEL / DPA

Die moderne Architektur des Hochschul-
gebäudes erinnert manche an ein Musik-
instrument. FOTO: SIMON BAUER

Lernen
Verantwortlich: Peter Fahrenholz
Redaktion: Stephanie Schmidt
Gestaltung: Julia Kienscherf, Jaqueline Kuhn
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