Berliner Zeitung - 02.11.2019

(nextflipdebug5) #1

Ein solidarisches, friedliches


DeutschlandistderWunsch


Ja,wir sollten unserenBlick nach
vornerichten und lebendige
Demokratie als Chance begreifen,
nicht alsBallast, egal woher
jemand ursprünglich kommt.
Auch ich wünschemir ein„kon-
struktives,solidarisches und fried-
lichesDeutschland“. Allerdings
halte ich denPopulismusbegriff für
hinterfragenswert.Erist ein
Kampfbegriff derjenigen, die sich
alsMitte derGesellschaft definie-
renund sich dasRecht herausneh-
men, anderen zu unterstellen, sie
gehörten nicht dazu.Aufdiese
Weise wirdmanProtestwähler
weiter der AfD überlassen und den
Fehlerzementieren, die Linke für
nichtkompromiss-undbündnisfä-
higzuerklären.HerrRamelow,
HerrLederer, FrauWagenknecht
werden sich ihrenTeil denken.
EineStadt, einLand,rundeTische.
DaswäremeineDebattenüber-
schrift gewesen.VieleMeinungen,
tja und dann?
Barbara Esch-Eckertper Mail


Keine gemeinsame


Verfassung


(ZumBeitragvonMartinaWey-
rauch)Sieschreiben, „DerWunsch
nach einer gemeinsamen deut-
schenVerfassung konnte sich nicht
erfüllen.“IchwäreIhnen sehrver-
bunden,wennSiemir dieGründe
dafür benennen könnten,dennin
IhremArtikel hörtsich das an wie
„force majeure“, aberdas kann es
janichtsein.
SusanneWagner per E-Mail


Auf der Karte


sind wir eins


Geografisch sind wir ein Land, ja.
Helmut HaugviaFacebook


Wir brauchenFrieden in der


Welt, keineWaffenexporte


Rein physisch sind wirein Land.
Politikermisthatten dieOssis aber
genug, sieverlangen ordentliche
Politik, nah andenBedürfnissen
normalerEinwohner derRepublik.
WirOssisreagieren,wenn man
eben durch die Linkspartei nicht
bundespolitisch gehörtwird, extre-
mer.Wir brauchenFrieden in der
Welt, keineWaffenexporte.Nor-
maleSteuerpolitik, in der alleFir-
men einzahlen undsich nicht arm
rechnen,wenn die Chefsaus dem
Westen mitMillionen nachHause
gehen.Solange sind wir einig
Zweiland ...
Egon Dahlkeper E-Mail


Die Mehrzahl der Menschen


ist dankbar


Ichbin froh, dass es eineWieder-
vereinigung gab und dieMehrzahl
derMenschenist dankbar,ausge-
nommen die üblichen 13Prozent!
Peter Ottomar viaFacebook


Die Medien benutzenweiter


Ost undWest


Hallo,bezüglich derUmfrage,ob
wir „ein Land“ sind, gibtesvonmir
ein klaresNein!Unterschiedliches
Lohngefüge,unterschiedliche
Schulprüfungslehrpläne usw.Ein
Land solltesich nicht nur landes-
weit durch die gleichen Gängeleien
bzw.Regelnauszeichnen.Selbst
die staatlich finanziertenMedien
schaffen es nicht, dieBegriffeOst
undWest zuvermeiden.
Peter Schirrmal perE-Mail


Köpenickwarimmer


schon beliebt


Ja,zufrieden hier inKöpenick sind
wohl die meisten.GuteWohnlage,
Märkte gleich um die dieEcke,
Krankenhausvorder Tür.Hinzu
kommt die schöneUmgebung.
Nur, es warvor30Jahren auch
nicht schlecht hier.Alle wollten


hier in dieschönenWohnungen.
Ichhabe damals zuletzt auch
schon 155,00OstmarkMiete
bezahlt. Angst,wenn man das so
nennen will, habe ich,wenn dann
in zweiJahren hier Asylbewerber
wohnenwerden.Dastrifft auch auf
dieRuhe hier zu.Weil dieseMen-
schen ganz andereLebensgewoh-
heiten kennen.Beidenen ist nicht
nach 20UhrRuhe imKiez.Da
befürchte ich einSprengstoffpo-
tenzial.AufdemBolzplatzwerden
unsereKiezkinderverdrängt.
P. W.per E-Mail

Der Prozess der inneren
Einheit dauertlange

Wirreden leider mehr übereinan-
der als miteinander.Vorurteilewer-
den dadurch nicht abgebaut.Der
Prozess der innerenEinheit

Deutschlands dauertlänger als
ursprünglich gedacht.Trotzdem ist
meineFreude heute noch genauso
groß wie damals,als dieMauer fiel.
Hans LudwigWernitzvia Twitter

Ein Land
voller Widersprüche

Ja,wir sind einLand.VollerWider-
sprüche und unsichtbarerGrenzen.
Rob Landa via Instagram

Es gibtkeine Ossis
oderWessis

Ichkam am 3.Oktober 1989 nach
Deutschland, alsAuPair damals in
Bad-Kreuznach. Es war schönzu
sehen, wie dieMenschen sich
gefreut haben.NachBerlin kam ich
1993 und ich bin froh, dass die

Mauerwegist. Esgibt keineOssis
oderWessis,esgibt einDeutsch-
land.Eingroßartiges Land.
FaridaChafivia Facebook

Ahnungslos im Umgang
mit der Spaltung

Selbstverständlichsind wir ein
Land.MiteinerSprache,einem
Staatsgebiet, einemRechtssystem,
klar umrissenerNationalität.Aber
wie in so vielen Länder dieserWelt
gibt esSpaltungen: zwischen arm
undreich,Mann undFrau, jung
und alt, fit und bedürftig, exklusiv
egoistisch oderglobal solidarisch
denkend.OstundWest ist da ein
vordreißigJahren hinzugekomme-
nes,wenn auch–aufgrund der kla-
rengeographischenZuordnung –
einvermeintlich besonders
augenfälliges Spaltungskriterium.

Wasoffensichtlich nochnichtver-
standen worden ist, ist, wie inPoli-
tik undGesellschaft mitdiesen
Spaltungen umzugehen ist, umsie
nichtzueinerGefährdung für eine
liberale,zukunftsgewandteDemo-
kratiewerden zu lassen.Wervom
Volk gewähltwerden will, muss
diesem auch etwas bieten.
Georg Sollböhmer per E-Mail

Extremismus durch
fehlende Bildung

Auch mir ist nicht nachFeiern
zumute,angesichtsdesstetig
wachsendenRechtsextremismus in
Deutschland.DieErklärungsversu-
che mit den „abgehängtenOst-
deutschen“ liefernsicher eineSeite
derMedaille.Ich glaube aber,dass
ein erheblicherTeil schlicht durch
fehlendeBildungverursacht wird.

AbstruseGeschichtsdeutungen,
Verschwörungstheorien, Angstvor
demFremden entsteht nach mei-
nerErfahrung durchUnkenntnis
und/oder schlichteDummheit.
FrankFidorravia Webseite

VonBrandenburg
nach Europa

Daszukünftigverteidigungswür-
digeSystem sollteEuropa heißen;
Europa derRegionen.Wirtragen in
diesem zunächst dieIdentität
unser greif- undbegreifbaren
Region, und daslässt uns dieses
Europa,welches genau das zulässt
und fördert, liebens- undverteidi-
gungswerterscheinen.Sowirdein
Schuh draus.ObdieVerwaltungs-
ebenennunGemeinde-Kreis-
Region-BerlinoderGemeinde-
Kreis-Region-Brüsselheißen,ist
letztendlichegal.WenndasGebilde
subsidiärundföderalist,istmirdie
europäischeVariantedefinitivlie-
ber.MehrBrandenburgwagen!
DannklapptesauchmitEuropa!
RenéLehmannviaWebseite

DasZusammenwachsen
muss von beiden ausgehen

Wirmüssen darüber hinaus aber
auch endlichverinnerlichen, dass
einZusammenwachsen immervon
beidenSeiten ausgehen muss.Der
WegführtanIntegrationvonbei-
den/allenSeiten nichtvorbei.Und
er beginnt immer in einem selbst.
Injeder/jedemEinzelnender
Gesellschaft.MitdemFinger auf
anderezuzeigen, bringt nichts –
außer noch mehrTrennung. ICH –
das sind WIR, das ist dieGesell-
schaft alsGanzes.
LuisaFritz viaWebseite

Deutschewerden im
Ausland bewundert

(ZumBeitragvonTorsten Schlüter)
DerSatzmit demBlick, wofür die
Deutschen imAusland bewundert
werden, ist so wichtig, denke ich!
Danke!
Berthild Lorenzvia Facebook

Nicht genügend
zusammengerückt

OstundWest ist nach derWende
meinerMeinung nach nicht genü-
gend zusammengerückt.Wenn
man noch dieBilder sieht, wie
Westdeutsche an derMauer feiern
undaufTrabidächer klopfen, finde
ich es schade,was teilweise hieraus
geworden ist.Nach demMotto:Im
Feiernsind wir zusammen groß,
auchwenn es amEnde in dieHose
geht.Dasist der springendePunkt.
Es hättensichmehrverantwortli-
chePersonenfürStabilität direkt
imOsten engagieren müssen.Dies
wurde leiderversäumt.Manging
zu schnell und zu oberflächlichzur
Tagesordnung über,nach dem
Motto „Egal, wirdschon ...“Ich
hatte schon damalsausderSitua-
tion heraus größteBedenken, aus
meinerErfahrung mit der DDR.
Auch derSoli war nur bedingt
Hilfe,weil er keine direkteHilfe
war.Nur tatsächlicheHilfe kann
denOsten in seinerKaufkraft festi-
gen, in ehrlicherKooperation.Hier
ist vielesverbesserungswürdig.
TorstenMaier viaFacebook

Frau Merkelhat sich selbst
in denFinger geschnitten

(ZumBeitragvonEberhardDiep-
gen)Ichdenke,dass hinter dem
Kommentar zweierlei steckt.
Erstens dieKultur,die fürZusam-
menhalt sorgt, und zweitens die
große Angst, dass bald die CDU
früher alsvorhergesehen an ihrem
Ende anlangt.DieSchönwetter-
front für diesePartei mit ihrer
Schwester CSU ausBayernist zu
Ende.FrauMerkel hat sich mit
ihrer viertenKanzlerschaftselbst in
denFinger geschnitten.EinGroß-
teil ihrer Arbeit ist direkt für die
AfD idealzugeschnitten.
Reiner Morsdorf viaFacebook

Eins und eins


ist eins


„Sind wir ein Land?“, lautete das DebattenthemadieserWoche. Das schrieben die Leser zu den Beiträgen


Reden Sie mit!
Argumente undIdeenbittean
[email protected];
Stichwort: Meinungsfreiheit
Alle Debatten online unter
berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit

Eine Stadt –ein Land –viele Meinungen


Berliner Zeitung·Nummer 255·2./3. November 2019 6
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IMAGO

KARTENVERLOSUNG

Abschlussveranstaltung:Die Debattenserie wird
mit einer Festveranstaltung in derVolksbühne been-
det. DieVeranstaltung findet am Donnerstag,


  1. November,um19:30 Uhr im Großen Saal der
    Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz statt.


Verlosung:Die Berliner Zeitungverlost 30x2Frei-
karten für das Fest. Interessenten schicken eine
E-Mail mit dem Stichwort: „Schabowski“ an die
Adresse [email protected].

Gewinner:Die Gewinnerwerden Anfang derWoche
per E-Mail benachrichtigt.Die Kartenwerden an der
Abendkasse hinterlegt.

I


n derletzten Wocheunserer
Debattenseriestanddas Thema„Sind wir
einLand?“aufdem Programm.Unsere
Kommentatorenäußertensichdazu, wie
sie die Vereinigung erlebt haben und wie
unsereGegenwartdazuimVerhältnissteht.
Dasgroße Ereignis in derjüngeren deutschen
Geschichtelässt niemandenkalt –egalober
oder sie am 9.November 1989dabeiwar oder
nicht. Daszeigtenauch dievielenReaktionen
unsererLeser.
Die Leiterin der Brandenburgischen
Landeszentrale für politische Bildung,
MartinaWeyrauch,betonte,dassdie Einigkeit
der beiden Landesteile in dergemeinsamen
Verantwortungfür einkonstruktives,
solidarisches und friedliches Deutschland
liege –unabhängig davon, wo jemand
geborensei: ob in Neuruppin, Münster,
Warsch au,Hanoi oder Damaskus.
DerfrühereRegierendeBürgermeistervon
Berlin ,Eberhard Diepgen,räumteFehler im
Einigungsprozess ein. Die Treuhandge-
sellschaft habe teilweiseIndustrien in
Ostdeutschland zuschnell privatisiert,ohne
zu prüfen,obein Betrie bsaniertoderanden
Marktangepasst werden könnte.Viele
Ostdeutsche hättenihreHeimat verlassen
müssen, um Arbeit in deralten
Bundesrepublik zu finden. Hier saherauch
etwasPositi ves,denn dieMenschen in
Bayern,Schwaben undSachsenkonnten ihre

Nachbarnvonder anderen Seiteder Elbe
besserkennenlernen.
DiePolitikwissenschaftlerinLydia Lierke
stammtaus dererstenGeneration, dienach
demMauerfall geborenwurde.Ihr fällt es
schwer,30JahreMauerfall zu feiern,weil es in
diesen Jahren eine lange Geschichte von
rassist ischenGewalttaten im vereinigten
Deutschlandgegebenhabe. DerBegriff

„Wiedervereini gung“drängeunweigerlich die
Frageauf,wer vereinigt wurde und unter
welchemAussch lussdie Vereinigungstattfand?
DieDeutschenmüsstendie Geschichte der
letzt en 30 Jahreaufarbeiten, um eine andere
Gesellschaf tschaffen zukönnen.
DerKünstlerTorstenSchlüterberichtete
vonseinerpersönlichenGeschichte.Seine
Elternbefanden sich amTagdes Mauerbaus
beiVerwandten im Westen, doch er,ihr
kleiner Sohn, warbei denGroßeltern im
Osten.Siekehrten zurück und erlebten 28
Jahreein geteiltesLand. In der
Nachwendezeit folgtenJahre, in denen sich
die Ostdeutschen häufiggegenüberden
Westdeutschenbenachteiligtsahen.Schlüter
wünschteine Stärkung ostdeutschen
Selbstwertgefühls,das Publikmachenvon
Erfolgsgeschichtenund mehr Ostdeutsche in
Führungspositionen. Daskönnezumehr
innerer Einheitbeitragen.
DerWuppertaler Schüler Jonathan
Tschuschkestammtaus einer deutsch-
deutschen Familieund gewann einen
Geschichtswettbewerb miteiner Arbeitüber
dieDDR.Ersieht west-und ostdeutsche
Einflüssebei sich undfindetes wichtig, dass
sichauch diejüngereGeneration mit dem
Thema beschäftigt. Doch dasDenken in den
Kategorien Ostund West müsseaufhören.
Leipzigund Wuppertalgehörten für ihnzum
selbenDeutschland,schrieber.(mec.)

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