Der Elefant steht mitten in der Mane-
ge: Erschwingt seinen Kopf nach
links, nach rechts, die riesigen Oh-
ren schlackern dazu. Jetzt macht er
zwei Schritte nach vorne, stampft ge-
fährlich nah in Richtung erste Reihe.
Kein Käfig, keine Absperrung tren-
nen ihn vom Zuschauerraum. Ein
Mädchen in der vordersten Reihe
drückt sich tief in seinen Sitz, ein
Opa mit Hut ist nur noch Zentimeter
von den beiden Stoßzähnen entfernt
- so spitz und lang wie Schultüten.
Plötzlich hebt der Elefant seinen ge-
waltigen Rüssel und – löst sich kurz
darauf in Luft auf.
Willkommen im Circus Roncalli!
Dem einzigen klassischen Zirkus,
der ganz ohne Tiere
arbeitet. Der Ele-
fant nämlich ist
nicht aus Fleisch
und Blut, sondern
aus Licht und Ge-
genlicht. Er ist ein
Hologramm. So etwas Ähnliches fin-
det man auf jeder Kreditkarte. Wenn
man die richtig ins Licht hält, sieht
man auf der Plastikkarte die immer
gleiche Taube als 3-D-Bild. Im Zirkus
ist das aber doch noch mal was ganz
anderes: Dort ist das Bild nicht nur in
Bewegung, sondern kommt auch oh-
ne Leinwand aus. Das wirkt ziemlich
magisch. Der Elefant scheint wirk-
lich in der Manege hin und her zu
stapfen. Gerade so, als ob er den Fest-
zelt-Staub aufwirbeln könnte.
Das tut er natürlich nicht. Denn
der Elefant besteht nur aus Licht. Elf
Hochleistungs-Beamer strahlen aus
allen möglichen Richtungen auf ein
hauchfeines Netz, das wie eine un-
sichtbare Projektionsfläche um den
Manegenrand gespannt ist. Auf ei-
ner Seite ist dieses Netz metallisch
bedampft; so hält das Licht besser.
Das Bild sieht ein bisschen aus
wie eine Fata Morgana: Der Elefant
bewegt sich wirklich durch den
Raum, man kann an ihm vorbei-
schauen und um ihn herum. Denn
anders als im Theater ist die Bühne
im Zirkus immer rund, und die Zu-
schauer sehen von allen Seiten auf
die Manege. Dort traben bei Roncalli
Pferde aus Goldstaub im Kreis, es
fällt ein Glitzerlicht-Vorhang, sogar
ein autogroßer Goldfisch schwimmt
durch die Manege.
Das Hologramm-
Spektakel dauert
nur fünf Minuten –
genauso lang wie ei-
ne ganz normale
Tier-Nummer. Sie
ist der Auftakt zu dem aktuellen Pro-
gramm „Storyteller“ (noch bis 12. No-
vember in München, ab 20. Novem-
ber in Bremen) und knüpft damit an
die Geschichte des klassischen Zir-
kus mit all den Tier-Kunststücken
an. Aber ohne dass dafür Wildtiere in
Käfigen leben und anstrengende
Kunststücke lernen müssen.
Aber die holografische Projektion
ist bei Roncalli nicht nur ein Ersatz-
programm. Sie soll weiterentwickelt
werden. Was der Zirkus genau plant,
ist geheim. Aber was die vielen Bea-
mer und Computer jetzt schon kön-
nen, ist enorm. Sie strahlen nicht
nur, sondern nehmen auch wahr,
was in der Manege passiert. Wenn
zum Beispiel echte Riesenseifenbla-
sen durch die Manege schweben,
könnten die Beamer alles Mögliche
in die Seifenblasen projizieren. Ein
Einhorn etwa, das mit der Blase
durchs Zirkuszelt fliegt, hoch und re-
genbogenbunt. Platzt die Blase, wird
das Einhorn befreit, wächst und
prescht durch die Manege.
Nur den Hut vom Opa aus der ers-
ten Reihe wird keines dieser Tiere je
vom Kopf klauen können. Das müs-
sen die Clowns machen. Und zwar
welche aus Fleisch und Blut.
Fleißig sammeln
Zapfensammle ich beim Spielen im Park oder
beim Spaziergang im Wald. Da gibt es dicke,
dünne, größere und winzige. Für die Bienen
nehme ich am liebsten Kiefernzapfen. Die fin-
det man mit etwas Glück sogar auf der Straße.
Flügel aus Butterbrotpapier
Als Erstes wickle ich gelbe Wolle ganz oft um
den Zapfen. Die Enden bleiben frei. Das sind
Gesicht und Popo der Biene. Den Rest des Fa-
dens kann man einfach festklemmen. Die Flü-
gel zeichne ich auf Transparentpapier, ihre
Form ähnelt einer Brille. Butterbrotpapier
geht auch. Dann ausschneiden, mit einem ex-
tra Wollfaden vorsichtig in der Mitte zusam-
menbinden und am Bienenkörper befestigen.
Augen ausstanzen
Für die Augen stanze ich mit einem Locher
ganz kleine weiße Papierkreise aus und male
mit Bleistift Pupillen auf. Dabei hilft mir mein
Bruder. Das kann er nämlich schon, obwohl er
erst zwei Jahre alt ist. Zum Schluss klebe ich
die Augen mit einem Mini-Tupfen flüssigem
Kleber auf das Gesicht der Biene: Das ist auf
der Rückseite des Zapfens. Die Schuppen müs-
sen also nach hinten zeigen.
Ein schönes Plätzchen finden
Wir haben die Bienen gleich an unserer Lampe
über dem Küchentisch aufgehängt. Es ist ein
richtiger Schwarm geworden. An einem Zweig
oder Ast würden sie aber bestimmt auch schön
aussehen. protokoll: sandra michel
Zirkus der Zukunft
Bei Roncallisind die Tiere nicht aus Fleisch
und Blut, sondern aus Licht und Gegenlicht.
Ist das spannend?
von georg cadeggianini
So groß, dass einem in
der ersten Reihe schon
mal mulmlig werden
kann: der Lichtelefant.
Bienen basteln
Kastanien? Blätter? Der Herbst liefert noch
einen weiteren tollen Bastelstoff: Zapfen aller Art
Undankbarer Job: Weil kein Spieler gerne eine rote Karte, einen Eckstoß oder gar einen Elfmeter
kassiert,ist immer jemand wütend auf den Schiedsrichter – hier sind es Spieler des FC Liverpool.
Den Clown Gensi gibt es gleich zweimal: Erst als holografische Fata
Morgana und später live aus Fleisch und Blut in der Manege.
Am Wochenende sind in Berlin fast 1500 Fuß-
ballspiele ausgefallen. Der Grund: Die Schieds-
richter sind zu Hause geblieben. Nicht einfach
so, sondern aus Protest. Sie wollen nicht län-
ger hinnehmen, dass sie bei ihrer Arbeit stän-
dig beleidigt, bepöbelt, geschlagen, getreten
oder bedroht werden. Vor allem in der Kreis-
und Landesliga fliegen nämlich immer öfter
nicht nur Bälle, sondern auch die Fäuste. Erst
am Sonntag wurde ein Schiedsrichter bei ei-
ner Partie des FSV Münster in Hessen von ei-
nem Spieler so brutal verprügelt, dass er mit ei-
nem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus
geflogen werden musste. Der Vorfall hat eine
Diskussion über Gewalt auf dem Fußballplatz
ausgelöst, ein Einzelfall ist er aber nicht. Allein
in der letzten Saison gab es im Fußball mehr
als 2900 Angriffe auf Unparteiische. In der
Amateurliga haben deshalb immer weniger
Menschen Lust, Spiele zu pfeifen. Doch ohne
Schiedsrichter geht es nicht, jemand muss für
ein faires Spiel sorgen. Was also tun? Die
Schiedsrichter haben da einige Ideen: Sie for-
dern zum Beispiel eine Regelkunde für die
Spieler. Und sie wollen, dass die Vereine bei je-
dem Spiel zwei Ordner abstellen, die ihnen in
brenzligen Situationen helfen sollen. Außer-
dem wünschen sie sich härtere Strafen für ge-
walttätige Spieler, am besten durch Sportge-
richte. In Sachen Strafen hat der FSV Münster
schon einen Anfang gemacht: Nach der Atta-
cke hat der Verein seine Mannschaft aus dem
Spielbetrieb abgemeldet und dem prügelnden
Spieler Hausverbot erteilt – lebenslang. nhm
Kindertipp
Fotos: Jens Howorka (4); Bernhard Schösser(
Die Hologramme sind kein
Ersatzprogramm, sondern
ein neues Zirkuserlebnis
Aktuell Platzangst
Immer wieder werden
Schiedsrichter von
Fußballern angegriffen.
Nun hat ein besonders
brutaler Fall den Sport
erschüttert. Wie geht es
jetzt weiter?
Glitzerlicht statt roter Samt: Auch wenn der Vorhang fällt, gibt es noch
viel zusehen. Etwa Zirkusgründer Bernhard Paul im Heißluftballon.
Die Beamer holen auch Tiere in die Manege, die man dort gar nicht
erwarten würde. Zum Beispiel einen Goldfisch, vor dem jeder Hai
Reißaus nehmen würde. Tiere, mit denen man im Zirkus eher rech-
net, sehen bei Roncalli anders aus: Pferde aus Goldstaub etwa.
Foto: privat
Fotos: dpa
Von Rosalie, 6