Berliner Zeitung - 02.11.2019

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/ (^4) Nr.44, Ausgabe 2./3. November 2019 / 5
Bilder :DGA Architekten
W
er nicht gerade König oder
Kurfürst war,hatte es in Ber-
lin richtig schwer: DieWohn-
verhältnisse der kleinen Leute waren be-
rüchtigt. Schon im Jahr 1796 beklagte
Oberstaatsmedikus Dr.Johann Ludwig
Formey: „Überhaupt tragen die elenden
Wohnungen, die der gemeine Mann in
Berlin hat, zu den Krankheiten dieser
arbeitsamen Klassen unserer Mitbürger
viel bei, und die vielen Bauten in Berlin
sind ein wahres Unglück für sie.“
SchlimmeZustände.Im 19. Jahrhundert
wurden die ersten Mietskasernen er-
richtet,die Menschen lebten auf engs-
tem Raum zusammen. Die Häuser wa-
ren billig gebaut: Zimmer wurden über
lange Mittelflure erschlossen, hatten
keine Kochgelegenheit und keinenWas-
seranschluss.Finstere, feuchte Wohn-
räume, die Überbelegung,die Feuerge-
fahr,die Verschmutzung der Korridore
und des unbefestigten Hofes,denGe-
stank der offenen Sickergruben, den
Ausbruch von Pocken und Scharlach
prägten ein Bild des Elends. Ende des



  1. Jahrhunderts traten die ersten Bau-
    genossenschaften auf den Plan, um ih-
    ren Bewohnern gesunde und geräumige
    Wohnverhältnisse zum erschwinglichen
    Preis zu bieten–auch in Berlin. Bis ins
    erste Drittel des 20. Jahrhunderts ge-
    wann diese Bewegung an Fahrt.


Allesfür die Mitglieder.„Bei Genossen-
schaften werden unternehmerische
Entscheidungen nicht mit Blick auf die
Rendite getroffen, sondern auf die opti-
male Leistung für die Mitglieder“, sagt
Monika Neugebauer von der Berliner
Gilde HeimbauWohnungsbaugegesell-
schaft. „Erwirtschaftete Überschüsse
werden in die Erhaltung und Moderni-
sierung der Bestände, den Neubau und
in den Ausbau unserer Service-Angebo-
te reinvestiert.“

SozialesMiteinander
Doch das Genossenschafts-Leben hört
beim Wohnen noch lange nicht auf.
Neugebauer: „Viele Genossenschaf-
ten bieten Gemeinschaftsräume, Gäs-
te-Wohnungen, Concierge-Services oder
Ferienbetreuung für Kinder an.“

Hilfebei Schulden. „Charlotte Sozial“
heißt ein Angebot der Charlottenburger
Baugenossenschaft. Es richtet sich unter
anderem an Mitglieder,die in finanzi-
elle Bedrängnis geraten sind. „Unsere
Sozialarbeiterinnen helfen, Schritt für
Schritt aus der Schuldenfalle herauszu-
kommen“, erklärt Michael Krebs von
der Charlottenburger Baugenossen-
schaft. Das ist natürlich nicht ganz un-
eigennützig–schließlich hat die Genos-
senschaft ein Interesse daran, dass ihre
Mieten weitergezahlt werden. Doch das

soziale Angebot geht noch weiter: „Wir hel-
fen den Mitgliedern mit den Anträgen, wenn
sie ihreWohnung barrierefrei und altersge-
recht machen wollen“, erläutert Krebs. Das
Motto „ein ganzes Leben bei der Charlotte“
zeigt sich auch in den nachbarschaftlichen
Aktivitäten: Es gibt in den Gemeinschafts-
räumen Kaffeekränzchen, Häkelkurse, aber
auch Computer-Workshops. „Undwir ha-
ben eine ausgiebige Feierlaune“, fügt Krebs
hinzu. Regelmäßige Hoffeste für Mitglieder

und Freunde sind selbstverständlich. Sogar
Geld anlegen kann man bei manchenWoh-
nungsbaugenossenschaften. „Mitglieder
und ihre Angehörigen können bei uns in
denWohnungsneubau investieren“, erklärt
Andrea Zwingelberg,Vorstand des BWV zu
Köpenick eG.

Günstig und kündigungssicher. Genos-
senschaftswohnungen haben zwei große
Vorteile: Die Miete ist meist sehr günstig
–und wer darin wohnt, ist praktisch un-
kündbar.„Eigenbedarfskündigungen gibt
es hier nicht“, sagt Zwingelberg.„Bei uns
kann nurgekündigt werden wegen Miet-
schulden–oder wenn ein Haus abgerissen
wird.“ In letzterem Fall bietet die Genos-
senschaft ihrem Mitglied aber einen gleich-
wertigen Ersatz an.

LangeWarteliste.Werineinem Genossen-
schaftshaus wohnen will, muss Mitglied
werden–die Warteliste ist bei den meisten
Genossenschaften lang, manche nehmen
auch schon gar keine Neumitglieder mehr
auf, weil der Andrang zu groß ist.„Beiuns
sind zirka 1500 Personen als wohnungssu-
chend registriert“, berichtet Zwingelberg.
DerBWV zu Köpenick nimmt noch Mit-
glieder auf. „Wenn jemand ganz aktuell
eineWohnung sucht, geben wir aber den
Hinweis, dass es etwas dauern kann.“
Vonden aktuell 5400Wohnungen werde
immer mal wieder eine frei, aber Interes-

senten müssten schon flexibel sein.„InTrep-
tow-Köpenick können wir noch vergleichs-
weise kurzfristig helfen, in Schmargendorf
kann es schon mehrere Jahre dauern.“

Wunsch, mehr zubauen.Gerne würden die
Genossenschaften noch mehr bauen. Das
Problem ist, an bezahlbares Bauland zu kom-
men.„DerSenat gibt keine Flächen frei“,
schildert Krebs seine Erfahrung. „Daher ver-
dichten wir auf unseren eigenen Grundstü-
cken. Im Falkenhagener Feld mussten des-
halb 20 Gärten weichen.“ Bei zwei Häusern
in Steglitz werden im kommenden Jahr die
Dachgeschosse abgetragen und denkmal-
schutzkonform wieder draufgesattelt.Zum
Teil werden auch Fahrstühle eingebaut,da-
mit die neuen Wohnungen barrierefrei

Gutes undlebenslangesWohnen für ihre


Mitglieder,das sind die erklärten Ziele aller


Wohnungsbaugenossenschaften. Aber das


Leben in Genossenschaftenist nochviel


bunter und vielfältiger.Ein Einblick


DieWartelistender


meisten Genossenschaften


sind ziemlich lang.


...


Leben in


Genossenschaften


„CharlotteSozial“hilft


Mitgliedern, diefinanziell in


Bedrängnis geraten sind.


Zukunftsmusik: erste Pläne
desBWV-Projekts in Falkenberg.

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