Handelsblatt - 08.11.2019

(Barré) #1

hatte Wild persönlich in einem Kib-
buz in Israel Bio-Orangen gekauft.
„Am Schluss saß ich auf 500 Tonnen
Bio-Orangen. Wir waren mit diesen
Innovationen einfach zu früh.“
Die Verbraucherorganisation Food-
watch hatte Capri-Sun 2013 mit dem
„Goldenen Windbeutel“ geschmäht –
das sei Werbung für „Zuckerwasser
mit Fruchtanteil“. Inzwischen hat
Capri-Sun auch zuckerfreie Schorle
im Sortiment. Die neue Capri Sun
Bubbles mit Kohlensäure kommt mit
wenig Zucker aus und soll im Premi-
umsegment Orangina und Co. Kon-
kurrenz machen. Zwei Millionen Do-
sen wurden bereits verkauft. Bubbles
komme in der Gamerszene gut an.
Nach einer Umfrage von Iconkids
& Youth ist Capri-Sun hinter Coca-Co-
la und Fanta die „coolste Getränke-
marke“ der deutschen Jugend. Ob-
wohl der Saftkonsum hierzulande
seit Jahren schrumpft, wächst Capri-
Sun nach einer Flaute wieder mit
rund acht Prozent im Jahr.


Börsengang als Option


Hoffnungsträger sind Bio-Tees mit
Saft der Marke All I need. Das Start-
up aus Österreich wurde 2018 über-
nommen. Auch Limos aus der pro-
teinhaltigen Moringa-Frucht kann
sich Wild vorstellen. „Von Asienrei-
sen brachte Wild stets unbekannte
Getränke mit, die er an Kiosken ent-
deckte“, erzählt KKR-Manager Huth.
„Er ist ein Selfmademan – mit Ge-
schäftssinn und Leidenschaft fürs De-
tail.“ Hans-Peter Wild sei mit seinen
78 Jahren jung im Kopf und stoße vie-
le Ideen an, meint René Püchner,
Deutschlandchef von Capri-Sun.
Sein Unternehmen und Vermögen
hat Wild in eine Liechtensteiner Stif-
tung überführt. „Ich übe für die Zeit
nach meinem Tod“, witzelt er. Bru-
der Rainer hatte sich auszahlen las-
sen, die Söhne Robert und Christoph
hatten letztlich kein Interesse an der
Firma ihres umtriebigen Vaters.
Trotz Stiftungsmodell sieht Huth von
KKR den Weg für den Kapitalmarkt
nicht versperrt: „Einen Börsengang
von Capri-Sun würde ich für die Zu-
kunft nicht ausschließen.“
Nach dem Verkauf von Wild Fla-
vors hat Wild mehr Muße, „endlich
die schönen Dinge des Lebens zu ge-
nießen“. Er schippert mit seiner
Jacht durchs Mittelmeer und hat zwei
Traditionshotels in Österreich auf-
wendig saniert. „Die Renovierung
des Goldenen Hirschen in Salzburg
sollte sieben Millionen Euro kosten,
letztlich habe ich 30 Millionen hin -
eingesteckt. Das ist für mich Hobby
und Investment.“
Wilds größte Leidenschaft aber ist
der Rugby-Sport. Nach 15 Jahren gab
er entnervt das Sponsoring hierzu-
lande auf und kaufte den Pariser
Top-Klub Stade Français. Wenn im-
mer möglich sitzt er im Stadion.
Wild: „Rugby ist hart wie das Ge-
schäftsleben und erfordert absoluten
Teamgeist.“


Ralph Heuwing


Knorr-Bremse verliert Finanzchef


Der Chefwechsel beim
Bremsenhersteller hat
Folgen: Nun geht schon
der nächste Vorstand.

W


enn ein Preis für Fluktua-
tion in der Führungsetage
zu vergeben wäre, Knorr-
Bremse wäre wohl Seriensieger. So
reiht sich jetzt auch Finanzchef Ralph
Heuwing in die Reihe derer, die es im
Unternehmen von Heinz Hermann
Thiele nicht lange aushielten. Nach
Vorstandschef Klaus Deller vor weni-
gen Monaten geht jetzt die Nummer
zwei des Bremsen-Weltmarktführers.
Der 53-Jährige werde sein Vor-
standsmandat Ende April 2020 been-
den‚ „um sich beruflich neu zu orien-

tieren“, teilte das Familienunterneh-
men mit. Er werde aber noch den
von Linde zu Monatsbeginn gekom-
menen neuen Vorstandschef Bernd
Eulitz einarbeiten und sich um den
Jahresabschluss 2019 kümmern. Klar
ist, da hat jemand schnell einen
Schlussstrich gezogen, zumal es kei-
nen Nachfolger gibt.
Für Aufsehen hatte vor zwei Jahren
bereits Heuwings Wechsel von Anla-
genbauer Dürr zu Knorr gesorgt. Bei
Dürr hatte er nicht nur die Zahlen
gut im Griff, sondern auch die Inte-
gration des Holzmaschinenbauers
Homag geleitet. Verstimmungen mit
Dürr-Chef Ralf Dieter sind nicht be-
kannt. Heuwing ist aber ein Mann
mit Ambitionen. Zumindest soll die
mögliche spätere Option auf den

Chefposten beim Wechsel zu Knorr
eine Rolle gespielt haben. In Mün-
chen war er maßgeblich am Gelingen
des Teilbörsengangs beteiligt.
Nach Dellers Abgang hat sich Heu-
wing laut Branchenkreisen Hoffnun-
gen gemacht, erstmals Chef zu wer-
den. Weil das nicht klappte, ging er
jetzt. Dass die Knorr-Aktie darauf-
hin um gut fünf Prozent einbrach,
ist ein Fingerzeig. Neue Jobangebo-
te für ihn werden wohl bald kom-
men. Ein Chefposten sollte es aber
schon sein. Beim Autozulieferer
Mann+Hummel ist gerade einer
frei geworden. Allerdings
müsste Heuwing dafür
zurück ins Schwäbi-
sche. Martin Buche-
nau

Ralph Heuwing:
Hatte offenbar
Ambitionen auf
den Chefposten.

Knorr-Bremse AG


Florian Funck


Rückzug


aus


Metro


D


ie Investmentholding Haniel
hat weitere 12,5 Prozent der
Anteile an Metro verkauft
und sich damit weitgehend von dem
Großhändler zurückgezogen. Gerade
noch 2,7 Prozent der Anteile verblei-
ben zumindest vorübergehend bei
Haniel. Das hat Auswirkungen auf
den Aufsichtsrat von Metro: So wird
Haniel-Finanzchef Florian Funck
zum 7. Dezember sein Aufsichtsrats-
mandat niederlegen.
Nachrücken wird wohl ein Vertre-
ter des neuen Metro-Großaktionärs
Daniel Kretinsky. Der tschechische
Milliardär hat über seine Investment-
holding EP Global Commerce (EPGC)
die Anteile von Haniel übernommen
und seine Beteiligung auf 29,99 Pro-
zent ausgebaut. Die EPGC, die bisher
noch keinen Sitz im Kontrollgremium
hat, wird sich die Chance, mehr Ein-
fluss beim Großhändler zu nehmen,
nicht nehmen lassen, sagen Insider.
Kretinsky selber wird kein Auf-
sichtsratsmandat übernehmen, das
hat er bereits klargestellt. Offen ist
noch, wen er entsendet. Darüber
werden zurzeit Gespräche geführt. Es
könnte eine Lösung geben wie bei-
spielsweise beim Braunkohleunter-
nehmen Mibrag, wo Kretinsky seinen
Vertrauten Jan Springl im Aufsichts-
rat installiert hat. Die andere Mög-
lichkeit wäre, einen unabhängigen
Handelsexperten als Vertreter zu
schicken.
Für Metro-Chef Olaf Koch dürfte
das Leben damit keineswegs einfa-
cher werden. Zwar galt das Verhält-
nis zwischen Koch und den Haniel-
Oberen seit Langem als angespannt.
Entsprechend begrüßte der Metro-
Vorstand in einer Pressemitteilung
die Aufstockung des Anteils von Kre-
tinsky. Doch der tschechische Milliar-
där hat eine klare Vorstellung davon,
wie Metro künftig ausgerichtet wer-
den soll. Und ob Koch in dieser Stra-
tegie langfristig eine Rolle spielt, ist
noch nicht ausgemacht. Florian Kolf


     

 
 

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WOCHENENDE 7./8./9. NOVEMBER 2019, NR. 216^69
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