Die Welt - 02.11.2019

(Brent) #1
W

ELT/ MARTIN U. K. LENGEMANN

ANTISEMITISMUS


ERST SIND ES


DIE JUDEN,


DANN SIND


ES DIE


MUSLIME


PAUL ZIEMIAK,
CDU-Generalsekretär

,,


WIR JUDEN


DÜRFEN


UNS NICHT


VERSTECKEN,


DAS HAT NIE


WAS GUTES


GEBRACHT


YEHUDA TEICHTAL,
Rabbiner

,,


Kampf gegen


Juden werden auf offener
Straße attackiert, die Zahl
antisemitischer Taten nimmt
zu in Deutschland. Was ist zu
tun? WELT hat Rabbiner
Yehuda Teichtal und CDU-Ge-
neralsekretär Paul Ziemiak ge-
fragt. Ihre Antworten sind
ernüchternd und ermutigend
zugleich. Seiten 6 und 7

1


02.11.19 Samstag, 2. November 2019DWBE-HP


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Z


ehn Milliarden Zigarettenstummel wer-
den täglich achtlos weggeschnippt, das
sind im Jahr 3,65 Billionen. Würde man
die Stummel auf einen Haufen werfen, ent-
stünde ein Berg von mehr als 9000 Meter Höhe.
Die Besteigung dieses Gipfels wäre allerdings
wegen des hohen Nikotingehalts des Berges nur
mit einer Sauerstoffmaske möglich. Besonders
gefährlich sind die Überbleibsel von Filterziga-
retten, denn sie bestehen zum Großteil aus dem
schwer abbaubaren Kunststoff Celluloseacetat.
Wissenschaftler fordern, den Verkauf von Filter-

zigaretten komplett zu verbieten, was aber ein
Eingriff in die Freiheitsrechte der Filterziga-
rettenindustrie wäre. Mit Verboten erreicht man
sowieso nichts, es besteht aber vielleicht die
Möglichkeit, dank der unermüdlichen Arbeit der
Raucher, den Folgen des Klimawandels zu ent-
gehen. Zwar steigt der Meeresspiegel unaufhalt-
sam, aber wenn die Menschheit entschlossen
weiterraucht und die Kippen vor allem in küs-
tennahen Gebieten wegwirft, entstehen nach-
wachsende Deiche aus Celluloseacetat, die uns
vor Überschwemmungen schützen.

ZZZippert zapptippert zappt


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Warum Selbst-


erkenntnis kein Weg
zur Besserung ist

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V


or gut 60 Jah-
ren beschrieb
Helmut Schel-
sky die Bundesrepu-
blik als „nivellierte Mittelstands-
gesellschaft“. Der Soziologe stell-
te fest, dass durch die Wohltaten
der sozialen Marktwirtschaft
mehr und mehr Menschen aus der
Unterschicht in die Mittelschicht
aufstiegen. Die Vertreter der
Oberschicht wiederum seien
durch den Krieg und sonstige
Widrigkeiten in die Mittelschicht
aaabgestiegen, sodass die Mittel-bgestiegen, sodass die Mittel-
schicht immer breiter werde. Bis
heute hat sich daran nichts geän-
dert. Auch das wiedervereinte
Deutschland ist eine Mittel-
standsgesellschaft.
Sonderbar ist deshalb, dass der
Begriff des Bürgerlichen in den
gegenwärtigen Debatten eine Be-
deutung gewinnt, die allenfalls
noch auf die Weimarer Republik
zutraf. Damals gab es die Arbei-
terpartei SPD, großbürgerliche
Liberale, handfeste Kommunis-
ten, brave Zentrumskatholiken,
dem Kaiser nachtrauernde Her-
renreiter, stramme Junker und –
die NSDAP. Sie galt dem erzkon-
servativen Oswald Spengler nicht
zu Unrecht als die „Organisation
der Arbeitslosen durch die
Arbeitsscheuen“.
In der gegenwärtigen Gesell-
schaft, in der die Anhänger und
Mitglieder der wesentlichen Par-
teien der Mittelschicht angehören
und über keinerlei Klassenbe-
wwwusstsein mehr verfügen, trägtusstsein mehr verfügen, trägt
das Adjektiv „bürgerlich“ wenig
zur Erklärung bei. Kein ernst zu
nehmender Zeitgenosse wird heu-
te noch behaupten, die Wähler
der SPD seien vor allem Arbeiter
und die der CDU Akademiker.
VVVergleicht man die jeweiligen Par-ergleicht man die jeweiligen Par-
teichefs der Christdemokraten
mit denen der Grünen bis hin zur
AAAfD, wird man auf Menschen tref-fD, wird man auf Menschen tref-
fffen, die sich einen mehr oder we-en, die sich einen mehr oder we-
niger vergleichbaren sozialen
Hintergrund teilen und einen
ähnlichen Bildungsweg aufwei-
sen. Vertreter der nivellierten
Mittelstandsgesellschaft eben.
WWWenn es zum Bürgerlichenenn es zum Bürgerlichen
aaaber keinen Gegensatz mehrber keinen Gegensatz mehr
gibt, ergibt das Beiwort „bürger-
lich“ wenig Sinn. Ob die AfD eine
bürgerliche Partei ist, wie die
meisten ihrer Funktionäre nicht
müde werden zu betonen, um
damit die eigene Wählbarkeit
und Kultiviertheit zu unterstrei-
chen, spielt daher keine Rolle.
Genauer: Das Beiwort dient heu-
te kaum noch als Argument, eine
Partei als annehmbar oder nicht
zu bezeichnen.
Bürger sind seit Aristoteles all
diejenigen, welche die öffentli-
chen Angelegenheiten als die ih-
ren betrachten. Sie sagen: „Das
geht mich was an. Da will ich mit-
machen, da wollen wir uns zu-
sammentun.“ Der Bürger als poli-
tisches Wesen also. Solange es ihn
in ausreichender Zahl gibt, lebt
der Staat und mit ihm die Gesell-

schaft. Jean-Jacques
Rousseau drehte es
um: Sobald ein Bür-
ger die Achseln zucke
und von den öffentlichen Angele-
genheiten sage: „Was geht’s mich
an!“, in heutigen Worten: „Ohne
mich!“, so sei der Untergang des
Bürgerstaates besiegelt.
Der AfD mag man vieles vor-
werfen, dass ihr die öffentlichen
Belange gleichgültig wären, aber
gehört nicht dazu. Nicht weil sie
unbürgerlich wäre, ist die AfD für
Demokraten schwer zu ertragen.
Sie ist nicht wählbar, weil sie sich
unter einem größer werdenden
Teil ihrer Mitglieder um Björn
Höcke herum in eine staats-
streichlüsterne Partei verwandelt.
Sie ist nicht wählbar, weil ihr
Ideal nicht die Gesellschaft ist, in
der die Vielheit der Gleichen und
die Gleichheit der vielen das vor-
herrschende Prinzip ist, sondern
die Volksgemeinschaft – unabhän-
gig davon, dass das Staatsvolk und
das Sprachvolk in der deutschen
Geschichte nie zur Deckung
gekommen sind.
Die AfD ist nicht wählbar, so-
lange sie an die Heilkraft der
Extreme glaubt und darin eine
Methode sieht, gegen traditionel-
le westliche Werte und den Kom-
promiss als solchen vorzugehen.
Sie ist nicht wählbar, solange sie
der Primitivität der Kollektiv-
schuldthese anhängt, nach der
jedes Vergehen eines Ausländers
in Europa allen Ausländern ange-
lastet wird.
Überhaupt ihr Blick aufs Frem-
de! Waren der AfD nach 2015 vor
allem die Flüchtlinge dieser Zeit
ein Dorn im Auge, empören sich
ihre Mitglieder mittlerweile sogar
über längst integrierte Muslime
mit deutscher Staatsbürgerschaft,
die fließend Deutsch sprechen,
aaaber in ihren Augen die Frechheitber in ihren Augen die Frechheit
besitzen, öffentliche Ämter zu be-
kleiden wie die Deutsche Muhte-
rem Aras, die Landtagspräsiden-
tin in Baden-Württemberg ist.
Selbst die harmlose Wahl der
1 7-jährigen Benigna Munsi zum
diesjährigen Christkind auf dem
Nürnberger Weihnachtsmarkt
lässt viele AfD-Anhänger in den
sozialen Netzwerken schäumen.
Die AfD ist nicht wählbar, so-
lange ihre Führung dagegen nicht
vorgeht. Sie ist nicht wählbar,
solange sich ihre Vorsitzenden
Gauland und Meuthen über all die
beschriebenen Missstände rheto-
risch hinwegschwurbeln und die
beleidigten Leberwürste geben,
wenn sie deswegen angegriffen
werden, aber selbst wie Berserker
austeilen, wenn sie die Bundesre-
publik schlechtmachen können.
Konservativ sein heißt, Stabili-
tät zu verstehen als Verkörperung
eines Wertes, mehr noch: als Be-
dingung der Möglichkeit, über-
haupt Werte zu verwirklichen.
Der AfD aber geht es nicht um
WWWerte. Jedenfalls nicht um die dererte. Jedenfalls nicht um die der
zivilisierten westlichen Welt.

KOMMENTAR

Die Staatsstreichlüsternen


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JACQUES
SCHUSTER

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